Das Residenztheater (Bayerisches Staatsschauspiel) ist eines der traditionsreichsten und mit einem Ensemble von über 50 Schauspieler*innen und mehr als 450 Mitarbeiter*innen größten Sprechtheater im deutschsprachigen Raum. Seine Historie beginnt im 18. Jahrhundert als Kurfürstliches Hof- und Nationaltheater. Bespielt werden drei Spielstätten: das Residenztheater am Max-Joseph-Platz mit 881 Plätzen, das Cuvilliéstheater mit 437 Plätzen und der Marstall mit ca. 146 Plätzen, alle in unmittelbarer Nachbarschaft der Residenz im Herzen Münchens.
Seit 2019 ist Andreas Beck Intendant. Das Residenztheater unter seiner künstlerischen Leitung steht für ein Ensembletheater, das den Schwerpunkt auf zeitgenössische Dramatik mit Uraufführungen und Neudichtungen neben der Pflege eines klassischen Repertoires legt. Klassische Stoffe und Texte werden aus dem Hier und Jetzt heraus befragt und erfahren eine Neudichtung oder Übertragung. Mit der Uraufführung von Ewald Palmetshofers für das Residenztheater als Auftragswerk entstandenem Theatertext «Die Verlorenen» wurde die erste Spielzeit der neuen Intendanz am 19. Oktober 2019 im Residenztheater eröffnet.
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Residenztheater Max-Joseph-Platz 1 D-80539 München
nach den Romanen «Kindheit» - «Jugend» - «Abhängigkeit» von Tove Ditlevsen
Premiere: 16.3.2024
für die Bühne bearbeitet von Tom Silkeberg
aus dem Dänischen von Ursel Allenstein
Für das Talent und die Träume der heranwachsenden Tove ist im Kopenhagener Arbeiterviertel Vesterbro der 1920er-Jahre kein Platz. Mit vierzehn Jahren muss sie die Schule verlassen und gegen ihren Willen als Hausmädchen, später als Bürogehilfin arbeiten. Dennoch gibt sie sich nicht geschlagen, publiziert anfänglich Gedichte und Erzählungen und sucht ihre Befreiung unbeirrt im eigenen Schreiben. Tove Ditlevsen erzählt in der «Kopenhagen-Trilogie» immer entlang der eigenen Biografie von der Flucht aus einem komplizierten Alltag in die Narration und webt dabei Realität und Fiktion raffiniert ineinander. Ihre gleichnamige Ich-Erzählerin berichtet ebenso humorvoll wie lakonisch von Privatem, das nichtsdestotrotz politisch ist.
Die Schonungslosigkeit, mit der Ditlevsen davon schreibt, was es bedeutet, als Frau mehr zu wollen als einem von der Gesellschaft zugestanden wird, steht dabei in keinem Widerspruch zu ihrer Utopie eines durch Kunst und Literatur gelingenden Lebens. Ditlevsens Autofiktion lässt sich als Anleitung zur Selbstermächtigung verstehen und ist ein widerständiges weibliches Vermächtnis einer großen Schriftstellerin.
Bereits zweimal angekündigt unternimmt das Residenztheater nun einen dritten Anlauf, dieses wichtige Projekt zu realisieren. Regie führt Elsa-Sophie Jach, Hausregisseurin am Residenztheater, deren hochmusikalische, verspielte Inszenierungen stets originelle und originäre Textinterpretationen sind.
Inszenierung und Fassung: Elsa-Sophie Jach
Bühne: Marlene Lockemann
Kostüme: Aino Laberenz
Komposition und Musikalische Leitung: Samuel Wootton
Licht: Barbara Westernach
Dramaturgie: Constanze Kargl
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Termine
20.3.2024, 19:00
26.3.2024, 19:00
11.4.2024, 19:00und weitere Termine
nach der gleichnamigen Komödie von George Bernard Shaw
aus dem Persischen von Sima Djabar Zadegan
Auftragswerk
Du bist, wie du sprichst. Phonetikprofessor Higgins wettet mit seinem Freund Pickering, aus der energischen Eliza Doolittle, die sich durch den Verkauf von Blumen auf der Straße mit Mühe über Wasser hält und nur breitesten Dialekt spricht, in kürzester Zeit eine perfekt artikulierende Dame der Upperclass zu machen. Eliza erweist sich als disziplinierte und talentierte Schülerin und besteht erste Auftritte in der High Society. Higgins schreibt den Erfolg seiner Genialität zu und erhebt reflexhaft Anspruch auf sie. Es entzieht sich seiner Wahrnehmung, dass sich Eliza nicht zuletzt durch seinen Unterricht zu einer selbstbewussten und reflektierten Frau entwickelt, die nicht nur ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, sondern auch umzusetzen weiß.
George Bernard Shaw schuf in seiner Adaption des Ovid’schen Mythos Pygmalion – der auch bei Shakespeares «Wintermärchen» ein wichtiges Motiv ist – seine bekannteste Frauenfigur. Auch wenn sie die Heldin einer Komödie mit dem Untertitel «A Romance» ist, steht sie im besonderen Maße für die politischen Ideale des Autors, der als engagierter Sozialist für die Frauenemanzipation und das allgemeine Wahlrecht eintrat.
Nach Shaws Tod entstand basierend auf seinem Stück das Musical «My Fair Lady», das Fragen der Ungerechtigkeit von Geschlecht und Klasse weniger scharf unter die Lupe nimmt, ihn aber weltberühmt machte. Wie bei «Yvonne, Prinzessin von Burgund», «Prima Facie» und «Die Kopenhagen-Trilogie» erzählt «Pygmalion» von der weiblichen Ermächtigung in einer männerdominierten Gesellschaft.
Der iranische Regisseur Amir Reza Koohestani ist seit vielen Jahren auch in Europa bekannt für seine fein gedachten Überschreibungen bekannter Stoffe. Gemeinsam mit der iranischen Dramatikerin Mahin Sadri befragt er Shaws Komödie, die 1913 am Wiener Burgtheater uraufgeführt wurde, nach dem heutigen Klassismusdiskurs.
Inszenierung: Amir Reza Koohestani
Bühne: Mitra Nadjmabadi
Kostüme: Natasha Jenkins
Musik: Santiago Blaum
Licht: Verena Mayr
Video: Phillip Hohenwarter
Dramaturgie: Katrin Michaels
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Termine
21.3.2024, 19:30 | Uraufführung
24.3.2024, 19:30
28.3.2024, 19:30und weitere Termine
aus dem Amerikanischen von Matthias Jendis für die Bühne bearbeitet von Malte Ubenauf
Nach Ibsens Peer Gynt ergreift in der zweiten Spielzeithälfte ein anderer Meister der Fabulierkunst das Wort. Ein Erzähler, der seine Zuhörer*innen auffordert, ihn Ismael zu nennen, entert mit seinem Seemannsgarn die Bühne des Residenztheaters. Was folgt, ist ein wahres Ungetüm an Erzählung: Ismael heuert auf der «Pequod», einem alten Walfänger an und sticht auf dieser schwimmenden Fabrik der Trangewinnung in See. Ziel dieser Fahrt ist jedoch nicht allein – wie sich herausstellen wird – die blutige Ausbeutung der Weltmeere und ihrer riesenhaften Meeressäuger, sondern der persönliche, hasserfüllte Rachefeldzug eines «gottlosen, gottgleichen Mannes», des einbeinigen Kapitäns Ahab. Mit an Shakespeare erinnernder Sprachgewalt schwört der Kapitän seine Mannschaft darauf ein, den sagenumwobenen weißen Wal, der ihm einst das Bein abgerissen hat, in den Meeren zu suchen und zur Strecke zu bringen.
«Ich habe ein böses Buch geschrieben», teilt Melville seinem Idol Nathaniel Hawthorne brieflich mit – und meint damit sein in vielerlei Hinsicht ausuferndes Werk «Moby Dick». Zu Melvilles Lebzeiten fand der 1851 erschienene Roman kaum Beachtung. Erst im 20. Jahrhundert, dreißig Jahre nach dem Tod seines Autors, wurde er für die literarische Moderne und als Meisterwerk neu entdeckt. Dabei ist «Moby Dick», das Buch, so einzigartig wie Moby Dick, der weiße Wal: eine Erzählung, die das Bekannte sprengt – ein Mischwesen aus Abenteuerroman, Enzyklopädie, Naturbetrachtung, philosophischer Spekulation, elisabethanischer Dramatik, biblischer Sprachmächtigkeit, nautischen Zoten und derbem Wortwitz. Das Buch und der Wal – beide sind ein Rätsel, eine Chiffre, offen für die Deutungen der jeweiligen Jetztzeit: Ist «Moby Dick» das Drama eines Fanatikers oder vielmehr derer, die bereit sind, dem Wahngebilde eines Demagogen bis in den Untergang zu folgen? Beschreibt es eine epische Schlacht zwischen Naturgewalt und menschlichem Beherrschungswillen oder die Suche nach Sinn und Bedeutung in einem sinnentleerten Kosmos? Oder ist der Planet Erde etwa selbst wie ein Schiff im Meer des Weltalls? Aber wer zum Teufel ist dann dieser Moby Dick?
Der dem hiesigen Publikum bestens bekannte Regisseur Stefan Pucher kehrt nach München zurück und bringt in seiner ersten Arbeit am Residenztheater Melvilles Opus magnum auf die Bühne.
Inszenierung: Stefan Pucher
Bühne: Barbara Ehnes
Kostüme: Annabelle Witt
Musik: Christopher Uhe
Licht: Gerrit Jurda
Video: Chris Kondek
Dramaturgie: Ewald Palmetshofer
Modezar und Märchenkönig, Paradiesvogel und Kultfigur. Münchner Original und Wohltäter. In seinem Leben wurden Rudolph Moshammer unzählige dieser Spitznamen und Titel verliehen. Jeder kannte ihn als Exzentriker mit Hundedame Daisy auf dem Arm, als Talkshowgast und Gesellschaftsmensch. Wie sein Vorbild, Bayerns Märchenkönig Ludwig II., liebte er den Glanz, die Opulenz, das Überbordende. Mit seinen Auftritten als Schauspieler und Werbefigur, als Sänger im Vorentscheid des Eurovision Song Contest und mit Büchern wie «Mama und ich» wurde er zur Kultfigur und seine Modeboutique «Carnaval de Venise» auf der Maximilianstraße zur Kultadressse und Pilgerstätte für Mosi-Fans.
«Ausgehend von Moshammers Biografie spüren wir dem romantischen Geist in Leben und Werk dieser schillernden Persönlichkeit nach. Ein Leben zwischen grellem Rampenlicht und dunkler Halbwelt, zwischen Promis und Strichern. ist auch eine Geschichte über das Erwachsenwerden der deutschen Gesellschaft. Moshammers Vater kommt in der Wirtschaftswunderzeit der alten Bundesrepublik unter die Räder – Arbeitslosigkeit, Alkoholsucht und schließlich Obdachlosigkeit. Rudolph und seine Mutter fliehen vor der Gewalt des Vaters. Die Wunde versucht der Sohn durch sein Engagement für Obdachlose zu heilen. Er, der im Rampenlicht steht, verleiht ihnen Sichtbarkeit. Sein tragischer Tod führt in die mörderischen Abgründe einer Hochglanzwelt und auf die Schattenseite eines Lebens im Scheinwerferlicht. Diese zeigt die Not und Einsamkeit Moshammers auf, der nie öffentlich über seine Homosexualität sprach, der ganz in seiner Selbstinszenierung aufging und sich am Ende darin selbst verlor, weil er immer einen Teil von sich verbergen musste. ist ein Abend zwischen Revue und Biopic, zwischen Märchen und Krimi – eine Hommage an Rudolph Moshammer.» Alexander Eisenach
Autor und Regisseur Alexander Eisenach ist regelmäßiger Gast und ab der Spielzeit 2023/2024 auch Hausregisseur am Residenztheater. Er inszenierte hier seine Bearbeitung von Goethes «Götz von Berlichingen», sein Stück «Der Schiffbruch der Fregatte Medusa» und «Einer gegen alle» von Oskar Maria Graf.
Eine musiktheatrale Installation von Robert Borgmann nach Aischylos' «Eumeniden»
In der 2500 Jahre alten «Orestie» beschreibt Aischylos die Entwicklung der archaisch geprägten Gesellschaft zur vernunftbasierten Gemeinschaft. Erst im letzten Teil der Trilogie, den «Eumeniden», vollzieht sich der entscheidende zivilisatorische Schritt zu einer neuen, uns bis heute prägenden Gesellschaftsordnung, der Demokratie. Robert Borgmann nimmt die Familiengeschichte des Atridengeschlechts zum Ausgangspunkt, um diesen Weg nachzuzeichnen. Ins Zentrum rückt bei Borgmann Orest, der jüngste Spross der Familie. Gejagt von den Rachegöttinnen für den Mord an seiner Mutter Klytämnestra, sucht er Hilfe und Zuflucht bei der Göttin Athena. Doch kein göttliches, sondern ein weltliches Gericht soll über seine Schuld urteilen. «Athena» ist zugleich auch ein Plädoyer für die Demokratie, die politisch europaweit zusehends in Frage gestellt wird.
Nach seiner bildmächtigen Inszenierung von Shakespeares «Hamlet» beschäftigt sich Robert Borgmann in einer musiktheatralen Installation mit dem letzten Teil von Aischylosʼ «Orestie»: den «Eumeniden». «Athena» bildet nach Sartres «Die Fliegen» und Aischylosʼ «Agamemnon» in dieser Spielzeit den Abschluss der Auseinandersetzung des Residenztheaters mit Aischylosʼ antiker Trilogie.
Inszenierung, Raum und Musik: Robert Borgmann
Kostüme: Birgit Bungum
Licht: Markus Schadel
Dramaturgie: Michael Billenkamp
Dauer ca. 2 Stunden, 50 Minuten, 2 Pausen
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Termine
24.3.2024, 19:00
25.3.2024, 20:00
4.4.2024, 20:00und weitere Termine
Tessa Ensler ist eine knallharte Strafverteidigerin. Mit Anfang dreißig hat sie geschafft, was die wenigsten ihr zugetraut hätten: den Weg aus einem Milieu ohne Privilegien an die Eliteuni und dann in die Topkanzlei. Ihre Königsdisziplin ist die Verteidigung in Fällen sexueller Übergriffe. Ist ihre Freispruchrate so hoch, weil sie eine Frau ist, wie geunkt wird? Oder weil sie so gut Lücken und Widersprüche in den Aussagen der weiblichen Opfer aufspürt? Tessa ist jedenfalls stolz, dass sie ihr Gegenüber im Zeugenstand nicht quält wie manch anderer Kollege, aber sie glaubt auch an das Rechtssystem, das im Zweifel zugunsten der Angeklagten entscheidet. Doch diese Überzeugung wird erschüttert, als sie selbst vergewaltigt wird. Der Täter ist kein Unbekannter, sondern ihr Kollege Julian, mit dem sie eine Büroaffäre, vielleicht aber auch der Beginn einer tieferen Liebesbeziehung verbunden hat. Als sie Anzeige erstattet, ist ihr klar, dass die Anscheins- oder Prima-facie-Beweise nicht für sie sprechen – schließlich waren neben ihrer anfänglichen Anziehung auch mehrere Flaschen Wein im Spiel –, aber es geht ihr nicht nur um persönliche Gerechtigkeit, sondern auch um die Abrechnung mit einem von Männern geschaffenen Justizsystem, an das sie ihr Leben lang geglaubt hat.
Wie Ferdinand von Schirach arbeitete auch die australische Autorin Suzie Miller selbst als Strafverteidigerin – und zwar im Menschenrechtssektor, heute schreibt sie für Theater, Film und Fernsehen. «Prima Facie» wurde 2020 mit den wichtigsten australischen Preisen für neue Dramatik ausgezeichnet sowie mit dem Olivier Award, der höchsten Auszeichnung im britischen Theater. 2022 feierte es im Londoner Westend Erfolge und seit Frühjahr 2023 ist es am New Yorker Broadway zu sehen. Das furiose Monodrama, in dem Tessa Stück für Stück ihre Lebensgeschichte erzählt und alle auftauchenden Figuren gleich mitspielt, inszeniert Hausregisseurin Nora Schlocker, die in den vergangenen Spielzeiten sowohl Gegenwartsdramatik als auch Klassiker feinfühlig und klar auf die Bühne gebracht hat.
Inszenierung: Nora Schlocker
Bühne und Kostüme: Marie Caroline Rössle
Musik: Albrecht Zieper
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Almut Wagner
1 Stunde 30 Minuten, Keine Pause
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Termine
20.3.2024, 20:00
5.4.2024, 20:00
16.4.2024, 20:00und weitere Termine
17.4.2024, 20:00
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
für die Bühne bearbeitet von Karin Henkel und Rita Thiele
Eines Abends betritt ein Unbekannter namens K. ein Dorfgasthaus. Wie ihm mitgeteilt wird, darf sich vor Ort aber niemand ohne Bewilligung der dem Dorf vorstehenden Schlossbehörden aufhalten. K. weist sich daraufhin als ein vom Schloss bestellter Landvermesser aus und wird nach drei Tagen darüber in Kenntnis gesetzt, dass man keinen Landvermesser brauche, ja nicht einmal sicher sei, ob je nach einem verlangt wurde. Aus ungeklärten Motiven und gegen seinen Wunsch ernennt man K. stattdessen zum Schuldiener, attestiert ihm in einem Schreiben aus dem Schloss aber, dass man mit seiner Tätigkeit als Landvermesser durchaus zufrieden sei. So dubios der Verwaltungsapparat des Schlosses agiert und so intransparent und willkürlich die Entscheidungen der Beamten scheinen, sosehr muss auch der Wahrheitsgehalt der inkohärenten Aussagen von K. angezweifelt werden. Um die Rechtmäßigkeit seiner Anwesenheit und Verpflichtungen zu klären, versucht K. schließlich selbst im Schloss vorstellig zu werden, doch all seine Versuche, zum Schloss zu gelangen, scheitern. Je größer sein Bemühen, desto entfernter und unerreichbarer scheint das Schloss. Unklar bleibt auch, welche Bewandtnis es damit überhaupt auf sich hat – gewiss ist nur, dass K. niemals ans Ziel gelangen wird. Ständig werden falsche Fährten gelegt, widersprüchliche Informationen gegeben, vage Vermutungen angestellt, Angaben in Zweifel gezogen, denn das Wesen des «Schlosses» ist seine Undeutbarkeit. Oder wie der Filmsoziologe Siegfried Kracauer, ein Zeitgenosse Kafkas formulierte: «Das Schloss» ist Ausdruck der «Abgesperrtheit des Menschen von der Wahrheit».
2024 jährt sich der Todestag Franz Kafkas zum hundertsten Mal. Aus diesem Anlass inszeniert Karin Henkel, eine der renommiertesten Regisseur*innen des deutschsprachigen Raums, Kafkas 1926 postum erschienenes Romanfragment, dieses geheimnisvolle Schlüsselwerk der literarischen Moderne. Ihre poetische, höchst aktuelle feministische Interpretation der «Medea» nach Euripides steht weiterhin auf dem Spielplan des Residenztheaters.
Inszenierung: Karin Henkel
Bühne: Thilo Reuther
Kostüme: Katrin Wolfermann
Komposition und Sounddesign: Arvild J. Baud
Licht: Markus Schadel
Choreografie: Brandon Lagaert
Dramaturgie: Constanze Kargl
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Termine
2.4.2024, 19:30
9.4.2024, 19:30
25.4.2024, 20:00
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
nach dem Roman von Thomas Mann für die Bühne bearbeitet von Bastian Kraft
«Ich glaubte … ich glaubte … es käme nichts mehr», rechtfertigt sich der junge Hanno, als er von seinem Vater, dem Senator Thomas Buddenbrook, zur Rede gestellt wird. Sein provokanter Schlussstrich unter das Ende der heiligen Familienchronik wird spätestens in den schicksalhaften persönlichen und ökonomischen Verfehlungen der Generation der Geschwister Thomas, Christian und Tony Buddenbrook zur Realität.
«Und oft erscheinen die äußeren Zeichen des Aufstiegs erst, wenn es in Wahrheit schon wieder abwärts geht.» Thomas Mann beschreibt in seinem 1901 mit dem Untertitel «Verfall einer Familie» veröffentlichten Roman durch präzise Figurenzeichnungen und einen von Ironie geprägten Stil den Beginn eines Umbruchs großbürgerlicher Strukturen. Mann ließ sich für die «Buddenbrooks» von seiner eigenen Lübecker Familiengeschichte und von Menschen aus seinem damaligen Wohnort München inspirieren. Dass solche Nord-Süd-Verbindungen aber durchaus kompliziert sein können, zeigt Mann mit viel Humor in der Beziehung zwischen Tony Buddenbrook und dem Münchner Hopfenhändler Alois Permaneder.
Der Familienroman hinterfragt als epochales Werk das Verhältnis zwischen Tradition und Generation und die Muster von nach außen stabil wirkenden familiären Gefügen, wenn althergebrachte Gewissheiten in sich zusammenzufallen beginnen. Thomas Manns 1929 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichneter Debütroman ist ein internationaler Bestseller. Regisseur Bastian Kraft ist für seine multimedialen und konzentrierten Adaptionen von literarischen Klassikern bekannt. Aus Sicht des jüngsten Familienglieds Hanno werden in seiner Bearbeitung die bevorstehende Zeitenwende, bröckelnde Privilegien und das Hinterfragen althergebrachter Gewissheiten in den Vordergrund gerückt: Ist es möglich, durch die Menschen, die uns vorangingen, uns selbst besser zu verstehen?
Inszenierung: Bastian Kraft
Bühne: Peter Baur
Kostüme: Jelena Miletić
Musik: Jonathan Emilian Heck
Licht: Verena Mayr
Video: Sophie Lux
Dramaturgie: Ilja Mirsky
Ein Portrait des Künstlers als alter Mann von Thomas Bernhard
Oostende – Atlantikküste, Schneetreiben, Silvester, in der Halle eines Hotels, das die besten Zeiten hinter sich gelassen hat. Hier landet Minetti, ein alter «Schauspiel-Künstler», einsam – und zugleich mitten in einer Gesellschaft von «Verrückten». Oder Gleichgesinnten? Feiernde, Maskierte, Betrunkene … von denen man nicht weiß, woher sie kommen und wohin sie gehen – sie alle durchkreuzen die Hotelhalle wie Wesen aus einer anderen Welt … Eine Komödie? Eine Tragödie?
Eine «Dame», Virginier rauchend und trinkend, erzählt von ihrer Methode, mit Silvester (und der Welt?) fertigzuwerden, ein junges «Mädchen» erwartet ihren «Liebhaber» und ist zugleich vielleicht Minettis letzte Hoffnung, noch einmal davonzukommen. Und da sind die Angestellten des Hotels: ein «Portier» und ein «Lohndiener». Sie alle werden zu Minettis Publikum für seinen letzten Auftritt.
Der Schauspielkünstler Minetti erwartet den Schauspieldirektor aus Flensburg. Zur Zweihundertjahrfeier des Theaters wird er noch einmal auftreten, noch einmal Shakespeares «Lear» spielen, mit einer Maske angefertigt für ihn persönlich vom berühmten Maler James Ensor. Die trägt er im großen Koffer mit sich, neben Zeitungsartikeln über sich, seinen Aufstieg und Fall als Schauspieler und Theaterdirektor in Lübeck – der Stadt, die er dann fluchtartig verlassen hat.
Seitdem nie wieder aufgetreten, dreißig Jahre das Leben ver-lebt in Dinkelsbühl … und dennoch nie nachgegeben, nie aufgehört, den Lear zu rezitieren … «Es ist der Wahnsinn, meine Dame …»
«Minetti» – ein Künstlerdrama.
Thomas Bernhard erzählt von Leidenschaft und Wahn, von der Unbedingtheit des Kunstanspruchs, von der Gleichgültigkeit und Ignoranz der Gesellschaft wie der Politik, vom «Aus-der-Welt-Fallen» des Ausnahmekünstlers – und von der Einsamkeit und Gnadenlosigkeit des Alterns.
In den Traumräumen Achim Freyers inszeniert Claus Peymann, Weggefährte Bernhards, der viele seiner Theaterstücke in Salzburg, Bochum, Wien und Berlin uraufgeführt hat und selbst zu einer Bernhard’schen Bühnenfigur geworden ist, zum ersten Mal am Residenztheater in München.
Inszenierung: Claus Peymann
Bühnenbild, Lichtkonzept und Kostüme: Achim Freyer
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Sina Corsel
von Yasmina Reza
aus dem Französischen von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel
Die international meistgespielte Gegenwartsdramatikerin Yazmina Reza, gefeiert vor allem für ihre pointierten Dialogstücke, hat mit «Anne-Marie die Schönheit» einen großen Monolog für ihren Lieblingsschauspieler André Marcon geschrieben. Im Zentrum dieser Eloge an die Kunst des Schauspiels steht eine alternde Schauspielerin, die ihr gesamtes Theaterleben mit Klein- und Kleinstdarstellungen zugebracht hat und sich nie aus ihrer Schattenexistenz befreien konnte. Anlässlich eines (vielleicht auch nur fantasierten) Interviews rückt sich die Beinahe-Diva endlich selbst ins Zentrum und spricht ohne Punkt und Komma gegen Einsamkeit und Alter an. Verkörpert wird diese störrische, um Bedeutung kämpfende Schauspielerin ausgerechnet von einem Schauspieler – ein humorvoll-berührendes Spiel-im-Spiel auf der Suche nach Trost in der Kunst.
Inszenierung: Nora Schlocker
Bühne: Lisa Käppler
Kostüme: Lovis Hauser
Musik: Alexander Vičar
Licht: Markus Schadel
Dramaturgie: Constanze Kargl
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Dauer: 1 Stunde 20 Minuten, Keine Pause
Termine
26.3.2024, 19:30
4.4.2024, 20:00
20.4.2024, 19:30
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
«Wovon ich träume? Mhm… (lacht) ... Tatsächlich von der Gesellschaft, die den Begriff ‹normal› abgeschafft hat, wo der Begriff einfach nicht mehr existiert. Ich glaube, damit wäre schon mal viel getan.»
Im Text von «(Nicht)Mütter!» sind Antworten aus 22 Interviews zum Thema (Nicht-)Mutterschaft miteinander verflochten – zu einem Stück über Entscheidungen, Zweifel, (Fehl-)Geburten, Abbrüche, Transformationen und mutige Handlungen. Die vielfältigen Lebensrealitäten diverser Frauen und weiblich gelesener Personen finden hier genauso eine Bühne wie Perspektiven, Erlebnisse und Gefühle, die gesellschaftlich nach wie vor tabuisiert sind. 22 Stimmen sprechen über ihre Mütter, über das Mutter-Werden, das Mutter-Sein, das Niemals- oder Unbedingt-Mutter-Werden-Wollen und das Nicht-Mutter-Werden Können.
Die Schauspielerinnen Barbara Horvath und Lisa Stiegler und DJ* Theresa «BiMän» Bittermann geben diesen Stimmen einen Körper und einen Hallraum, in dem ein polyphones Gespräch entsteht, das alle Menschen einlädt – seien sie Mütter oder nicht.
Stückentwicklung: Theresa „BiMän“ Bittermann, Sara Dec
Stückentwicklung: Marie Gimpel, Barbara Horvath, Friederike Meisel, Lisa Stiegler
Idee: Lisa Stiegler
Bühne und Kostüm: Marie Gimpel, Friederike Meisel
Komposition: Theresa „BiMän“ Bittermann
Licht: Johannes Frank
von Heinrich von Kleist in einer Bearbeitung von Elsa-Sophie Jach
«Erlaubt! Ich bin der Glücklichste der Menschen!»
Bei keinem anderen Stück Heinrich von Kleists werden so viele Superlative bemüht wie bei seinem «Käthchen von Heilbronn». Es sei nicht nur das erfolgreichste, sondern auch das romantischste, märchenhafteste und gleichzeitig rätselhafteste, das er geschrieben habe. Und tatsächlich fährt Kleist alles auf, was das Theater 1807 zu bieten hat: ein geheimnisvolles Femegericht, Ritterkämpfe, ein brennendes Schloss, einen Cherub, dazu hinterhältige Intrigen, einen Giftanschlag und eine Unmenge vertauschter Briefe. Die Welt bei Kleist, so scheint es, ist in Aufruhr. Einzig Käthchen, die Tochter eines Heilbronner Waffenschmieds, lässt sich durch nichts beirren. Zielstrebig geht sie den Weg, der sich ihr im Traum offenbart hat. Sie heftet sich an die Fersen des Grafen Wetter vom Strahl, der ihr in besagtem Traum als ihre große Liebe prophezeit wurde. Doch gerade weil die Welt um Käthchen so chaotisch und märchenhaft erscheint, wirkt ihre Beharrlichkeit und Überzeugung umso authentischer.
Für Elsa-Sophie Jach, Hausregisseurin am Residenztheater, ist Käthchen das Alter Ego ihres Schöpfers. Auch Kleist fühlte sich missverstanden und galt vielen als Sonderling, der trotz einiger Enttäuschungen fest an seinen Weg als Autor glaubte. Sein Käthchen ist wie er eine Kämpferin des Worts und der Poesie. Und sie ist seine Verbündete auf der Suche nach einem Gegenüber, mit dem es sich zu leben lohnt.
«Kleists Figuren tanzen zwischen den Wörtern hindurch und können doch nicht sprechen. Sie reden um ihr Leben, stottern, schlingern, atmen schwer, brechen ab und schweigen. Immer wieder fallen sie in Ohnmacht. Der Bruch in der Sprache wird zum eigentlichen Inhalt des Gesagten, das Auftreten der Lücken zur zweiten Notation, Kleists eigenes Ringen um Hörbarkeit in einer bürgerlichen Gesellschaft, in der er sich gänzlich unverstanden fühlt, zum Ausgangspunkt seines Schreibens.» Elsa-Sophie Jach
Inszenierung: Elsa-Sophie Jach
Bühne: Marlene Lockemann
Kostüme: Johanna Stenzel
Musik: Samuel Wootton
Licht: Barbara Westernach
Dramaturgie: Michael Billenkamp
aus dem Englischen von Kirstin Lea Hess und Frank Weigand
Mit ihrem stummen Protest vor dem schwedischen Parlamentsgebäude im Jahr 2018 initiiert die damals 15-jährige Greta Thunberg eine globale Bewegung. Seit mittlerweile drei Jahren finden weltweit Fridays for Future-Streiks statt. Schüler*innen und junge Erwachsene demonstrieren für eine lebenswerte Zukunft und gegen die Untätigkeit im Angesicht einer bereits stattfindenden Klimakatastrophe. Der Dramatiker Jordan Tannahill hat sich für das Stück «Ist mein Mikro an?» von den Reden Greta Thunbergs inspirieren lassen und eine Kampfansage und Liebeserklärung zugleich geschrieben. 17 junge Frauen verschaffen sich Gehör, thematisieren das drängendste Problem der Menschheit und fragen: In welchem Alter beginnt eigentlich politisches Handeln? Kann es eine Gerechtigkeit zwischen den Generationen geben? Wie überzeugt man jede*n Einzelne*n, für die Zukunft dieser Welt einzutreten?
Inszenierung: Daniela Kranz
Bühne: Viva Schudt
Kostüme: Anna Gillis
Musik: Pollyester
Licht: Thorsten Scholz
Choreografie: Annerose Schmidt
Theaterpädagogik: Linda Nerlich
Dramaturgie: Sina Corsel
Stellen Sie sich vor, Sie wurden noch nicht geboren. Stellen Sie sich weiter vor, dass Ihr bisheriges Leben keine Rolle spielt. Genauso wenig wie all die verpassten Chancen und falschen Entscheidungen, die Sie vielleicht getroffen haben. Lassen Sie all das hinter sich. In «Jetzt oder nie» starten wir gemeinsam von vorn! Sie setzen sich hin, verschwinden für einen Moment und lauschen der Musik. Und dann? Irgendwann müssen Sie sich entscheiden. Wollen Sie geboren werden? Hinaus ins Leben? Oder im Dunklen sitzen bleiben. Es liegt ganz bei Ihnen. Nur eine Sache noch: Wenn es soweit ist, dann heißt es - Jetzt oder nie!
Inszenierung und Text: Max Rothbart
Musikalische Leitung: Florian Paul
Bühne: Lisa Käppler
Kostüme: Lovis Hauser
Licht: Sascha Tillard
Dramaturgie: Constanze Kargl, Michael Billenkamp
Dauer: 1 Stunde 20 Minuten, Keine Pause
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Termine
27.3.2024, 19:30
8.4.2024, 20:00
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
«Sagen wir, jemand kommt zu dir und sagt dir, du bist so und so eine Person, sagt dir die schlimmsten, entsetzlichsten Dinge, Dinge, die einen Menschen umbringen, einfach fertigmachen, die einem die Sprache und das Leben verschlagen. Und du sagst dann: Ja, so bin ich, das ist wahr, aber ... Aber was?» – Mit diesen Worten versucht Prinz Philipp seine frisch verlobte Yvonne aus der Reserve zu locken, beschreibt damit aber auch die wesentliche Stückhandlung des Erstlingswerks des polnischen Autors Witold Gombrowicz. Geschrieben 1935, wurde es erst in den 1960er-Jahren für die Bühne entdeckt und damals vor allem in der Tradition des absurden Theaters interpretiert. Denn Gombrowicz entzieht seine Titelfigur jeder Kategorisierung: Sie schweigt, lässt alle Demütigungen scheinbar unbewegt über sich ergehen und schluckt schließlich widerstandslos die Gräte, die der Königshof ihr mit mörderischer Absicht serviert. Dass der Prinz sie an den Hof bringt, um seine Eltern und den ganzen verknöcherten Hofstaat zu brüskieren und ihr Herrschaftsmodell für beendet zu erklären, gerät schnell in Vergessenheit, denn bald wird auch er zu einem ihrer Peiniger*innen.
Gombrowicz konturiert Yvonnes Identität kaum, die Engstirnigkeit, Wut und Gewalt, mit der sie ausgeschlossen wird, demaskiert er umso deutlicher. Gombrowicz reflektiert in diesem Stück, das er selbst als Komödie bezeichnete, auch die totalitären Zurüstungen und Unterdrückungsmechanismen seiner Zeit, die der junge polnische Regisseur Wiktor Bagiński für die Gegenwart neu auslegt.
«Yvonne ist ein Opfer. Aber sie ist auch eine Beobachterin. Ihr Schweigen ist nicht passiv, sie kämpft für das MENSCHLICHE und deshalb wird sie zum Objekt von Spott und Sticheleien. Für die Aristokratie im Stück sind nur der Name, die Herkunft entscheidend, sie reduziert Menschen darauf. Für Yvonne hingegen zählt nur das nackte Leben. Aber vor allem ist sie die personifizierte Erinnerung daran, dass die Leute am Ende Hass kaufen, wenn wir mit Liebe Handel treiben.» Wiktor Bagiński
Inszenierung: Wiktor Bagiński
Bühne und Video: Nicole Marianna Wytyczak
Kostüme: Isabelle Edi, Mariama Sow
Musik: Ifi Ude
Licht: Markus Schadel
Dramaturgie: Katrin Michaels
Bewertungen & Berichte Yvonne, Prinzessin von Burgund
Schauspiel
blues in schwarz weiss
mit Texten von May Ayim und Julienne De Muirier
«in deutschland gross geworden, bin ich unterwegs», schrieb May Ayim 1983, «weg vom: hautfarbesein, nationalitätsein, / religionsein, parteisein, / grosssein, kleinsein, intelligentsein, dummsein, / sein oder nichtsein / auf dem weg zu mir / auf dem weg zu dir». Die Dichterin, Pädagogin und Aktivistin war eine prägende Stimme der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD), die in den 1980er-Jahren für Gleichstellung zu kämpfen begann. In engem Austausch mit der afroamerikanischen Feministin Audre Lorde entstand der Begriff «afrodeutsch», der verdeutlicht, dass sich eine afrikanische und eine deutsche Identität nicht gegenseitig ausschließen. In den beiden vor ihrem frühen Tod veröffentlichten Gedichtbänden findet May Ayim eine knappe, poetische Sprache, in der sie ihre Erfahrungen von Rassismus und Unverständnis genauso verarbeitet wie ihre Kindheit und ihre Liebessehnsucht, ihre Freude und ihre Traurigkeit. Sie spielt mit Klängen, Schreibweisen und Buchstaben und findet doch immer sehr klare Worte für das, was sich in Deutschland ändern muss.
Die Regisseurin Miriam Ibrahim entwickelt gemeinsam mit der Autorin Julienne De Muirier das Stück «blues in schwarz weiss», das Ayims Gedichte, Briefe und Essays mit ihrem Nachhall in der Gegenwart verbindet.
«Intersektionaler Rassismus ist Teil unser aller Sozialisierung, doch trifft und formt er uns unterschiedlich – als individuelle Person oder in Gemeinschaften. May Ayims Texte und Gedichte haben mir das Gefühl gegeben, nicht allein mit diesen Themen zu sein, sondern Teil eines Kollektivs nicht-weißer Menschen in Deutschland. Sie beschreibt das fein verwobene Geflecht unterschiedlicher Erfahrungen und Erlebnisse, Machtverhältnisse und -prozesse, die einer Afrodeutschen in unterschiedlichen Lebensräumen begegnen und Emotionen und Verletzungen hervorrufen. Sie hat schon sehr früh ein Fenster einer Schwarzen Perspektive in Deutschland geöffnet und so den Weg für viele andere geebnet, die Stimme zu erheben und ihre Erfahrungen und Erkenntnisse zu teilen. Als Empowerment oder als Widerstand.» Miriam Ibrahim
Inszenierung und Musik: Miriam Ibrahim
Bühne: Nicole Marianna Wytyczak
Kostüme: Veronika Utta Schneider
Mitarbeit Kostüme: Marina Minst
Video: Amon Ritz
Licht: Markus Schadel
Dramaturgie: Katrin Michaels
Recherche und Wissenschaftliche Beratung: Dr. Dr. Daniele G. Daude
Neun Frauen begleitet Jovana Reisinger in ihrem Roman vom Frühjahr bis zum Sommer eines nicht benannten Jahres, das unserer Gegenwart nicht fern sein dürfte. Sie alle leben in und um München und sie alle tragen Namen von Frauenzeitschriften. Schablonenhaft leben und scheitern sie, jeweils allein und doch gemeinsam, an den Bildern und Vorstellungen von dem, was es gemeinhin heißt, eine Frau zu sein. Hochzeit, Freundschaft, Kündigung – für alles gibt es eine Anleitung, die schließlich doch nicht weiterhilft, aber den Erwartungshorizont ins Unermessliche wachsen lässt. Reisinger erzählt mit bissigem Witz und großer Empathie von Frauen, die den Radius ihres Handlungsspielraums ausloten, von Erfahrungen zwischen Empowerment und Unterdrückung, zwischen Privilegien und Abstiegsangst, zwischen Selbstoptimierung und Selbstermächtigung. Sie stellt Glück neben größte Verzweiflung, Lebenskrisen und Gewalterfahrungen neben die kleinen Aufregungen des Alltags.
Jovana Reisinger und die Regisseurin Yana Eva Thönnes schreiben gemeinsam eine Bühnenadaption des 2021 für den Bayerischen Buchpreis nominierten Romans.
«Ich möchte das Publikum in die mehr oder weniger normativen bayerischen Ideallandschaften eintauchen lassen, vor denen sich die vom Patriarchat zurechtgestutzten Lifestyles der Protagonistinnen entfalten. Hier brechen schließlich die diszipliniert eingeübten Choreografien der Rollenzwänge auf, bis Lisa aus der Haut fahren will, bis sich Tinas Wunden öffnen und Brigitte nichts mehr juckt. Bayern – das viel besagte schönste Land der Welt: Eine Kulisse, eine programmierte Atmosphäre, eine Welt des schönen Scheins, in der sich Laura, Lisa, Barbara, Verena, Jolie, Petra, Brigitte, Emma und Tina schließlich die Frage stellen, wer eigentlich das Skript ihres Lebens schreibt.» Yana Eva Thönnes.
Inszenierung: Yana Eva Thönnes
Bühne: Dominic Huber
Kostüme: Belle Santos
Musik: Nile Koetting
Video: Luis August Krawen
Licht: Barbara Westernach
Dramaturgie: Katrin Michaels
Aischylos’ König Agamemnon kehrt nach zehnjährigem Kampf gegen Troja als Triumphator nach Hause zurück, nicht ahnend, dass ihn nur der Hass und Rachewunsch seiner Ehefrau Klytämnestra erwarten. Diese kann ihm nicht verzeihen, dass er ihre gemeinsame Tochter Iphigenie geopfert hat, um auf dem Weg nach Troja bei den Göttern günstige Winde für seine Kriegsflotte zu erbitten. Zehn Jahre hat Klytämnestra
warten müssen, um den Mord an ihrer Tochter rächen zu können. Für ihr Vorhaben glaubt sie nicht nur ihr Recht als Mutter, sondern auch die Götter auf ihrer Seite. In ihrem Furor will sie aber nicht erkennen, dass auch sie nur Teil jenes Fluchs ist, der für jede Bluttat eine weitere verlangt und der seit jeher auf dem Geschlecht der Atriden lastet. Oder anders gesagt: Mit der Rache an Agamemnon besiegelt
Klytämnestra auch das Schicksal ihrer beiden anderen Kinder, Elektra und Orest.
Vor 2500 Jahren schrieb Aischylos mit «Agamemnon» den Auftakt zu seiner Tragödientrilogie der «Orestie». Er schildert darin den tödlichen Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt als Ursache für Krieg, Leid und Verderben und zeigt, wie sich dieser durchbrechen lässt. Zu Recht gilt die «Orestie» deshalb bis heute als großes Plädoyer für Demokratie und Frieden.
«Agamemnon» ist Teil der Auseinandersetzung des Residenztheaters mit dem Mythos der «Orestie», zu der auch Jean-Paul Sartres radikale Zuspitzung des Stoffs in «Die Fliegen» zu Beginn der Spielzeit und Robert Borgmanns musiktheatrale Installation «Athena» gehören.
Der für seine bildgewaltigen und musikalischen Inszenierungen gefeierte Regisseur und Bühnenbildner Ulrich Rasche hat Aischylos’ «Agamemnon» im Juli 2022 im Rahmen einer Koproduktion des Residenztheaters mit dem Athens Epidaurus Festival für das knapp zehntausend Zuschauer*innen fassende antike Amphitheater in Epidaurus erarbeitet. Rasche legt in seiner Inszenierung die grausame, sich immer selbst antreibende Spirale der Gewalt offen, die sowohl dem Atridenfluch als auch dem Trojanischen Krieg zugrunde liegt, und zeigt eindrücklich das Mahlwerk dieser fatalen Maschinerie.
Deutsch von Walter Jens
Inszenierung und Bühne: Ulrich Rasche
Kostüme: Romy Springsguth
Chorleitung: Jürgen Lehmann
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Michael Billenkamp
Eine Koproduktion von Residenztheater München und Athens Epidaurus Festival
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Dauer: 2 Stunden, Keine Pause
Termine
6.4.2024, 19:30
7.4.2024, 16:00
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
von David Greig
aus dem Englischen von Brigitte Auer mit Kompositionen von John Browne
Claire Fletcher, Seelsorgerin in einer Kleinstadt, wird Zeugin und Opfer einer unbegreiflichen Tat. Ein junger Mann hat während einer Probe des von ihr geleiteten Gemeindechors in einem Amoklauf mehrere Chormitglieder getötet. Es war die gezielte Absicht des Täters, Menschen einer Gruppe anzugreifen, die gegründet wurde, um sozial Benachteiligten, Asylbewerber*innen und Immigrant*innen einen Ort der Gemeinschaft zu bieten. Seitdem ist nichts mehr, wie es war, und eine Rückkehr zur Normalität scheint unmöglich. Toleranz, Offenheit und Solidarität, die Grundfesten von Claires Gemeindearbeit, sind angesichts dieses radikalen Gewaltaktes zutiefst erschüttert. Ihre Versuche, die Frage nach dem «Warum» zu ergründen, prägen ihr Privatleben sowie ihre Arbeit mit dem Chor, immer mehr. Mit allen Mitteln sucht sie einen Weg zu verstehen, um so die Kraft und Hoffnung aufzubringen, die Gesellschaft weiterhin mit ihrem Einsatz zu verbinden, anstatt sie zu spalten.
Die Anschläge, die 2011 in Oslo und auf der Insel Utøya 77 Menschen, überwiegend Teilnehmer*innen einer sozialdemokratischen Jugendorganisation, das Leben kosteten, waren der Anlass für den schottischen Dramatiker David Greig, dem gesellschaftlichen Ringen mit der akuten Gefahrenlage Ausdruck zu verleihen. «Die Ereignisse» reflektiert und dokumentiert die von Hass, Diskriminierung und Rassismus ausgehende Bedrohung. In jeder Vorstellung treten die Figuren mit einem anderen, Münchner Chor auf. So trifft das Theater jedes Mal auf einen unterschiedlichen Teil gesellschaftlicher Realität. Durch diese Gegenüberstellung wird eine Situation geschaffen, die eine gemeinsame Aufarbeitung in einer jeweils neuen, ganz konkreten Gemeinschaft ermöglicht. Schauspieler*innen, Chor und Publikum stellen sich zusammen und im Augenblick der Aufführung den Fragen, die Greig in seinem Stück aufwirft.
Inszenierung und Raum: Daniela Kranz
Kostüme: Anna Gillis
Musikalische Leitung: Stephen Delaney
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Almut Wagner
Im Anschluss an jede Vorstellung findet ein Publikumsgespräch zusammen mit allen Beteiligten statt.
Kurz nachdem Regisseur Oskar Walleck vom «Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda» Joseph Goebbels im Jahr 1934 zum Generalintendanten der Bayerischen Staatstheater ernannt wurde, kündigt er dem Münchner Publikum seine kulturpolitische Vision an: «Arbeit an einem Theater des Dritten Reiches mit dem Ziel der Durchsetzung nationalsozialistischen Kulturwillens.» Nach dem Ende der NS-Diktatur behauptet der ehemalige «SS-Standartenführer» Walleck vor dem Spruchkammergericht mit einem Mal, im Rahmen seiner Intendanz «aktiv Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft» geleistet zu haben.
«Mitläufer» ist eine historische Auseinandersetzung mit den widersprüchlichen Biografien derjenigen, die dank enger Kontakte zur NSDAP an die Spitze des Theaters kommen konnten. Mit diesem Rechercheprojekt geht das Residenztheater als eines der ältesten deutschen Theater einem dunklen Kapitel seiner eigenen Geschichte nach.
«An jedem Theater, an dem ich in Deutschland inszeniere, frage ich mich, wie diese Institution sich in den Dienst eines totalitären Regimes begeben konnte, wer von diesem Machtwechsel profitierte und wer die Folgen einer rassistischen und mörderischen Ideologie erleiden musste.» Noam Brusilovsky
Noam Brusilovsky ist ein deutsch-israelischer Theater- und Hörspielmacher. 2017 und 2021 erhielt er den Deutschen Hörspielpreis. 2022 wurde er für das von ihm entwickelte Theaterprojekt «Nicht sehen» mit dem «Spezialpreis» der Nestroy-Jury und für «Die Arbeit an der Rolle» mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet. Mit seinem Rechercheprojekt «Mitläufer» stellt er sich zum ersten Mal dem Publikum des Residenztheaters vor.
Inszenierung: Noam Brusilovsky
Recherche und Textmitarbeit: Lotta Beckers
Bühne und Kostüme: Magdalena Emmerig
Komposition und Sounddesign: Tobias Purfürst
Licht: Barbara Westernach
Video: Tin Wilke
Dramaturgie und Recherche: Carolina Heberling
Musiktheaterstück von Jherek Bischoff, Jan Dvořák und Philipp Stölzl
An einem stürmischen Abend im Jahr 1836 erscheint Hans Christian Andersen uneingeladen im Haus seines Jugendfreundes Edvard Collin, der am nächsten Tag seine Verlobte Henriette heiraten wird. Andersen ist durch Wind und Wetter gereist, um Edvard erneut seine Liebe zu gestehen. Der Empfang der Familie ist frostig, der Bräutigam selbst außer Haus beim Junggesellenabschied. Einzig Henriette fühlt sich von dem außergewöhnlichen Charme des Gasts angezogen, der stets umgeben von seinen eigenen Märchenfiguren in einer Fantasiewelt lebt. Er verzaubert das nüchterne Zimmer in eine schillernde Unterwasserlandschaft und in überirdisch schöne Schlösser. Und er beginnt, der Braut des Freundes das Märchen der kleinen Meerjungfrau zu erzählen: Entflammt von der Liebe zu einem Prinzen möchte sie ein Mensch werden und ist bereit, dafür ihre Stimme und ihre Heimat zu opfern – und so ihr Leben aufs Spiel zu setzen.
In ihrem Musiktheaterstück lassen Regisseur Philipp Stölzl, Komponist Jherek Bischoff und Librettist Jan Dvořák das Drama um die unerfüllte Liebe des dänischen Dichters in der prüden Biedermeierzeit mit seinem fantastischen literarischen Kosmos verschmelzen und erzählen in poetischen Bildern und mit bewegender Musik davon, dass Andersen sich in seiner berühmtesten Märchenfigur spiegelt.
Nach «Das Vermächtnis» von Matthew Lopez – eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2023 – und «James Brown trug Lockenwickler» von Yasmina Reza arbeitet Regisseur Philipp Stölzl zum dritten Mal am Residenztheater, für «Andersens Erzählungen» erstmals gemeinsam mit dem US-Amerikaner Jherek Bischoff, der bereits für das Kronos Quartett, David Byrne und Robert Wilson komponierte.
Inszenierung und Bühne: Philipp Stölzl
Musikalische Leitung und Klavier: Stephen Delaney
Bühne: Heike Vollmer
Kostüme: Kathi Maurer
Komposition: Jherek Bischoff
Licht. Markus Schadel
Choreografie: Sol Bilbao Lucuix, Claudio Costantino
Dramaturgie: Johanna Mangold, Bettina Fischer, Almut Wagner, Julia Fahle
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Termine
24.3.2024, 18:30
30.3.2024, 19:30
21.4.2024, 18:30und weitere Termine
27.4.2024, 19:30
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
nach dem gleichnamigen Roman von Lion Feuchtwanger
für die Bühne bearbeitet von Barbara Sommer und Stefan Bachmann
München, Anfang der 1920er-Jahre: Dr. Martin Krüger, progressiver Direktor der Staatsgalerie, erwirbt für sein Museum anstößige Bilder – eine willkommene Gelegenheit für die bayerische Regierung, den unbequemen Zeitgenossen endlich von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Ein politisch motivierter Prozess katapultiert den unschuldigen Mann ins Gefängnis. Der 26-jährigen Grafologin Johanna Krain, zunächst Verlobte, dann Ehefrau des Gefangenen, sitzt das erlebte Unrecht wie ein Stachel im Fleisch. Ihre Mission ist klar: Martin muss zurück in die Freiheit. Johanna beginnt zu kämpfen, gerät tief in das Dickicht machtpolitischer Ränke und verstrickt sich auf dem Nährboden der bayerisch-bierseligen Lebensart bald auch emotional. Sie geht ein Verhältnis mit einem Großindustriellen ein, schläft mit einem zwielichtigen Emporkömmling, verbindet sich schließlich mit einem egozentrischen Schriftsteller. Alle versprechen Hilfe im Fall Krüger, doch Schicksal und Zeitläufte stellen Johanna hart auf die Probe.
Mit «Erfolg» reisen wir ins Innere einer Gesellschaft, in welcher der eigene Karrierevorteil, die Ansprüche gekränkter Seelen, der Hass auf die Nachbar*innen, die Wut auf die politisch Andersdenkenden oder die eigene Orientierungslosigkeit zum Maß aller Dinge werden. Die Politik wird zum Schauplatz persönlicher Emotionalität und individueller Bedürftigkeit. Gefundenes Fressen für einen Skrupellosen wie den Nationalisten Rupert Kutzner, der mit seinen «Wahrhaft Deutschen» den Rechtsstaat sukzessive außer Kraft setzt und zum fatalen Hoffnungsträger avanciert.
Nach seiner Inszenierung von «Graf Öderland» (eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2021) widmet sich Stefan Bachmann mit Feuchtwangers «Erfolg» einem Stoff, der hellsichtig und erstaunlich zeitgemäß die gesellschaftspsychologischen Mechanismen seziert, in denen sich demokratische Strukturen verflüchtigen.
Inszenierung: Stefan Bachmann
Bühne: Olaf Altmann
Kostüme: Barbara Drosihn
Choreografie und Körperarbeit: Sabina Perry
Komposition und Musikalische Einstudierung: Sven Kaiser
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Barbara Sommer
Dauer: 2 Stunden 40 Minuten, 1 Pause
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Termine
1.4.2024, 18:30
10.4.2024, 19:30
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
«In Ihrer Brust klimpert ein kleines Klavier. Hören Sie es nicht?»
Tschechows Humor, schrieb Vladimir Nabokov, sei unvergleichlich und könne deshalb nur als spezifisch tschechowsch beschrieben werden:
«Für ihn waren die Dinge lustig und traurig zugleich, aber das Traurige sah man nur, wenn man auch das Lustige sah, weil beide miteinander verbunden waren.»
Seine Texte seien durchdrungen von seiner Herzensgüte und einem «leicht irisierenden Wortnebel», alle seine Wörter schwebten im gleichen Dämmerlicht, «einer Farbe zwischen der eines alten Zauns und der einer niedrig hängenden Wolke».
Tschechows Texte, zuallererst sein Fragment gebliebenes Jugendwerk «Platonow», sind Ausgangspunkt für einen neuen musikalischen Theaterabend von Hausregisseur Thom Luz. Er versammelt eine Gesellschaft, die in den Liedern einer längst vergangenen Zeit die Melodie der Freuden und Schrecken der Zukunft zu erlauschen sucht. Die offene Frage, ob die Menschen darin eigentlich überhaupt einen eigenen Handlungsspielraum besitzen oder nur einzelne Töne in einer Sinfonie der großen Komponistin Natur sind, hält sie nicht vom Versuch ab, ihre individuellen Harmonien und Dissonanzen zu erproben.
«Man kann die Funktionsweise von Tschechows Texten auch mit der Gebrauchsanweisung für die selbstspielenden Klaviere der Firma Hupfeld aus dem Jahr 1926 vergleichen: Ziehen Sie dieses lange Stück Papier durch jenen Holzkasten und hören Sie die Gespenster singen – Lieder von der Welt von gestern. Dort, wo im Papier ein Loch ist, erklingt später ein Ton. Ab sofort müssen Sie nicht mehr selbst Klavier spielen, wenn Sie von Ihren gescheiterten Liebesgeschichten träumen wollen. Diese Technologie wird bald so überholt sein wie Sie selbst. Kaufen Sie heute auf Kredit! Garantie: Das Klavier wird bis zur Pfändung weiterspielen. Wenn es langweilig wird: Fangen Sie noch einmal von vorne an. In der unveränderten Wiederholung all Ihrer Fehler liegt der Schlüssel zum Glück.» Thom Luz
Inszenierung und Bühne: Thom Luz
Musikalische Leitung: Mathias Weibel
Kostüme und Licht: Tina Bleuler
Choreografie: Javier Rodríguez Cobos
Dramaturgie: Katrin Michaels
Ein dramatisches Gedicht von Henrik Ibsen
aus dem Norwegischen von Angelika Gundlach
«Peer, du lügst»: Bereits mit dem ersten Satz benennt Henrik Ibsen das zentrale Thema seines dramatischen Gedichts – die unscharfe Grenze zwischen Sein und Schein. Denn Peer, dessen Jugend von der Armut des bäuerlichen Milieus geprägt ist, erfindet sich mithilfe von Erzählung, Lüge und Fabulierkunst immer wieder neu – als Kosmopolit, Kolonialherr und sogar Kaiser.
Er lässt das Zuhause hinter sich, streift durch eine alles andere als idyllische Natur, landet im Reich der Trolle, deren sagenumwobener Zauber Peer aber auch nur als weitere Form ländlicher Kleinkariertheit erscheint, und begibt sich auf Reisen in der Ferne: Über Jahrzehnte und stets rastlos sucht er im Abenteuer auf offener See, in der Wüste, in der Welt nach seinem «Gynt’schen Ich», das «einem Heer aus Wünschen, Lust, Verlangen und Begehr, einem Ozean aus Fantasie» gleicht. Beim Versuch, «er selbst zu sein», wechselt Peer immer wieder die Identität – vom berauschten Goldgräber zum skrupellosen Menschenhändler und schließlich zum zynischen Propheten. Dabei gelingt es ihm nie, zu seinem «eigentlichen» Ich zu finden.
«Peer Gynt», jener «Faust des Nordens», ist ein satirisches, wildes, maßloses, rätselhaftes, alle Grenzen sprengendes Meisterwerk. Ibsen erzählt darin die Odyssee eines Ichsüchtigen, dessen Hybris allen (Ver-)Wandlungen zum Trotz bis ins hohe Alter und selbst im Angesicht des Todes bestehen bleibt. Regie führt mit Sebastian Baumgarten einer der profiliertesten Regisseur*innen seiner Generation, dessen bildstarke Inszenierung von «Dantons Tod» weiterhin im Repertoire zu sehen ist.
«Egoismus, Narzissmus und Lüge zeigen sich in als Quellkraft eines kapitalistischen Gesellschaftssystems. Warum er auf seinen kolonialistischen Streifzügen durch die Welt auf keinen Widerstand trifft und keinerlei Korrektiv erfährt, werden wir untersuchen.» Sebastian Baumgarten
Inszenierung: Sebastian Baumgarten
Bühne: Lena Newton
Kostüme: Eleonore Carrière
Komposition und musikalische Leitung: Marc Sinan
Licht: Gerrit Jurda
Video: Philipp Haupt
Dramaturgie: Constanze Kargl
Sound Design und Sonic Interaction: Ilija Đorđević
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Dauer: 3 Stunden, 1 Pause
Termine
23.3.2024, 19:00
3.4.2024, 19:00
13.4.2024, 19:00
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
von Sophokles und unter Verwendung von «Die drei Leben der Antigone» von Slavoj Žižek
«Es braucht viel Zeit, einen kurzen Weg zu gehen.»
Sieben Jahre nach ihrer Inszenierung von «Ödipus» bringt die slowenische Regisseurin Mateja Koležnik nun den nächsten Teil des Mythos um die thebanische Königsfamilie auf die Resi-Bühne, der zugleich Politthriller und Familienepos ist. Ödipus’ Söhne sind bereits tot, als die Handlung einsetzt, und doch sind sie Stein des Anstoßes: Im Kampf um den Thron haben sie einander im Zweikampf umgebracht, ihr Onkel Kreon übernimmt die Regentschaft und will endlich für bessere Zeiten im Haus des tragisch blinden Ödipus sorgen – in einem Land, das lange unter Pest und Krieg gelitten hat. Er verbietet es, den Angreifer Polyneikes zu bestatten, woraufhin dessen Schwester Antigone revoltiert und lieber in den Tod geht, als sich dem königlichen Befehl zu fügen. Was steht hier gegeneinander? Staatsgewalt gegen religiöse Sitte, strikter rationaler Befehl gegen aufbegehrendes Gefühl, alter Mann gegen junge Frau? Der slowenische Philosoph Slavoj Žižek begreift als dritte Gewalt den Chor, das Volk und zeigt damit, wie weit sich der Zwist im Königshaus von der gesellschaftlichen Realität entfernt hat. Mateja Koležnik kombiniert Sophokles’ Drama mit dieser aktuellen Lesart und interpretiert den Mythos neu für eine Zeit, in der persönliches und gesellschaftliches Wohl aufs Neue hart gegeneinander abgewogen werden.
«Ich weiß, dass es im Theater darum geht, zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden, sich zu entscheiden, auf Seite welcher Figur man steht. In ‹Antigone› steht das persönliche Recht, das sich auf die eigene Familie, den eigenen Glauben beruft, dem des Staats und seiner Beschlüsse gegenüber. Lese ich das Stück heute, denke ich, dass beide im Unrecht sind und dass sie nicht einmal bereit sind, einander zuzuhören. Deshalb möchte ich die Geschichte aus beiden Perspektiven erzählen.» Mateja Koležnik
Inszenierung: Mateja Koležnik
Bühne: Christian Schmidt
Kostüme: Ana Savić Gecan
Musik: Bert Wrede
Licht: Gerrit Jurda
Choreografie: Matija Ferlin
Dramaturgie: Constanze Kargl, Diana Koloini
Übersetzung: Anja Wutej
Dauer: 2 Stunden 15 Minuten, 1 Pause
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Termin
12.4.2024, 20:00
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
von Annie Ernaux
aus dem Französischen von Sonja Finck
In ihrer 2016 erschienenen autobiografischen Erzählung «Erinnerung eines Mädchens» unternimmt die französische Autorin Annie Ernaux den Versuch, einem zutiefst prägenden Ereignis in ihrem Leben auf die Spur zu kommen. Was ist ihr, der damals achtzehnjährigen jungen Frau, im Sommer 1958 widerfahren? Zwischen Erinnerungsbruchstücken, Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und jahrzehntealten Fotografien unternimmt die Autorin eine nahezu forensische Analyse des Geschehenen, seiner Auswirkungen und der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und sexuellen Doppelmoral, die Männern und Frauen gänzlich unterschiedliche Formen der «Freiheit» zuzusprechen respektive zu verwehren pflegt. «Erinnerung eines Mädchens» zeigt die schmerzhafte Auseinandersetzung der fast Achtzigjährigen mit sexueller Scham, Ohnmacht und Selbstermächtigung und ist – kurz vor dem Beginn der #MeToo-Bewegung erschienen – ein berührendes und zutiefst politisches Dokument vom Ende des Schweigens.
«Sie ist berauscht von ihrer Freiheit, dem Ausmaß ihrer Freiheit.»
Annie Ernaux, 1940 in der Normandie geboren, zählt zu den bedeutendsten französischen Schriftsteller*innen der Gegenwart. In ihrem Werk untersucht sie mit schonungslosem Blick Unterdrückungs- und Emanzipationsstrukturen von Klasse, Herkunft und Geschlecht. Ihre literarische Methode der Autofiktion ist fixer Bezugspunkt des soziologischen und schriftstellerischen Werks klassensensibler, politischer Autor*innen wie etwa Didier Eribon und Édouard Louis.
Die italienische Regisseurin Silvia Costa wird sich mit «Erinnerung eines Mädchens» dem Münchner Publikum vorstellen.
Inszenierung und Bühne: Silvia Costa
Komposition und Mitarbeit Regie: Ayumi Paul
Kostüme: Rebekka Stange
Mitarbeit Bühne: Anna Schöttl
Licht: Barbara Westernach
Dramaturgie: Ewald Palmetshofer
Die Geschichte ist scheinbar schnell erzählt: Ein Prinz und eine Prinzessin aus benachbarten Königreichen flüchten vor einer arrangierten Ehe, verlieben sich inkognito ineinander und versuchen, mit einer List ihren Lebensweg selbst zu bestimmen – nur um am Schluss festzustellen, dass sie ihrem vorbestimmten Schicksal in die Arme geflüchtet sind. So weit, so klar.
Ein Shakespeare’scher Klamauk könnte das sein, eine Parodie auf Goethes «Werther» und das monarchische System, eine Studie über Jugend und Langeweile. Bei der genaueren Lektüre stellt man aber fest, dass seltsame Lücken, Risse und Leerstellen zwischen den Textzeilen klaffen – und auch die Figuren selbst voller unverfugter Abgründe sind, in die man als Leser*in, Schauspieler*in oder Regisseur ständig hineinfällt und an deren Boden die großen Menschheitsfragen funkeln: wer, weshalb, wohin.
«Wie ist mir eine Stimme doch erklungen Im tiefsten Innern, Und hat mit Einemmale mir verschlungen All mein Erinnern.»
Georg Büchners «Leonce und Lena» beginnt als scheinbar klassische Verwechslungskomödie, endet aber als seltsames Traumspiel über Sinn und Unsinn des Daseins, den Zweifel an der Wirklichkeit und die Sehnsucht, sich in einen Automaten zu verwandeln. Es ist ein Freiflug ins Nichts, voller Traurigkeit und doppeltem Sinn, zwischen dessen Kalauern und Wortspielen sich kristallklare Sätze von unschuldiger Weisheit verstecken.
Hausregisseur Thom Luz macht «Leonce und Lena» zum Ausgangspunkt eines Streifzugs durch Büchners heiter-verzweifelten Kosmos und bahnt sich einen eigenen Weg durch das Spiegellabyrinth zwischen Thron- und Tanzsaal und dem Irrenhaus.
Dem royalen Lustspiel folgen im Lauf der Spielzeit Büchners Dramen um den Proletarier Woyzeck und die französischen Revolutionäre in «Dantons Tod» und führen die Auseinandersetzung mit seinen poetischen Existenzfragen in anderen Milieus und inszenatorischen Handschriften fort.
Übernahme der Inszenierung des Theater Basel
Inszenierung und Bühne: Thom Luz
Musikalische Leitung: Mathias Weibel
Kostüme und Licht: Tina Bleuler
Dramaturgie: Katrin Michaels
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, Keine Pause
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Termin
29.4.2024, 20:00
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
von Jean-Paul Sartre mit einem Prolog und Epilog von Thomas Köck
Nach fünfzehn Jahren im Exil kehrt Orest unerkannt in seine Heimatstadt Argos zurück – in jene Stadt also, in der sein Vater Agamemnon nach dem Sieg über Troja von dessen Frau Klytämnestra und ihrem Geliebten Ägisth ermordet wurde. Doch nicht der Wille nach Vergeltung ist das Motiv seiner spontanen Rückkehr, sondern das Gerücht einer rätselhaften Fliegenplage. Als seine Schwester Elektra ihn zum Bleiben überredet, begreift er allmählich, dass Klytämnestra und Ägisth das Volk nicht nur grausam unterdrücken, sondern ihm auch eine Mitschuld am Mord an Agamemnon aufgebürdet haben. Erst da reift in Orest der Entschluss, zu handeln.
Anders als noch in Aischylos’ berühmter «Orestie», in der ein Fluch das Schicksal der Beteiligten bestimmt, ist Orest bei Sartre nicht mehr Spielball und Werkzeug der Götter – er handelt aus freiem Willen. Der französische Philosoph, Dramatiker und Hauptvertreter des Existenzialismus Jean-Paul Sartre zeigt in seiner radikalen Deutung des antiken Mythos, wie Unterdrückung durch Widerstand und Freiheitswillen überwunden werden kann. Am Ende wird kein Schwurgericht oder Gott Orest freisprechen. Er nimmt die Schuld auf sich und wird – so Sartre – «seinen Weg fortsetzen, ohne Rechtfertigung, ohne Entschuldigung, ohne Hilfe, allein».
Hausregisseurin Elsa-Sophie Jach bringt Sartres Tragödie in einer neu in Auftrag gegebenen Übersetzung im Cuvilliéstheater auf die Bühne.
«Einmal im Jahr herrscht in Argos der Ausnahmezustand. Eine Gesellschaft tanzt am Rand des Abgrunds ihrer Schuld. An diesem Tag kehrt Orest zurück in die Stadt, in der seine Schwester Elektra rebelliert: gegen die Mutter, den Mord am Vater, den bizarren Todesrausch, Geister-Purge. Die beiden finden und verlieren sich in ihren Fragen: Suchen die Toten die Lebenden heim? Ist diese nicht endende Feier der Reue lähmend oder gerecht? Wo endet Freiheit? Wie Drohnen schweben die Fliegen dabei über ihren Köpfen, über der Stadt Argos, scannen und bedrängen ihre Bewohner*innen – Sartres Fliegen.» Elsa-Sophie Jach
Sartres «Die Fliegen» bildet den Auftakt zu einer Neubefragung des mehr als zweitausend Jahre alten Mythos der «Orestie», die mit Ulrich Rasches Inszenierung von Aischylos’ «Agamemnon» und Robert Borgmanns musiktheatraler Installation «Athena» fortgesetzt wird.
Inszenierung: Elsa-Sophie Jach
Komposition und musikalische Leitung: Max Kühn
Bühne: Aleksandra Pavlović
Kostüme: Sibylle Wallum
Licht: Barbara Westernach
Video: Jonas Alsleben
Dramaturgie: Michael Billenkamp
nach dem gleichnamigen Roman von Julia von Lucadou
für die Bühne bearbeitet von Zoe Köppen, Daniela Kranz und Maria Leitgab
Strotzend vor Wortkreationen und denglischem Digitalsound taucht Julia von Lucadou in ihrem neuen Roman «Tick Tack» tief in die Welt der Generation Z ein. Die 15-Jährige Mette kündigt ihr Vorhaben, sich auf die U-Bahn-Gleise zu legen, in TikTok-Videos an. Niemand reagiert, gerettet wird sie trotzdem. Der Suizidversuch verwirrt ihr privilegiertes Umfeld: Bislang hatte sie ihre Rolle als hochbegabtes Kind performt, doch die Verlogenheit der Welt frustriert sie. Dann lernt sie Jo kennen, zehn Jahre älter, brillant und voller Wut. Als Anti-Influencer hat er sich ein Following aufgebaut und rekrutiert Mette für den Kampf gegen den Mainstream. Ein Spiel beginnt, dessen Regeln sie zu spät durchschaut. Auf ein gemeinsames Spiel lassen sich auch Jugendliche aus München ein, die in der Inszenierung von Daniela Kranz diesen Live-Kommentar zu unserer Gegenwart auf die Bühne bringen. Als «Resi für alle»-Produktion kommt die Romanadaption im Marstall zur Uraufführung.
Inszenierung: Daniela Kranz
Bühne: Lisa Käppler
Kostüme: Anna Gillis
Licht: Thorsten Scholz
Dramaturgie: Zoe Köppen, Maria Leitgab
Dauer: 1 Stunde 15 Minuten, Keine Pause
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Der erste Theatertext von Bernard-Marie Koltès ist ein abgründiger Monolog, der den französischen Dramatiker 1977 mit einem Schlag berühmt machte: Er zeigt einen getriebenen Menschen auf der Suche nach menschlicher Nähe. In der Inszenierung folgt das Publikum dem Schauspieler Michael Wächter auf seinem Weg in die Nacht durch den Stadtraum und per Kopfhörer seinem inneren Monolog.
Inszenierung: Robin Ormond
Kostüme: Anna Gillis
Dramaturgie: Katrin Michaels
Für die Produktion ist eine gewisse Mobilität Voraussetzung.
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
1 Stunde 30 Minuten, Keine Pause
Termine
27.3.2024, 19:00
5.4.2024, 19:00
12.4.2024, 19:00und weitere Termine
18.4.2024, 19:00
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
Bewertungen & Berichte Die Nacht kurz vor den Wäldern
Schauspiel
Bruce und die Sehnsucht nach dem Licht
Solo von Valentino Dalle Mura über sein Lieblingscomic
Ensemblemitglied Valentino Dalle Mura ist seit frühester Kindheit Batman-Fan. Nachdem er zwei Jahrzehnte lang hunderte Comics und alle Verfilmungen verschlungen hat, teilt er nun sein großes Spezialwissen mit dem Publikum, fragt sich aber auch, was für ein Männer- und Heldenbild er dabei eigentlich verehrt hat.
Inszenierung und Stückentwicklung: Florian Hein
Bühne: Lisa Käppler
Kostüme: Silke Messemer
Licht: Sascha Tillard
Dramaturgie: Katrin Michaels
Bewertungen & Berichte Bruce und die Sehnsucht nach dem Licht
2Gespräch
Resi ruft an
Die Schauspieler*innen des Residenztheaters spielen, lesen und erzählen kurze Szenen aus den aktuellen Stücken, Ausschnitte aus Lyrik und Literatur – für Sie ganz persönlich und live am Telefon.
30.04.20, 08:38, jen Direkter und persönlicher in der aktuellen Kontaktverbots-Zeit Kultur genießen wie die Idee des Resi
Direkter und persönlicher in der aktuellen Kontaktverbots-Zeit Kultur genießen wie die Idee des Residenztheaters geht kaum noch.
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Residenztheater
Das Residenztheater (Bayerisches Staatsschauspiel) ist eines der traditionsreichsten und mit einem Ensemble von über 50 Schauspieler*innen und mehr als 450 Mitarbeiter*innen größten Sprechtheater im deutschsprachigen Raum. Seine Historie beginnt im 18. Jahrhundert als Kurfürstliches Hof- und Nationaltheater. Bespielt werden drei Spielstätten: das Residenztheater am Max-Joseph-Platz mit 881 Plätzen, das Cuvilliéstheater mit 437 Plätzen und der Marstall mit ca. 146 Plätzen, alle in unmittelbarer Nachbarschaft der Residenz im Herzen Münchens.
Seit 2019 ist Andreas Beck Intendant. Das Residenztheater unter seiner künstlerischen Leitung steht für ein Ensembletheater, das den Schwerpunkt auf zeitgenössische Dramatik mit Uraufführungen und Neudichtungen neben der Pflege eines klassischen Repertoires legt. Klassische Stoffe und Texte werden aus dem Hier und Jetzt heraus befragt und erfahren eine Neudichtung oder Übertragung. Mit der Uraufführung von Ewald Palmetshofers für das Residenztheater als Auftragswerk entstandenem Theatertext «Die Verlorenen» wurde die erste Spielzeit der neuen Intendanz am 19. Oktober 2019 im Residenztheater eröffnet.
Kontakt
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München