Das Staatstheater Kassel – Ein Theater mit Tradition
Das Staatstheater Kassel versteht sich mit seinen rund 500 festen Mitarbeitern als ein moderner Theaterbetrieb, der sich gleichermaßen der Tradition wie der Moderne verpflichtet fühlt. 30 Neuinszenierungen in den Sparten Musiktheater, Schauspiel, Tanztheater, Kinder- und Jugendtheater, dazu die Sinfonie-, Sonntags-, Kammer-, Familien-, Schüler- und Sonderkonzerte bilden Jahr für Jahr das große Angebot. Darüber hinaus sorgt ein umfangreiches theater- und konzertpädagogisches Programm für die Vermittlung an Kinder und Jugendliche.
Am 31. August 2025 findet unser großes Theaterfest für die ganze Familie statt! Wir laden Sie herzlich dazu ein, das Theater nicht nur im Zuschauerbereich, sondern auch Backstage zu erleben. Es erwarten Sie tolle Programmpunkte wie der Verkauf von Kostümen und Masken oder ein Schauspiel-Quiz. Bei Matineen und Sneak Ins erhalten Sie exklusive Einblicke in unsere aktuellen Produktionen in den Sparten Junges Staatstheater+, Schauspiel und Musiktheater. Für Kinder und Familien gibt es ein abwechslungsreiches Programm des JUST+ mit vielen tollen Aktionen und kleinen Konzerten im Orchesterprobensaal.
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist kostenlos, Karten für die Vorstellungen erhalten Sie während des Theaterfests an den Tageskassen im Opernfoyer.
ein Auftragswerk von Nora Mansmann
in einer Bearbeitung von Sarah Franke
Uraufführung: 15.9.2025
Hans Staden, ein nordhessischer Landsknecht, reist vor 500 Jahren an die Küste Brasiliens und schreibt das erste deutschsprachige Buch über Südamerika: eine aus heutiger Sicht reißerische Schilderung von Begegnungen mit der indigenen Bevölkerung, die das europäische Bild von Brasilien maßgeblich geprägt hat. In seiner Heimat fast vergessen, ist er in Brasilien bis heute eine bekannte Figur.
Die aus Kassel stammende Autorin Nora Mansmann macht diese historische Gestalt zum Ausgangspunkt einer vielschichtigen Erzählung über Kolonialismus, Rassismus und die Verflechtung europäischer und südamerikanischer Geschichte – von damals bis heute. Im Zentrum des Auftragswerks für das Staatstheater Kassel steht nicht nur Hans Staden, sondern vor allem ein deutsch-brasilianisches Paar. Ihre Liebesgeschichte beginnt voller Euphorie, doch bald brechen Konflikte auf, die tiefer verwurzelt sind, als sie scheinen. Die Trennungslinien, die zwischen ehemaligen Kolonialmächten und ihren Kolonien verlaufen, spiegeln sich in ihren unterschiedlichen Perspektiven auf die Welt wider.
Diese Reise nach Brasilien wird zur Konfrontation mit Geistern der Vergangenheit und der Gegenwart: Stimmen aus der Kolonialgeschichte mischen sich ein, sprechende Hunde und Geister widersprechen einander.
vor die hunde (UA) ist eine poetisch-assoziative Textpartitur, die historische Kontinuitätslinien und aktuelle Verbindungen zwischen deutschen Reichsbürgern und brasilianischen Neonazis nachzeichnet. Die drohende Apokalypse, die als ständige Krise in den Lebensrealitäten der Figuren spürbar wird, verleiht der Geschichte eine drängende Intensität. Findet das Paar einen gemeinsamen Ausweg? Und was hat es mit all diesen Hunden auf sich?
vor die hunde (UA) ist die erste Arbeit für das Staatstheater Kassel der Autorin und Theatermacherin Nora Mansmann. Andere Arbeiten waren bereits zu sehen am Theater Osnabrück, am Maxim Gorki Theater Berlin und am Düsseldorfer Schauspielhaus. Nach Die Troerinnen: 2nd Season (UA) und Milch & Schuld (UA) kehrt Regisseurin Sarah Franke zurück ans Staatstheater Kassel.
Schauspiel
Regie und Video: Sarah Franke
Choreographie: Gili Goverman
Autorin: Nora Mannsmann
Kostüme: Isabell Heinke
Bühne: Ann-Christine Müller
Musik (auch Live): Felix Thewanger
Dramaturgie: Patricia Nickel-Dönicke
Termine
So 31.8.2025, 16:00 | Voraufführung
Mo 15.9.2025, 19:00 | Uraufführung
Fr 19.9.2025, 20:15und weitere Termine
So 28.9.2025, 18:00
Ort
TiF - Theater im Fridericianum
Karl-Bernhardi-Straße
D-34117 Kassel
Ein Besuch im Forstamt, vielleicht in Hessen, dem Bundesland mit eigenem Urwald: Ein Sturm hat im Wald gewütet und die sowieso über Jahrzehnte ausgebeutete Forstanlage noch weiter beschädigt. Doch auch von Menschen abgeladener Müll, die hohe Waldbrandgefahr und der Borkenkäfer machen den Förster:innen in diesem Holzstück zu schaffen. Zu allem Überfluss sind durch die Aufräumarbeiten auch noch die geregelten Arbeitszeiten im Forstamt in Gefahr. Die Bedrohungslage ist ernst in Felicia Zellers neuestem Stück, in dieser waldigen Komödie voller hölzerner Sätze.
Konfrontiert mit einer sich rasant verändernden Welt, in der Holz und Profit nah beieinander liegen, werden die Förster:innen und ihr Revierleiter vor die Frage gestellt, ob „Wald“ sich wirklich immer lohnen muss oder ob nicht doch das Nichtstun die Antwort sein könnte. Vielleicht kann die neu ernannte „Försterin für Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ die Probleme beseitigen? Oder doch die Podcasterin Noa, die das Geschehen dokumentiert, einen Blick von außen behält und sogar den Borkenkäfer interviewt?
In Stück aus Holz (UA), einem Auftragswerk für das Staatstheater Kassel, stehen Baumreihen neben Satzreihen, finden sich Kahlflächen und verlieren sich abgesägte Sätze im Wald.
Die Autorin Felicia Zeller, bekannt für ihren scharfen Blick und bitterbösen Humor, schreibt Theatertexte und Prosa. Ihre Stücke wurden mehrfach zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. Stück aus Holz (UA) ist ihre erste Arbeit für das Staatstheater Kassel, jedoch nicht ihre erste Zusammenarbeit mit der Regisseurin Marie Bues. Das Stück aus Holz wird der fünfte Text von Felicia Zeller sein, der in der Regie von Marie Bues auf die Bühne kommt. Bues ist bekannt für ihre experimentellen zeitgenössischen Theaterpraktiken und ihre enge Zusammenarbeit mit Autor:innen der Gegenwartsdramatik. Seit der Spielzeit 23/24 ist sie Mitglied des Leitungsteams am Schauspielhaus Wien.
Regie: Marie Bues
Choreographie: Mason Manning
Bühne und Kostüme: Indra Nauck
Sounddesign: Lila-Zoé Krauß
Licht: Oskar Bosman
Dramaturgie: Ulf Frötzschner
Termine
So 31.8.2025, 17:00 | Voraufführung
Di 16.9.2025, 19:00 | Uraufführung
Sa 20.9.2025, 19:30und weitere Termine
Tanz-Uraufführung von Anne Suurendonk
JUST / für alle ab 14 Jahren
Premiere: 10.10.2025
Like Flowers through Walls.
Alles bebt, die Wände wackeln. Erschütterungen, Erdstößen gleich.
Risse in der Fassade.
Das Erwachsenwerden, die sogenannte Pubertät, ist geprägt von Veränderungen, Herausforderungen und Erwartungen. „Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt“; das emotionale Auf und Ab in der Pubertät ist sprichwörtlich. Neue Entwicklungen und Verknüpfungen im Gehirn führen zu spontanen Ideen und Impulsen, zu Gefühlsausbrüchen und zu Neuorientierung. Dabei können sich bereits vorhandene Charaktereigenschaften weiterentwickeln oder ganz neue Persönlichkeiten entstehen.
In Wall/Flower erkundet die niederländische Choreografin Anne Suurendonk mit Tänzer:innen von TANZ_KASSEL die Spannungen zwischen dem Intro- und Extrovertiert-Sein. Zwei scheinbar gegensätzliche Kräfte, die als Kategorisierungsvarianten menschlicher Verhaltensweisen dienen. Die Tänzer:innen verkörpern den Konflikt zwischen der ruhigen Anziehungskraft der Selbstreflexion und dem Drang, sich mit der Welt zu verbinden. Eine tänzerische Erkundung des „Aufblühens“ in einer Welt, die sich ständig verändert und ständige Veränderung erfordert.
Anne Suurendonk studierte Tanz an der Amsterdam School of Arts und arbeitete anschließend als freiberufliche Choreografin. Von 2020 bis 2024 war sie Hauschoreografin am Danstheater AYA, wo sie auch für junges Publikum arbeitete. In ihrer Arbeit geht es um Emotionen und darum, wie man der inneren Welt eine Form geben kann. Im Zentrum steht ihre rhythmische, dynamische Bewegungssprache, angetrieben von elektronischer, zeitgenössischer Musik.
Zur Einstimmung auf den Theaterbesuch gibt es für Schulklassen die Möglichkeit, mit der Tanzpädagogin Ilana Reynolds durch Physical introductions und Physical traces den Vorstellungsbesuch vor- und nachzubereiten. Für detaillierte Informationen wenden Sie sich bitte an ilana.reynolds@staatstheater-kassel.de
Choreographie: Anne Suurendonk
Bühne und Kostüme: Anna-Maria Peter
Sounddesign (bis Premiere): Tom van Wee
Licht: Stefanie Dühr
Dramaturgie: Carlotta Rogge, Lars Gunnar Anderstam
Produktionsleitung: Barbara Frazier
Termin
Fr 10.10.2025, 18:00 | Premiere
Ort
TiF - Theater im Fridericianum
Karl-Bernhardi-Straße
D-34117 Kassel
Tanz-Uraufführung von Noa Zuk und Ohad Fishof (Israel)
Der Tod ist ein MUSS, ein an sich normaler Vorgang. Das zu akzeptieren, erscheint nicht immer leicht oder funktional. Es ist schon so eine Sache mit dem Tod. Wenn schon das Leben nicht einfach ist, so ist es der Tod an sich erst recht nicht. Der Tod ist eine feste Größe im Leben, eine sich vollziehende Gewissheit, egal ob wir wollen oder nicht. Warum sich also wehren? Unser aller Tod unterscheidet sich nur in der Fragestellung des WIE – wie wir ihn gehen und erleben – ob wir dem Tod voller Angst entgegen blicken, oder ob wir den Tod, den großen Meister, in Gelassenheit erwarten können. Der Tod ist Realität, zu glauben, ihm entfliehen zu können, ist eine brutale Utopie, also warum sich vor ihm fürchten, und sich nicht stattdessen auf ihn vorbereiten: den Tod im Leben feiern, ihn im Leben einzustudieren – bereit sein ist alles! Man lebt nur einmal, aber wenn man es richtig macht, dann ist einmal genug.
„Das Ziel unserer Laufbahn ist der Tod: Er steht uns vor Augen, ob wir wollen oder nicht; wenn er uns erschreckt, wie ist es möglich ohne Schaudern einen Schritt vorwärts zu tun? Der Ausweg des gemeinen Haufens ist, nicht an ihn zu denken. Aber aus welch viehischem Stumpfsinn kann ihm eine so sture Verblendung kommen? Es ist ungewiss, wo der Tod uns erwartet; erwarten wir ihn überall. Die Besinnung auf den Tod ist Besinnung auf die Freiheit“
Michel de Montaigne
Memento mori! Nutze die Chance: um gut und friedvoll zu sterben, sollten wir uns drauf besinnen, gut und friedvoll zu leben. Die israelischen Choreograf:innen Noa Zuk und Ohad Fishof beschäftigen sich in ihrer Choreografie CELEBRATION mit dem Herzschlag des Todes im Leben – zum Glück ist das Leben aber nichts anderes als ein andauernder Tanz von Geburt und Tod, der Tanz des eigenen Wandels und Seins. Ein wahres Fest?
Choreografie: Noa Zuk, Ohad Fishof
Bühne und Kostüme: Gabriela Neubauer
Sound: Ohad Fishof
Licht: Oskar Bosman
Dramaturgie: Thorsten Teubl, Lars Gunnar Anderstam
Video: Ohad Fishof
Verliebt, verlobt, verheiratet, geschieden – zwischen Neokonservatismus und offenen Beziehungskonzepten scheint heutzutage jede Lebens- und Liebesentscheidung möglich. Nicht so für Mozarts Figuren als Kinder ihrer Zeit, deren Treue in einer obskuren Wette auf die Probe gestellt wird: Alfonso testet die Beziehungen seiner Freunde Ferrando und Guglielmo, denn er glaubt nicht an die Treue der beiden Partnerinnen Fiordiligi und Dorabella. Ferrando und Guglielmo nehmen die Wette an und die emotionale Achterbahnfahrt beginnt.
Die beiden Frauen können es kaum erwarten, ihre Verlobten wiederzusehen, doch Alfonso macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Er täuscht eine Kriegseinberufung der beiden Männer vor und so nimmt das Spiel um Moral, Versuchung, Eifersucht, Leidenschaft und Verlust seinen Lauf.
Zwischen Commedia dell’arte, Opera buffa und großen aufklärerischen Fragen bewegt sich dieses Ensemblestück und vergisst dabei nie die (Selbst-)Ironie. Wie auch in ihren beiden vorherigen Zusammenarbeiten spürt das kongeniale Duo Mozart und Da Ponte den inneren Paradoxien ihrer Protagonist:innen nach und lässt ihr Publikum zweifeln: Was ist Spiel, was ist Ernst?
Dieses Kammerspiel als Schule der Liebenden , so der Untertitel, wird auf der Bühne des Schauspielhauses von Vivien Hohnholz inszeniert, die sich erstmals als Regisseurin am Staatstheater Kassel vorstellt, unter der musikalischen Leitung von Kiril Stankow.
Musikalische Leitung: Kiril Stankow
Regie: Vivien Hohnholz
Bühne: Pia Dederichs
Kostüme: Coline Meret Lola Jud
Licht: Brigitta Hüttmann
Dramaturgie: Teresa Martin
Chorleitung: Marco Zeiser Celesti
Tanzreihe im TiF: Season 4 - Lets talk about Trance
Letzter Frühling | Last Spring | אביב אחרון (UA)
Tanz-Uraufführung von Yossi Berg und Oded Graf (Israel)
In der Saison 2024/25 setzt TANZ_KASSEL die TANZREIHE IM TIF mit SEASON 4 fort.
In Let’s Talk About Trance setzen sich die Tänzer:innen von TANZ_KASSEL sich mit Punk, Trance und Ritual auseinander – Eine choreografisch-tänzerische Überwindung von Konventionen in der Engführung von Eros und Thanatos.
In Transmuted Symphony wird der performative Körper zu einem Gefäß, das eine Brücke zwischen dem Ätherischen und dem Körperlichen schlägt – auch eine Brücke zwischen Leben und Tod, zwischen Diesseits und Jenseits. Die Choreografin Andrea Peña entwickelt zusammen mit den Tänzer:innen von TANZ_KASSEL eine immersive Bewegungserzählung, ein Narrativ, das eine tiefgehende Analyse von Ritual und Trance aufzeigt, welches sich durch unterschiedliche Kulturen zieht, in der ihr eigenen, sehr körperlichen und hoch athletischen choreografischen Handschrift. Andrea Peña benennt den Prozess der Kreation als „Punk as the new sublime“ und stellt konventionelle Ästhetik in Frage, indem sie rebellische Energie in die Choreografie einfließen lässt und das universelle Thema der Wiedergeburt aufgreift – eine vielleicht notwendige Entwicklung in unserer kulturellen Landschaft und auch in der Welt des Tanzes. Der Tanz wird zu einer Leinwand, auf der sich das Alte auflöst und Platz für das Entstehen zukunftsweisender Realitäten schafft. Die rohe und zeitgleich energetisch archaische Kraft des „Punk“, durchbricht etablierte Normen und Konventionen und erschafft ein kreatives Chaos.
„Widerstand, dargestellt durch die Körper der Performer:innen, wird zu einer Sprache der kollektiven Anmut – eine starke Kraft, die vereint und ermächtigt. Der Tanz entfaltet sich als eine Reihe von Poetries of Insistence, in denen jede Bewegung einen Vers darstellt, der die Dringlichkeit der Behauptung individueller und kollektiver Identitäten zum Ausdruck bringt. Lebendige Fresken subkultureller Realitäten beleben die Bühne und stellen eine zeitgenössische Landschaft verschiedener Gesellschaften dar. Die Formensprache traditionellen Tanzes und vor allem des Balletts, werden von mir in Frage gestellt, indem ich Geschlechternormen aufbreche und fließende Ausdrucksformen von Identität und Liebe zeige.“
Andrea Peña
Transmuted Symphony
Choreografie: Andrea Peña
Bühne und Kostüme: Sibylle Pfeiffer
Sounddesign: Coppélia La Roche-Francoeur
Licht: Stefanie Dühr
Dramaturgie: Thorsten Teubl, Lars Gunnar Anderstam
Termine
Fr 12.9.2025, 19:30
So 21.9.2025, 19:30
Di 23.9.2025, 19:30
Ort
TiF - Theater im Fridericianum
Karl-Bernhardi-Straße
D-34117 Kassel
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Schauspiel
Great Balls of Fire! - Die Jerry Lee Lewis Story
musikalische One-Man-Show von und mit Justin Hibbeler
Die lodernden Geschichten von Sünde und Erlösung kommen aus Radio und Bibel: sie schlagen Funken in gebietender Predigt und lockendem Pop. Ein verlorener Sohn, Jerry Lee Lewis, stürmt aus der tiefsten Provinz ins nationale Rampenlicht, heiratet heimlich seine 13-jährige Cousine, die nur eine seiner insgesamt sieben Frauen sein wird, und wird verdammt. Jahre später beobachtet ein Nachtwächter von Graceland – dem Anwesen von Elvis Presley –, wie sich ein 76er Lincoln Continental schnarrend durch den Kies der Zufahrt gräbt und nach einer letzten Beschleunigung das Tor rammt. Der Fahrer ruft mit einer Stimme ebenso schallenden Chroms: „I want to see Elvis! Just tell him, the killer’s here.“
Justin Hibbeler spielt, singt und erzählt die Story von Jerry Lee Lewis, die auch die Geschichte des Rock ’n’ Roll selbst ist und davon, wie Lewis schwarze und weiße Musik zusammengebracht hat. Entlang der hämmernden und schmachtenden Songs geht dieser Abend auf eine Reise durch trübe Swimmingpools, schwitzige Tanzsäle und die britische Klatschpresse. Das Ende ist nah, die Hölle heiß.
Great Balls of Fire! – Die Jerry Lee Lewis Story , von unserem neuen Ensemblemitglied Justin Hibbeler, ist eine Übernahme des Landestheater Tübingen. Dort hatte es 2023 Premiere. Wir haben die
Produktion nun nach Kassel geholt, wo sie wechselnd im Theaterstübchen und im TiF zu sehen sein wird.
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Schauspiel
Faust Gretchen
Eine theatrale Videoinstallation von Bert Zander - gemeinsam mit Kasseler Bürger:innen nach Johann Wolfgang von Goethe
„Meine Ruh ist hin“ – einer der Sätze, die bleiben, wenn man sich den Zitatenschatz aus Goethes Faust vergegenwärtigt. Ein Zitat, das das Dilemma Margaretes, genannt Gretchen, widerspiegelt. Der wohlsituierte Gelehrte Dr. Heinrich Faust hingegen ist in der Sinnkrise, verjüngt durch den Bund mit Mephisto drängt es ihn immer weiter zu weltbewegenden Abenteuern und ganz nebenbei zieht ihn das „Ewig Weibliche“ an. Heinrich ist hin- und hergerissen und sucht den Lärm der Welt. Und Gretchen?
Goethe hat den realen Fall der Kindsmörderin Susanna Margaretha Brandt (1771) in Frankfurt verfolgt, parallel entstand sein Urfaust , der die althergebrachte Faust-Geschichte nunmehr um die Gretchentragödie ergänzt. Angesiedelt zwischen sozialer Situation und tragischer Liebesgeschichte erzählt sie das reale, fatale und ausweglose Schicksal einer jungen Frau jener Zeit. Nicht nur Faust und sein Begehren, sondern die gewaltigen Umstände der Zeit bringen Gretchen zu Fall. Frauen wie Gretchen waren meist unausgebildet, unwissend, abhängig und bedroht von Armut und Elend.
Welche Spuren hinterlässt Fausts Vorwärtsdrängen im Leben Gretchens, die in bürgerlichen, aber doch ärmlichen Verhältnissen lebt? Welche Chance hatte sie im Leben und wäre ein sozialer Aufstieg überhaupt möglich gewesen? Eine junge Frau zwischen Begehren, Selbstbehauptung und sozialem Zwang auf der einen Seite und Bürger:innen auf der anderen Seite, die Gretchens Geschichte zu kennen glauben und sie aus ihrer Perspektive nacherzählen. Für Ihre Rolle als Gretchen war Emilia Reichenbach 2022 für den Gustav Rühle Preis nominiert.
„Es ist Zeit, dass wir uns auf den Weg machen Gretchen 2021 ihre Würde zurückzugeben“, so Bert Zander, Regisseur und Videokünstler. Seine bisherigen Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Videokunst und Theater waren u. a. an der Volksbühne Berlin, am Thalia Theater Hamburg und am Burgtheater Wien zu sehen. 2020 realisierte er für 3sat / ZDF Camus’ Die Pest als theatrale Miniserie.
Eine Kooperation mit der Fördergesellschaft Staatstheater Kassel e. V.
Liliom ist Ausrufer auf einem Rummel und bandelt dort mit Julie an. Das sieht Frau Muskat nicht gerne. Sie möchte, dass er dem Dienstmädchen den Rücken kehrt. Aber Anweisungen befolgen mag Liliom nicht, deshalb lässt er sich lieber herausschmeißen und brennt mit Julie durch. Das anfängliche Feuer erlischt jedoch schnell: Liliom bleibt arbeits- und antriebslos, trinkt und schlägt Julie. Ihre Freundin und ihre Tante versuchen Julie zu überzeugen, das Weite zu suchen, doch sie bleibt. Als sie schwanger wird, merkt Liliom, dass sich etwas ändern muss. Er lässt sich auf einen Raubüberfall ein, der gewaltig schiefgeht. Er begeht Suizid, anstatt sich mit den Konsequenzen seines Handelns auseinanderzusetzen.
Im himmlischen Gericht legt er die Gründe für seine Gewalttätigkeit dar: „Weil sie recht gehabt hat, hab’ ich nichts zu antworten gewusst, da ist mir halt die Wut aufgestiegen“. Nach 16 Jahren Buße im Fegefeuer darf Liliom kurz zurück auf die Erde, um bei seiner Tochter etwas gut zu machen. Schafft er es, für seine Überforderung einen anderen Kanal als nur die rohe Gewalt zu finden und seiner Tochter fürsorglich zu begegnen?
1909 uraufgeführt, ist Liliom das berühmteste Stück des ungarischen Dramatikers. Molnár zeichnet Figuren, die Unrecht sehen können, es auch benennen und es dann trotzdem durchgehen lassen. Liliom ist bei weitem kein moralisches Lehrstück, sondern vielmehr eine Charakterstudie mit komplexen Beziehungsgeflechten und Abhängigkeiten.
Genau das interessiert auch Regisseurin Julia Prechsl an dem Stoff: die Not und Unzufriedenheit, die entstehen, wenn Geld und Aufgaben fehlen. Die Sturheit und die Unmöglichkeit der Figuren, Gefühle zu kommunizieren und zuzugeben – sogar über den Tod hinaus: Themen, die zeitlos ihre Relevanz behalten. Prechsl inszeniert mit großer Genauigkeit in ihrer Figurenzeichnung und einer spielerischen Vielfalt an Bildern. Liliom ist Julia Prechsls erste Arbeit am Staatstheater Kassel.
Der Roman Jugend ohne Gott von 1937 machte den österreichisch-ungarischen Dramatiker Ödön von Horváth international in unruhigen Vorkriegszeiten und einer wirtschaftlich unsicheren Welt schlagartig berühmt. Im faschistischen Deutschland war der Roman verboten.
Ein Lehrer wird beim Lesen einer Klassenarbeit mit Menschenverachtung und Rassismus konfrontiert. Die Jugend, die eigentlich unverbrauchte Hoffnung und moralischer Grundimpuls sein sollte, hat verinnerlicht, was das Umfeld vorlebt. Dann stirbt ein Schüler und auch im Zeltlager gibt es einen Mordfall. Wer ist der/die Mörder:in? War es ein:e Klassenkamerad:in, Bandenführerin Eva oder doch der ominöse Fremde? Horváth zeigt nicht nur eine verrohte und radikalisierte Jugend, die die Ideen des Nationalsozialismus verinnerlicht hat, sondern auch einen gnadenlosen Lehrer, der sich nach den Geschehnissen im Zeltlager zunehmend selbst verleugnen muss, um seine Rente zu sichern. Es wird eine Spirale von Gewalt in Gang gesetzt.
Regisseur Tobias Schilling hat in Kassel zuletzt die Uraufführung Gelbes Gold inszeniert. Nun bearbeitet er Horváths sozialkritischen Roman. Mit Jugend ohne Gott nimmt Schilling die Thematik der Radikalisierung von Jugendlichen in den Fokus und geht der Frage nach, worauf sich heute das Werteverständnis junger Menschen gründet und worin seine Quellen liegen. Mit seinem Team befragt er auf Basis einer dokumentarischen Recherche in Kassel, die Träume, Erwartungen, Glaubensbekenntnisse, Realitätswahrnehmungen, Feindbilder sowie die große Verantwortung von Erziehung und Bildung der jungen Generation mit all ihren Widersprüchlichkeiten und Herausforderungen. Jugend ohne Gott verhandelt all das aus der Perspektive eines Lehrers, der nicht weiß, wo er anfangen soll:
„Daß diese Jugendlichen alles ablehnen, was mir heilig ist, wär zwar noch nicht so schlimm. Schlimmer ist schon, wie sie es ablehnen, nämlich: ohne es zu kennen. Aber das Schlimmste ist, daß sie es überhaupt nicht kennenlernen wollen!“
Regie: Tobias Schilling
Bühne und Kostüme: Simone Wildt
Dramaturgie: Alexander Olbrich
Termin
Fr 26.9.2025, 20:15
Ort
TiF - Theater im Fridericianum
Karl-Bernhardi-Straße
D-34117 Kassel
Don Karlos ist nicht nur ein politisches Ideenstück über Despotismus, Komplott oder eine todbringende Liebesgeschichte, sondern am Ende primär das Dilemma eines Idealisten. Don Karlos’ Drama ist, dass er seine Stiefmutter Elisabeth liebt, die einst seine Verlobte war und nun aber die Frau seines Vaters ist. Das Drama seines Vaters Philipp ist, dass er in seiner politischen Macht gänzlich allein ist. Denn die, die ihn lieben, könnten ihn betrügen und die, die ihn beraten, könnten ihn verraten – eine Befürchtung, die er auch mit anderen Figuren gemein hat. Posas Drama ist es, dass er kein Diener der Macht sein kann, denn er vertritt die Idee von Freiheit und Gleichheit. Die inszenierte Intrige um die Macht beginnt.
Schillers dramatisches Gedicht über Menschen, die in starren Machtkonstrukten gefangen sind, wurde 1787 in Hamburg uraufgeführt – zwei Jahre vor dem großen gesellschaftlichen Umbruch, der Französischen Revolution. Die im Text eingeschriebene Machtkritik zeigt jene Gefahren, die entstehen, wenn aus Idealen reine Ideologie wird. Posas Ausruf: „Geben Sie Gedankenfreiheit“ klingt für ewig mahnend nach.
Regisseurin Julia Hölscher befragt Don Karlos aus heutiger Perspektive. Wie blicken wir auf Schillers idealistische Tragödie mit starren Machtkonstrukten? Warum denken mehr und mehr Menschen in der sogenannten freien Welt, dass ein Leben unter autoritärer Herrschaft verlockend wäre? Don Karlos kann eine Mahung sein, was starke Restriktionen für eine Gesellschaft bedeuten kann und wirbt dafür, für den Erhalt der Demokratie zu kämpfen und dies immer weiter.
Hölschers Arbeit, getragen von Ensemblespiel und poetischer Verdichtung, zeichnet sich durch große Musikalität aus. Sie war Hausregisseurin am Staatsschauspiel Dresden, am Residenztheater München und am Theater Basel. Don Karlos ist ihre erste Regiearbeit für das Staatstheater Kassel.
Ein dramatisches Gedicht von Friedrich Schiller
Regie: Julia Hölscher
Bühne: Paul Zoller
Kostüme: Sofia Staal
Sounddesign: Tobias Vethake
Licht: Oskar Bosman
Dramaturgie: Alexander Olbrich
Künstlerische Mitarbeit: Simon Hastreiter
Das Staatstheater Kassel – Ein Theater mit Tradition
Das Staatstheater Kassel versteht sich mit seinen rund 500 festen Mitarbeitern als ein moderner Theaterbetrieb, der sich gleichermaßen der Tradition wie der Moderne verpflichtet fühlt. 30 Neuinszenierungen in den Sparten Musiktheater, Schauspiel, Tanztheater, Kinder- und Jugendtheater, dazu die Sinfonie-, Sonntags-, Kammer-, Familien-, Schüler- und Sonderkonzerte bilden Jahr für Jahr das große Angebot. Darüber hinaus sorgt ein umfangreiches theater- und konzertpädagogisches Programm für die Vermittlung an Kinder und Jugendliche.