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Internationales Musikfest Hamburg

26.4. bis 2.6.2024

Jedes Jahr bündelt das Internationale Musikfest Hamburg die Kräfte der hiesigen Konzertszene. Als roter Faden fungiert dabei stets ein Motto, das heimische Klangkörper und hochkarätige Gäste mit Leben füllen – »Krieg und Frieden« heißt es in der kommenden Ausgabe.

»Friede, Friede auf der Erde!« Die Botschaft von Arnold Schönbergs Chorwerk »Friede auf Erden« ist unmissverständlich. Dass sie gleichermaßen Illusion ist, hat nicht nur der Komponist nach Fertigstellung der Partitur selbst eingestanden. Wir alle haben es im vergangenen Jahr in Europa selbst erfahren müssen. Dennoch kann man diese Worte gar nicht oft genug wiederholen. Und so hat Alan Gilbert das spätromantische Werk denn auch gleich für den Auftakt des Internationalen Musikfests Hamburg 2024 ausgesucht.

»Krieg und Frieden« lautet dieses Mal das Motto, in Anlehnung an Leo Tolstois so berühmten wie zeitlosen Roman. Es zeigt, wie Kulturschaffende verschiedener Epochen ihren Umgang mit diesem oft bedrückenden Thema gefunden haben. Sofia Gubaidulina etwa folgt in ihrem großen Oratorium »Über Liebe und Hass« unbeirrbar ihrer Mission, »Liebe dorthin zu bringen, wo Hass regiert«. Nicht fehlen darf bei diesem Musikfest natürlich Beethovens weltumspannende Neunte Sinfonie mit ihrem hymnischen Appell: »Alle Menschen werden Brüder«. Und mit Olivier Messiaens einziger Oper »Saint François d’Assise« über den Friedensstifter und Heiligen Franz von Assisi bringen Kent Nagano und seine Philharmoniker an drei Abenden ein ebenso passendes wie aufwendig inszeniertes Großprojekt auf die Bühne des Großen Saales.

Kontakt

Internationales Musikfest Hamburg
Elbphilharmonie
Platz der Deutschen Einheit 4
D-20457 Hamburg

Telefon: +49 40 357 666 0
Fax: +49 40 357 666 43
E-Mail: mail@elbphilharmonie.de

Bewertungschronik

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Bewertungen & Berichte Internationales Musikfest Hamburg

Konzert

NDR Elbphilharmonie Orchester / Thomas Hampson / Alan Gilbert

Schönberg: Friede auf Erden / Weill: Whitman Songs / Ives: Sinfonie Nr. 4 – Eröffnung Internationales Musikfest Hamburg

NDR Elbphilharmonie Orchester
Prager Philharmonischer Chor
Thomas Hampson, Bariton
Dirigent: Alan Gilbert


Arnold Schönberg: Friede auf Erden für gemischten Chor a cappella op. 13
Kurt Weill: Four Walt Whitman Songs
Charles Ives: Sinfonie Nr. 4

Krieg und Frieden

»Friede, Friede auf der Erde!« Die Botschaft von Arnold Schönbergs Chorwerk »Friede auf Erden« ist unmissverständlich. Dass sie gleichermaßen Illusion ist, hat nicht nur der Komponist nach Fertigstellung der Partitur selbst eingestanden. Wir alle müssen es in unserer Gegenwart erfahren. Gerade deswegen aber kann man diese Worte gar nicht oft genug wiederholen. Und so hat Alan Gilbert das spätromantische Werk denn auch gleich für den Auftakt des Internationalen Musikfests Hamburg 2024 ausgesucht. »Krieg und Frieden« lautet dieses Mal das Motto, in Anlehnung an Leo Tolstois so berühmten wie zeitlosen Roman.

Für das Eröffnungskonzert mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester kehrt Starbariton Thomas Hampson zurück und interpretiert die »Walt Whitman Songs« von Kurt Weill, die dieser 1941 im amerikanischen Exil kurz nach dem Angriff auf Pearl Harbor schrieb. Die Texte der mal aufsässigen, mal berührenden Lieder schrieb Whitman – laut Weill das erste echte poetische Talent der USA – während des amerikanischen Bürgerkriegs.

Zum Abschluss steht Charles Ives’ Vierte Sinfonie auf dem Programm, jener »Urknall der amerikanischen Moderne« (Alan Gilbert). Mit ihr ließ der große Pionier musikalischer Collagen 1925 selbst die kühnsten seiner Träume wahr werden: Wie viele Tempi, Tonarten und Rhythmen kann man gleichzeitig erklingen lassen, ohne dass das totale Chaos herrscht? Auf diese Frage gibt das aufregende Werk eine spektakuläre Antwort. Es ist für jedes Orchester eine große Herausforderung – so groß, dass der Komponist selbst zu seinen Lebzeiten nie eine komplette Aufführung der viersätzigen Sinfonie erlebte. Nun stürzen sich Alan Gilbert und seine Musiker:innen zusammen mit dem Prager Philharmonischen Chor in das fulminante Abenteuer.

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Konzert

Duruflé: Requiem

NDR Vokalensemble / Thomas Cornelius / Klaas Stok

NDR Vokalensemble
Thomas Cornelius, Orgel
Leitung: Klaas Stok


Marcel Dupré: O salutaris / aus: Quatre Motets op. 9
Maurice Duruflé: Quatre motets sur des thèmes grégoriens op. 10
Requiem op. 9

Nicht viele Werke des 20. Jahrhunderts stehen heute so selbstverständlich auf den Konzertprogrammen wie die Musik des 1986 gestorbenen Maurice Duruflé. Besonders seine geistliche Vokalmusik erfreut sich anhaltender Beliebtheit, sicherlich auch wegen ihrer eingängigen Klangsprache.

Duruflé hatte wenig Interesse daran, mit der Tradition zu brechen, in seinem Requiem von 1947 setzte er sich mit der Vorlage des zwei Generationen älteren Gabriel Fauré auseinander und ließ seiner Begeisterung für den Gregorianischen Choral freien Lauf. Rückwärtsgewandt ist das Werk dennoch nicht: Im Gegensatz zu den opernhaften Vertonungen der Totenmesse im 19. Jahrhundert rückte Duruflé weniger die Qualen des Jüngsten Gerichts als die jenseitige Erlösung in den Mittelpunkt.

In der Kulturkirche Altona kommt die zweite von insgesamt drei Fassungen des Requiems zur Aufführung. Duruflé – wohl selbst überrascht vom großen Erfolg seines Werks – hat hier bald nach der Uraufführung die üppige Orchesterbesetzung auf die Orgel übertragen.

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Konzert

Charlie Chaplin: The Great Dictator

Filmkonzert mit den Symphonikern Hamburg und Timothy Brock

Symphoniker Hamburg
Dirigent: Timothy Brock


The Great Dictator (Regie: Charlie Chaplin, US 1940)
Film mit Originalmusik von Charlie Chaplin und Meredith Willson

Ein Stück Filmgeschichte

Es ist eines der großen Meisterwerke der Filmgeschichte, »vielleicht der bedeutsamste Film, der je produziert wurde« (New York Times): Mit »The Great Dictator« schuf Charlie Chaplin nicht nur eine Satire auf Adolf Hitler und den Nationalsozialismus, sondern auch ein allgemeines Manifest gegen Krieg und Totalitarismus. In der Eröffnungswoche des Internationalen Musikfests Hamburg, das unter dem Motto »Krieg und Frieden« steht, wird der Film auf großer Leinwand in der Elbphilharmonie gezeigt – mit Live-Soundtrack, gespielt von den Symphonikern Hamburg.

Wie bei seinen früheren Filmen war Chaplin auch bei »The Great Dictator« für Drehbuch, Regie und Produktion gleichermaßen verantwortlich. Und er spielte auch die beiden Hauptrollen: die des Tyrannen Anton Hynkel und die des jüdischen Friseurs, der im Ghetto von Hynkels Sturmtruppen terrorisiert wird. Wegen der großen Ähnlichkeit der beiden kommt es am Ende des Films zur Verwechslung und zu jener berühmt gewordenen Rede, in der der »falsche« Diktator die große Bühne nutzt und in einem flammenden Appell zu Menschlichkeit und Weltfrieden aufruft.

Gezeigt wird »The Great Dictator«, Chaplins erster Tonfilm, im englischen Original mit dem Originalsoundtrack von Charlie Chaplin und Meredith Willson. Zur Entstehung der Musik erklärt der Komponist Willson: »Wir haben den Film zusammen in 70 Sequenzen unterteilt und haben über Wochen für jede Sequenz die passende Musik geschrieben.« Chaplin sei bei diesem Prozess weit mehr gewesen als nur ein gelegentlicher Ideengeber: »Ich habe noch nie einen Mann getroffen, der sich so dem Ideal der Perfektion verschrieben hat wie Charlie Chaplin. Ich war ständig erstaunt über seine Aufmerksamkeit für Details, sein Gespür für die exakte musikalische Phrase oder das Tempo, um die von ihm gewünschte Stimmung auszudrücken.«

Neben der eigenen Musik wussten Willson und Chaplin auch zwei fremde Werke auf legendäre Weise einzusetzen: Die Szene, in der Chaplin als Friseur einen Kunden zu den Rhythmen von Johannes Brahms’ Ungarischem Tanz Nr. 5 rasiert, ging ebenso in die Filmgeschichte ein wie der Tanz des Diktators Hynkel mit der aufgeblasenen Weltkugel zu den Klängen von Richard Wagners Lohengrin-Vorspiel.

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Konzert

London Symphony Orchestra / Janine Jansen / Sir Antonio Pappano

Boulanger: D’un matin de printemps / Barber: Violinkonzert / Rachmaninow: Sinfonie Nr. 2

London Symphony Orchestra
Janine Jansen, Violine
Dirigent: Sir Antonio Pappano


Lili Boulanger: D’un matin de printemps (Fassung für Orchester)
Samuel Barber: Konzert für Violine und Orchester op. 14
Sergej Rachmaninow: Sinfonie Nr. 2 e-Moll op. 27

Musik zum Dahinschmelzen

Drei sehr unterschiedliche musikalische Charaktere treffen bei diesem britischen Besuch aufeinander: eine junge Französin, ein amerikanischer Klassiker und mit dem Russen Sergej Rachmaninow der »letzte Romantiker« der Musikgeschichte. Der neue Chefdirigent des London Symphony Orchestra Sir Antonio Pappano und die niederländische Geigerin Janine Jansen nutzen diese besondere Gelegenheit, um ihre Vielseitigkeit unter Beweis zu stellen.

Was hätte aus Lili Boulanger werden können, die ihren farbenprächtigen »Frühlingsmorgen« 1918 im Alter von 25 komponierte? Da sie nur kurz darauf starb, wissen wir es nicht, doch dass sie zu den größten Talenten ihrer Generation gehörte, steht außer Frage. Von einer vielversprechenden Hoffnung zu einem der bedeutendsten Komponisten seiner US-amerikanischen Heimat jedenfalls mauserte sich Samuel Barber, der mit dem 1941 uraufgeführten Violinkonzert op. 14 eines seiner populärsten Werke schuf.

Apropos Beliebtheit beim Publikum: Hier spielt Rachmaninows Zweite Sinfonie in einer ganz eigenen Liga. Nicht zuletzt der dritte Satz des 1908 in Sankt Petersburg uraufgeführten Werks hat Generationen von Konzertbesucher:innen zum Dahinschmelzen gebracht.

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Konzert

London Symphony Orchestra / Alison Balsom / Sir Antonio Pappano

Ponchielli: Elegia / Marsalis: Trompetenkonzert / Vaughan Williams: Sinfonie Nr. 5

London Symphony Orchestra
Alison Balsom, Trompete
Dirigent: Sir Antonio Pappano


Samuel Barber: Adagio for Strings op. 11
Wynton Marsalis: Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur
Ralph Vaughan Williams: Sinfonie Nr. 5 D-Dur

America meets Britain

Ganz bewusst hat Startrompeterin Alison Balsom in den letzten Jahren ihr Konzertpensum reduziert, um sich auf ihre Herzensprojekte konzentrieren zu können. Ein Glück, dass die britische Musikerin nicht Nein sagen konnte, als eines der besten Orchester unserer Zeit anfragte, ob sie den Solopart in Wynton Marsalis’ 2022 komponiertem Trompetenkonzert übernehmen würde.

Dem amerikanischen Musiker ist es als einem der wenigen gelungen, sich sowohl im Jazz als auch in der Klassik als Spitzentrompeter zu etablieren, von seinem Einsatz für den Jazz in der Kulturwelt und die Rechte afroamerikanischer Musiker:innen ganz zu schweigen. In der zweiten Konzerthälfte wird es dann britisch: Das London Symphony Orchestra spielt die Fünfte Sinfonie von Ralph Vaughan Williams, der mit diesem Werk in den düsteren Weltkriegsjahren bis 1943 eine Partitur von geradezu leuchtender Schönheit schuf.

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Konzertante Aufführung

Wagner: Die Walküre

Concerto Köln / Kent Nagano

Concerto Köln
Dresdner Festspielorchester
Derek Welton, Wotan
Maximilian Schmitt, Siegmund
Sarah Wegener, Sieglinde
Åsa Jäger, Brünnhilde
Patrick Zielke, Hunding
Dirigent: Kent Nagano


Richard Wagner: Die Walküre / Oper in drei Aufzügen WWV 86B
Konzertante Aufführung

Von Krieg und Frieden, Vertrag und Verrat

Richard Wagners Oper »Die Walküre« verhandelt leidenschaftlich große Fragen von Liebe und Verrat, Treue und Auflehnung. Gott Wotan wollte statt mit Gewalt durch Verträge herrschen, verstrickt sich aber mit Wortbrüchen in immer mehr Probleme, bis Blut fließt. Lösungen finden sich so nicht und Wotan seufzt schließlich: »Nur eines will ich noch: das Ende!« Da durchkreuzt Tochter Brünnhilde seine Pläne… Beim Internationalen Musikfest ist die Oper unter der Leitung von Kent Nagano erstmals im historischen Originalklang zu erleben.

Kent Nagano dirigiert hier nicht »seine« Klangkörper der Hamburgischen Staatsoper, sondern das Concerto Köln, das Dresdner Festspielorchester und eine hochkarätige Sänger:innenbesetzung, die Spiel- und Gesangstechniken des 19. Jahrhunderts nachspüren. »Intimere Farben, ein vielschichtiger, durchsichtiger Klang, befreit vom Ballast der Jahrhunderte«, freuen sich die Ausführenden selbst auf das Projekt, das auf die transparente Akustik im Großen Saal der Elbphilharmonie zugeschnitten scheint. So erklingt auch Wagners vielleicht berühmtestes Stück, der »Walkürenritt« – einst genutzt von Regisseur Francis Ford Coppola als Begleitmusik zu einem Hubschrauberangriff im Antikriegsfilm »Apocalypse Now« – in neuer Gestalt.

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Jazz

Júlio Resende Fado Jazz Ensemble

»Sons of Revolution«

Júlio Resende Fado Jazz Ensemble
Júlio Resende, piano
Bruno Chaveiro, Portuguese guitar
André Rosinha, bass
Alexandre Frazão, drums


Musikalische Revolution

Er ist Jazzpianist, liebt aber auch die melancholisch-schönen Lieder des Fado. Also hat Júlio Resende sich sein eigenes Genre geschaffen: »Fado Jazz«. Für »seine Fähigkeit, Portugals tief emotionale Musik am Piano neu zu erfinden« (Songlines) wird er sowohl im Mutterland des Fado als auch darüber hinaus gefeiert. Mit seinem eingespielten Quartett, in dem vor allem die kleine, lautenähnliche Guitarra portuguesa für die typische Fado-Klangfarbe sorgt, stellt Resende nun sein neuestes Album »Sons of Revolution« vor.

Gewidmet hat Júlio Resende das Album der portugiesischen Nelkenrevolution. Mit dem friedlichen Putsch endete 1974 das Regime von António de Oliveira Salazar und damit eine 40-jährige Diktatur. Die Revolution ebnete nicht nur den Weg für die Demokratie in Portugal, sie sorgte auch für das Ende der portugiesischen Kolonialherrschaft in Mosambik und Angola.

»Ohne die Nelkenrevolution wäre ich nicht auf der Welt«, sagt Júlio Resende. »Mein Vater stammt aus Angola und emigrierte nach der Revolution nach Portugal, wo er meine Mutter kennenlernte. Die Freiheit, das auszudrücken, was ich denke und fühle, bedeutet mir sehr viel. Und das ist auch das Wichtigste im Jazz: Die einzige Konstante in dieser Musik ist die Idee der Freiheit.« Vor diesem Hintergrund komponierte Resende für »Sons of Revolution« wunderbar-kraftvolle Melodien, die die Aufbruchsstimmung, den Geist des Fado und die Unabhängigkeit des Jazz in sich vereinen.

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Gespräch

»Das Echo der Zeit« / Gesprächskonzert

Alan Gilbert im Gespräch mit dem Autor Jeremy Eichler

Alan Gilbert, Gespräch and Violine
Jeremy Eichler, Gespräch
Julius Beck, Violine
Jan Larsen, Viola
Aline Saniter, Viola
Phillip Wentrup, Violoncello
Katharina Kühl, Violoncello
Michael Rieber, Kontrabass


Alan Gilbert im Gespräch mit dem Autor Jeremy Eichler

Richard Strauss: Metamorphosen / Bearbeitung für Septett

Kulturelles Gedächtnis in Tönen

Wie erinnern sich Gesellschaften? Mit Geschichtsbüchern, Archiven – oder mit Musik! In seinem jüngst erschienenen Buch »Time’s Echo« untersucht der US-amerikanische Autor und Musikkritiker Jeremy Eichler (»The Boston Globe«), wie Komponisten wie Richard Strauss, Arnold Schönberg und Dmitri Schostakowitsch den Zweiten Weltkrieg erlebten und ihre Erfahrungen später in bewegenden Werken verarbeiteten. Im Gespräch mit Alan Gilbert, Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters, spricht Eichler über sein leidenschaftliches Plädoyer für die Macht der Musik als kulturelles Gedächtnis. Thematisch passend präsentieren Mitglieder des Orchesters die Streichseptett-Version von Strauss’ berühmten »Metamorphosen«, die der Komponist angesichts der Kriegszerstörungen seiner Heimatstadt München schrieb.

Hinweis: Das Gespräch findet in englischer Sprache statt.

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Konzert

NDR Elbphilharmonie Orchester / Alan Gilbert

Schönberg: Ein Überlebender aus Warschau / Beethoven: 9. Sinfonie

NDR Elbphilharmonie Orchester
Rundfunkchor Berlin
Susanna Phillips, Sopran
Gerhild Romberger, Alt
Maximilian Schmitt, Tenor
John Lundgren, Bass
Dominique Horwitz, Sprecher
Dirigent: Alan Gilbert


Arnold Schönberg: A Survivor from Warsaw (Ein Überlebender aus Warschau) für Erzähler, Männerchor und Orchester op. 46
Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125

Musikalisches Mahnmal und ein weltberühmtes Finale

Es hat nur die Dauer von sieben Minuten und ist trotzdem monumental: Arnold Schönbergs Melodram »Ein Überlebender aus Warschau«. Das Werk beginnt gleich mit einem heftigen Trompetensignal. Der wieder zum jüdischen Glauben zurückgekehrte Komponist hatte es 1947 als Mahnmal zum Gedenken an den Aufstand im Warschauer Ghetto geschaffen. In seine Musik mischt sich die Schilderung eines in der Kanalisation verborgenen Erzählers, daneben deutsche Befehle, martialische Rhythmen – und schließlich die hoffnungsvollen hebräischen Worte des »Schma Jisrael«, mit dem die Juden sich auf den Tod vorbereiten.

Dominique Horwitz, selbst Sohn jüdischer Eltern, verkörpert den Sprecher. Wie kaum ein Zweiter ist der französisch-deutsche Schauspieler und Chansonier gefragt, wenn es um musikalisch-literarische Werke geht – von Tom Waits »Black Rider« bis zu Strawinskys »Geschichte vom Soldaten«. Auch die Solist:innen des zweiten Programmteils haben klangvolle Namen, unter ihnen sind die US-amerikanische Sopranistin Susanna Phillips, die Altistin Gerhild Romberger und der schwedische Bass John Lundgren.

»Krieg und Frieden« – unter dem Motto steht das Internationale Musikfest Hamburg, und so legt Chefdirigent Alan Gilbert mit seinem NDR Elbphilharmonie Orchester den Schwerpunkt auf ein Werk der Hoffnung und Brüderlichkeit: Ludwig van Beethovens weltberühmte Neunte Sinfonie. Ihr furioses Finale gipfelt in Friedrich Schillers Versen »Alle Menschen werden Brüder«, die sich gegen alle zerstörerischen Kräfte durchsetzen. Die Sinfonie im großen Jubelchor enden zu lassen: damit traf Beethoven nicht nur zu seiner Zeit einen Nerv. Heute kennt jeder seine Melodie als Europahymne. Sogar die Länge der Compact Disc wurde danach ausgerichtet, dass sie Beethovens überdimensionierte Neunte ohne Unterbrechung abspielen konnte.

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Konzert

Geistliche Gesänge – drei Religionen, ein Gott

Musik aus den christlichen, jüdischen und islamischen Traditionen

Françoise Atlan, Gesang
Patrizia Bovi, Gesang
Fadia El-Hage, Gesang
Peppe Frana, Laute
Gabriele Miracle, Dulcimer, Schlagwerk


Musik aus den christlichen, jüdischen und islamischen Traditionen

Drei Religionen, eine Musik

Ob Islam, Juden- oder Christentum – ohne Musik und Gesang wäre keine der drei abrahamitischen Weltreligionen denkbar. Und auch wenn religiöse Konflikte die Welt immer wieder erschüttern, zeigen sich in der traditionellen geistlichen Musik ihre gemeinsamen Wurzeln. Drei Sängerinnen, deren Biografien kaum besser zu dem Projekt passen könnten, laden zu einer faszinierenden musikalischen Entdeckungsreise durch die Kulturen und Religionen.

Patrizia Bovi ist tief in der italienischen Musik des Mittelalters und der Renaissance verwurzelt. Fadia El-Hage wuchs in Beirut auf und studierte sowohl dort als auch in Deutschland Gesang; sie ist in der europäischen Musik sowie in arabischen Maqam-Skalen zu Hause. Françoise Atlan ist mit jüdisch-algerischen Wurzeln in Frankreich geboren und hat die musikalische Vielfalt des sephardischen Judentums im Mittelmeerraum zu ihrem Repertoire gemacht.

Gemeinsam präsentieren die drei ein breites musikalisches Programm: Muslimische Sufi-Gesänge, die zum Gebet aufrufen oder den Vollmond besingen. Aus der jüdischen Tradition kommen Auszüge aus dem alttestamentarischen Hohelied Salomos und Lieder aus Marokko und dem Balkan, wo die jüdische Bevölkerung Spaniens nach der Vertreibung 1492 Zuflucht suchte. Und das Christentum wird musikalisch vertreten durch mittelalterliche Kompositionen von Hildegard von Bingen, aber auch durch Gesänge aus Korsika, dem Libanon und Spanien.

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Konzert

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin / Christian Tetzlaff / Vladimir Jurowski

Martinů: Mahnmal für Lidice / Suk: Fantasie für Violine op. 24 / Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 8

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Christian Tetzlaff, Violine
Dirigent: Vladimir Jurowski


Bohuslav Martinů: Mahnmal für Lidice
Josef Suk:
Meditation über den altböhmischen St.-Wenzels­Choral op. 35a
Fantasie für Violine und Orchester op. 24
Dmitri Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 8 c-Moll op. 65

Musik gegen den Krieg

Entstanden 1943, zählt Dmitri Schostakowitschs Achte Sinfonie zu den sogenannten »Kriegssinfonien«, und mit ihrer Klanggewalt nimmt sie auf das Grauen ihrer Zeit unzweifelhaft Bezug. Doch wie so oft bei Schostakowitsch offenbart die Musik noch weitere Deutungsebenen. Schrieb Schostakowitsch sich gar selbst in die Musik hinein, wie der Dirigent Kurt Sanderling vermutete? Dem Rätsel auf die Spur kommen kann man nun im Konzert mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, das das Werk unter seinem aktuellen Chefdirigenten Vladimir Jurowski beim Internationalen Musikfest Hamburg aufführt.

Auch Bohuslav Martinůs kurze sinfonische Dichtung »Denkmal für Lidice« entstand mitten im Krieg. Das Stück erinnert an die mehr als 300 Menschen aus dem tschechischen Lidice, die im Juni 1942 von den Nazis ermordet wurden.

Von Josef Suk, der zu den führenden tschechischen Komponisten seiner Zeit gehörte, heute jedoch oft im Schatten seines Schwiegervaters Antonín Dvořák steht, erklingen schließlich noch die Fürbitte an den heiligen Wenzel, den Schutzheiligen Böhmens, sowie mit der Fantasie für Violine und Orchester eine echte Repertoire-Rarität. Bei letzterer darf man sich besonders auf Christian Tetzlaff, den Solisten mit Hamburger Wurzeln, freuen.

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Konzert

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg / Nils Mönkemeyer / Kent Nagano

Tarnopolski: Im Dunkel vor der Dämmerung / Beethoven: »Eroica«-Sinfonie

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Andreas Ottensamer, Klarinette
Nils Mönkemeyer, Viola
Edicson Ruiz, Kontrabass
Dirigent: Kent Nagano


Vladimir Tarnopolski:
Im Dunkel vor der Dämmerung für Klarinette, Viola, Kontrabass und Orchester (Uraufführung) / Kompositionsauftrag von Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica«

Neue Wege

Der russische Komponist Vladimir Tarnopolski ist in der zeitgenössischen Musik gewiss kein Unbekannter. Seine Werke wurden in den vergangenen Jahrzehnten bei vielen großen Festivals aufgeführt. Er erhielt zahlreiche Preise und veröffentlichte viele seiner Werke auf CD. Als Professor für Komposition am Moskauer Tschaikowsky-Konservatorium gab er sein Wissen bereits einer ganzen Generation an Nachwuchs-Komponist:innen weiter. »Im Dunkel vor der Dämmerung« lautet der Titel eines neuen Auftragswerks des Philharmonischen Staatsorchesters, das hier uraufgeführt wird.

»Sinfonia eroica« betitelte Ludwig van Beethoven 1804 seine dritte Symphonie, eine »heldische Symphonie, komponiert, um die Erinnerung an einen großen Menschen zu feiern«. Ob dieser »große Mensch« der kleine Napoleon sein sollte – zunächst vermutlich schon. Doch eine entsprechende Widmung hat Beethoven wohl vernichtet, da die eigenhändige Kaiserkrönung des Korsen für den Komponisten ein herber Verrat an den republikanischen Ideen der französischen Aufklärung war. War vielleicht Beethoven selbst ein Held? Ein Neuerer im musikhistorischen Sinne? Schließlich geht er mit seiner »Eroica« wahrhaft neue Wege.

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Klavierkonzert

Mao Fujita / Klavierabend

FAST LANE – Junge Spitzenmusiker:innen auf der Überholspur

Mao Fujita, Klavier

Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate für Klavier B-Dur KV 315c
Déodat de Séverac: Les fêtes / aus: Cerdaña – Cinq études pittoresques
Frédéric Chopin: Barcarolle Fis-Dur op. 60
Sergej Prokofjew: Sonate f-Moll op. 1
Robert Schumann:
Arabeske C-Dur op. 18
Kreisleriana / Acht Fantasiestücke für Klavier op. 16

Streifzug durch Klassik und Romantik

Mit gerade einmal 24 Jahren ist Mao Fujita bereits auf den großen Bühnen dieser Welt und an der Seite bedeutender Orchester wie den Münchner Philharmonikern, dem Royal Concertgebouw Orchestra und dem Lucerne Festival Orchestra zu Hause. In seiner Heimatstadt studierte er am Tokyo College of Music; zurzeit verfeinert er sein Spiel im Studium bei Kirill Gerstein in Berlin. Auch für seine Einspielung sämtlicher Mozart-Sonaten hat er viel Lob bekommen: »Man spürt seine Freude an den vielen, oft auch witzigen Details«, freute sich der NDR.

Mit Mozart eröffnet Fujita nun auch seinen ersten Soloabend in der Elbphilharmonie. Der abwechslungsreiche Streifzug durch Klassik und Romantik geht weiter mit einer Barcarolle Frédéric Chopins, der ihm gewidmeten »Kreisleriana« Robert Schumanns, Sergej Prokofjews imposanter f-Moll-Sonate – und hält mit dem ebenso träumerischen wie verspielten »Les fêtes« aus der Feder des französischen Impressionisten Déodat de Séverac zudem eine spannende Rarität bereit.

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Klavierkonzert

Elisabeth Leonskaja / Klavierabend

Sonaten von Johannes Brahms

Elisabeth Leonskaja, Klavier

Johannes Brahms:
Sonate Nr. 1 C-Dur op. 1
Sonate Nr. 2 fis-Moll op. 2
Sonate Nr. 3 f-Moll op. 5

Grande Dame des Klaviers

Zweifellos zählt die Pianistin Elisabeth Leonskaja zu den Koryphäen ihres Fachs. Seit ihrem Durchbruch bei den Salzburger Festspielen 1979 feiert die gebürtige Russin, die seit mehr als 40 Jahren in Wien lebt, einen Welterfolg nach dem anderen. Für ihre besonderen Verdienste um die Musik erhielt sie 2006 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst Erster Klasse – eine Auszeichnung, die 110 Jahre zuvor an keinen Geringeren als Johannes Brahms verliehen wurde. In der Elbphilharmonie spielt Leonskaja nun alle drei Brahms-Sonaten an einem Abend.

Ein wahrlich meisterhaftes Unterfangen, stehen die Klaviersonaten von Johannes Brahms doch in dem Ruf, nicht nur zu den schönsten, sondern auch zu den anspruchsvollsten Werken ihrer Art zu gehören. Das erkannte 1853 bereits der vielleicht einflussreichste Komponist und Musikkritiker seiner Zeit: Robert Schumann. In Düsseldorf begegnete er dem 20-jährigen Brahms, der ihm am Klavier seine gerade fertiggestellten Sonaten vorspielte. Hellauf begeistert griff Schumann sofort zur Feder und schwärmte in den höchsten Tönen: »Es waren Sonaten, mehr verschleierte Sinfonien. Und dann schien es, als vereinigte er, als Strom dahinbrausend, alle wie zu einem Wasserfall, über die hinunterstürzenden Wogen den friedlichen Regenbogen tragend und am Ufer von Schmetterlingen umspielt und von Nachtigallenstimmen begleitet.«

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Konzert

Gubaidulina: Der Zorn Gottes

hr-Sinfonieorchester / Baiba Skride / Maxime Pascal

hr-Sinfonieorchester Frankfurt
Baiba Skride, Violine
Dirigent: Maxime Pascal


Igor Strawinsky: Sinfonie in drei Sätzen
Sofia Gubaidulina: Dialog: Ich und Du / Konzert für Violine und Orchester Nr. 3
Olivier Messiaen: L’ascension / Quatre méditations symphoniques
Sofia Gubaidulina: Der Zorn Gottes

Glaube und Menschlichkeit

Der Glaube ist das zentrale Thema im Leben und in der Musik von Sofia Gubaidulina. 1970 ließ sich die Komponistin, der das diesjährige Internationale Musikfest Hamburg einen Schwerpunkt widmet, russisch-orthodox taufen. Ihre Verbundenheit mit dem göttlichen Kosmos prägt ihr gesamtes Schaffen und offenbart sich in zahlreichen religiös inspirierten Werktiteln. So auch in »Der Zorn Gottes«, ihrem erst 2022 uraufgeführten »grandios apokalyptisches Orchesterwerk« (Süddeutsche Zeitung), in dem sich Gubaidulina mit dem Thema des Jüngsten Gerichts auf ein immer wieder auftauchendes Motiv der Bibel bezieht und dieses klanggewaltig in Szene setzt.

Zuvor widmet sich die in Hamburg lebende, lettische Violinistin Baiba Skride Gubaidulinas Drittem Violinkonzert »Dialog: Ich und Du«. Inspiriert wurde es vom gleichnamigen Buch Martin Bubers aus dem Jahr 1923, in dem der jüdische Philosoph und Theologe die Beziehungen von Menschen beschrieb.

Ergänzt werden diese beiden Werke von Olivier Messiaens Orchesterwerk »L’ascension« über die Himmelfahrt Christi und zum Auftakt von Igor Strawinskys Sinfonie in drei Sätzen von 1946, in der der Komponist seine »schwierige Zeit mit ihren heftigen und wechselnden Ereignissen« verarbeitete.

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Liederabend

Günther Groissböck / Malcolm Martineau

Liederabend: »Der Mensch liegt in größter Not«

Günther Groissböck, Bass
Malcolm Martineau, Klavier


Robert Schumann:
Der Soldat »Es geht bei gedämpfter Trommel Klang« / aus: Fünf Lieder op. 40
Der Spielmann / aus: Fünf Lieder op. 40
Da liegt der Feinde gestreckte Schar / aus: Vier Husarenlieder op. 117
Die beiden Grenadiere »Nach Frankreich zogen zwei Grenadier’« / aus: Romanzen und Balladen op. 49

Johannes Brahms:
Dein blaues Auge / aus: Acht Lieder und Gesänge op. 59
Die Mainacht / aus: Vier Gesänge op. 43
Unbewegte laue Luft / aus: Lieder und Gesänge op. 57
Heimweh II / aus: Neun Lieder und Gesänge op. 63
Vier ernste Gesänge op. 121

Modest Mussorgsky: Lieder und Tänze des Todes

Gustav Mahler:
Nicht wiedersehen / aus: Des Knaben Wunderhorn
Revelge / aus: Des Knaben Wunderhorn
Zu Straßburg auf der Schanz / aus: Des Knaben Wunderhorn
Der Tamboursg’sell / aus: Des Knaben Wunderhorn
Urlicht / aus: Des Knaben Wunderhorn

Der Tod gibt sich die Ehre

Günther Groissböcks Karriere führt von Wien über New York bis Bayreuth an die größten Opernhäuser der Welt. Doch nicht nur mit Wagner, Strauss und Co. sorgt der steierische Bass mit seiner sonoren Stimme für Begeisterung beim Publikum. Auch als sensibler und vielseitiger Liedsänger ist er regelmäßig auf den Konzertpodien zu Gast, mit einem besonders bewegenden Programm im Rahmen des Internationalen Musikfests Hamburg nun erstmals in der Elbphilharmonie. Begleitet wird er von einem der profiliertesten Pianisten seines Faches, Malcolm Martineau.

Passend zum Festival-Motto »Krieg und Frieden« hat Groissböck ein Programm zusammengestellt, das sich um Themen wie Tod und Vergänglichkeit dreht. Die erste Konzerthälfte spannt mit Liedern von Robert Schumann und Johannes Brahms einen Bogen von Sehnsucht und Leidenschaft im Leben zu zynischer Kriegsbegeisterung selbst angesichts des Todes. Den Höhepunkt bilden die »Vier ernsten Gesänge« von Brahms, die er als Reaktion auf den Tod seiner Freundin Clara Schumann komponierte – und mit denen er sich selbst vom Leben verabschiedete. Die tiefgründige Reflexion über die letzten Dinge endet tröstlich: »Nun aber bleibet Glaube. Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.«

In der zweiten Konzerthälfte entfalten Gustav Mahlers Lieder wie »Revelge« und »Zu Straßburg auf der Schanz«, für die er auf Texte der romantischen Gedichtsammlung »Des Knaben Wunderhorn« zurückgriff, schaurige Kriegsszenerien. Der russische Komponist Modest Mussorgsky lässt in seinen »Liedern und Tänzen des Todes« musikalisch kühn und voller Experimentierlust den Tod persönlich auftreten und in verschiedene Rollen schlüpfen.

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Konzert

NDR Elbphilharmonie Orchester / Matthias Goerne / Mikko Franck

Adams: The Wound-Dresser / Bach: Ich habe genug BWV 82 / Strauss: Tod und Verklärung

NDR Elbphilharmonie Orchester
Matthias Goerne, Bariton
Dirigent: Mikko Franck


John Adams: The Wound-Dresser für Bariton und Orchester
Johann Sebastian Bach: Ich habe genug BWV 82
Richard Strauss: Tod und Verklärung / Tondichtung für großes Orchester op. 24

Krankheit und Tod als Klanggedichte

Wenn der Tod noch am fernsten scheint, ist seine Faszination oft am größten – so ging es jedenfalls dem kaum 25-jährigen Richard Strauss. Seine Tondichtung »Tod und Verklärung« führt an das Bett eines Sterbenden. Der unruhige Puls des Patienten scheint den Rhythmus des Werks zu leiten, die Musik spiegelt Seufzer und Schmerzensschreie, aber auch die Erinnerungen an schöne Tage. Und doch schwingt sich die Musik im musikalischen Höhepunkt zum weitgespannten Erlösungsmotiv auf, schließlich beschrieb Strauss in einem Brief bildhaft das Ende seiner Komposition: »Die Todesstunde naht, die Seele verlässt den Körper, um im ewigen Weltraume das vollendet in herrlichster Gestalt zu finden, was es hienieden nicht erfüllen konnte.«

Ähnlich zuversichtlich gibt sich auch Johann Sebastian Bachs Kantate »Ich habe genug«. Sie ist beseelt vom Glauben an ein Leben nach dem Tod. In sanften Wiegebewegungen beginnt die Oboe, ihre Melodie wird vom Bass übernommen, dessen Verse ans Lukasevangelium angelehnt sind: Der greise Simeon erblickt das Jesuskind und erkennt in ihm den Erlöser. Nun endlich ist er bereit zum Sterben. Erfüllt von der Gewissheit auf Rettung nach dem Tod, endet die letzte der drei Arien in beschwingtem Dreiertakt voll tänzerischer Anmut und virtuosen Koloraturen.

Mikko Franck, Chefdirigent des Orchestre Philharmonique de Radio France, interpretiert das Motto des Internationalen Musikfests Hamburg »Krieg und Frieden« mit seiner Programmauswahl vor allem als inneren Prozess des sterbenden Menschen. Und doch startet der finnische Dirigent seinen Gastauftritt beim NDR Elbphilharmonie Orchester mit einem Werk über die Auswirkungen eines realen Krieges: In dem Stück »The Wound-Dresser« für Bariton und Kammerorchester vertonte der zeitgenössische Komponist John Adams ein Gedicht Walt Whitmans über den Amerikanischen Bürgerkrieg. Bariton Matthias Goerne interpretiert die Partie und begibt sich in die Rolle eines Frontarztes, der die Wunden der verstümmelten Soldaten versorgt.

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Konzert

Le Concert des Nations / Jordi Savall: »Krieg und Frieden«

Musik vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Frieden von Utrecht

Hespèrion XXI
Le Concert des Nations
La Capella Reial de Catalunya, Vokalensemble
Nedyalko Nedyalkov, Kaval
Yurdal Tokcan, Oud
Hakan Güngör, Kanun
Dimitri Psonis, Santur
Jordi Savall, Viola da gamba und Leitung


Werke aus Orient und Okzident von Heinrich Schütz, Samuel Scheidt, Jean-Baptiste Lully, Georg Friedrich Händel, Arvo Pärt u.a.

Ein klingendes Geschichtspanorama

Kaum ein anderer Musiker verknüpft Werke längst vergangener Epochen so eindringlich mit einer aktuellen Botschaft: Jordi Savall – Gambist, Dirigent, Musikforscher und Star der Alten-Musik-Szene. Sein Programm »Krieg und Frieden« entfaltet das musikalische Panorama einer Zeit zwischen Schlachten und Waffenstillständen: Angefangen beim Ausbruch des 30-jährigen Kriegs im Jahr 1618 bis hin zum Frieden von Utrecht 1713. »Die Emotion der hier mit den historischen Ereignissen in Verbindung gesetzten Musik erlaubt es uns vielleicht, alles in einem neuen Licht zu sehen«, hofft der 2009 von der UNESCO zum »Artist of Peace« ausgerufene Katalane.

Savall reist nicht nur mit programmatisch schwerem Gepäck nach Hamburg, sondern auch mit den von ihm gegründeten Alte-Musik-Instrumentalensembles Hespèrion XXI und Le Concert des Nations sowie seinem zehnstimmigen Vokalensemble La Capella Reial de Catalunya, die stets auf der Suche nach dem authentischen Klang des 17. und 18. Jahrhunderts sind. Ergänzt werden die Klangkörper durch vier Musiker aus Bulgarien, Griechenland und der Türkei, die die Musik mit orientalischen Klängen bereichern. Den Schlusspunkt setzt Arvo Pärts 2004 zum Gedenken an die Opfer der Bombenanschläge in Madrid komponiertes Friedensgebet »Da pacem Domine«.

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Konzert

Arditti Quartet Marathon

Werke von Rebecca Saunders, Iannis Xenakis, Olga Neuwirth u. a.

Arditti Quartet
Irvine Arditti, Violine
Ashot Sarkissjan, Violine
Ralf Ehlers, Viola
Lucas Fels, Violoncello


Jonathan Harvey: Streichquartett Nr. 1
Rebecca Saunders: Fletch
Elliott Carter: Streichquartett Nr. 5
Iannis Xenakis: Tetras
Tom R. Schulz im Gespräch mit dem Arditti Quartet (ca. 30 Minuten)
Olga Neuwirth: In the Realms of the Unreal
Brian Ferneyhough: Streichquartett Nr. 3
Sarah Nemtsov: Neues Werk / Auftragswerk von Elbphilharmonie Hamburg
Helmut Lachenmann: Streichquartett Nr. 3 »Grido«

Modern seit 50 Jahren

Das Arditti Quartet ist das bedeutendste Streichquartett der Moderne. Mehr als 1.000 Werke haben die Musiker seit 1974 uraufgeführt und mit vielen legendären Komponist:innen des 20. und 21. Jahrhunderts zusammengearbeitet, mit György Ligeti und Sofia Gubaidulina ebenso wie mit Karlheinz Stockhausen, Iannis Xenakis und Pierre Boulez. Folgerichtig gebührte ihnen 2017 die Ehre, als erstes Streichquartett überhaupt im Kleinen Saal der Elbphilharmonie aufzutreten. Nun kehrt das Arditti Quartet an diesen Ort zurück – und feiert mit einem großen Konzert sein eigenes 50-jähriges Bestehen.

In zweimal 70 Minuten bündeln die vier Musiker das Aufregendste, was die aktuelle Musikszene zu bieten hat: ob Video-animierte Sounds von Olga Neuwirth, Elliott Carters extrem anspruchsvolles Drittes Streichquartett oder die Klangfarben-Experimente von Rebecca Saunders, der die Elbphilharmonie in dieser Saison einen umfangreichen Schwerpunkt widmet. Im Gespräch geben die Musiker außerdem einen seltenen Einblick in ihre Arbeit und blicken zurück auf ein bewegtes halbes Jahrhundert. Eine Sternstunde der zeitgenössischen Musik.

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Jazz

Brad Mehldau Trio

Brad Mehldau Trio
Brad Mehldau, piano
Felix Moseholm, bass
Jorge Rossy, drums


Jazz in Vollendung

Brad Mehldau ist fraglos einer der arriviertesten Jazz-Pianisten unserer Zeit. In der Elbphilharmonie zählt er seit Eröffnung des Hauses zu den Stammgästen; er war sogar der allererste Improvisator, der hier ein Solokonzert spielte. Seither sorgte er in Hamburg immer wieder für Begeisterung, egal ob er solo, im Trio oder in besonderen Projekten antritt, etwa mit dem britischen Tenor Ian Bostridge. Diesmal zelebriert er seine Kunst im klassischen Piano Trio mit dem jungen Bassisten Felix Moseholm aus Dänemark und dem spanischen Schlagzeuger Jorge Rossy – einem alten Bekannten, der zu jenem festen Trio zählte, mit dem sich Mehldau in die allererste Liga des Jazz spielte.

Seine stets unvorhersehbaren Konzertprogramme mischt Brad Mehldau aus Perlen des Great American Songbook, eigenen Stücken, Deutungen von Songs aus Pop und Independent und klassischem Repertoire. Aus alldem macht er immer etwas ganz und gar Eigenes, und zwar nach allen Regeln der Kunst. Neben seinem alten Kumpel Jorge Rossy als erfindungsreichem, reaktionsfeinen Drummer steht ihm dabei nun der Newcomer Felix Moseholm am Bass zur Seite. Er stammt aus Kopenhagen; schon ein Großonkel von ihm zupfte den Jazz-Bass, damals bei Koryphäen wie Eric Dolphy. Mit Mehldau trat Felix Moseholm erstmals 2020 auf – da war er 23 Jahre alt.

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Konzert

Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia / Daniil Trifonov / Jakub Hrůša

Gershwin: Cuban Overture & Klavierkonzert / Rachmaninow: Sinfonische Tänze

Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia – Roma
Daniil Trifonov, Klavier
Dirigent: Jakub Hrůša


George Gershwin:
Cuban Overture für Orchester
Konzert für Klavier und Orchester F-Dur
Sergej Rachmaninow: Sinfonische Tänze op. 45

Treffpunkt New York

Der unkonventionelle Starpianist Daniil Trifonov ist seit vielen Jahren in New York zu Hause. Doch nicht nur den Wohnsitz in der amerikanischen Metropole, sondern auch die russischen Wurzeln hat er mit George Gershwin alias Jacob Gershovitz gemeinsam: Dessen Eltern waren einst aus Sankt Petersburg nach Amerika emigriert. Gershwins berühmtes F-Dur-Konzert trägt deutliche Jazz-Anklänge, ist aber an die klassische Form des Solokonzerts angepasst und wurde als erstes Werk von ihm komplett selbst orchestriert.

Die Uraufführung 1925 in der Carnegie Hall war ein bombastischer Erfolg für den gerade einmal 27-jährigen Komponisten. Gleiches gilt für Sergej Rachmaninows »Sinfonische Tänze«, die als sein letztes Werk 1940 im Exil auf Long Island entstanden. Dass im ersten Satz das Saxofon als Soloinstrument hervortreten darf, ist mit Sicherheit kein zufälliger Verweis auf den im New York der Zeit allgegenwärtigen Jazz.

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Konzert

The Naghash Ensemble Armenia

»Songs of Exile – Lieder aus der Verbannung«

The Naghash Ensemble Armenia
Hasmik Baghdasaryan, soprano
Tatevik Movsesyan, soprano
Arpine Ter-Petrosyan, alto
Harutyun Chkolyan, duduk, shvi
Aram Nikoghosyan, oud
Tigran Hovhannisyan, dhol, dumbek, daf
John Hodian, piano, composer


Poetischer Trost in der Fremde

Das Naghash Ensemble vereint die tief verwurzelte Spiritualität armenischer Volksmusik mit Neuer Klassik, Postminimalismus und ansteckender Energie. Drei klassische Sängerinnen und vier virtuose Instrumentalisten an Duduk, Oud, Dhol und Flügel spielen Musik, die auf den Texten des mittelalterlichen Dichters und christlichen Priesters Mkrtich Naghash basiert.

Der um interreligiösen Dialog bemühte Naghash lebte im 15. Jahrhundert zunächst am heute türkischen Van-See und siedelte später aufgrund religiöser Konflikte nach Konstantinopel (heute: Istanbul) um. Hier verarbeitet der Geistliche seine Exil-Erfahrungen in Gedichten, die um die Themen Wanderschaft, Fremdsein und Unmöglichkeit des Ankommens kreisen. Auch die weitere armenische Geschichte ist geprägt von ethnisch-religiös motivierter Unterdrückung, Vertreibung und Gewalt, gipfelnd im Völkermord des Osmanischen Reiches 1915, der Hunderttausende Armenier:innen das Leben kostete oder in die Diaspora zwang.

Die Großmutter des armenisch-amerikanischen Komponisten John Hodian, der als Pianist Teil des Naghash Ensembles ist, floh vor dem Genozid in die USA. Kein Wunder, dass ihn die Gedichte von Naghash als Chiffre für das Schicksal seines Volkes so berührten: »Die geschriebenen Worte verließen ihre Seiten und drangen in meine Seele.« Hodians »Songs of Exile« sind getragen von traditionellen armenischen Melodien und Rhythmen, verkörpert durch die oboenähnliche Duduk, die Laute Oud und die Trommeln Dhol und Dumbek. Kombiniert mit neoklassischen Sounds am Klavier entsteht eine Klangfläche, die drei Sängerinnen – ausgebildet in westlicher Klassik ebenso wie in der armenischen Volksmusik – zu einer einzigartigen Musik ergänzen.

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Konzert

Kronos Quartet

Reich: Different Trains / Gubaidulina: Streichquartett Nr. 4

Kronos Quartet
David Harrington, Violine
John Sherba, Violine
Hank Dutt, Viola
Paul Wiancko, Violoncello


»KRONOS – Five Decades Celebration«
Steve Reich: Different Trains für Streichquartett und Tonband
Sofia Gubaidulina: Streichquartett Nr. 4
sowie weitere Kompositionen von Peni Candra Rini, Terry Riley, Sun Ra, Aleksandra Vrebalov, Nicole Lizee u. a.

Happy Birthday!

Die New York Times hat es einmal auf den Punkt gebracht: »Das Kronos Quartet hat die Grenzen des Streichquartetts gesprengt.« Tatsächlich hat das vierköpfige Team um Gründer und Kopf David Harrington diese traditionsreiche Gattung einem ungeahnten Update unterzogen. Von der Minimal Music eines Steve Reich über Jimi-Hendrix-Arrangements bis hin zu weltmusikalischen Expeditionen etwa nach Afghanistan und Brasilien reicht der Soundatlas des Kronos Quartets. Jetzt feiern diese Fab Four ihren 50. Geburtstag in der Elbphilharmonie.

»Five Decades Celebration« lautet die entsprechende Welttournee, bei der das Kronos Quartet in der seit 1978 bestehenden, fast unveränderten Besetzung unterwegs ist. Das Programm umfasst neben einem Werk der diesjährigen Schwerpunktkomponistin Sofia Gubaidulina auch das einst vom Kronos Quartet uraufgeführte »Different Trains« von Minimal-Music-Legende Steve Reich, mit dem dieser – Jahre nach dem zweiten Weltkrieg – eine musikalische Reflexion der tödlichen Deportationen der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten schuf.

Dazu präsentiert das Quartett weitere Highlights aus der riesigen, alleine 1.000 Auftragskompositionen umfassenden Kronos-Notenbibliothek. Ergänzt wird der Abend um brandneue Stücke und Arrangements – schließlich tickt der Kronometer auch nach einem halben Jahrhundert unaufhörlich weiter.

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Konzert

Avi Avital / CHAARTS Chamber Artists

Bach / Bruce / Haydn

Avi Avital, Mandoline
CHAARTS


Johann Sebastian Bach: Konzert für Cembalo, Streicher und Basso Continuo f-Moll BWV 1056 / Bearbeitung für Mandoline und Ensemble
David Bruce: Cymbaline
Joseph Haydn: Streichquartett A-Dur Hob. III:36 / Bearbeitung für Mandoline und Ensemble
Béla Bartók: Rumänische Volkstänze Sz 56 / Bearbeitung für Mandoline und Ensemble
sowie traditionelle Musik aus Israel, Bulgarien und der Türkei

Taufrisch und glanzvoll

Gold – für David Bruce ist das die Farbe des Klangs von Streichinstrumenten mit Mandoline. Folgerichtig glänzt und flirrt auch »Cymbeline«, das der Brite für den Mandolinvirtuosen Avi Avital komponierte, in zauberhaft lichten Tönen, während es in drei Sätzen den Lauf der Sonne vom Morgen bis zum Abend nachzeichnet. Einen würdigen Rahmen verleihen dem erst 2013 entstandenen Werk Kompositionen von Johann Sebastian Bach, Joseph Haydn und Béla Bartók.

Die vertrauten Stücke zeigen sich in Bearbeitungen für Mandoline und Ensemble in taufrischem, leichtfüßigem Klanggewand – und geben Avi Avital natürlich reichlich Gelegenheit, das Publikum mit seiner Virtuosität in Staunen zu versetzen. Traditionelle Musik aus Avitals Heimat Israel sowie aus Bulgarien und der Türkei rundet das facettenreiche Programm ab, mit dem der sympathische Star und seine Mitstreiter:innen den Hamburger Michel in goldene Klänge hüllen.

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Konzert

Dakh Daughters

»Ukraine Fire«

Feuer für den Frieden

Bekannt geworden bei den pro-europäischen Demonstrationen auf dem Maidan in Kyiv, gehören die sieben Künstlerinnen der »Dakh Daughters« heute zu den berühmtesten Stimmen der Ukraine. Ihr mitreißendes »Freak Cabaret« ist intelligenter, lauter Protest gegen den Krieg, den Russland gegen ihr Heimatland entfesselte.

Die Markenzeichen der »Dakh Daughters« sind seit ihrer Gründung 2012 in der freien Theaterszene Kyivs weiß geschminkte Gesichter mit roten Lippen, Zöpfe und Tüllröcke – und massive Stiefel als Kontrast zum Puppenhaften. Mit Punk, Rap, Pop, Rock, Klassik und Elementen ukrainischer Folklore kämpfen sie musikalisch aus dem französischen Exil für ihr Land.

Beim Internationalen Musikfest Hamburg, das 2024 unter dem Motto »Krieg und Frieden« steht, performt die siebenköpfige Band »Ukraine Fire« – ein intensives Gesamtkunstwerk mit Lichteffekten und Videoprojektionen. Die Künstlerinnen brennen vor Leidenschaft für die Hoffnung auf Frieden, erzählen in ihrer Musik von den Schicksalen ihrer Landsleute in der Verteidigung gegen Russland und mahnen an, diesen Krieg nicht aus den Augen zu verlieren.

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Konzert

Mahler Chamber Orchestra / Sir Simon Rattle

Die drei letzten Sinfonien von Mozart

Mahler Chamber Orchestra
Dirigent: Sir Simon Rattle


Wolfgang Amadeus Mozart:
Sinfonie Es-Dur KV 543
Sinfonie g-Moll KV 550
Sinfonie C-Dur KV 551 »Jupiter«

Sinfonisches Vermächtnis

»Kein Auftrag, keine unmittelbare Absicht« habe Mozart zur Komposition seiner drei letzten Sinfonien veranlasst, sie seien vielmehr »ein Appell an die Ewigkeit«, so der erste Mozart-Biograf Alfred Einstein. Innerhalb nur eines Jahres komponiert, werden sie oft als musikalische Trias interpretiert; der legendäre Dirigent Nikolaus Harnoncourt bezeichnete sie gar als »instrumentales Oratorium«. Doch ob Mozart die Sinfonien Nr. 39, 40 und 41 nun als Zyklus dachte oder nicht, eines ist gewiss: Es sind Gipfelwerke der klassischen Sinfonik, in denen der Komponist noch einmal die ganze Bandbreite seiner künstlerischen Mittel zeigte.

»Es ist erstaunlich, wenn man diese drei Stücke in die Klammer eines Abends stellt«, so Sir Simon Rattle, »da drängen sich extreme menschliche Emotionen auf engstem Raum. Diese Musik ist zutiefst emotional und leidenschaftlich und dunkel und gefährlich und fröhlich wie keine andere, die je geschrieben wurde.« Von der heiteren Es-Dur-Sinfonie über die stürmisch drängende g-Moll-Sinfonie bis hin zum strahlenden C-Dur-Glanz der letzten Sinfonie, besser bekannt unter ihrem Beinamen »Jupiter«, präsentiert der Star-Maestro all diese Facetten nun gemeinsam mit dem Mahler Chamber Orchestra in der Elbphilharmonie.

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Konzert

NDR Elbphilharmonie Orchester / Stefan Asbury

Varèse / Abazari / Ustwolskaja

NDR Elbphilharmonie Orchester
Dirigent: Stefan Asbury


Edgard Varèse: Intégrales
Sara Abazari: in solidum (Uraufführung der Fassung für kleines Orchester)
Galina Ustwolskaja: Composition Nr. 2 »Dies irae«
Sara Abazari: Neues Werk für Orchester (Uraufführung) / Kompositionsauftrag von Norddeutscher Rundfunk

Hoffnung und Widerstand

Geboren in Teheran, gehört Sara Abazari zu den wichtigsten Stimmen der zeitgenössischen Musik des Landes. Ihre beiden jüngsten Kompositionen, die kürzlich in der Berliner Philharmonie und im Konzerthaus uraufgeführt wurden, stehen in direkter Verbindung zur Bewegung »Frau, Leben, Freiheit« und der herausgehobenen Rolle der Frauen im Iran. »in solidum« ist ein Werk, das in einer ersten Fassung im Herbst 2023 uraufgeführt wurde; das neue, große Orchesterwerk der Komponistin, die unter anderem in Köln und Wien studierte, wird nun für das NDR Elbphilharmonie Orchester entstehen.

Mit Galina Ustwolskaja (1919-2006) präsentiert das NDR Elbphilharmonie Orchester im weiteren Programm eine der kompromisslosesten Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Bekannt wurde sie für ihre visionären wie auch stets sehr ungewöhnlichen Instrumentalkombinationen: »Dies irae« ist für acht Kontrabässe, Klavier und einen voluminös resonierenden Holzblock instrumentiert, auf den dann die enigmatischen Hammerschläge des Schlagzeugers niedergehen. In Aufführungen des Stücks ergibt sich das (kompositorisch genau kalkulierte) Bild eines archaischen Rituals, das eine Metaphorik zwischen Tod, Protest und Apotheose evoziert: ein »Durchbruchsstück«, ein musikalischer Ansturm gegen alle Grenzen der Konvention und zweifellos das berühmteste aller Stücke Ustwolskajas.

Edgar Varèses virtuoses Bläser-Schlagzeug-Stück »Intégrales«, das den Abend eröffnen wird, gehört zu den Gründungsdokumenten der modernen Musik des 20. Jahrhunderts. Geschrieben für die avantgardistische »International Composers’ Guild«, die 1921 von Carlos Salzedo und Varèse selbst ins Leben gerufen worden war, wurde es im März 1925 in der New Yorker Aeolian Hall uraufgeführt.

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Musik im Dreißigjährigen Krieg

Hathor Consort / Dorothee Mields / Romina Lischka

Hathor Consort
Dorothee Mields, Sopran
Romina Lischka, Viola da gamba und Leitung


Musik gegen »die Widerwertigkeit deß Kriegs«
Komponisten im Dreißigjährigen Krieg: Heinrich Schütz, Samuel Scheidt, Andreas Hammerschmidt und Heinrich Albert

Klingende Zeitzeugen

Welche Spuren hinterlassen Kriege in der Musik ihrer Zeit? Das Hathor Consort, im Kern ein Gambenconsort, das mit Harfe, Orgel und Zink ergänzt wird, begibt sich gemeinsam mit der Sopranistin Dorothee Mields auf Spurensuche und forscht nach Echos des Dreißigjährigen Kriegs in den Werken von Komponisten, die Zeugen dieser grauenhaften Zäsur der europäischen Geschichte wurden.

Der Dichter Martin Opitz verfasste mit seinen »Trostgedichten in Widerwertigkeit deß Kriegs« eine prägende Schrift zur Erbauung inmitten des Konflikts, der das Leben von bis zu einem Drittel der Bevölkerung forderte. Das tief sitzende Trauma von Gewalt, Hunger und größter Schutzlosigkeit versuchten auch die Komponisten der Zeit in ihrer Musik zu verarbeiten. Mit Heinrich Schütz, Samuel Scheidt, Andreas Hammerschmidt und Heinrich Albert werden in diesem Programm vier klingende Zeitzeugen versammelt.

Das Hathor Consort widmet sich mit viel Erfolg vor allem der Musik aus Renaissance und Barock, kombiniert sie aber auch immer wieder mit der Musik anderer Kulturen und zeitgenössischen Werken. Dorothee Mields hat sich ebenfalls ganz der Alten Musik verschrieben und gilt mit ihrem so klaren wie innigen Sopran als eine der Top-Stimmen der historischen Aufführungspraxis.

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Konzert

Utopia / Teodor Currentzis

Bruckner: Sinfonie Nr. 9

Utopia
Dirigent: Teodor Currentzis


Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 9 d-Moll

Auf Wolke neun

Der Jubel wollte gar nicht enden, als Teodor Currentzis im Oktober 2022 sein neues Orchesterprojekt »Utopia« erstmals in der Laeiszhalle präsentierte. Nun bringt der griechisch-russische Ausnahme-Dirigent den Klangkörper, der mehr als 100 fantastische Musiker:innen aus 30 Nationen vereint, in den Großen Saal der Elbphilharmonie. Gemeinsam suchen sie »ohne Kompromisse den perfekten Klang«, so Currentzis.

Das perfekte Werk für die große Bühne haben sie bereits gefunden: Anton Bruckners monumentale Neunte Sinfonie, gewidmet – laut mündlicher Überlieferung – »dem lieben Gott«. Neun Jahre lang, bis kurz vor seinem Tod arbeitete der strenggläubige Katholik an dem Werk, ohne es zu vollenden. Fertig geworden sind nur drei von vier geplanten Sätzen. Bruckner selbst hatte als Ersatz für den fehlenden Finalsatz sein »Te Deum« vorgeschlagen. Currentzis findet nun seine ganz eigene Lösung …

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Konzert

Sitkovetsky Piano Trio / Pablo Barragán

Messiaen: Quatuor pour la fin du temps

Sitkovetsky Piano Trio
Alexander Sitkovetsky, Violine
Isang Enders, Violoncello
Qian Wu, Klavier
Pablo Barragán, Klarinette


Claude Debussy: Rhapsodie Nr. 1 für Klarinette und Klavier
Maurice Ravel: Klaviertrio a-Moll
Olivier Messiaen: Quatuor pour la fin du temps

Am Ende der Zeit komponiert

»Dieses Trio ist unglaublich gut aufeinander abgestimmt, und man merkt, wie sehr sie sich gegenseitig vertrauen«, hieß es vor einiger Zeit im BBC Radio über das 2007 gegründete Sitkovetsky Trio, das es mit den Jahren wahrlich zu einer außergewöhnlichen Qualität gebracht hat. Ihnen zur Seite steht der andalusische Klarinettist Pablo Barragán, der mit seinem differenzierten und farbenreichen Spiel Geschichten erzählt – so etwa die von Olivier Messiaens »Quartett für das Ende der Zeit«.

Der französische Komponist war bereits viele Monate in Kriegsgefangenschaft, als er das »Quatuor pour la fin du temps«, wie es im Original heißt, 1941 in einem Lager bei Görlitz vollendete und zur Uraufführung brachte. Die ungewöhnliche Besetzung für Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier ergab sich aus mitinhaftierten Musikern und dem Komponisten selbst am Klavier. Heute gilt das Quartett als eines der zentralen Kammermusikwerke des 20. Jahrhunderts. Durch und durch geprägt vom tiefen katholischen Glauben des Komponisten, hat die Musik eine enge Verbindung zur biblischen Offenbarung des Johannes. Der Komponist beschreibt sein Werk selbst: »Die Motive bringen den Hörer der Ewigkeit in Raum und Unendlichkeit näher. Besondere Rhythmen, frei von jeder Takteinheit rücken das Zeitliche in die Ferne. Das Quartett hat acht Sätze. Warum? Sieben ist die vollkommene Zahl, die Schöpfung von sechs Tagen, geheiligt durch den göttlichen Sabbat; dieser siebte Tag dehnt sich aus in die Ewigkeit und wird zum achten des unauslöschlichen Lichts und des unvergänglichen Friedens.« Inmitten der Gräuel des Zweiten Weltkriegs gelingt es Messiaen durch seinen Glauben, Hoffnung und Zuversicht nicht aufzugeben.

Auch im ersten Teil des Abends widmen sich die Musiker:innen, hier im Duo und Trio, französischem Repertoire: Claude Debussys »Première Rhapsodie« für Klavier und Klarinette folgt Maurice Ravels einziges Klaviertrio, 1914 bei einem Aufenthalt im Baskenland entstanden. Nicht nur Klänge, die dem Komponisten hier begegnet sind, verarbeitet er in dem Trio. Auch Anklänge an malaysische Musik sind enthalten – ganz wie es um die Jahrhundertwende in Mode war, »Exotisches« einfließen zu lassen. In die Arbeit an der Komposition mischt sich Ravels Entsetzen über den Ausbruch des Ersten Weltkriegs: »seit vorgestern diese Sturmglocke, diese weinenden Frauen und vor allem der grauenhafte Enthusiasmus der jungen Leute!«, schrieb er an einen Freund.

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Konzert

NDR Bigband / Golnar Shahyar / Kinan Azmeh / Wolf Kerschek

»A Flow of Protests and Kindness«

NDR Bigband
Golnar Shahyar, vocals
Kinan Azmeh, clarinet
director: Wolf Kerschek


Musikalische Utopie

Mit »A Flow of Protests and Kindness«, ihrem jüngsten Programm für das Internationale Musikfest Hamburg, beschwören die NDR Bigband und der Hamburger Arrangeur und Bigbandleiter Wolf Kerschek die Hoffnung auf die Frieden stiftende Kraft einer Musik, die kulturelle Gräben und Gegensätze überwindet. In jeweils einem Set mit der Sängerin Golnar Shahyar sowie mit dem Klarinettisten Kinan Azmeh entwerfen sie die Utopie einer Musik, die universal verständlich ist und Wunden zu heilen vermag.

Golnar Shahyar ist im Umfeld der NDR Bigband eine neue Größe. Geboren und aufgewachsen im Iran verfügt sie auch über eine kanadische Staatsbürgerschaft und hat derzeit Wien zu ihrem Hauptwohnsitz erkoren. Eine Rastlose aus Notwendigkeit, eine Weltreisende ihrer Musik, die mit überwältigender Kraft und enormer Präzision die Essenz ihrer Erfahrungen als nach Selbstbestimmung strebende Frau zwischen den Kulturen in die abstrakt sinnliche Sprache von Poesie und Musik überträgt.

Kinan Azmeh dagegen ist der NDR Bigband schon länger verbunden. Nach mehreren gemeinsamen Produktionen wurde im Herbst 2021 eine gemeinsame CD veröffentlicht – »Flow«: Wolf Kerschek hatte Azmehs Kompositionen in maßgeschneiderte Arrangements gekleidet, die NDR Bigband das Ganze mit Bravour und Raffinesse garniert. Wie Golnar Shahyar ist auch Kinan Azmeh ein Musiker, dem der Lauf der Geschichte eine Rückkehr in sein Heimatland erschwert.

1976 in Damaskus geboren und in Syrien aufgewachsen, wo arabische und levantinische Klänge in der Luft lagen, war es ihm schon früh wichtig, als Musiker nicht auf seine geografische Herkunft festgelegt zu werden. Schon früh verfolgte er eine Ausbildung im Bereich der westlichen »klassischen« Musik und machte schließlich an der Juilliard School in New York seinen Abschluss im Fach Klarinette. Bald war er als ein Musiker bekannt, dem stilistische Festlegungen zu eng sind. Nur einem Metier blieb er treu: der Musik. Über alle Grenzen hinaus.

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ADG7 – Korean Shamanic Folk-Pop

ADG7 ensemble
Chorong Bang, vocals
Yoojin Lee, vocals
Yeon Hong, vocals
Hyun Soo Kim, daeguem
Hyang Hee Lee, piri, saenghwang
Donghoo Kim, ajaeng
Meondongmaru Weon, gayageum
Jinyoung Sunwoo, percussion
Hyunjun Chun, percussion


Gute-Laune-Musik mit ernstem Anliegen

»Wir sind nicht die K-Pop Band, die deine Tochter hört!« stellen ADG7 klar. Die Bühnenshow der neunköpfigen südkoreanischen Band, die sich zu Beginn ihrer Konzerte als »best band in the world« vorstellt, ist aber mindestens genauso mitreißend wie die der musikalischen Pop-Exportschlager des Landes. Mit ihrem gut gelaunten Mix aus koreanischer Tradition und modernen Elementen verzaubern ADG7 das Publikum ebenfalls weit über Südkorea hinaus auf internationalen Bühnen wie auf den Festivals in Glastonbury oder Roskilde.

Schamanistische Ritualmusik und Volksliedtraditionen aus dem Norden Koreas der Zeit vor der Teilung, tanzbar und leicht zugänglich gemacht mit Elementen aus Folk und Pop: Drei Sängerinnen mit dem typischen kraftvollen Vokal-Sound Koreas und sechs Musiker:innen, die auf traditionellen Instrumenten des Landes spielen, machen den Klang der Band aus. Auch mit den farbenfrohen Bühnen-Outfits holen die Sängerinnen die Geschichte und Kultur ihrer Heimat in die Gegenwart.

Die Musik von ADG7 gibt der Hoffnung auf eine Wiedervereinigung mit Nordkorea eine Stimme und vertont damit den Wunsch nach dauerhaftem Frieden in ihrem Land und weltweit. Gegründet hat sich die Gruppe anlässlich des 70. Jubiläums der Befreiung Koreas aus der Kolonialherrschaft Japans. Dieser Jahrestag ist für sie so wichtig, dass selbst der Bandname »Ak Dan Gwang Chil« darauf anspielt. »Ak Dan« heißt übersetzt Musikband. »Gwang Chil«, oder verkürzt »G7«, steht für den 70. »Gwangbokjeol«, den Nationalen Tag der Befreiung Koreas von der Kolonialmacht Japan.

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Konzert

Voces Suaves / Capricornus Consort Basel

»La Guerra d’Amore«

Voces Suaves
Capricornus Consort Basel


Claudio Monteverdi: Madrigali Guerrieri et Amorosi

Vom Krieg und von der Liebe

Mit ihrem warmen und klaren Chor-Sound machen Voces Suaves jahrhundertealte Werke ganz unmittelbar erlebbar und sorgen oft schon mit den ersten Tönen für Gänsehaut. Für ihren Auftritt beim Internationen Musikfest Hamburg widmen sich die Sänger:innen einer legendären Sammlung von Chorwerken von Claudio Monteverdi.

Spezialisiert auf die solistisch besetzte Aufführung des Repertoires von Renaissance bis Barock, gehören Voces Suaves nicht ohne Grund zu den herausragenden Formationen der Alten Musik. Nach Hamburg kommen sie dieses Mal zusammen mit einer erstklassigen Gruppe an Instrumentalist:innen: Wie die Voces Suaves gründete sich das Capricornus Consort Basel an der legendären Schola Cantorum Basiliensis. Passend zum Musikfest-Motto »Krieg und Frieden« präsentieren die beiden Spitzenensembles Monteverdis spannungsreiche »Madrigali guerrieri et amorosi« (Madrigale des Krieges und der Liebe). Mit seiner ausdrucksstarken musikalischen Sprache steht der italienische Komponist an der Schwelle von der Renaissance zum Barock. In der Sammlung nicht-kirchlicher Gesänge stellt er dramatische Klangbilder des Krieges stimmungsvollen Gesängen rund um Liebe und Leidenschaft gegenüber.

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Lesung

Amatis Piano Trio / Thomas Quasthoff

»Die Menschlichkeit im Krieg«

Amatis Piano Trio
Lea Hausmann, Violine
Samuel Shepherd, Violoncello
Mengjie Han, Klavier
Thomas Quasthoff, Lesung


»Die Menschlichkeit im Krieg«
mit Werken von Erich Wolfgang Korngold, Dmitri Schostakowitsch, Fritz Kreisler, Franz Schubert, Robert Schumann, Anton Webern und Rebecca Clarke
Auszug aus dem Tagebuch des Gefreiten Charles Blackmore vom 16. Januar 1917
Erich Wolfgang Korngold: Dogberry and Verges (March of the Watch) / aus: Suite aus »Much Ado About Nothing« op. 11
Auszug aus dem Tagebuch des Gefreiten Charles Blackmore vom 19. Januar 1917
Auszug aus dem Tagebuch des Gefreiten Charles Blackmore vom 24. Januar 1917
Anton Webern:
Sehr bewegt / aus: Drei kleine Stücke für Violoncello und Klavier op. 11
Äußerst ruhig / aus: Drei kleine Stücke für Violoncello und Klavier op. 11
Auszug aus dem Tagebuch des Gefreiten Charles Blackmore vom 29. Januar 1917
Franz Schubert: Andante con moto / aus: Klaviertrio Es-Dur D 929
Hauptmann Reginald John Armes an seine Frau
Robert Schumann: Abendlied / aus: Zwölf vierhändige Clavier-Stücke für kleine und große Kinder op. 85 (Bearbeitung für Klaviertrio)
Hauptmann Reginald John Armes setzte seinen Brief am Folgetag fort
Franz Schubert: Klaviertrio Es-Dur D 897 »Notturno«
Leutnant Wolfgang Panzer an seine Eltern und Geschwister am 18. Januar 1918
Dmitri Schostakowitsch: Allegro con brio / aus: Klaviertrio Nr. 2 e-Moll op. 67
Frau S. an den befehlshabenden Offizier ihres Ehemannes
Fritz Kreisler: Liebesleid
Leutnant Wolfgang Panzer an seine Eltern und Geschwister am 22. November 1918
Robert Schumann: Humoreske / aus: Fantasiestücke für Klaviertrio op. 88
Lazare Silbermann an seine vier Kinder am 7. August 1914
Anton Webern: Langsam / aus: Zwei Stücke für Violoncello und Klavier
Brief von Emil Merkelbach an Sallie Maxwell Bennet
Rebecca Clarke: Andante molto semplice / aus: Trio für Violine, Violoncello und Klavier
Ein offener Brief der deutschen und österreichischen Suffragetten

Menschlichkeit inmitten des Krieges

Die Schrecken des Ersten Weltkriegs sind in der Literatur vielfach beschrieben worden; Bücher wie Erich Maria Remarques »Im Westen nichts Neues« erzählen von der Brutalität des Stellungskrieges und der Abstumpfung angesichts der Allgegenwart des Todes. Doch es gibt auch rührende Berichte, etwa über die weihnachtliche Waffenruhe zwischen den Schützengräben mit gemeinsamem Gesang. Thomas Quasthoff liest aus Briefen und Tagebüchern aus dem Ersten Weltkrieg. Im Wechsel musiziert das preisgekrönte junge Amatis Piano Trio – 2019 als »Rising Stars« durchgestartet – romantische und moderne Kammermusik und reflektiert so die Stimmung der einzelnen Texte.

Junge Soldaten verschiedener Nationalitäten kommen dabei ebenso zu Wort wie Angehörige, die aus der Heimat an die Front schreiben. Die Texte zeugen nicht nur von der Grausamkeit des Krieges, von jugendlich blauäugigem Enthusiasmus, der sich angesichts der blutigen Realität in Ernüchterung und Abscheu umgekehrt, sondern offenbaren auch (Mit-)Menschlichkeit und gegenseitigen Respekt – selbst unter Gegnern. Die Geschichten erzählen von individuellen Schicksalen und verleihen den nackten Zahlen von Todesopfern ein Gesicht.

Dazu erklingen langsame Sätze aus Klaviertrios etwa von Schubert oder Schostakowitsch, dessen Zweites Klaviertrio während des Zweiten Weltkriegs in tiefer Trauer um einen Freund entstand. Aufgelockert wird der Abend durch Stücke wie »Dogberry and Verges – March of the Watch« von Korngold, das die anfängliche Kriegsbegeisterung junger Soldaten karikiert.

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Konzert

Paul Jacobs / Orgelkonzert

Messiaen: Livre du Saint Sacrement

Paul Jacobs, Orgel

Olivier Messiaen: Livre du Saint Sacrement

Musikalische Offenbarung

Das »Livre du Saint Sacrement« (Buch des Heiligen Sakraments) ist nicht nur das letzte und umfangreichste Orgelwerk von Olivier Messiaen. Es ist auch eine Summe seines gesamten Schaffens, mit der der französische Komponist zugleich einen Bogen zurück zu seinen Anfängen schlug. Denn wie schon seine erste Komposition für Orgel, »Le Banquet céleste«, handelt es vom heiligen Abendmahl. Obwohl also durch und durch theologisch, ist diese Musik von einer überwältigenden inneren Tiefe, dabei ungeheuer faszinierend und sinnlich – und mit zwei Stunden Dauer sowohl Offenbarung wie Herausforderung.

Dieser Herausforderung stellt sich in der Elbphilharmonie nun der Amerikaner Paul Jacobs, der von der Washington Post als einer der »größten lebenden Virtuosen« bezeichnet wurde und der erste Organist ist, der einen Grammy gewann – für die Einspielung des «Livre du Saint Sacrement«. Seit 2002 hat er außerdem in mehreren amerikanischen Städten das gesamte Orgelwerk von Olivier Messiaen in mehrstündigen Marathonkonzerten aufgeführt. Keine Frage also, dass Jacobs genau der richtige für dieses anspruchsvolle Unterfangen ist.

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Chor

Chorkonzert: Sonnengesang / Figure humaine

Chorwerk Ruhr / Jean-Guihen Queyras / Elbtonal Percussion / Florian Helgath

Chorwerk Ruhr
Jean-Guihen Queyras, Violoncello
Sebastian Breuing, Celesta
Elbtonal Percussion - Jan Frederick Behrend, Stephan Krause, Schlagwerk
Dirigent: Florian Helgath


Sofia Gubaidulina: Sonnengesang
Francis Poulenc: Figure humaine / Kantate FP 120

Gesang der Sonne

Im Internationalen Musikfest Hamburg 2024 ist mit Sofia Gubaidulina einer der führenden Komponistinnen der Moderne ein Schwerpunkt gewidmet. Fast immer ist das Werk der russisch-tatarischen Komponistin, die seit Jahrzehnten in der Nähe von Hamburg lebt, von Dichtung inspiriert. Ihre Quellen sind vielfältig und reichen von den alten Ägyptern bis in die Gegenwart. 1997 vertonte Gubaidulina das älteste Zeugnis italienischer Literatur, den die Schöpfung preisenden »Sonnengesang« des Heiligen Franz von Assisi aus dem 13. Jahrhundert, für die außergewöhnliche Besetzung Cello, Chor und Schlagzeug.

Mit dem Chorwerk Ruhr reist einer der besten Chöre Deutschlands für genau dieses Repertoire an die Elbe. Den Solopart übernimmt der französische Star-Cellist Jean-Guihen Queyras. Dem »Sonnengesang« folgt in der zweiten Hälfte das Chorwerk »Figure humaine« (Menschliches Antlitz) von Francis Poulenc aus dem Jahr 1943. Die vielstimmige Kantate, die auf einem Gedicht von Paul Éluard beruht, durchdringt menschliche Tragödien von Hass und Gewalt und mündet in einer Ode an die Freiheit.

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Konzert

Hamburger Camerata / Samuel Hasselhorn / Gábor Hontvári

»Hey Haydn, What About Peace?«

Hamburger Camerata
Samuel Hasselhorn, Bariton
Leitung: Gábor Hontvári


Arvo Pärt: Da pacem Domine für Streichorchester
Gustav Mahler: Lieder aus »Des Knaben Wunderhorn« / Bearbeitung von Klaus Simon
Mauricio Kagel: Zehn Märsche, um den Sieg zu verfehlen
Joseph Haydn: Sinfonie G-Dur Hob. I:100 »Militär-Sinfonie«

Mit Musik gegen Waffengerassel

»Gib uns Frieden« – wie oft hat man diese Worte in Messevertonungen und Kirchenliedern schon gehört? Wie oft aber hat man sie als allzubekannte Textzeile der Musikgeschichte auch gedankenverloren überhört? In Zeiten, in denen die einfache, doch so schrecklich schwer erfüllbare Bitte tragische Aktualität gewonnen hat, will die Hamburger Camerata zum bewussten Hinhören einladen.

Arvo Pärts musikalisch so bescheiden wie eindringlich formulierter Friedensappell trifft auf Gustav Mahlers nicht weniger intensive Klangbilder hoffnungsloser Soldatenschicksale und sinnloser Kriegstreiberei aus den »Wunderhorn-Liedern« in einer reizvollen Kammerorchesterfassung. Und Mauricio Kagels bitter ironische »Märsche, um den Sieg zu verfehlen« treten in direkten Dialog mit Joseph Haydns »Militärsinfonie«.

Denn auch der tonangebende Komponist der Camerata-Saison 23/24 hatte ganz offenbar eine klare Meinung zu allem Waffengerassel: Als einen »Höhepunkt von scheußlicher Eindringlichkeit« empfanden die jüngst in die französischen Revolutionskriege involvierten Londoner Zeitgenossen 1794 jedenfalls die bewusst »hässlichen« Passagen unter Einsatz von Triangel, Trommel und Becken in dieser Sinfonie…

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Konzert

Ensemble Resonanz / Saerom Park / Dirk Rothbrust

Portrait Rebecca Saunders

Ensemble Resonanz
Saerom Park, Violoncello
Dirk Rothbrust, Schlagzeug
Dirigent: Gregor A. Mayrhofer


Rebecca Saunders
Module 1 »melody« / aus: Dust
Module 5 »metal« / aus: Dust
Module 3 »triangles« / aus: Dust
Module 4 »crystal« / aus: Dust
Unbreathed

William Byrd: Fantasia a 6 Nr. 2 g-Moll
Rebecca Saunders: Ire / Konzert für Violoncello, Streicher und Schlagwerk
Breath

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Konzert

Chamber Orchestra of Europe / Sir András Schiff

Brahms: Variationen über ein Thema von Joseph Haydn & Klavierkonzert Nr. 1 / Haydn: Sinfonia concertante

Chamber Orchestra of Europe
Sir András Schiff, Klavier und Leitung


Johannes Brahms: Variationen über ein Thema von Joseph Haydn op. 56a
Joseph Haydn: Sinfonia concertante B-Dur Hob. I:105
Johannes Brahms: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d-Moll op. 15

Auf die Freundschaft!

»Es gibt Orchester, gute Orchester, großartige Orchester und es gibt das Chamber Orchestra of Europe.« Mit diesen Worten hat sich einmal Sir András Schiff vor dem COE verbeugt. 1985 hatten sich der Pianist und das Orchester kennengelernt. Und im Laufe der vielen Konzerte entdeckte Schiff die Leidenschaft für das Dirigieren. Dementsprechend dirigiert er jetzt auch vom Klavier aus ein klassisch-romantisches Programm, bei dem Joseph Haydn auf seinen Bewunderer Johannes Brahms trifft.

Vom Wiener Klassiker Haydn gibt es die Sinfonia concertante für Oboe, Fagott, Violine, Violoncello und Orchester, die bei ihrer Londoner Uraufführung 1792 maßlos gefeiert wurde.

Mit seinen Orchester-Variationen über ein kleines (Choral-)Thema aus einem Haydn-Divertimento schrieb Brahms 1873 sein überhaupt erstes großes Orchesterwerk, nachdem Entwürfe für eine Sinfonie in den 1850er Jahren in sein erstes Klavierkonzert eingeflossen waren. Dementsprechend sinfonisch klingt das Werk, das Sir András Schiff in seiner Karriere immer wieder neu interpretiert hat. Auch mit ihm unterstreichen er und das Chamber Orchestra of Europe ihre schon fast 40-jährige Freundschaft!

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Konzert

Irreversible Entanglements

»Protect Your Light«

Irreversible Entanglements
Moor Mother, spoken word
Aquiles Navarro, trumpet
Keir Neuringer, saxophone
Luke Stewart, bass
Tcheser Holmes, drums


Musik für die Freiheit

Seit seiner Gründung 2015 zählt die Band Irreversible Entanglements zu den wichtigsten Stimmen des aktuellen Free Jazz. Mit kompromisslosen Songs weisen die fünf Musiker:innen auf politische und soziale Missstände hin und stellen Ungerechtigkeiten wie die Unterdrückung von Frauen, die Diskriminierung von People of Color, die Ignoranz gegenüber Kolonialverbrechen oder die Ausbeutung der Natur an den Pranger.

Zugleich ermutigen die direkten und unverschlüsselten Texte der Poetin und Spoken-Word-Künstlerin Camae Ayewa alias »Moor Mother« aber auch dazu, nicht im Status quo zu verharren, sondern selbst für eine bessere Zukunft in Freiheit und Würde aktiv zu werden. Auf dem vierten Studio-Album »Protect Your Light« (2023) verbinden sich die tiefgründigen Lyrics von Moor Mother mit eingängigen Melodien, ekstatisch-impulsiven Improvisationen von Keir Neuringer (Saxofon) und Aquiles Navarro (Trompete) und tanzbaren Rhythmen von Tcheser Holmes (Drums) und Luke Steward (Bass). Ein beeindruckendes Gesamtpaket, das musikalische Antworten auf große gesellschaftliche Fragen unserer Zeit sucht – und findet.

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Konzert

Portrait Sofia Gubaidulina

Mitglieder des NDR Elbphilharmonie Orchesters

David Spranger, Fagott
Mitglieder des NDR Elbphilharmonie Orchesters
Dirigent: N.N.


Sofia Gubaidulina:
Am Rande des Abgrunds für sieben Violoncelli und zwei Aquaphone
Mirage: Die tanzende Sonne (Fata Morgana)
Konzert für Fagott und tiefe Streicher

Vorliebe für tiefe Töne

An zahlreichen Werk-Etappen ihres umfangreichen Schaffens lässt sich Sofia Gubaidulinas Faszination für die Klänge des tiefen, größer besetzten Streicherapparats ablesen. Werke für ein Ensemble von Cellisten gibt es einige, und auch der Kontrabass spielt in mehreren ihrer Stücke eine herausgehobene, charakteristische Rolle. So lag es nahe, dieser besonderen Vorliebe der bei Hamburg lebenden, heute 92 Jahre alten Komponistin in einem Konzert genauer nachzugehen – und auf diese Weise ein besonderes »Portrait Sofia Gubaidulina« zu gestalten.

Im Zentrum des Abends steht das fünfsätzige Konzert für Fagott und tiefe Streicher, 1975 in Russland entstanden: im Todesjahr von Dmitrij Schostakowitsch. Das selten zu hörende Stück gehört zu denjenigen, denen anzumerken ist, dass Gubaidulina in ihrem »mittleren Stil« durchaus Anregungen dieser Überfigur der sowjetischen Musik aufnahm. Es ist auch bekannt, dass Schostakowitsch die junge Komponistin ermutigte und förderte. Das Faszinosum des Stücks liegt in den ungemein vielfältigen und virtuosen Klangwirkungen des tiefen Registers – und in einer unmittelbar sprechenden Wirkung des Soloparts, den NDR Solofagottist David Spranger übernehmen wird. Flankiert wird das Konzert von zwei Werken für größeres Cello-Ensemble. »Mirage« von 2002 ist mit seinen Lichtfantasien ein schönes Beispiel für den teilweise zur Naturmystik neigenden Stil der späten Gubaidulina. »Am Rande des Abgrunds«, entstanden ungefähr zum gleichen Zeitpunkt, gehört zu ihren meistgespielten Kompositionen und überrascht mit dem Einsatz zweier klangreicher Aquaphone.

Zum NDR hat Sofia Gubaidulina seit langen Jahren eine enge Verbindung. Unvergessen sind zahlreiche Aufführungen, die der NDR Chor (das heutige NDR Vokalensemble) realisierte – und natürlich die große Uraufführung von Johannes-Passion und Oster-Oratorium in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis im März 2002.

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Konzert

NDR Elbphilharmonie Orchester / Jess Gillam / Marin Alsop

Beethoven: Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 / MacMillan: Saxofonkonzert / Prokofjew: »Romeo und Julia«-Suiten

NDR Elbphilharmonie Orchester
Jess Gillam, Saxofon
Dirigentin: Marin Alsop


Ludwig van Beethoven: Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 op. 72a
James MacMillan: Konzert für Saxofon und Orchester
Sergej Prokofjew: Suiten aus dem Ballett »Romeo und Julia« op. 64

Gipfelstürmerinnen

Schottische Tanzrhythmen sowie Höhepunkte aus Beethovens Oper »Fidelio« (bzw. »Leonore«) und Prokofjews Ballett »Romeo und Julia« – die US-amerikanische Dirigentin Marin Alsop hat sich ein schwungvolles Programm überlegt und entführt sie in eine der berühmtesten Liebesgeschichten der Welt: »Romeo und Julia«. Sergej Prokofjew verarbeitete den Shakespeare-Stoff zu einem Ballett, seinem wohl beliebtesten Werk. Später formte er aus den mitreißenden Melodien eigenständige Suiten, die längst auch im Konzertsaal heimisch geworden sind.

Auch Ludwig van Beethovens Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 basiert auf einem größeren Werk, seiner einzigen und vielfach umgearbeiteten Oper »Fidelio«. In der Ouvertüre fasste der Komponist die dramaturgisch wichtigsten Momente zusammen und begleitet seine Heldin Leonore auf der Suche nach ihrem gefangenen Mann von der Gefängnisgruft in die Freiheit. Um zum Ziel zu gelangen, schlüpft Leonore in Männerkleidung und behauptet sich selbstbewusst gegen Herrscherwillkür und andere Gefahren. Eine Rolle, die Marin Alsop vielleicht nahe liegt, schließlich musste sie sich ebenfalls in einer Männerdomäne durchsetzen. Als Dirigentin hat sie schon einige Rekorde gebrochen: Als erste Frau überhaupt leitete sie eines der großen US-amerikanischen Orchester und dirigierte zudem 2013 als erste Frau die BBC Proms.

Bei den Rekorden kann die britische Saxophonistin Jess Gillam mithalten – sie trat bei den renommierten BBC Proms als bisher jüngste Solistin auf. Die angesagte und überaus vielseitig aufgestellte Mittzwanzigerin war bereits mehrfach zu Gast in der Elbphilharmonie. Jetzt kehrt sie zurück und spielt James MacMillans Saxophonkonzert. »Das dreisätzige Stück ist eine Fantasie auf traditionelle schottische Tänze«, schrieb die Times, »doch das beschreibt nicht annähernd die Spannungen und Mehrdeutigkeiten dieses faszinierenden Werks«.

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Performance

Imagine Freedom

Abschlusskonzert des Community-Projekts

Community Ensemble
Shabnam Parvaresh, Klarinette, Bassklarinette
Jakob Nierenz, Violoncello
Moritz Hamm, Schlagzeug
Liv Solveig Wagner, Violine, Gitarre, Klavier
Musikalische Leitung: Kian Jazdi
Mable Preach, Regie
Charlotte Beinhauer, Dramaturgie
Rike Maerten, Dramaturgie


Von Frieden und Freiheit / Eine Performance aus Texten, Bewegung und Musik der Community

Performance der Freiheit

Was bedeutet Freiheit? Kann jede und jeder Einzelne frei sein und gleichzeitig in Frieden mit anderen leben? Diese und ähnliche Fragen haben sich junge kreative Menschen gestellt und beantworten sie im zuge des Community-Projekts der Elbphilharmonie mit Schauspiel, Tanz und Bewegung, Gesang und Musik. Mable Preach, die als Regisseurin unter anderem auf Kampnagel inszeniert, hat die Workshops federführend begleitet.

Die jungen Menschen auf der Bühne eint die Freude am Ausprobieren, Lust auf Musik und Choreografien entwickeln und Geschichten ausdenken. Inspiriert von gemeinsamen Ausflügen, Songtexten, aktuellen politischen Debatten, Musik und mehr, nimmt die Abschluss-Performance in Workshops ab Januar 2024 immer mehr Gestalt an.

Drei kreative Köpfe und gleichzeitig Workshopleiter:innen begleiten das Projekt: Mable Opuku Preach ist Regisseurin Choreografin, Kuratorin des Festivals für urbane BiPoc-Jugendkultur FORMATION**NOW und Leiterin des Kultur- und Jugendvereins LUKULULE. Sie setzt sich kritisch mit Rassismus und (Neo-)Kolonialismus auseinander und fördert Empowerment. Rike Maerten ist Dramaturgin und arbeitet schon lange mit Mable Preach zusammen. Kian Jazdi ist Musiker mit iranischen Wurzeln, der sich für mehr Vielfalt und Diversität in der Musikwelt einsetzt. Er ist sowohl in Klassik als auch Elektronik zu Hause.

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Konzert

Sächsische Staatskapelle Dresden / Lang Lang / Christian Thielemann

Ravel / Debussy

Sächsische Staatskapelle Dresden
Lang Lang, Klavier
Dirigent: Christian Thielemann


Maurice Ravel:
Ma mère l’oye (Ballettfassung)
Konzert für Klavier und Orchester G-Dur
Claude Debussy: Ibéria / aus: Images für Orchester Nr. 2
Maurice Ravel: La valse / Poème chorégraphique für Orchester

Abschiedsklänge

Es wird spannend, wenn Christian Thielemann einen seiner seltenen Ausflüge ins französische Repertoire unternimmt und seine an Wagner, Strauss und Bruckner geschulte Klangästhetik auf die farbenreichen Tongemälden von Debussy und Ravel trifft. Als scheidender Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden wird er Ravels La valse, diesem Abgesang auf die europäische Welt vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, auch einen persönlichen Tropfen Wehmut beifügen: Abschiedsklänge nach zwölf beeindruckenden Jahren, in denen Orchestergeschichte geschrieben wurde. Mit Weltstar Lang Lang haben die Musiker:innen aus Dresden in dieser Zeit oft das Podium geteilt – wie auch jetzt in der Elbphilharmonie. Sein feinsinniger Anschlag und seine über jeden Zweifel erhabene Virtuosität machen ihn zum perfekten Protagonisten in Ravels Klavierkonzert.

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Oper

Messiaen: Saint François d’Assise

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg / Kent Nagano

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Audi Jugendchorakademie
LauschWerk
Anna Prohaska, L’Ange
Johannes Martin Kränzle, Saint François
Ioan Hotea, Le Lépreux
Kartal Karagedik, Frère Léon
Dovlet Nurgeldiyev, Frère Massée
Andrew Dickinson, Frère Élie
Alexander Roslavets, Frère Bernard
Dirigent: Kent Nagano
Thomas Jürgens, Julia Mottl, Georges Delnon, Szenische Einrichtung
Janina Zell, Dramaturgie
Martin Steidler, Einstudierung Chor


Olivier Messiaen: Saint François d’Assise / Oper in drei Akten und acht Bildern in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Mehr als 250 Mitwirkende und fünf Stunden Musik zwischen Askese und Ekstase: Mit seiner einzigen Oper »Saint François d’Assise« hinterließ Olivier Messiaen ein gewaltiges Vermächtnis. Sie zeichnet die Lebensstationen des heiligen Franz von Assisi nach, der sich als besitzloser Wandermönch um die Ärmsten der Armen kümmerte und Tieren und Pflanzen predigte. Als Höhepunkt des Internationalen Musikfests bringt Kent Nagano das selten gespielte Werk mit seinen Philharmonikern gleich dreimal auf die Bühne der Elbphilharmonie. In der hochkarätigen Sängerriege finden sich unter anderem Anna Prohaska als Engel und Johannes Martin Kränzle als Franz von Assisi.

Die Oper schildert anschaulich einige prägende Stationen auf dem Lebensweg des Heiligen: die Heilung eines Leprakranken, das Empfangen von Wundmalen an Händen und Füßen und natürlich die »Vogelpredigt« und den »Sonnengesang«, die Franz von Assis besondere Verbindung zur Natur zeigen. Für Olivier Messiaen lag die Vertonung auf der Hand. Nicht nur war er tief gläubiger Katholik, der 60 Jahre (!) als Organist der Pariser Kirche La Trinité wirkte. Als Synästhet erlebte er eine quasi transzendente Wahrnehmung von Farben, Formen und Klängen. Und als leidenschaftlicher Hobby-Ornithologe – ein Zeitvertreib, dem auch der heilige Franz von Assisi frönte – zeichnete er rund 700 Vogelrufe in Notenschrift auf.

Seine Musik spiegelt diese Inspirationsquellen auf äußerst farbenreiche Weise wider. Er selbst beschrieb die Oper so: »Sie schildert die fortschreitenden Stadien der Gnade in der Seele des heiligen Franziskus. Alles, was keine Farben, keine Wunder, keine Vögel, keine Frömmigkeit und keinen Glauben enthielt, habe ich ausgespart.«

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Konzert

Britten: War Requiem / Teodor Currentzis

SWR Symphonieorchester
London Symphony Chorus
SWR Vokalensemble Stuttgart
Knabenchor Hannover
Irina Lungu, Sopran
Allan Clayton, Tenor
Matthias Goerne, Bariton
Dirigent: Teodor Currentzis


Benjamin Britten: War Requiem op. 66

Gegen Krieg

Benjamin Britten war ein leidenschaftlicher Pazifist. Mit seinem »War Requiem« schrieb er 1961 sein beeindruckendstes und bewegendstes Bekenntniswerk, das als eines der zentralen Werke des 20. Jahrhunderts gegen Krieg und für Frieden gilt. Mit diesem Schlüsselwerk liefert Teodor Currentzis den musikalischen Epilog für das Internationale Musikfest Hamburg und schließt den programmatischen Bogen des Mottos »Krieg und Frieden«. Der Stardirigent kommt nochmal in seiner Funktion als Chefdirigent des SWR Symphonieorchesters nach Hamburg und hat für das riesig besetzte »War Requiem« neben seinem Orchester und gleich drei formidablen Chören unter anderem den Bariton Matthias Goerne engagiert.

Das »War Requiem« hatte Benjamin Britten zur Erinnerung an den Luftangriff auf das englische Coventry im Jahr 1940 und zur Einweihung der dort wieder aufgebauten Kathedrale geschrieben. 1962 übernahm der Komponist am Dirigentenpult die gefeierte Uraufführung seines monumentalen Werks für Orchester, Chöre, drei Gesangssolisten und Orgel. Unter den Solisten fand sich Goernes Lehrer Dietrich Fischer-Dieskau.

Brittens »War Requiem« ist aber nicht nur mahnender Protest gegen jede Form von Unmenschlichkeit und die Kriege des 20. Jahrhunderts. Seine Totenmesse, die mit einem Gebet für den ewigen Frieden endet, hat an Aktualität nichts eingebüßt.

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Gespräch

Story-Teller / Begleitprogramm

Elbphilharmonie PLUS

Matria
Matthias Schriefl, Jazztrompete, Multiinstrumentalist
Tamara Lukasheva, Klavier, Gesang


Im Dialog zum Frieden

Drei feine Gänge, drei kluge Fragen, drei inspirierende Begegnungen – das ist das Konzept des Story-Tellers, ein Social Dinner, das Menschen in ungezwungener Atmosphäre zum Erzählen zusammenbringt. Dieses Ma(h)l steht das Thema »Frieden« im Mittelpunkt, das für das konkrete Zusammenleben genauso wie im großen Weltgeschehen von universeller Bedeutung und aktueller denn je ist.

Musikalisch gewürzt wird der Abend vom Duo Matria mit der Pianistin und Sängerin Tamara Lukasheva und dem Trompeter und Multiinstrumentalisten Matthias Schriefl. Sie verbinden verschiedene süddeutsche Volksmusikarten wie Jodler, Almlieder oder Zwiefache mit ukrainischer Volksmusik, ein groovendes Alphorn mit dem Gesang der ukrainischen Karpaten, Improvisation und Freiheit mit Tradition aus beiden Ländern.

Der Story-Teller ist damit der perfekte Vorgeschmack auf die Dakh Daughters aus Kyiv, die mit ihrem Programm »Ukraine Fire« am 15. Mai 2024 im Kleinen Saal der Elbphilharmonie dem Protest gegen den Krieg in der Ukraine eine musikalische Stimme geben. Ihr »Freak Cabaret« – wie sie ihre Musik selbst bezeichnen – ist eine spannende Mischung aus Punk, Rap, Pop, Rock, Klassik und Elementen ukrainischer Folklore.

Elbphilharmonie PLUS ist das Begleitprogramm der Elbphilharmonie und öffnet unterschiedliche Perspektiven auf die Musik im Haus – als Ergänzung zum Konzertbesuch oder als vollwertiges Erlebnis für sich. Interdisziplinäre Begegnungen und Ausstellungen gehören ebenso zum Programm von Elbphilharmonie+ wie Gesprächskonzerte oder Filmvorführungen in Museen, Bibliotheken, Kinos und Stadtteilkulturzentren.

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1

Internationales Musikfest Hamburg

Elbphilharmonie

26.4. bis 2.6.2024

Jedes Jahr bündelt das Internationale Musikfest Hamburg die Kräfte der hiesigen Konzertszene. Als roter Faden fungiert dabei stets ein Motto, das heimische Klangkörper und hochkarätige Gäste mit Leben füllen – »Krieg und Frieden« heißt es in der kommenden Ausgabe.

»Friede, Friede auf der Erde!« Die Botschaft von Arnold Schönbergs Chorwerk »Friede auf Erden« ist unmissverständlich. Dass sie gleichermaßen Illusion ist, hat nicht nur der Komponist nach Fertigstellung der Partitur selbst eingestanden. Wir alle haben es im vergangenen Jahr in Europa selbst erfahren müssen. Dennoch kann man diese Worte gar nicht oft genug wiederholen. Und so hat Alan Gilbert das spätromantische Werk denn auch gleich für den Auftakt des Internationalen Musikfests Hamburg 2024 ausgesucht.

»Krieg und Frieden« lautet dieses Mal das Motto, in Anlehnung an Leo Tolstois so berühmten wie zeitlosen Roman. Es zeigt, wie Kulturschaffende verschiedener Epochen ihren Umgang mit diesem oft bedrückenden Thema gefunden haben. Sofia Gubaidulina etwa folgt in ihrem großen Oratorium »Über Liebe und Hass« unbeirrbar ihrer Mission, »Liebe dorthin zu bringen, wo Hass regiert«. Nicht fehlen darf bei diesem Musikfest natürlich Beethovens weltumspannende Neunte Sinfonie mit ihrem hymnischen Appell: »Alle Menschen werden Brüder«. Und mit Olivier Messiaens einziger Oper »Saint François d’Assise« über den Friedensstifter und Heiligen Franz von Assisi bringen Kent Nagano und seine Philharmoniker an drei Abenden ein ebenso passendes wie aufwendig inszeniertes Großprojekt auf die Bühne des Großen Saales.

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Bewertungen & Berichte Internationales Musikfest Hamburg

Ereignisse / Festival Internationales Musikfest Hamburg 26.4. bis 16.6.2024
Ereignisse / Festival Lessingtage Hamburg Hamburg, Alstertor 1
Ereignisse / Messe INCorporating art fair Hamburg 6. bis 8.9.2024
Konzerte / Konzert Elbphilharmonie Hamburg Hamburg, Platz der Deutschen Einheit 4
Ereignisse / Konzert Schleswig-Holstein Musik Festival Lübeck, Parade 1
Ereignisse / Aufführung Logensaal Hamburger Kammerspiele Hamburg, Hartungstraße 9-11
Ereignisse / Jazz Cotton Club Hamburg Hamburg, Alter Steinweg 10
Ereignisse / Kulturveranstaltung Museumsschiff Cap San Diego Hamburg Hamburg, Überseebrücke
Ereignisse / Festival Raritäten der Klaviermusik Husum, König-Friedrich V.-Allee
Ereignisse / Aufführung Kultur in Neustadt in Holstein Neustadt in Holstein, Am Markt 1
Ereignisse / Kulturveranstaltung Mathilde Café Hamburg, Bogenstraße 5
Ereignisse / Kulturveranstaltung Brakula Hamburg, Bramfelder Chaussee 265
Ereignisse / Kulturveranstaltung Haus Drei Hamburg, Hospitalstr. 107
Ereignisse / Festival Duckstein-Festival Hamburg, Erikastraße 67

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