Das Schauspielhaus ist die Hauptspielstätte. Der Zuschauerraum des von dem berühmten Architektenpaar Hermann Helmer und Ferdinand Fellner d. J. 1899/1900 erbauten Theaters ist in Rot und Gold gehalten und gilt mit seinen neobarocken Elementen, dem Figurenschmuck und dem roten Gestühl als einer der schönsten Theaterräume Deutschlands.
Neben der großen Bühne finden auch Veranstaltungen im MarmorSaal (1. Rang) und im RangFoyer (2. Rang) sowie im Restaurant Theaterkeller statt.
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Deutsches SchauSpielHaus Hamburg
Neue SchauSpielHaus GmbH Kirchenallee 39 D-20099Hamburg
von Heidi Furre / aus dem Norwegischen von Karoline Hippe / in einer Bühnenfassung von Daniel Neumann und Patricia Camille Stövesand
„Ich weiß nicht, wo die Gewalt bleibt, wenn sie verübt worden ist. Wenn sie wie Säure ist, ätzt sie sich durch die Matratze, durchs Parkett, in den Waldboden. Dringt in Hirn und Muskeln. Wird hässlich, zieht hässliche Furchen ins Gesicht. Die Haut rau und grau."
Die Mittdreißigerin Liv führt in Oslo ein geordnetes Leben nach norwegischem Zuschnitt: Sie ist Mutter zweier Kinder und managt einen Haushalt in einem schönen, mit skandinavischen Desingermöbeln bestückten Einfamilienhaus zusammen mit ihrem Ehemann Terje, mit dem sie seit einigen Jahren glücklich verheiratet ist. Sie besucht Elternabende, plant Urlaub, besucht regelmäßig das Fitnessstudio und achtet akribisch auf ihr Äußeres. Auch beruflich steht sie gut da. Liv arbeitet als Pflegerin in einer Klinik und leistet auch dort täglich aufopferungsvoll Care-Arbeit außerhalb ihrer Familie. Als ein bekanntes Gesicht in ihr Leben tritt, trennt sich das Schnittmuster ihres Alltags nach und nach auf.
Der Gang zum Zahnarzt gerät plötzlich zur Herausforderung. Wenn Liv nachts von der Bushaltestelle nach Hause läuft, muss sie Terje anrufen. Überall lauern Gefühle der Angst, Wut, Schuld und Scham, die sich an ihr Leben heften und die schließlich ein Eigenleben entwickeln. Die Erlebnisse lassen sich nicht mehr in ihren Lebensentwurf integrieren. Getrieben von einer sich selbst fremd gewordenen Erinnerung, isoliert sich Liv von Terje, verweigert das Gespräch und wird so zur Außenstehenden ihrer eigenen Geschichte. In gesteigerter Wachsamkeit und unter beständiger Wiederkehr belastender Erinnerungsfragmente sowie deren Verdrängung, begleiten wir Liv, die unter stetig steigendem Leidensdruck ihren Alltag zu meistern versucht. Erst die Verbindung und der Dialog mit Livs Freundin Frances, die als Kunstprojekt Mäntel aus Resten historischer Stoffe und individueller Geschichten schneidert, bieten ihr eine Chance, den Faden wiederaufzunehmen, ihre Erinnerungen zu vernähen und die losen Enden zu verknüpfen.
Im ständigen Dialog mit Frances und Terje, der sich als Angehöriger auf seine eigene Reise begibt, um Liv zu unterstützen, entspannt die Aufführung vor unseren Augen subjektiv und gesellschaftlich verflochtene Erzählschichten, die Liv unter großer Anstrengung von einem Flickenteppich in ein kohärentes Ganzes zu verweben versucht, um die Deutungshoheit über ihr Leben zurückzuerlangen. »Macht« ist nicht nur ein eindringliches Portrait eines aus den Fugen geratenen Lebens im Angesicht von Gewalt, sondern steht exemplarisch für viele und entfaltet seine Kraft als Anklage gegen das gefährdete Leben von Frauen nicht nur in der norwegischen Gesellschaft.
Heidi Furre, geboren 1985, hat bereits mehrere Romane veröffentlicht. »Macht«, ein NORLA-Empfehlungstitel 2021 (Norwegian Literatur Abroad), ist der erste, der im Dumont Verlag Köln 2023 auf Deutsch erscheint. Die Aufführungsrechte sind durch schaeferphilippenTM Theater und Medien GbR Köln vermittelt. Heidi Furre arbeitet als Fotografin und Autorin. Sie lebt in Oslo.
Regie: Patricia Camille Stövesand
Bühne: Ruby Heimpel
Kostüme: Carlotta Marmuth
Musik: Merlin Gebhard
Choreografie: Juri Jaworsky
Dramaturgie: Daniel Neumann
Es ist nicht nur überall von „Künstlicher Intelligenz“ die Rede, in fast allen Bereichen des Lebens greift KI bereits jetzt in den Alltag ein, übernimmt Verwaltung, die Organisation des Liebeslebens, bestimmt den Soundtrack der S-Bahnfahrt, reduziert Fehler im Operationssaal und plant den Urlaub. Sie schreibt Gedichte und Bewerbungsschreiben, Kunstkritiken und Theaterstücke. Dahinter steht der Traum von der Perfektion, die Sehnsucht danach, die Lücken zu füllen, die Welt besser zu machen, sie von dem zu befreien, was als „menschliches Versagen“ die Ursache für Missverständnisse, Ärgernisse, Anstrengung und Schmerz ist. Neben diesem Siegeszug des Tempos, der Genauigkeit, der Präzision wirkt der menschliche Körper seltsam zerbrechlich und schwach, unvollkommen in seiner Vergänglichkeit, seinem Altern, seiner Müdigkeit. Aber liegt darin nicht genau darin das, was Menschen unkopierbar macht: das Zögern, die Unberechenbarkeit des Gefühls und die Kraft Veränderung zu denken?
In ihrer neuen Kollaboration gehen der Autor und Regisseur Falk Richter und die Choreografin Anouk van Dijk diesem Gegensatz auf die Spur. Der Triumph der Maschinen fällt in eine Zeit, in der es immer schwieriger zu werden scheint, zusammen zu sein, die Einsamkeit zu überwinden. Richters und van Dijks neues Stück erzählt von Zerbrechlichkeit und Fragmentierung, von Roboterromantik und analoger Sehnsucht, von der Liebe im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit.
Falk Richter ist einer der wichtigsten Autoren in Deutschland, seine Stücke, die er oft selbst inszeniert, wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Er arbeitet regelmäßig am SchauSpielHaus, nach dem Erfolgsstück »Freiheit einer Frau« kehrt er nun mit »A PERFECT SKY« ans Schauspielhaus zurück. Mit Anouk van Dijk verbindet ihn eine lange Arbeitspartnerschaft, die mit »Nothing hurts« (1999) in Hamburg begann. Gemeinsam entwickelten sie zahlreiche Arbeiten für die Berliner Schaubühne, das Düsseldorfer Schauspielhaus, die Münchner Kammerspiele.
Text und Regie: Falk Richter
Choreografie: Anouk van Dijk
Bühne: Wolfgang Menardi
Dramaturgie: Ludwig Haugk
Gut situiert, gut angezogen, gut aufgestellt – so tritt er auf, der Jurist Dr. Georg Roth. Jetzt träumt er davon, ein bejubelter Autor zu sein. Er nimmt eine Auszeit, um ein Buch zu schreiben. Die Wahl des Ortes fällt auf Niendorf, Teil des Timmendorfers Strands. Einst Treffpunkt der berühmten Schriftstellergruppe 47 scheint der unglamouröse Badeort genau die richtige Wahl. Drei Monate gibt er sich Zeit, nicht mehr. Doch bald schon stockt der Schreibprozess. Dem Juristen begegnen allerlei dämonische Figuren, kleinbürgerliche oder proletarische, die ihn abstoßen und zugleich in ihren Bann schlagen. Das Buchprojekt jedenfalls tritt immer mehr in den Hintergrund. Und der Sommer in Niendorf beginnt Dr. Roths Leben zu verschlingen.
Heinz Strunks Roman wurde von Kritik und Publikum gleichermaßen gefeiert. Sein »Sommer in Niendorf«, hieß es, sei ein moderner »Zauberberg«. Und wenn Thomas Manns Zauberberg vor allem ein Ort ist, wo die Zeit anders verläuft, verfließt und vergeht, so geschieht Gleiches in Strunks Niendorf: Die berauschende Wirkung der Höhenluft wird in dem norddeutschen Badeort freilich durch ausgiebigen Alkoholkonsum erzielt.
Auf die Bühne gebracht wird der Roman von Studio Braun – natürlich unter Beteiligung des Gründungsmitglieds und Autors Heinz Strunk.
Regie: Studio Braun
Bühne: Stephane Laimé
Kostüme: Dorle Bahlburg
Musik: Studio Braun, Sebastian Hoffmann
Video: Meika Dresenkamp
Choreografie: Rica Blunck
Licht: Rebekka Dahnke
Dramaturgie: Christian Tschirner
Band: Sebastian Hoffmann (Musikalische Leitung / Posaune), Lieven Brunckhorst (Saxophon), Ali Busse (Bass), Jens Carstens (Schlagwerk), Taco van Hettinga (Keyboards), Sönke Rust (Gitarren)
Die dänische Autorin und Künstlerin Tove Ditlevsen zählt zu den berühmtesten literarischen Größen ihres Landes. Seit kurzem wird sie für das deutsche Theater neu entdeckt. Ihr letzter Roman, »Vilhelms Zimmer«, den sie 1975 veröffentlichte, gilt neben der »Kopenhagen-Trilogie« als ihr Meisterwerk und wird als ihr kunstvollster und modernster Roman bezeichnet.
In schonungslosen, glasklaren und hochpoetischen Sätzen blickt Tove Ditlevsen auf ihr bewegtes Leben zurück. „Ich möchte ein Buch schreiben über Vilhelms Zimmer und alles, was darin geschah oder davon ausging; jene Ereignisse, die zu Lises Tod führten, den ich nur überlebt habe, damit ich ihre und Vilhelms Geschichte aufschreiben kann. Einen anderen Sinn hat mein Dasein nicht.“
Tove Ditlevsen spaltet sich in ihrem autofiktionalen, literarischen Schreiben gleich in mehrere Figuren auf: da gibt es die boshafte Nachbarin Frau Thomsen, Lises Exmann Vilhelm, der zugleich der Ehemann des „Ich“ ist, dessen neue Geliebte Mille, Lises Sohn und den ewig klammen Untermieter Kurt. Ein kurioses Panoptikum gescheiterter Existenzen, die sich in ihrer Einsamkeit begegnen und doch zur Beziehung und einem normalen Leben untauglich sind. Und niemand weiß letztendlich, ob sie nicht Ausgeburt einer Phantasie des „Ich“ sind oder dieses Haus um Vilhelms Zimmer tatsächlich bewohnen.
Als Kind der Arbeiterklasse in Armut aufgewachsen, schien ein Schriftstellerinnendasein für Tove Ditlevsen nicht vorstellbar. Zeitlebens kämpft sie als Frau im männerdominierten Literaturbetrieb um Anerkennung. Sie bietet ihr ganzes künstlerisches Schaffen gegen ihre psychische Erkrankung, ihre Tablettensucht und die gescheiterten Beziehungen auf – zuletzt in »Vilhelms Zimmer«, wo sie die letzte der vier Ehen in ein dichterisches Inferno verwandelt.
Die Regisseurin Karin Henkel, die zuletzt mit der Inszenierung »Richard the Kid & the King« nach Shakespeare für Aufsehen sorgte, wird mit der deutschsprachigen Erstaufführung »Die Abweichlerin« von Tove Ditlevsen ihre langjährige künstlerische Arbeit am Deutschen Schauspielhaus Hamburg fortsetzen.
Regie: Karin Henkel
Bühne: Barbara Ehnes
Kostüme: Teresa Vergho
Sound: Arvild J. Baud
Video: Chris Kondek
Licht: Holger Stellwag
Dramaturgie: Finnja Denkewitz, Sybille Meier
Kabale und Liebe - allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie
von Barbara Bürk und Clemens Sienknecht frei nach Friedrich Schiller
Und da sind sie endlich wieder. Mit einer brandneuen Folge ihrer heißgeliebten Radioshow nimmt sich die Crew von »Effi Briest«, »Anna Karenina« und den »Nibelungen« diesmal einen Top-Theater-Klassiker vor, der in der Stücke-Hitparade bis heute einen der vordersten Plätze belegt. Bei Wind und Wetter mit Sturm und Drang geht Radio Schiller im Deutschen SchauSpielHaus demnächst live auf Sendung. Für die einen „eine Jugendsünde, voll ekelhafter Wiederholungen und gotteslästerlicher Ausdrücke, voll krassen pöbelhaften Witzes und unverständlichem Geschwätz“ (Clemens Brentano und Karl Philipp Moritz), für die anderen „der alles überragende Gipfelpunkt des bürgerlichen Dramas“ (Otto Brahm) – »Kabale und Liebe« garantiert gefährliche Lieb- und Leidenschaften und zieht sämtliche Register einer gerissenen Intrige.
Theodor Fontane hat das Trauerspiel „nun wohl zwanzigmal gesehen, aber ist immer aufs Neue wie hingerissen davon. Es gibt weniges, was von der Bühne her mächtiger wirkte.“ Denn, so der Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki, „gegen Schiller scheint kein Kraut gewachsen.“
Regie: Barbara Bürk, Clemens Sienknecht
Bühne und Kostüme: Anke Grot
Dramaturgie: Judith Gerstenberg
Licht: Jan Vater
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Bewertungen & Berichte Kabale und Liebe - allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie
1Stream
Ab jetzt
Komödie von Alan Ayckbourn
Am 25.4. und 1.5. ab 18 Uhr als Stream für 24 Stunden online
Der Komponist Jerome arbeitet besessen an einem großen zeitgenössischen Werk zum Thema „Liebe“. Sein Arbeitsprinzip ist das Sampeln und Modulieren von Alltagsgeräuschen und Sprachfetzen. Alle Räume seiner Wohnung sind mit Mikrofonen bestückt, um ununterbrochen alle Geräusche aufzeichnen zu können. Doch Jerome hat ein Problem: Seit seine Frau und Tochter ihn – nicht zuletzt wegen seines künstlerischen Abhörwahns – verlassen haben, ist sein Schaffen in eine ernste Krise geraten. Ihm fehlt jede Inspiration. Zumindest die geliebte Tochter, so Jerome, müsse er ab und an sehen, um wieder kreativ arbeiten zu können. Bisher allerdings hegen sowohl das Jugendamt als auch seine Ex berechtigte Zweifel an der sozialen Kompetenz des Künstlers. Sie weigern sich, Besuche seiner Tochter zu bewilligen. Also mietet Jerome eine Schauspielerin, die seine neue Verlobte und eine perfekte Hausfrau spielen soll…
Zurück in die Zukunft. Alan Ayckbourns 1988, vor der digitalen Revolution, geschriebene Komödie ist Science Fiction von gestern. Gemessen an dem, was uns seither an häuslicher Technik umgibt, ist es teilweise anrührend naiv. Als theatrale Versuchsanordnung zum Thema Mensch und Maschine, erlebtem Gefühl und reproduzierbarer Geste, entfaltet sie allerdings immer noch eine kaum überbietbare Situationskomik. Höhepunkt dabei ist der immer wieder um- und fehlprogrammierte Roboter GOU 300 F. Ursprünglich zum Babysitten gedacht, später aus Sicherheitsgründen aus dem Verkehr gezogen, leidet der hochkomplexe Androide an chronischer Unterbeschäftigung, da es eben kein Kind mehr zu betreuen gibt. Die mütterliche Maschine füllt diesen Leerlauf im Beschäftigungsprogramm selbständig und irrwitzig auf, indem er/sie/es in ihren/seinen mechanisierten Sprach- und Handlungsformeln Verhaltensmuster der menschlichen Umgebung kopiert. Während Jerome also all seine Lebens-und Liebesgeräusche aufzeichnet, um daraus das perfekte Kunstwerk zu komponieren, eine Schauspielerin sich bei dem Versuch, seine perfekte Geliebte zu spielen, in ihn verliebt, wird all dies wiederum von einem dysfunktionalen Roboter kopiert und karikiert…
Regie: Karin Beier
Bühne: Thomas Dreißigacker
Kostüme: Hannah Petersen
Musik: Jörg Gollasch
Licht: Holger Stellwag
Dramaturgie: Christian Tschirner
Ort
Deutsches SchauSpielHaus
Kirchenallee 39
D-20099 Hamburg
Im Stream
Das Schauspielhaus ist die Hauptspielstätte. Der Zuschauerraum des von dem berühmten Architektenpaar Hermann Helmer und Ferdinand Fellner d. J. 1899/1900 erbauten Theaters ist in Rot und Gold gehalten und gilt mit seinen neobarocken Elementen, dem Figurenschmuck und dem roten Gestühl als einer der schönsten Theaterräume Deutschlands.
Neben der großen Bühne finden auch Veranstaltungen im MarmorSaal (1. Rang) und im RangFoyer (2. Rang) sowie im Restaurant Theaterkeller statt.