Das Staatstheater Kassel – Ein Theater mit Tradition
Das Staatstheater Kassel versteht sich mit seinen rund 500 festen Mitarbeitern als ein moderner Theaterbetrieb, der sich gleichermaßen der Tradition wie der Moderne verpflichtet fühlt. 30 Neuinszenierungen in den Sparten Musiktheater, Schauspiel, Tanztheater, Kinder- und Jugendtheater, dazu die Sinfonie-, Sonntags-, Kammer-, Familien-, Schüler- und Sonderkonzerte bilden Jahr für Jahr das große Angebot. Darüber hinaus sorgt ein umfangreiches theater- und konzertpädagogisches Programm für die Vermittlung an Kinder und Jugendliche.
Tanz-Uraufführung von Andonis Foniadakis (Griechenland)
„Tanz ist ein kraftvolles, schönes, berührendes und schmerzhaftes Werkzeug, meine Gefühle körperlich auszudrücken.
Ο χορός είναι ένα ισχυρό, όμορφο, συγκινητικό και επώδυνο εργαλείο.
Tanz bedeutet für mich Flexibilität. Meine Beziehung zum Publikum ist ein Akt der Verführung, ein Prozess des Verliebtseins, eine Partnerschaft. Auf der Bühne haben wir eine große Verantwortung, wenn wir unsere Wünsche und Träume ausdrücken und uns als vollständige Charaktere zeigen – damit wir als das gesehen zu werden, was wir sind: menschliche Wesen. Was wir auf der Bühne tun, muss aufrichtig sein, sonst wäre es eine einzige große Lüge.“
Andonis Foniadakis
Der gebürtige Grieche Andonis Foniadakis ist einer der bedeutendsten Choreograf:innen der Gegenwart, der für Companies weltweit kreiert und zum ersten Mal in Kassel arbeitet und mit Urlicht | Primal Light | πρωταρχικό φως seine erste abendfüllende Uraufführung in Deutschland zeigen wird. Seine einzigartige Bewegungssprache ist eine magische Mischung aus zeitgenössischen Techniken und klassischem Ballettvokabular – unmittelbar körperlich, intensiv, virtuos, energetisch, atemberaubend schnell bis hin zur völligen Verausgabung.
Andonis Foniadakis fragt in Urlicht | Primal Light | πρωταρχικό φως nach der Transzendenz der Seele, nach dem Ursprung und dem Ende der menschlichen Existenz. Gemeinsam mit seinem langjährigen musikalischen Partner, dem französischen Komponisten und Sounddesigner Julien Tarride, der in der klassischen und zeitgenössischen Musik ebenso zu Hause ist wie in der französischen Musique Concrète und der amerikanischen Minimal Music, leuchtet Andonis Foniadakis das gesamte Spektrum menschlicher Emotionen aus – ähnlich wie ein Prisma, das weißes Licht in seine unbegrenzten Spektralfarben von Infrarot bis Ultraviolett zerlegt. Tanz als Grenzüberschreitung, Tanz als Expedition ins Ungewisse, wo nichts unmöglich ist und alles passieren kann.
Choreografie und Inszenierung: Andonis Foniadakis
Bühne und Lightdesign: Sakis Birbilis
Kostüme: Anastasios Tassos Sofroniou
Sounddesign: Julien Tarride
Licht: Marie-Luise Fieker
Dramaturgie: Silke Meier-Brösicke
Choreografische Assistenz: Pierre Magendie
Termine
So, 18.6.2023, 18:00
Sa, 1.7.2023, 19:30
Do, 13.7.2023, 19:30
Eine Oper, so aktuell und so beklemmend wie die gesellschaftspolitischen Realitäten der Gegenwart. Schon mit den ‚Schicksalsschlägen‘ in der Ouvertüre von La forza del destino – der Macht des Schicksals – lässt Giuseppe Verdi keinen Zweifel an der Drastik seines Stoffs und katapultiert sein Publikum mitten in die fatalen Geschehnisse eines Opernthrillers. Leonoras Vater stirbt gleich zu Beginn durch einen sich tragisch lösenden Schuss aus der Waffe Alvaros, des Liebhabers seiner Tochter. Doch das ist erst der Anfang dieses rasanten Plots. Noch im Sterben verflucht der Vater seine Tochter und das Liebespaar flieht, verliert und findet sich immer wieder in den grotesken Wirren des Krieges – stets verfolgt durch Leonoras Bruder Carlo.
Bis das Schicksal seine unerbittliche Macht am Ende der vier Akte noch ein letztes Mal ausspielen wird, treiben zahlreiche Fügungen die Protagonist:innen durch ein Panorama enthemmter Gesellschaften in prekären Umständen. Dass mitten in diesem Gemälde des Chaos sowohl das Militär als auch die Kirche ihr Fett abkriegen, hält dieses auch musikalisch beeindruckende Meisterwerk bis heute taufrisch. Am Staatstheater Kassel wird die ‚verfluchte Oper‘ von einem Regisseur inszeniert, der in dieser Spielzeit, bestens mit großen, monumentalen Stoffen gewappnet, in die Probenarbeit geht: Valentin Schwarz inszeniert 2022 den Ring des Nibelungen bei den Bayreuther Festspielen und debütiert nun mit La forza del destino am Staatstheater Kassel. Die musikalische Leitung hat der Generalmusikdirektor Francesco Angelico.
Text: Francesco Maria Piave
Musikalische Leitung: Francesco Angelico, Mario Hartmuth
Regie, Bühne und Video: Valentin Schwarz
Kostüme: Otto Krause
Licht: Marie-Luise Fieker
Dramaturgie: Felix Linsmeier
Choreinstudierung: Marco Zeiser Celesti
Chorassistenz: Martin Forciniti
Theaterpädagogische Vermittlung: Hannah Rech
Termine
Mi, 14.6.2023, 19:30
Sa, 17.6.2023, 19:30
Fr, 23.6.2023, 19:30und weitere Termine
Partizipatives Musiktheater nach der gleichnamigen Oper von Wolfgang Amadeus Mozart / Ab 12
Dichtung von Emanuel Schikaneder
Mozarts Zauberflöte ist nicht nur die beliebteste Oper überhaupt, sie steht auch geradezu sinnbildlich für die Gattung ‚Oper‘. Die Zauberflöte begeistert Opernliebhaber:innen jeden Alters – und kein Wunder ist es deshalb, dass die Lesarten dieses Werks so vielfältig sind wie die Regiehandschriften der Gegenwart. Die neue Kasseler Zauberflöte fügt werktreuen oder aktualisierenden Deutungen keine weitere hinzu, sondern öffnet die Frage der Deutung für eine demokratische Abstimmung. Denn in den „heilgen Hallen“ des Staatstheaters kommt die Weisheit nicht wie im Tempel Sarastros von oben, sondern die Lesart des Werks selbst steht zur Verhandlung – und kann vom Publikum live, aber auch schon im Vorfeld der Inszenierung beeinflusst werden. Denn bei genauem Blick stellt das Werk selbst seine Gewissheiten ständig infrage. So tritt die berühmte Königin der Nacht zunächst als liebende Mutter auf, die den Helden Tamino entsendet, um ihre Tochter Pamina vor Sarastro zu retten. Als dieser Tamino dann aber für seine eigene Sache einnimmt, kommt der sternflammenden Königin die Rolle des Bösen zu, während der aufklärerische Fürst den armen Tamino durch eine Reihe von langatmigen und gefährlichen Prüfungen schickt. Ist Sarastro also wirklich der good guy, für den er sich ausgibt? Und kann es Zufall sein, dass gerade die selbstbewussten Frauen in der Zauberflöte, die Königin und ihre drei Damen, von einem Mann in Herrschaftsposition als das pure Böse bekämpft werden, wenn seine Priester verlauten lassen: „Ein Weib thut wenig, plaudert viel.“?
Wie mit all diesen Fallstricken zu verfahren ist, entscheidet in Kassel das Publikum! In dieser Zauberflöte ist alles möglich! Florian Lutz, Intendant des Staatstheaters, und Barbara Frazier, Leiterin des JUST⁺, garantieren einen überraschenden, vergnüglichen, einmaligen und dabei sicherlich nie langweiligen Opernabend.
Musikalische Leitung: Kiril Stankow
Regie: Barbara Frazier, Florian Lutz
Bühne und Kostüme: Mechthild Feuerstein
Licht: Jürgen Kolb
Dramaturgie: Teresa Martin
Choreinstudierung: Marco Zeiser Celesti
für alle ab 12 Jahren
Termine
So, 25.6.2023, 16:00
Fr, 30.6.2023, 18:00
So, 23.7.2023, 18:00
Musik von Tom Kitt | Buch und Gesangstexte von Brian Yorkey
Deutsch von Titus Hoffmann
Original-Broadwayproduktion von David Stone, James L. Nederlander, Barbara Whitman, Patrick Catullo und Second Stage Theatre
Die Integrität einer Gesellschaft zeigt sich am Umgang mit denen, die nicht ganz normal sind. Nicht den gesellschaftlichen oder medizinischen Normen zu entsprechen, bedeutet allzu oft Ausgrenzung und Stigmatisierung – doch was fängt man mit einer Normalität denn überhaupt an, die sich als hochgradig toxisch entpuppen kann? Next to normal erzählt die Geschichte einer „fast normalen“ vierköpfigen Familie – scheinbar durchschnittlich, gewöhnlich, konventionell. Erst bei näherer Betrachtung wird sichtbar, welche Auswirkungen die psychische Krankheit der Mutter Diana Goodman auf das Familienleben hat: Ehemann Dan versucht die Familie zusammenzuhalten, Tochter Natalie sucht als Musterschülerin die Anerkennung, die sie zu Hause vermisst, und rutscht doch in die Drogen- und Medikamentenabhängigkeit ab. Und Sohn Gabe? Auch bei ihm läuft einiges nicht ganz „normal“.
Next to Normal bringt die extremen Gefühlsschwankungen von Dianas bipolarer Störung auf die Bühne. Dabei spielen Trauer und Verlust eine ebenso zentrale Rolle wie Konflikte durch ihre psychiatrische Behandlung. Entsprechend groß ist auch die musikalische Bandbreite des Stücks: Von einfühlsamen Balladen bis zu mitreißenden Songs mit großen Musical-Finali bringt Next to Normal die ganze Klaviatur menschlicher Emotionen auf die Bühne. In diesem Sinne brachte es die New York Times auf den Punkt: es sei mehr als ein „Feel-Good-Musical – es ist ein Feel-Everything-Musical!“
Das Rock-Musical feierte 2009 am Broadway seine fulminante Premiere und kassierte zahlreiche Preise: unter anderem drei Tony Awards und den Pulitzer Preis – eine Auszeichnung, die einem Musical nur selten zuteil wird. Am Staatstheater Kassel konnte diese Produktion in der Spielzeit 2020/21 coronabedingt nicht realisiert werden und kommt nun endlich zu ihrer feierlichen Premiere. Für die Regie zeichnet sich der in Kassel bereits bekannte Regisseur Philipp Rosendahl verantwortlich – und kehrt so einmal mehr an seine langjährige Wirkungsstätte zurück.
Musikalische Leitung: Peter Schedding, Donato Deliano
Inszenierung: Philipp Rosendahl
Bühne und Kostüme: Brigitte Schima
Licht: Marie-Luise Fieker
Dramaturgie: Felix Linsmeier
Movement Director: Constantin Hochkeppel
Der Ring des Nibelungen
Dritter Tag: Götterdämmerung
Die mächtigste Parabel für die Selbstzerstörungskräfte des Kapitalismus stammt aus dem Revolutionsjahr 1848: Mit dem Untergang der Götter geht nicht nur die Burg Walhall in Flammen auf, sondern auch der Mythos von der unbegrenzten Akkumulation – nur um das ewige Spiel um Macht und Besitz erneut beginnen zu lassen.
Kurz vor dem ersten Lockdown der Corona-Pandemie feierte die Kasseler Götterdämmerung im März 2020 im letztmöglichen Augenblick Premiere und komplettierte den neuen Kasseler Ring von GMD Francesco Angelico und Regisseur Markus Dietz. In pandemischen Zeiten durch die schieren Dimensionen des Werks zunächst unmöglich geworden und daher umso heißer ersehnt, holt das Staatstheater Kassel den vierten Teil der Tetralogie nun erst recht erneut ins Repertoire, bevor der Kasseler Ring 2023 in zwei eigenständigen Zyklen auf die Opernbühne kommt. Und wie es sich für den fulminanten Abschluss des legendärsten Opernzyklus’ der Musikgeschichte gehört, geht es eben um nicht weniger als die ganze Welt: In diesem Sinne ist die Götterdämmerung zum geflügelten Wort für den apokalyptischen Untergang von Welten und ihren Ordnungssystemen geworden.
Siegfried, der strahlende Held, erliegt in der Götterdämmerung dem Fluch des Rings. Dass in der schändlichen Intrige um Siegfried und Brünhilde mithilfe der Tarnkappe und der folgenden schrecklichen Gewaltspirale mehr steckt als ein Individualdrama, sondern Richard Wagner vielmehr sein psychologisches Leitmotivgeflecht als große Parabel auf die Wirtschaftsordnung der industri-
alisierten Gesellschaft engführt, hat Deutungen dieses Werks zu großen politischen Lesarten angestiftet. Markus Dietz konzentriert die Wagner’sche Perspektive und erweitert sie durch partizipative Momente: Denn die Verführungskraft des Rings betrifft jedes Individuum!
Die Götterdämmerung ist eine PLUS-Produktion.
Die Inszenierung greift Bühnenelemente anderer Teile der Kasseler Inszenierung vom Ring des Nibelungen auf, die Bühnenbildnerin von Rheingold und Siegfried ist Ines Nadler.
Musikalische Leitung: Francesco Angelico, Mario Hartmuth
Inszenierung: Markus Dietz
Bühne: Mayke Hegger
Kostüme: Henrike Bromber
Dramaturgie: Christian Steinbock
Choreinstudierung: Marco Zeiser Celesti
Das Staatstheater Kassel – Ein Theater mit Tradition
Das Staatstheater Kassel versteht sich mit seinen rund 500 festen Mitarbeitern als ein moderner Theaterbetrieb, der sich gleichermaßen der Tradition wie der Moderne verpflichtet fühlt. 30 Neuinszenierungen in den Sparten Musiktheater, Schauspiel, Tanztheater, Kinder- und Jugendtheater, dazu die Sinfonie-, Sonntags-, Kammer-, Familien-, Schüler- und Sonderkonzerte bilden Jahr für Jahr das große Angebot. Darüber hinaus sorgt ein umfangreiches theater- und konzertpädagogisches Programm für die Vermittlung an Kinder und Jugendliche.