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Aufführungen / Comedy Punchline Comedy Club
So 21.4.2024, 17:30 Uhr
Aufführungen | Show

Mit Herz und Bauch!

Varieté et cetera

Tim Becker steht für virtuose Bauchrednerkunst, famose Puppencharaktere und mitreißende Comedy! Er ist unter anderem bekannt aus Night Wash und den Puppenstars. Freuen Sie sich auf Puppencomedy aus einer Welt voll schräger Typen, humorvollen Nervensägen und durchgeknallten Gedanken mit einem spektakulären Artistik-Ensemble! ENSEMBLE: Tim Becker | Moderation & Bauchredner Duo Parchyn | Perche The Shesters | Messerwerfen Alexandra Tikhonovich | Hula-Hoop Duo Enominne | Luftring Duo Resplendence | Rollschuh & Partnerakrobatik REGIE: Sammy Tavalis
Aufführungen | Tanz

EXIT ABOVE after the tempest / nach dem Sturm

TANZTHEATER WUPPERTAL PINA BAUSCH

In EXIT ABOVE geht Anne Teresa De Keersmaeker zurück bis zu den Anfängen des Tanzes, zu den Ursprüngen des westlichen Pop. Seit ihren ersten Choreografien gilt „My walking is my dancing“. Musikalisch steht das Stück für eine Rückkehr zu den Anfängen des Pop und des Blues. Ausgangspunkt dieser Choreografie von Keersmaeker ist der Song „Walking Blues“ des legendären Bluesmusikers Robert Johnson. Die musikalische Reise führt zurück zu Franz Schubert, dem bekanntesten Singer-Songwriter des 19. Jahrhunderts, mit seinem Lied „Der Wanderer“. Meskerem Mees, die faszinierende junge flämische Singer-Songwriterin äthiopischer Herkunft, komponiert eine Reihe von Bearbeitungen und Variationen rund um die „Walking Songs“. Sie arbeitet zusammen mit Jean-Marie Aerts, Soundarchitekt des von Arno gebildeten TC Matic, der legendären belgischen Band der 80er Jahre, und dem Tänzer und Gitarristen Carlos Garbin. EXIT ABOVE erforscht die Spannung zwischen „gemeinsamen Gehen“ und „Ausscheren“, zwischen dem einsamen romantisierten „Wandern“ und dem politischen Potenzial einer Gruppe von Menschen, die gemeinsam gehen oder marschieren. Das Gehen lässt vor allem den Gedanken und Träumen freien Lauf, die zeigen, wie sehr unsere innere Welt eine Landschaft für sich ist, eine Landschaft, die man sich oft nur zu Fuß erschließen kann. EXIT ABOVE – eine Regieanweisung aus Shakespears Sturm - ist auch ein Stück über die Bedrohung unserer Realität. den Wendepunkt, vor dem wir stehen. Anne Teresa De Keersmaeker arbeitet mit ganz jungen Tänzer*innen an diesem Zukunftsthema. Choreografie: Anne Teresa De Keersmaeker Getanzt von Abigail Aleksander, Jean Pierre Buré, Lav Crncevic, José Paulo dos Santos, Rafa Galdino, Carlos Garbin, Nina Godderis, Solal Mariotte, Meskerem Mees, Mariana Miranda, Ariadna Naverrete Valverde, Jakob Storer Kreiert mit Abigail Aleksander, Jean Pierre Buré, Lav Crnčević, José Paulo dos Santos, Rafa Galdino, Carlos Garbin, Nina Godderis, Solal Mariotte, Meskerem Mees, Mariana Miranda, Ariadna Navarrete Valverde, Cintia Sebők, Jacob Storer Musikkompositionen: Meskerem Mees, Jean-Marie Aerts, Carlos Garbin Musik: gespielt von Meskerem Mees, Carlos Garbin Bühnenbild: Michel François Licht Design: Max Adams Kostüme: Aouatif Boulaich Texte und Gedichte: Meskerem Mees, Wannes Gyselinck Opening Text: Walter Benjamin Über den Begriff der Geschichte, Thèse IX Dramaturgie: Wannes Gyselinck Probenleitung: Boštjan Antončič, Cynthia Loemij, Clinton Stringer Künstlerische Koordination und Planung: Anne Van Aerschot Assistentin der Künstlerischen Leiterin: Martine Lange Tour Manager: Jolijn Talpe Technischer Leiter: Thomas Verachtert Techniker: Jonathan Maes, Arno Truyens Ton: Alex Fostier Kostüm-Koordinatorin: Alexandra Verschueren assistiert von Els Van Buggenhout Garderobe: Els Van Buggenhout Näharbeiten: Chiara Mazzarolo, Martha Verleyen Produktion: Rosas Koproduktion: Concertgebouw Brugge, De Munt (Brüssel), Internationaal Theater Amsterdam, Le théâtre Garonne (Toulouse), GIE FONDOC OCCITANIE (Le Parvis Tarbes, Scène nationale ALBI Tarn, La Cratère Alès, Scéne nationale Grand Narbonne, Théâtre Garonne) Vertrieb Frans Brood Productions Mit freundlicher Unterstützung von Dance Reflections & Arpels Die Produktion wurde realisiert dank der Unterstützung von Belgian Tax Shelter in Kooperation mit Casa Kafka Pictures - Belfius. Rosas wird gefördert von der Flämischen Regierung und der Flämischen Community Commission von Brüssel.
Aufführungen | Schauspiel

Mit anderen Augen

Schauspielhaus Bochum

Mit anderen Augen ist eine berührende Theatercollage aus Songs, Texten, Bildern, Klängen und Sinneseindrücken, die auf poetische Weise eintaucht in die Welt der Blindheit. Wir leben in einer Gesellschaft der Sehenden. Von „Auf Wiedersehen“ über den blinden Alarm bis zur Liebe auf den ersten Blick ist unsere Sprache voller Metaphern des Sehens. Häufig werden Erkenntnis und Rationalität mit Licht und Sehen verknüpft, Unmündigkeit und Irrationalität hingegen mit Bildern der Blindheit und Dunkelheit. Die Welt der Blindheit ist vielen von uns vollkommen unbekannt, wir sprechen selten bis nie darüber, auch, weil wir nicht betroffen sind – oder Angst davor haben. Und so ist unser Leben auf das Sehen aufgebaut. Doch was geschieht, wenn diese Voraussetzung nicht erfüllt wird. In welchem Raum befinden sich blinde oder sehbehinderte Menschen? Was bedeutet Zeit für sie? Was erzählen Töne, Geräusche? Kann man mit den Ohren sehen? Diesen und anderen Fragen geht Mit anderen Augen nach. In diesem musikalischen Abend lenken Texte von blinden und sehbehinderten Menschen und die Lyrics der live gesungenen Songs unsere Gedanken, unsere Gefühle und unsere Wahrnehmung weg vom Visuellen hin zu anderen Sinnen wie dem des Hörens. Nicht als Ersatz, vielleicht als Gewinn. Mit anderen Augen spürt mit musikalischen und akustischen Mitteln dem Sehen und Nichtsehen nach und schafft sinnlichemotionale Erfahrungen. Die acht Spieler*innen und Musiker befinden sich in einem Raum, der sich zwischen Dunkelheit, Unschärfe, hellem Licht und dem Verzicht auf starke Farben bewegt. Die Inszenierung unternimmt den Versuch, die Aufführung auch für nicht sehende Zuschauer*innen erfahrbar zu machen, auch mit Hilfe von Audiodeskription. Mehr als sehenswert! Regie: Selen Kara Musikalische Leitung: Torsten Kindermann Bühne: Lydia Merkel Kostüme: Emir Medic Lichtdesign: Denny Klein Sounddesign: Fabio Scarpari Dramaturgie: Dorothea Neweling Dauer: 1:30, keine Pause
Aufführungen | Schauspiel

Die kahle Sängerin

Schauspielhaus Bochum

Premiere: 25.4.2024 aus dem Französischen von Serge Stauffer Eugène Ionesco war sehr erstaunt, dass die Zuschauer*innen über sein erstes Stück lachten. Eigentlich hatte er mit Die kahle Sängerin doch eine „Tragödie der Sprache“ schreiben wollen, komponiert aus zusammenhanglosen, aber inhaltlich richtigen Konversationsbeispielen aus seinem Englischunterricht. Im Kreuzfeuer: eine sich hinter leeren Sprachhülsen verschanzende kleinbürgerliche Nachkriegsgesellschaft. Daraus entstand ein Stück ohne Sinn, aber mit Handlung. Ein Abend bei Mr. und Mrs. Smith, einem Ehepaar, das in einer banalen Unterhaltung gefangen scheint. Sie reden aneinander vorbei, sie streiten um Bagatellen und versöhnen sich, sie stellen wichtige Fragen wie diese: Warum gibt man bei den standesamtlichen Nachrichten in der Zeitung immer nur das Alter der Toten und nie das Alter der Neugeborenen an? Als ein anderes Paar, die Martins, zu Besuch kommt, das leider weder sich selbst noch die Gastgeber erkennt, entspinnt sich eine Unterhaltung, die von Amnesie erschwert wird: Unter verlegenem Hüsteln versuchen sie, sich gegenseitig von den „Ereignissen“ des Tages zu erzählen, verlaufen sich im Nebel der Realität auf der Suche nach der Wahrheit, von der niemand weiß, wo sie sich versteckt hält. Mit einem gelangweilten Feuerwehrhauptmann, der in der ganzen Stadt vergeblich nach Bränden sucht, und dem Dienstmädchen der Smiths, die sich als Sherlock Holmes vorstellt, ist das Chaos perfekt. Mit Die kahle Sängerin wird 1950 das „Theater des Absurden“ begründet, das der Sinnfreiheit der Welt und dem in ihr orientierungslosen Menschen durch grotesk-komische und irreale Szenen zu begegnen sucht. Dabei ist das Stück mehr als nur eine Parodie gesellschaftlicher Konventionen. Der scheinbare Unsinn bespielt den schmalen Grat der Logik, auf dem die Sprache wandelt. Wörter verlieren ihren Sinn und werden nur noch zu Lauten, während im Hintergrund eine freigeistige Wanduhr schlägt, wann und wie es ihr passt. Immerhin fährt das Auto schnell, aber die Köchin kocht besser. Denn wie sagt man aus Erfahrung: Lieber ein Ei brüten als einen Brei hüten. Regie: Johan Simons
Aufführungen | Schauspiel

Kinder der Sonne

Schauspielhaus Bochum

Und jeden Tag von Neuem muss Tee serviert werden, aufgeräumt, gekocht, irgendetwas repariert. Jeden Tag muss man springen, wenn nach einem gerufen wird. Und immer der Gestank aus dem privaten Labor des Familienoberhaupts, das glaubt, es könne neue organische Materie entwickeln. Mit Geld umgehen können sie auch alle nicht. Das Schlimmste aber: Ständig darf man den Nichtstuern, die sich mit ihren Liebesverwicklungen, ihrer Malerei und naturwissenschaftlichem Dilettantismus die Langeweile vertreiben, dabei zuhören, wie sie dem primitiven Zustand der Masse abhelfen wollen … Vielleicht denken sie so, die Angestellten im Hause Protassow, ohne die hier gar nichts funktionieren würde. Der Wissenschaftler Protassow kann sich nicht mit profanen Dingen wie dem Alltag beschäftigen. Er will den Fortschritt herbeiführen, chemikalisch und gedanklich. Nicht weniger als der endgültig befreiten Menschheit gilt all sein Wirken. So hat er weder ein Auge für die Witwe Melanija, die in verzweifelter Liebe zu ihm entbrannt ist, noch – und das ist schlimmer – für seine Frau, die sich einsam dem gemeinsamen Freund Wagin zuwendet. Auch die zarten Zeichen von Liebe zwischen seiner Schwester Lisa, die vom Anblick blutig niedergeschlagener Straßenunruhen seit Langem schwer traumatisiert ist, und dem moralisch derangierten Tierarzt Tschepurnoi entgehen ihm – ebenso wie die Katastrophe, die sich zwischen beiden anbahnt. Doch auf den Straßen grassiert die Cholera, es gibt Tote, und plötzlich wird die Luft im Elfenbeinturm gefährlich dünn. Der Autor Maxim Gorki – ein Pseudonym, das übersetzt „der Bittere“ bedeutet – schrieb das Stück während seiner Haft in der Peter-und-Paul-Festung, in der u. a. auch Dostojewski einsaß. Entstanden angesichts des sogenannten Petersburger Blutsonntags, der die russische Revolution von 1905 einleiten sollte, entwirft Kinder der Sonne die tragikomische Bestandsaufnahme einer zutiefst gespaltenen Gesellschaft, die sich neu erfinden muss, wenn ihre Tage nicht gezählt sein sollen. Die slowenische Regisseurin Mateja Koležnik, die für ihre psychologisch genauen, atmosphärisch dichten Inszenierungen nicht nur im deutschsprachigen Theaterraum bekannt ist, stellt sich mit Kinder der Sonne nun dem Bochumer Publikum vor Regie: Mateja Koležnik Bühne: Raimund Orfeo Voigt Kostüm: Ana Savić-Gecan Soundtrack: Lukas Tobiassen Klanggestaltung: Jordy Zoet Lichtdesign: Bernd Felder Dramaturgie: Angela Obst Regieassistenz: Linda Hecker Bühnenbildassistenz: Lan Anh Pham Kostümassistenz: Lara Suppe Dramaturgieassistenz: Marvin L. T. Müller Sprache: DE Dauer: 1:50, keine Pause
Aufführungen | Schauspiel

Hamlet

Schauspielhaus Bochum

mit Auszügen aus Die Hamletmaschine von Heiner Müller Bearbeitung von Jeroen Versteele Der alte König Hamlet ist tot, sein Mörder und Bruder Claudius hat seine Witwe Gertrud geheiratet und sitzt jetzt auf dem Thron. Prinz Hamlet, krank vor Trauer, wird vom Geist seines Vaters heimgesucht. Der Geist befiehlt ihm, ihn zu rächen. Dieser Auftrag treibt Hamlet immer weiter in die Isolation. William Shakespeare machte 1602 aus einer europäischen Legende die philosophische Geschichte einer bis heute faszinierenden Sinnsuche. In der Regie von Johans Simons mit Sandra Hüller in der Titelrolle wird Hamlet zu einem Plädoyer für radikale Ehrlichkeit. Was fasziniert dich an William Shakespeare? Johan Simons: Mich fasziniert seit jeher, wie Shakespeare eine große philosophische Kraft lebendig und spielbar macht. Er ist ein Virtuose der Sprache. Ein Stück von Shakespeare ist wie ein großes Fenster, durch das man in einen Wald blickt. Griechische Autoren wie Aischylos sind wie eine Wüste oder eine Eisfläche. Shakespeare ist wie ein Wald mit Hügeln, Bäumen, Teichen und Moorseen. Man rutscht leicht aus, der Boden ist glitschig. Was ist der Kern des Stücks? Johan Simons: „To be or not to be.“ Nicht umsonst ist der Satz so berühmt. Hier versucht jemand herauszufinden, ob es ein Recht auf Existenz gibt. Was ist der Sinn unseres Lebens, wenn eine Lüge so oft als Wahrheit gilt? Meiner Meinung nach ist Hamlet extrem empfindlich und kompromisslos, er erträgt keine falschen Fassaden. Das zerstört ihn. In Bochum wird Hamlet von einer Frau gespielt. Warum? Johan Simons: Ich möchte kein großes Thema daraus machen. Eigentlich ist es normal, dass eine Frau Hamlet spielt: Sarah Bernhardt, Angela Winkler, Asta Nielsen, viele andere haben es schon gemacht. Theater vermittelt sich über Gedanken, nicht über Identifikation. Der Stoff handelt von Geisteskraft und der Dynamik des Denkens. Sandra Hüller hat einen flexiblen Geist. Und sie hat eine persönliche Herangehensweise. Sie lehnt jeden Zynismus ab. Sandra erweitert Hamlets Gedanken und füllt sie mit Emotionen, wie nur sie das kann. Regie: Johan Simons Textfassung: Jeroen Versteele Bühne, Kostüme: Johannes Schütz Musik: Mieko Suzuki Mitarbeit Musik und Sounddesign: Lukas Tobiassen Klangregie: Will-Jan Pielage Lichtdesign: Bernd Felder Dramaturgie: Jeroen Versteele Mitarbeit Dramaturgie: Felicitas Arnold Übersetzung: Angela Schanelec, Jürgen Gosch Regieassistenz: David Goldmann Bühnenbildassistenz: Mitsuru Sugiura Kostümassistenz: Sofia Dorazio Brockhausen Sprachcoaching: Roswitha Dierck Soufflage: Isabell Weiland Inspizienz: Christiane Dolnik Regiehospitanz: Stijn Dijkema Kostümhospitanz: Lea Heemann / Carolin Saddey Übertitelinspizienz: Jonas Kissel / Leonie Mevissen Dauer: 2:30, eine Pause
Aufführungen | Schauspiel

Macbeth

Schauspielhaus Bochum

Schottland, vor langer Zeit. Der Krieg ist vorbei. Macbeth und sein Freund Banquo kehren vom Schlachtfeld zurück. Sie haben gewonnen, sind voller Adrenalin, ihre Schwerter feucht noch vom Blut. Von überall hallt der Name Macbeth wider, schwirrt die Luft vor Geschichten, wie leicht ihm das Morden fiel. Macbeth dem Helden, Killer im Dienst vom König und Vaterland, fällt eine große Zukunft anheim. Seltsame Kreaturen sagen ihm das Königtum voraus. Was dafür benötigt wird, sind Handlungen, die im Blut baden. Macbeth soll nur auf den Blutdurst hören, der in ihm wohnt. Von seiner Frau ermutigt, mordet er sich seinen Weg zur absoluten Macht frei: zuerst den König, dann seine besten Freunde, dann ihre Familien inklusive ihrer Kinder. Die Voraussage der Hexen scheint erfüllt, zumindest teilweise. Die Freude der absoluten Macht aber fehlt. Macbeth und seine Lady werden von Schuldgefühlen und Reue verzehrt. Unabwendbar wird auch der zweite Teil der Voraussage sich erfüllen, wie unwahrscheinlich auch dessen Voraussetzungen sind. Von Freund und Feind verlassen, bleibt Macbeth nur eine Befreiung – die von sich selbst. Macbeth ist Shakespeares kürzeste und blutigste Tragödie. Das zwischen 1603 und 1607 geschriebene Werk basiert teilweise auf der wahren Geschichte des schottischen Königs Macbeth (1005–1057), der 1040 den Thron bestieg, indem er König Duncan I. tötete. Obwohl seine Taten uns als unvorstellbar und unmenschlich erscheinen, gibt es das unbehagliche Gefühl, Macbeth sei nicht nur Monster. Auch wenn er in Blut badet, denkt Macbeth über seine Menschlichkeit nach, betrachtet seine Handlungen als Ausdruck eines größeren Gedankens: ein schwarzer Gedanke, aber ein Gedanke. Er erinnert uns daran, dass der Mensch ein reflektierendes Tier ist. Macbeth ist der Mensch, der wir sein könnten, wenn jemand bei uns die falschen Knöpfe drückt. Schaudernd vor Macbeths Verbrechen, schaudern wir vor uns selbst. Jens Harzer und Johan Simons verbindet seit Jahren eine fruchtbare künstlerische Zusammenarbeit, von der Inszenierungen wie beispielsweise Der Schimmelreiter von Theodor Storm, Deutschstunde von Siegfried Lenz oder Dostojewskijs Der Idiot zeugen. Am Schauspielhaus Bochum ist, nach Heinrich von Kleists Penthesilea und Anton Tschechows Iwanow, Macbeth nun ihre dritte gemeinsame Arbeit. Regie: Johan Simons Textfassung: Koen Tachelet Bühne: Nadja Sofie Eller Video: Florian Schaumberger Kostüm: Greta Goiris Lichtdesign: Bernd Felder Dauer: 3:10h, eine Pause Sprache: Deutsch mit englischen Übertiteln
Aufführungen | Schauspiel

Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich

Schauspielhaus Bochum

aus dem Amerikanischen von Marcus Ingendaay Bearbeitung von Vasco Boenisch Mit Corona kam auch die boomende Kreuzfahrtschifffahrt vorläufig zum Erliegen. Doch inzwischen wird wieder um die verunsicherte Kundschaft geworben: „Bleiben Sie unter sich: Rundumsorglos – an Bord und an Land.“ Für manche klingt das mehr wie eine Drohung. Eine siebentägige Luxuskreuzfahrt in der Karibik zum Beispiel – für David Foster Wallace kann es keine kürzere Definition für die Hölle geben. Im Auftrag von Harper’s Magazine ging der berühmte US-Autor Mitte der Neunziger an Bord der Zenith und stach von Key West aus in See. Ein Selbsterfahrungstrip besonderer Güte. Und ein grandioser Reisereport, der seit Jahren auf den Bestsellerlisten steht: Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich. Wallace begibt sich in die kundigen Hände der Schiffscrew, deren Slogan „Your Pleasure is our Business“ (Ihr Vergnügen ist unser Geschäft) bisweilen einen drohenden Unterton annimmt. Er kämpft gegen die Angst, von einer ungemein effizienten Unterdruck-Toilette entsorgt zu werden. Er nimmt am Wettbewerb um die schönsten Männerbeine teil. Er beobachtet 500 amerikanische Leistungsträger*innen beim Ententanz. Und er hört erwachsene Menschen am Info-Counter fragen, ob man beim Schnorcheln nass wird, ob die Crew ebenfalls an Bord schläft oder um welche Uhrzeit das Mitternachtsbüffet eröffnet wird. Eine Woche lang macht Wallace alles mit, was das Bordleben für den erholungsbedürftigen Urlauber bereithält. Umgeben von Jubel, Trubel und Heiterkeit, wird er selber zunehmend stiller und beginnt, sich in seiner Kabine einzuigeln. So gerät diese Reise übers Meer auch zu einer berührenden Reise zu sich selbst. Doch man muss sich den Dingen stellen und vor allem dem, was für andere Menschen die schönste Zeit des Jahres bedeutet. David Foster Wallaces so komische wie einfühlsame Beobachtungen über das Leben an Bord einer schwimmenden Hochzeitstorte, über eigentümliche Reisegenoss*innen, unvergessliche Landgänge, den Terror des Amüsierzwangs sowie die eignen Zweifel und Ängste nannte die FAZ ein „Meisterstück der literarischen Reportage“ und Harald Schmidt schlicht „ein grandioses Buch“. Jetzt als großes Schauspieler-Solo. Leinen los – oder will doch noch jemand zu Hause bleiben? Regie: Tamó Gvenetadze Übersetzung: Marcus Ingendaay Bearbeitung: Vasco Boenisch Bühne: Anna Wörl Kostüme: Sofia Dorazio Brockhausen Musik: Beka Buchukuri Dramaturgie: Vasco Boenisch Dauer: 1:40, keine Pause
Aufführungen | Schauspiel

Sherlock Holmes jagt Dr. Watson

Schauspielhaus Bochum

Wenn die Welt verworren und dunkel erscheint, wenn Erbschaftsschleicher, Trickbetrüger und fiese Hunde ihr Unwesen treiben oder globale Netzwerke am Untergang der Welt arbeiten, dann ist stets auf einen Verlass: Sherlock Holmes. Der Meister der Deduktion, der 1886 das erste Mal die literarische Bildfläche betritt, ist seitdem nicht mehr von ihr wegzudenken. Bis heute hält er den Weltrekord als die am häufigsten in Film und Fernsehen vorkommende literarische menschliche Figur und ist DIE Blaupause für alle berühmten Film- und Fernsehdetektive, die Licht in unsere Alpträume bringen. In Arthur Conan Doyles Roman Das Zeichen der Vier, der Vorlage für die Inszenierung ist, treiben seltsame Zwillinge, ein Schatz aus Kolonialzeiten, giftige Dornen und ein gefährliches Täterpaar ihr Unwesen. Sherlock und sein unverwüstlicher Begleiter Dr. Watson begegnen alten Feinden und neuen Bekannten, Ohrwürmern und dem roten Faden, nach dem wir schon so lange suchen. Regie: Robert Gerloff Text: Angela Obst Bühne, Video: Maximilian Lindner Kostüm: Lara Hohmann Musik: Cornelius Borgolte Lichtdesign: Sirko Lamprecht Dramaturgie: Angela Obst , Jasmin Maghames Regieassistenz: David Goldmann Bühnenbildassistenz: Anita Ackva Kostümassistenz: Petra Panther Soufflage: Sybille Hadulla-Kleinschmidt  / Jutta Schneider Inspizienz: Christina Baston Dauer: 1:50, keine Pause Sprache: deutsch
Aufführungen | Schauspiel

Don Juan

Schauspielhaus Bochum

Nachts in einem Club Deutschlands. Der Bass dröhnt. Schweiß fließt. In der dunklen Enge der Tanzfläche pressen sich Körper aneinander, die, jede*r für sich allein und doch im Kollektiv, von den treibenden Beats bewegt werden. Während die Welt draußen, wie wir sie kennen, zu Ende geht und die Träume von einer besseren Welt ausgeträumt scheinen, werden Clubs, Saunen und Darkrooms zu Räumen einer utopischen Welt. Hier scheint man noch sicher und entspannt leben zu können: An den Türen der Clubs finden sich Verhaltenskodexe, es gibt Selbstverpflichtungen zur Nachhaltigkeit, und Awareness Teams sorgen während des Abends dafür, dass alle Gäste friedlich feiern können. Ist der Club der einzige Ort, an dem wir abschalten können, an dem wir noch an eine bessere Zukunft glauben? Ob Klimakatastrophe, Krieg oder Inflation: Unsere Gesellschaft ist mit vielen Krisen konfrontiert. Wenn Menschen sich aus moralischen oder ökologischen Gründen bewusst dafür entscheiden, keine Kinder zu bekommen, weil eine längerfristige Zukunftsplanung unmöglich oder unverhältnismäßig erscheint, zeigt sich überdeutlich, dass unsere Gesellschaft krankt. Dem Nihilismus zu entfliehen, wird zur einzigen Mission; um die eigene Sterblichkeit zu vergessen, wird exzessiv gelebt. Wieviel Eskapismus verträgt eine Gesellschaft, die hemmungslos nach jedem Strohhalm greift, um zu vergessen, dass sie sterblich ist? Molières Komödie Don Juan von 1682 ist sicher die berühmteste literarische Auseinandersetzung mit dem Prototypen des Frauenverführers. Dabei ist Don Juan mehr als das: ein maßloser Grenzgänger, der sich über sämtliche tradierte Normen hinwegsetzt und geltende Werte und Ideale in Frage stellt. Doch Molière zeigt ihn vor allem als Getriebenen, als metaphysisch Unbehausten, als Sinnsuchenden. Der junge polnische Regisseur Mateusz Staniak, der sich mit der Inszenierung Wer hat meinen Vater umgebracht? 2021 dem Bochumer Publikum vorstellte, bringt Don Juans Suchbewegung mit der heutigen Clubkultur in Verbindung: in der lustvollen, auch selbstzerstörerischen Bejahung des Heute ohne Fragen nach dem Morgen. Regie: Mateusz Staniak Bühne: Zaza Dupont Kostüm: Kevin* Pieterse Licht: Zaza Dupont  / Johannes Zotz Musikalische Leitung: George Dhauw Video: Zaza Dupont Dramaturgie: Mehdi Moradpour Regieassistenz: Christian Feras Kaddoura Kostümassistenz: Lara Suppe Soufflage: Jutta Schneider Sprachcoaching: Roswitha Dierck Inspizienz: Christina Baston Übertitelinspizienz: Gianluca Elbert  / Holger Rademacher
Aufführungen | Schauspiel

Früchte der Vernunft

Schauspielhaus Bochum

Drei Frauen. Zwei Männer. Ein Ei. Ein Storch. Ein Raum, spärlich eingerichtet. An diesem aus der Zeit gefallenen Ort spielen sich eine Vielzahl locker verbundener Situationen ab. In allen diesen Episoden geht es um den weiblichen Körper, geht es um Fruchtbarkeit und Kinderlosigkeit, um Vernunft versus Lust: skurril, komisch, berührend. Hier entspinnt sich ein sinnliches wie themenstarkes Geflecht aus Erzählsträngen: zum Beispiel über die alttestamentarische Hanna, die keine Kinder bekommen kann. Auch taucht immer wieder diese junge Angestellte auf, die sich überall mit der Kinderfrage konfrontiert sieht (sie hat – zur Sicherheit? – immer ein Ei dabei). Außerdem gibt es eine Frau, die heimlich Pornos schaut und nicht weiß, ob sie sich deshalb gut oder doch lieber schlecht fühlen soll. Und nicht zu vergessen: Wohin mit dem Baby? Sowohl gesellschaftliche Perspektiven auf den Frauenkörper als auch biografisches Erleben der Regisseurin und Autorin Saara Turunen haben den assoziativen Kosmos der Inszenierung gefüttert. Wird von Frauen nicht erwartet, dass sie ihren Körper verleugnen und gleichzeitig feiern? Was resultiert für sie aus Moral und Disziplin? Und woher diese Scham? Warum erzeugen das Genießen von Essen und der Genuss des eigenen Körpers – beides doch das pure Vergnügen, oder? – so häufig Schuldgefühle? Von all diesem erzählt die Dramatikerin und Regisseurin Saara Turunen. In ihrer durchkomponierten Theatersprache, die musikalisch und bildhaft ist, und ihrem genauen Gespür für Timing zeigt sich die unverwechselbare Handschrift der preisgekrönten Finnin, die sich aus absurdem Theater ebenso speist wie aus surrealen Filmen. Sparsam eingesetzte Sprache verwebt sie behutsam mit originellen, im besten Sinne seltsamen Bildern zu einer eigenen Welt. Nach Saara Turunens begeistert aufgenommener Inszenierung Das Gespenst der Normalität kehrt sie nun zurück ans Schauspielhaus Bochum: mit einem humorvollen Kammerspiel über existenzielle (und nicht nur weibliche) Fragen – mit drei Frauen, zwei Männern, einem Ei und einem Storch. Regie: Saara Turunen Bühne: Milja Aho Kostüm: Roosa Marttiini, Siru Kosonen Lichtdesign: Ada Halonen, Pietu Pietäinen, Sirko Lamprecht Choreografie: Janina Rajakangas, Lara Pilloni Sounddesign: Tuuli Kyttälä Dramaturgie: Dorothea Neweling Dauer: 1:40, keine Pause
Aufführungen | Schauspiel

Wer hat Angst vor Virginia Woolf?

Schauspielhaus Bochum

Der Titel klingt fröhlich, wie eine Variante des Kinderlieds Wer hat Angst vor dem bösen Wolf? Aber hinter dieser scheinbaren Harmlosigkeit verbirgt sich das Chaos menschlicher Beziehungen. Schauplatz von Edward Albees weltberühmtem Theaterstück ist eine Wohnung, in der zwei Ehepaare nach einer Party aufeinandertreffen. Die Gastgeber Martha und George kleben seit Jahren an ihren Lebenslügen und führen einen andauernden Ehekrieg mit klaren Spielregeln: Den anderen bzw. die andere kleiner machen, als er oder sie sich sowieso schon fühlt! An diesem Abend, weit nach Mitternacht, besucht sie das junge Paar Nick und Honey. Sie sind neu in der Stadt – und offenbar bereit, sich den Spielregeln anzupassen: Zunächst sind sie nur Zaungäste des ehelichen Schauturniers, werden aber bald aus ihrer Zuschauerrolle gerissen, voll in den Fight der Gastgeberpaars einbezogen und müssen Stellung beziehen. Dabei wird auch das brüchige Fundament ihrer eigenen Beziehung immer deutlicher. Autor Edward Albee ist 1962 mit Wer hat Angst vor Virginia Woolf? gewissermaßen die Mutter aller Eheschlachten und Ehedramen gelungen: voll von boshaftem Humor, messerscharfen Dialogen und überraschenden Wendungen. Im Kern ging es ihm um die Aufdeckung menschlicher Illusionen. Er zeigt mit Wehmut und Ironie das Bild des Menschen, dem offenbar alles zum Glücklichsein zur Verfügung steht und der doch nur um so schmerzvoller allein ist. Welche schauspielerischen Funken sich aus diesem düster funkelnden „Spiel bis zum Tod“ schlagen lassen, ist nicht erst seit der legendären Verfilmung mit Elizabeth Taylor und Richard Burton bekannt. Albees Stück ist bis heute ein beliebter moderner Klassiker auf den Bühnen – fragt sich nur, was uns immer wieder so fasziniert am Blick in den menschlichen Ehe-Abgrund? Um mit Marthas Worten zu sprechen: „Die Gäste sind da! Das Fest beginnt!“ Regie: Guy Clemens Bühne, Kostüm: Dorothee Curio Dramaturgie: Vasco Boenisch Lichtdesign: Bernd Felder Dauer: 2:10h, keine Pause Sprache: Deutsch
Aufführungen | Schauspiel

Don’t Worry Be Yoncé

Schauspielhaus Bochum

Liberté, Egalité, Be Yoncé. Es kann nur eine Queen B geben. Aber ist das wirklich so? Oder kann man mit der notwendigen Begeisterung und einer Portion Ehrgeiz das schaffen, was nur sie geschafft hat? To Be Yoncé! Mit ihrer praktischen Anleitung, um der phänomenalen Pop- und R’n’B-Sängerin näher zu kommen, sorgte die Jungregisseurin Stephanie van Batum in München bereits für Begeisterungsstürme. In Form eines Tutorials erfahren die Zuschauer*innen in wenigen Schritten, was nötig ist, um SIE zu sein – how to be Bey. Und das ist mehr als singen, tanzen und performen, mindestens: Diva, Queen, Sexbombe, Mutter, Geschäftsfrau, Ehefrau, Feministin. #flawless Don't Worry Be Yoncé (XS Edition) wurde eingeladen zum Festival Radikal jung 2018. Regie, Text, Konzept: Stephanie van Batum Bühne, Video, Sound: Florian Schaumberger Kostüme: Bettina Kirmair Licht: Claudio Zeeb Dauer: 1:20h, keine Pause Sprache: Englisch mit deutschen Übertiteln
Aufführungen | Schauspiel

Woyzeck

Schauspielhaus Bochum

Franz Woyzeck ist Soldat und Barbier, Diener des Hauptmanns, aber vor allem: prekäre Existenz, geschundene Kreatur. Er hört immer wieder Stimmen, zeigt deutliche Symptome von Schizophrenie. Ein fanatischer Doktor missbraucht ihn für fragwürdige Experimente – Woyzeck darf nur Erbsen essen, sonst nichts. Sein klägliches Honorar für diese unbekömmliche Diät erhält Marie, die Mutter seines Kindes, die ihn mit dem Tambourmajor betrügt. Als Woyzeck davon erfährt, tötet er sie am Seeufer mit einem Messer und verschwindet schließlich im Wasser. Doch nicht nur Marie hat ihn verraten und gedemütigt, die ganze Gesellschaft hat Woyzeck auf dem Gewissen. Woyzeck ist kein Stück und doch so viel mehr als ein Stück. Ein sperriges Muster, das immer wieder neue Interpretationen zulässt. In der Bochumer Inszenierung ist Woyzeck nicht nur Opfer der Klassengesellschaft und seine entrückte Wahrnehmung ist nicht nur Begleiterscheinung von Alter und Krankheit. Für Woyzeck ist alles, was er in der Welt wahrnimmt, Information. Alles nimmt er ernst. Dieser innere Mahlstrom von Gedanken macht ihn gefährlich und verletzlich zugleich. Georg Büchner, der die Arbeit an Woyzeck 1836 begann, war seiner Zeit meilenweit voraus. Mit diesem erst 1913 uraufgeführten schmalen Fragment hielt die Moderne Einzug in die deutsche Dramenliteratur. Der Text enthält ganze Kontinente menschlicher Abgründe, Himmel und Hölle in knappen 27 Szenen. Es geht um nichts Geringeres als die vollständige Deformation des Menschen zum Tier. Johan Simons bringt Büchners bahnbrechendes Fragment mit Steven Scharf als Woyzeck und Anna Drexler als Marie auf die Bühne des Schauspielhauses. Nestroy 2019 für die beste deutschsprachige Aufführung Nestroy 2019 für Steven Scharf als bester Schauspieler Regie: Johan Simons Bühne: Stéphane Laimé Kostüm: Greta Goiris Musik: Warre Simons Soundassistenz: Jeske de Blauw Video: Lennart Laberenz Lichtdesign: Norbert Joachim , Bernd Felder Dramaturgie: Koen Tachelet , Rita Czapka Regieassistenz: Christian Feras Kaddoura Bühnenbildassistenz: Sascha Kühne Kostümassistenz: Martha Godau Sprachcoaching: Roswitha Dierck Soufflage: Isabell Weiland Inspizienz: Ulrike Schaper Übertitelinspizienz: Jonas Kissel  / Leonie Mevissen Dauer: 1:30, keine Pause Hinweis: In der Inszenierung gibt es eine Szene mit Nacktheit und angedeuteten sexuellen Handlungen.
Aufführungen | Schauspiel

Die Brüder Karamasow

Schauspielhaus Bochum

Die Brüder Karamasow ist ein maßloser Text, in dem man sich verlieren kann wie nachts in einem Wald. ALLES ist darin: die Sehnsucht nach Liebe und die Qual des Begehrens, die moralische Schuld und die ökonomischen Schulden, Gewalt und Gebete und verstohlene Küsse, der Griff nach den Sternen und der Sturz ins Leere. Eine Vielzahl unbehauster Figuren jagt umher wie in einem Fiebertraum, unaufhörlich in Bewegung, sowohl äußerlich wie innerlich, aus dem Takt geraten, ihr Gleichgewicht verschwunden, wenn sie es denn je besaßen. Alles ist verschoben, außer Kontrolle: Erwachsene tanzen auf Messers Schneide und bleiche Kinder wollen die Welt anzünden. Wenn nichts mehr zu verlieren ist, ist dann alles erlaubt? Die Handlung ließe sich auf eine reißerische Sex and Crime-Story herunterbrechen: Im Zentrum stehen die Karamasows, eine kaputte Familie, gegründet auf toten Müttern, die allesamt unter dem moralisch verkommenen Vater Fjodor Karamasow gelitten haben und vier Söhne hinterließen. Der Roman umfasst nur wenige Tage, an denen der Vater und seine Söhne nach Jahren wieder alle aufeinanderstoßen. Als Fjodor ermordet aufgefunden wird, hat jeder der Söhne ein Tatmotiv. Doch nur einer war es, und ein an- derer wird für den Mörder gehalten. Natürlich spielt Geld eine Rolle. Und natürlich ist der wichtigste Motor des Geschehens (mindestens) eine Frau. Aber in die Seele von uns greifen die Figuren Dostojewskijs nicht aufgrund der komplexen Kriminalgeschichte oder eines der berühmtesten Justizirrtümer der Literaturgeschichte. Sondern weil sie in aller Widersprüchlichkeit, aber immer aus voller Kehle, fragen, wo die Freiheit zu fin- den ist, und doch nichts mit ihr anzufangen wissen. Weil sie den Himmel leerfegen und Gott doch flehentlich suchen. Weil sie das Leben lieben und es im nächsten Moment zum Teufel wünschen. So wie wir. Wir kapern mit Dostojewskijs Figuren das Theater: Bühne, Backstage und Zuschauerraum. Eine mehrstündige Inszenierung, auf der großen Bühne des Schauspielhauses und in den Kammerspielen, in Gängen und Foyers – eine Reise, ein Spektakel, eine Feier, ein Spuk. Regie: Johan Simons Fassung: Angela Obst Bühne: Wolfgang Menardi Kostüm: Katrin Aschendorf Lichtdesign: Bernd Felder Sounddesign: Will-Jan Pielage Dramaturgie: Angela Obst Dauer: ca. 7:00 Std., 3 Teile, 2 Pausen
Aufführungen | Schauspiel

Club 27 - Songs für die Ewigkeit

Schauspielhaus Bochum

Als Brian Jones, Gitarrist und Gründungsmitglied der Rolling Stones, am 3. Juni 1969 in seinem Swimmingpool ertrank, zahlte er mit seinem Leben den ersten Mitgliedsbeitrag für einen Club, der bald Zuwachs bekommen sollte. Es folgten Janis Joplin, Jimi Hendrix und, exakt zwei Jahre später am 3. Juni 1971, Jim Morrison – alle wurden 27 Jahre alt. Damit war der Mythos begründet. An die Tür zum sogenannten Club 27 wurde seitdem regelmäßig geklopft, unter den Einlasssuchenden fanden sich auch Kurt Cobain und Amy Winehouse. Ein VIP-Club der Extraklasse. Doch verbindet die berüchtigten Mitglieder mehr als nur das Alter: Things have never been so swell, I have never failed to fail. Viele von ihnen zählten zu den einflussreichsten und begabtesten Musiker*innen ihrer Zeit und schrieben schon vor ihrem Tod Geschichte. Sie lebten außer sich und über sich hinaus, bestimmten das kulturelle Erbe nicht nur der westlichen Welt, waren Fixpunkt etlicher Sehnsüchte. Sie waren perforiert und exzessiv, spürten jede Faser dieser Welt und versuchten dabei zu funktionieren – zur Not, also oft, auch mit Heroin. Ihre Leben wurden zur politischen Aussage und prägten mit ihrem Widerspruch zum Konsens die Bewegungen der Counterculture und damit ganze Generationen. Sie waren über die Maßen frei. I’m all for you, body and soul. So presst sich in die kurze Zeit, die all diesen freien Radikalen vor dem Eintritt in den Club 27 blieb, ein wildspektakuläres, donnernd lautes, tieftragisches wie auch verdammt nochmal extrem einmaliges Konzentrat an Leben, in dem wahrscheinlich mehr los war, als sich jede*r von uns Normalsterblichen für ein ganzes Lebensalter vorzustellen vermag. Riders on the storm, Into this house, we‘re born, Into this world, we’re thrown. Im Schauspielhaus Bochum hat der Club 27 zur Vollversammlung geladen. Garantiert ist ein Abend, an dem kein explosives Gefühl und kein guter Song ausgelassen werden. It’s better to burn out, than to fade away. Regie: Guy Clemens Musikalische Leitung: Stefan „Pele“ Götzer Bühne: Íngrid Pons I Miras Kostüm: Sophia Deimel Licht: Johannes Zotz Klanggestaltung: Will-Jan Pielage Dramaturgie: Marvin L. T. Müller Regieassistenz: David Goldmann Bühnenbildassistenz: Ioana Isabela Voicu Kostümassistenz: Friederike Bauknecht, Merle Bismark Dauer: 1:30, keine Pause
Aufführungen | Schauspiel

Die Fledermaus

Schauspielhaus Bochum

„Wie fliegen schnell die Stunden fort. / Die Zeit wird sicher keinem lang. / Es heißt ja hier das Losungswort / Amüs`ment, Amüs`ment“: Im Gartensalon des Prinzen Orlofsky findet sich eine gesättigt-gelangweilte Gesellschaft ein, um einen Maskenball zu feiern. Mit dabei sind Eisenstein (der seine Gemahlin hintergeht), Rosalinde (die ihren Gemahl hintergeht), Adele (die ihre Arbeitgeber hintergeht), Anwalt Blind (der Name spricht für sich), Falke (der auf Rache sinnt), Ida (eine hinterlistige Simultanübersetzerin) und natürlich Prinz Orlofsky (der unverständlich nuschelt). Einzig Tenor Alfred sitzt hinter Gittern und darf nicht mitfeiern. Gereimte Verse, eine Auswahl der herrlichen Lieder und rasant-komische Szenen bilden das unterhaltsame Gerüst dieser verwickelten Geschichte, aus der Johann Strauß 1874 eine Operette komponierte, die der Dramatiker David Gieselmann mit Lust und Bedacht in eine neue Theaterfassung gebracht hat. Die Fledermaus ist genau das Richtige für Regisseurin Katharina Birch (Die Schöne und das Biest, Der Struwwelpeter), die mit diesem Stück und den elf spielwütigen Schauspiel-Studierenden der Folkwang UdK ein Bühnenfest entfachen und das Theater feiern möchte. Regie: Katharina Birch Bühne, Kostüm: Georg & Paul Musik: Lars Ehrhardt Lichtdesign: Johannes Zotz Dramaturgie: Dorothea Neweling Regieassistenz: Linda Hecker Bühnenbildassistenz: Max Manderbach Kostümassistenz: Jana Kuhlemeier Soufflage: Fee Sachse Inspizienz: Jonas Kissel Regiehospitanz: Zoé Krey Dramaturgiehospitanz: Franziska Jürgens Kostümhospitanz: Lina Gausmann Dauer: 1:20h, keine Pause
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Trauer ist das Ding mit Federn

Schauspielhaus Bochum

Manchmal gibt es keine Rettung. Es geschieht etwas Schlimmes, jäh, unerwartet und ungerecht, zu groß für das einzelne kleine Leben, und dann fällt man hinunter, ins Bodenlose. Ins Nichts. Und alles geht verloren. Plötzlich ist sie tot, eine junge Frau, Ehefrau, Liebende, Mutter von zwei kleinen Kindern – ein Unfall, unscheinbar und schnell. Und dann, nach all den Beileidsbekundungen, nach der Lasagne und anderen Tröstungen von Freund*innen und Verwandten, verlangt das Leben weiterzugehen: der Alltag, die Schule, das Buch, an dem der Vater arbeitet, die nach Halt suchenden Kinder. Wenn nur nicht diese unfassbare Lücke wäre. Doch manchmal gibt es Rettung: Plötzlich bricht eine Krähe in diesen verwundeten Ort ein, struppig und unverschämt, ein randalierender Trickster, eine unberechenbare Therapeutin, die mit allen Wassern gewaschen ist. Und richtet sich vorläufig aufs Bleiben ein. Ist sie dem Buch entflogen, das der Vater über den berühmten Gedichtzyklus Crow des englischen Dichters Ted Hughes schreibt? Ist sie alten Mythen entsprungen, kindlichen Träumen oder von der Mutter gesandt? Statt einer Erklärung bringt Krähe Unruhe und Liebe, bekämpft Illusionen und Depressionen, erfindet neue Spiele, zofft und zürnt und zaust und erobert mit der versehrten Familie Flügelschlag für Flügelschlag die Hoffnung auf eine Zukunft. Max Porters Debütroman ist viel mehr als ein Trauerbuch, ist voll von funkelnder, wild wuchernder Sprache, ist Musik, ist Zungenkuss, ist Showdown und Federsturm und immer wieder und vor allem eine Feier der Liebe. Trauer ist das Ding mit Federn ist der dritte und abschließende Teil der Familientrilogie von Christopher Rüping, in der er gemeinsam mit seinem jeweiligen Ensemble in drei voneinander unabhängigen Arbeiten das Konstrukt der Familie im 21. Jahrhundert befragt - ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit. Der erste Teil der Familientrilogie Einfach das Ende der Welt von Jean-Luc Lagarce entstand 2020 am Schauspielhaus Zürich, war auch in Bochum zu sehen und spielt seit Januar 2024 am Deutschen Theater Berlin. Der zweite Teil der Familientrilogie Brüste und Eier nach Mieko Kawakami entstand 2022 am Thalia Theater in Hamburg. Regie: Christopher Rüping Bühne: Peter Baur Kostüm: Lene Schwind Licht: Bernd Felder Musik: Jonas Holle Videodesign: Jasmin Kruezi Dramaturgie: Angela Obst Regieassistenz: Albrecht Schroeder Bühnenbildassistenz: Anita Ackva Kostümassistenz: Lara Suppe Soufflage: Dr. Arian Schill Sprachcoaching: Roswitha Dierck Inspizienz: Ulrike Schaper Regiehospitanz: Gianluca Elbert Dramaturgiehospitanz: Darius Hartwig Kostümhospitanz: Merle Bismark Übertitel: Jan Bednorz / Holger Rademacher Dauer: 2:00, keine Pause
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Nora oder Wie man das Herrenhaus kompostiert

Mülheimer Theatertage

Schauspiel Hannover Sivan Ben Yishais „Nora“ ist gewitztes Metadrama, klassismuskritischer Klassikerkommentar und kluge Kanonbefragung zugleich. Die emanzipatorische Handlung von Ibsens Original spielt kaum eine Rolle, Ben Yishai interessiert sich mehr für theaterimmanente Unterdrückungsmechanismen und rückt die Nebenfiguren in den Vordergrund. „Nora“ ist bei ihr eine erfolgreiche Show, mit der die Hauptdarstellerin und ihr Mann seit 140 Jahren um die Welt touren. Der Rest des Ensembles wurde längst entlassen – darunter all die Dienstmädchen und Paketboten, die keinen Namen und fast keinen Text haben. Ben Yishai lässt sie den Aufstand proben. Und vergisst nicht zu erwähnen, dass wir auch von der Titelheldin nur den Vornamen kennen. Wolfgang Kralicek Uraufführung: 13.1.2024, Schauspiel Hannover Premiere: Weitere Inszenierung: 27.1.2024, Deutsches Theater Berlin Mit: Florence Adjidome, Cino Djavid, Nellie Fischer-Benson, Tabitha Frehner, Torben Kessler, Irene Kugler, Birte Leest, Sebastian Nakajew Regie: Marie Bues Bühne: Katja Haß Kostüme: Sophie Klenk-Wulff Musik: Christine Hasler Video: Mirko Borscht Bewegung: Bahar Meriç Dramaturgie: Nora Khuon Ein Auftragswerk für das Schauspiel Hannover Aufführungsrechte: Suhrkamp Theater Verlag, Berlin Stückabdruck: Theater heute 6/2024
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Out There

Mülheimer Theatertage

Deutsches SchauSpielHaus Hamburg Auf einer Klima-Demo hält Angelina eine leidenschaftliche Rede und Leo ist nur zufällig im Publikum. Als sich ihre Blicke treffen, schlägt die Liebe ein wie ein Blitz. Ohne voneinander zu wissen, versuchen beide, auf Instagram das Leben der anderen zu ergründen – bis sie anfangen, sich via Chat, Sprachnachricht und Telefon kennenzulernen. Gerade die Unterschiedlichkeit der beiden löst eine gegenseitige Faszination aus: Angelina ist ehrgeizig, Klassenbeste, spielt Klavier, Volleyball und engagiert sich bei Fridays for Future. Leo hängt sehr viel allein rum, hat eine chaotische Patchwork-Familie, düstere Fantasien und befindet sich gerade inmitten eines Prozesses, sich als genderfluid zu outen. Das Stück erzählt berührend davon, wie sich zwei junge Menschen von heute aus ganz unterschiedlichen sozialen Milieus in Wellenbewegungen immer wieder annähern und voneinander abstoßen. Im Austausch mit dem Heidelberger Stückemarkt werden die jeweiligen Preisträger*innen des Kinder- und Jugendtheaters im Folgejahr beim kooperierenden Festival gezeigt. „Out There", inszeniert für alle Zuschauer*innen ab 14 Jahren, gewann 2023 den Jugendstückepreis des Heidelberger Stückemarkts. Mit: Alicja Rosinski, Emma Bahlmann Idee und Regie: Dominique Enz Bühne und Kostüme: Katrin Plötzky Licht: Ole Dahnke Dramaturgie: Stanislava Jević Komposition: Matthias Schubert

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