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Ereignisse / Festival Lausitz-Festival 24.8. bis 14.9.2025
Literatur+Sprache | Lesung

Tristan

Lausitz Festival

Schauplatz der Novelle »Tristan« von Thomas Mann ist das Sanatorium Einfried. Hier treffen fragiles Künstlertum und kraftstrotzende Bürgerlichkeit aufeinander. Die zarte Frau Klöterjahn, Gattin eines ebenso wohlhabenden wie ordinären norddeutschen Großkaufmanns, soll in milder Bergluft einen als geringfügig betrachteten Luftröhrenschaden kurieren, der seit der Geburt ihres fabelhaft gesunden Sohnes und Familienstammhalters ihre Gesundheit beeinträchtigt. Die schöne junge Mutter befreundet sich mit einem feinsinnigen Dichter namens Detlev Spinell. Dieser lässt sie voller Anbetung spüren, was sie entbehrt und sich doch nicht einzugestehen wagt. Während die übrigen Kurgäste eine Schlittenfahrt unternehmen, bleiben die beiden zurück und vertiefen sich im Salon, ausgestattet im Empirestil, in den Klavierauszug von Wagners »Tristan und Isolde« ... In motivisch-künstlerischer Vorwegnahme seines späteren Meisterwerks »Der Zauberberg« reflektiert Thomas Mann, dessen Geburtstag sich im Juni zum 150. Mal jährt, in dieser vergleichsweise frühen Novelle aus dem Jahr 1903 in parodistischer Manier den schmerzlichen Gegensatz zwischen dem gemeinen, triumphierenden Leben und der Schönheit. Beim Lausitz Festival wechselt die Szene für »Tristan« vom Empire zur Moderne, in das Haus Schminke. Die Vorgaben vom Eigentümer und Bauherrn der Fabrikantenvilla, Fritz Schminke, an den ausführenden Architekten Hans Scharoun, Meister der klassischen Moderne, waren so knapp wie prosaisch: »Ein modernes Haus für zwei Eltern, vier Kinder und gelegentlich ein bis zwei Gäste.« An diesem Abend, darauf dürfen sich Literaturliebhaber:innen freuen, empfängt der Schauspieler Hans-Jürgen Schatz als Protagonist und Gastgeber der Lesung im Wohnzimmer des architektonischen Kleinods Haus Schminke einen größeren Kreis von Besuchern. Sichern Sie sich Ihren Platz! Lesung: Hans-Jürgen Schatz
Literatur+Sprache | Lesung

Die schönste Version

Lausitz Festival

Lesung: Ruth Maria Thomas, Daniel Ratthei Textfassung und Moderation: Heike Merten-Hommel Von der Anzeige bei der Polizei wegen häuslicher Gewalt bis zur finalen Entscheidung, diese nicht zurückzuziehen, vergehen elf Tage. Elf Tage lang verkriecht sich Jella, Studentin, in der Plattenbauwohnung ihres Vaters. Eine Rückkehr in die lichte Altbauwohnung, die sie bisher mit Yannick bewohnte, ist undenkbar. Zu viel hat sich dort zugetragen. Jella wird von Erinnerungen geflutet: Entwurzelung der Familie durch die Bagger, Aufbruch der Mutter in die Metropole, ein in Ratlosigkeit zurückbleibender Vater ... Jella wächst in der Kleinstadt auf, zwischen Kiesgruben, Lipgloss und Lidschatten. In einer Region, wo sich das brüchige Selbstbewusstsein einer Generation von Männern – ehemals Macher, nach der Wende Verlierer – auf die Nachkommen überträgt, lernen Jella und ihre Freundinnen, ihr Selbst auf den anderen, den männlichen Blick auszurichten. Mit Yannick sollte alles anders werden. Es hatte so schön begonnen, in dem Jahrhundertsommer... Ruth Maria Thomas, Jahrgang 1993, in Cottbus aufgewachsen, studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Im Juli 2024 erscheint ihr Debütroman im Rowohlt Verlag Hamburg. »Die schönste Version« ist eine Introspektion: Ruth-Maria Thomas schreibt über das Frauwerden, Frausein, über Körper, Begierden und tiefe Abgründe. In der diesjährigen Literaturreihe des Lausitz Festivals, die das Verhältnis des Selbst zum Anderen thematisiert, in dem Falle zum anderen Geschlecht, wagt Ruth-Maria Thomas’ Buch einen mutigen Blick auf komplexe Strukturen, die aus dem Anderen eine Bedrohung werden lassen. Im Anschluss findet ein Gespräch mit der Autorin statt.
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Ein herrlicher Flecken Erde

Lausitz Festival

Lesung: Radka Denemarková (Autorin) Schauspiel: Christine Hoppe Schauspiel: Thomas Eisen Lesefassung und Moderation: Heike Merten-Hommel Sie glaubte, die Hölle läge hinter ihr, als die sechzehnjährige Gita im Frühling 1945 aus dem Konzentrationslager Auschwitz kommend in ihr böhmisches Heimatdorf zurückkehrt. Aber es gibt für sie kein Ankommen. Der Familienbesitz wurde konfisziert; Menschen, die einst auf dem Gut und den Werkstätten ihres Vaters lebten und arbeiteten, bezichtigen die deutschsprachige jüdische Tochter eines tschechoslowakischen Staatsbürgers als Staatsfeindin. Sechzig Jahre danach kehrt sie zurück, eine alte Dame, deren Wundmale nicht verheilen wollen. Das Gesetz hat die Familie endlich rehabilitiert. Frau Dr. Gita Lauschmanová verlangt Gerechtigkeit. Aber auch Jahrzehnte später werden die Fragen nach Schuld und Unschuld unterschiedlich beantwortet. Der konzeptionelle Kontext, in dem sich die fünfte Festivalausgabe bewegt, zielt auf die Begegnung und den Umgang mit »dem Anderen« – hier stellt sich die politische Frage, aus welchem Anlass »das Andere« als das Fremde empfunden, klassifiziert und stigmatisiert wird. Denemarkovás Roman richtet den Blick zurück auf ein Kapitel verdrängter deutsch-tschechischer Nachkriegsgeschichte. »Peníze od Hitlera« erschien 2006 in Tschechien und 2009 in deutscher Übersetzung unter dem Titel »Ein herrlicher Flecken Erde«. Die Neuausgabe unter dem Titel »Das Geld von Hitler« kam im Frühjahr 2024 auf den Buchmarkt. Der Roman wurde in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt – zuletzt ins Ukrainische – und als Theaterfassung von tschechischen Bühnen adaptiert. Radka Denemarková trägt mit ihrer literarischen Stimme wesentlich zur kulturellen Identität Europas bei. In ihren ins Deutsche übersetzten Romanen tritt sie als kompromisslose Verfechterin der Menschenrechte und damit auch der Rechte von Frauen in Erscheinung. Die polnische Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk bezeichnet die Prosa von Denemarková als »Zauberspiegel«. Im Anschluss an die Lesung findet ein Gespräch mit der Autorin statt.
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WORTALL oder Die Farben der Mandelkrähe / WORTALL abo kontinent nadźija

Lausitz Festival

… Die im Fehrower Spreetal angesiedelte und stetig kleiner werdende Population der Blauracke, Coracias garrulus, wird sie Bestand haben? Der buntgefiederte Vogel findet nicht mehr, was er für die Erhaltung seiner Art braucht, in Garben gebundenes und zu Mandeln aufgestelltes Getreide, Nisthöhlen an Fließgewässern in Weiden, geschlossene Wälder … »Was bedeutet das Aussterben einer Art«– fragte der sorbische Dichter Jurij Koch in seinen Betrachtungen »Jubel und Schmerz der Mandelkrähe« im Jahr 1992. Ob es ein Verlust wäre? Ja, wäre es. Aber: Sie ist da. Noch. Wieder. Die Jungen haben sie gesehen … Mit der Überlebensfrage des bunten Vogels zielt Koch gleichnishaft auf die Zukunft der Sorben, denen die Lebensgrundlagen durch die raumgreifende Devastierung ihres angestammten Kulturraumes massiv beschränkt wurden. Aber auch das sorbische Volk behauptet sich – in seiner Sprache, mit seiner Kunst. Die sorbische Literatur, die neue ebenso wie die alte, ist so reich und vielfältig wie das Farbenspiel im Gefieder der Mandelkrähe. In der Lyrik der oft zweisprachig denkenden, fühlenden und dichtenden Autor:innen sorbischer Herkunft offenbart sich ein Kosmos, oder ein »Wortall«, um mit Róža Domašcyna zu sprechen. Dass dieses nicht allein Verlusterfahrung und Schmerz umfasst angesichts der epochalen Veränderungen, sondern Lust auf Zukunft macht, beweisen die Texte von Kito Lorenc, Lenka, Mĕrana Cušcyna, Benno Budar, Jill-Francis Ketlicojc, Benedikt Dyrlich, Carla Schwiegk und Yana Arlt – um nur einige zu nennen. Es geht um Identität innerhalb des europäischen Sprachraumes. Und um Daseinsbejahung. Drei sorbische Schauspielerinnen, unter ihnen die prominente Theater- und Filmschauspielerin Gabriela Maria Schmeide, erkunden spielerisch Texte, und beleuchten den äußeren und inneren Erfahrungshorizont verschiedener Angehöriger des kleinsten slawischen Volkes zwischen Spreewald und Lausitzer Bergland. Schauspiel: Gabriela Maria Schmeide Schauspiel: Julia Klingner Schauspiel: Marian Bulang Künstlerische Leitung, Textfassung: Madleńka Šołćic Dramaturgie, Konzept, Textfassung: Heike Merten-Hommel
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Sholem Aleychem Lesung

Lausitz Festival

Lesung: Hans-Jürgen Schatz Der 1859 bei Kiew geborene und 1916 in New York verstorbene Solomon Naumovich Rabbinowicz ist unter seinem Pseudonym Sholem Aleychem – was übersetzt »Friede sei mit euch« bedeutet – zu Weltruhm gelangt, wurden doch seine Schtetl-Geschichten vom Milchmann Tewje im preisgekrönten Musical »Aanatevka« auf die Bühne gebracht. In der hier zu erlebenden, erstmalig ins Deutsche übersetzten Erzählung »Geschichten von Tausend und einer Nacht«, kommt es 1914 auf einem Schiff nach Amerika zu einer schicksalhaften Begegnung: Ein wohlhabender Autor trifft auf Jankel Junewer, einen sehr gesprächigen Juden, der nach der Zerstörung Galiziens als Flüchtling dritter Klasse auswandert, und mit jiddischem Witz und Geist tausend und eine Geschichte über die Leidenswege seiner Landsleute zu berichten weiß. Hans-Jürgen Schatz, der diesen Text bereits 2022 in deutscher Sprache erstmalig dem Lausitzer Publikum in Schmochtitz präsentierte, kommt diesmal nach Cottbus. Eine 20-minütige Pause findet nach ca. 60 Minuten statt.
Literatur+Sprache | Lesung

Spoken Word mit Friedrich Herrmann

Lausitz Festival

Friedrich Herrmann ist Poetry Slammer aus Jena. Dank ihm weiß fast das ganze Internet, dass Lächeln ein (wirklich ekelhaftes) Geräusch macht. Seit 2015 tritt er im gesamten deutschsprachigen Raum mit selbstverfassten Texten auf, 2019 war er deutschsprachiger Meister im Poetry Slam. Beim Lektora-Verlag (Paderborn) sind zwei Textsammlungen von ihm erschienen: »Notizen eines Linkshänders« (2019) sowie »Ausgeschlafen in Ruinen« (2022). Seit Neustem ist er auch auf der Stand-up Bühne zu sehen, zum Beispiel bei 1LIVE Generation Gag oder Nightwash.  Im Workshop geht es in entspannter Atmosphäre darum, Texte zu schreiben, die einem selbst Spaß machen. Außerdem üben wir Performance und eine lockere Bühnenpräsenz. Ablauf und weitere Informationen unter www.gladhouse.de
Literatur+Sprache

Monika Gruber, Andreas Hock:
Willkommen im falschen Film

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Neues vom Menschenverstand in hysterischen Zeiten Ja, sind denn alle endgültig verrückt geworden? Kaum ist die Pandemie vorbei, geht der Wahnsinn weiter , wie Monika Gruber und Andreas Hock feststellen müssen. Egal, ob grüne Wärmepumpenfetischisten oder notorische PS-Protzer, verblendete Woke-Aktivisten oder ideologisierte Lehrer, besserwisserische Medienmacher und weltfremde Politiker: hier bekommt jeder sein Fett weg , der den gesunden Menschenverstand gegen Hysterie oder ein paar Gendersternchen eingetauscht hat. Gewohnt frech, scharfsinnig und bitterböse widmen sich die beiden wieder dem Zustand der Gesellschaft und legen zum Trost ein sehr, sehr lustiges Buch vor denn manchmal hilft gegen den Wahnsinn unserer Zeit nur noch Auswandern, Alkohol oder: Humor. »Ein kleines böses Buch zur Lage der Nation. Und zugleich eine Impfung gegen Hysterie und Panikmache.« Stern »Ein echtes Lesevergnügen, das nur die nicht komisch finden werden, die verlernt haben, über sich selbst zu lachen.« Münchner Merkur »Ein lustiger, kluger Appell für endlich mehr Miteinander.« Focus »Ein Kracher!« Frau im Spiegel
Literatur+Sprache

Dirk Oschmann:
Der Osten: eine westdeutsche Erfindung

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»Der Osten hat keine Zukunft, solange er nur als Herkunft begriffen wird.« Was bedeutet es, eine Ost-Identität auferlegt zu bekommen? Eine Identität, die für die wachsende gesellschaftliche Spaltung verantwortlich gemacht wird? Der Attribute wie Populismus, mangelndes Demokratieverständnis, Rassismus, Verschwörungsmythen und Armut zugeschrieben werden? Dirk Oschmann zeigt in seinem augenöffnenden Buch, dass der Westen sich über dreißig Jahre nach dem Mauerfall noch immer als Norm definiert und den Osten als Abweichung. Unsere Medien, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft werden von westdeutschen Perspektiven dominiert. Pointiert durchleuchtet Oschmann, wie dieses Othering unserer Gesellschaft schadet, und initiiert damit eine überfällige Debatte.
Literatur+Sprache

Martin Suter:
Melody

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In einer Villa am Zürichberg wohnt Alt-Nationalrat Dr. Stotz, umgeben von Porträts einer jungen Frau. Melody war einst seine Verlobte, doch kurz vor der Hochzeit – vor über 40 Jahren – ist sie verschwunden. Bis heute kommt Stotz nicht darüber hinweg. Davon erzählt er dem jungen Tom Elmer, der seinen Nachlass ordnen soll. Nach und nach stellt sich Tom die Frage, ob sein Chef wirklich ist, wer er vorgibt zu sein. Zusammen mit Stotz’ Großnichte Laura beginnt er, Nachforschungen zu betreiben, die an ferne Orte führen – und in eine Vergangenheit, wo Wahrheit und Fiktion gefährlich nahe beieinanderliegen. Hardcover Leinen 336 Seiten erschienen am 22. März 2023 978-3-257-07234-1 € (D) 26.00 / sFr 35.00* / € (A) 26.80
Literatur+Sprache

Mathias Brodkorb: Gesinnungspolizei im Rechtsstaat?

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Der Verfassungsschutz als Erfüllungsgehilfe der Politik. Sechs Fallstudien Wird der Verfassungsschutz zu einer Gefahr für die freiheitlich-demokratische Grundordnung? Mathias Brodkorb legt den Finger in die Wunde. Dabei spart er auch das heikle Thema eines möglichen Parteiverbots der AfD nicht aus. Trotz aller Skandale, in die das Bundesamt für Verfassungsschutz im Laufe seiner Geschichte verwickelt war, genießt es in der deutschen Medienöffentlichkeit großes Vertrauen. Wer als »Beobachtungsfall« oder gar als »gesichert rechts- oder linksextrem« eingestuft und damit an den Pranger gestellt wird, ist öffentlich stigmatisiert und wird tendenziell vom demokratischen Diskurs ausgeschlossen. Da der deutsche Inlandsgeheimdienst keine exekutiven Befugnisse hat, ist er für die Gesinnungsprüfung der von ihm Beobachteten zuständig. Mathias Brodkorb analysiert in seinem neuen Buch die rechtlichen Grundlagen, Struktur und Aufgaben des deutschen Inlandsgeheimdienstes und zeigt in sechs Fallstudien, wie der Verfassungsschutz nicht nur oftmals von seiner Aufgabe hermeneutisch überfordert ist, sondern sich zunehmend politisch instrumentalisieren lässt. Mitunter agiert er dabei selbst verfassungswidrig. Demokratische Willensbildung beruht auf freiem Diskurs, der von keiner staatlichen Instanz politisch gelenkt wird. Der Verfassungsschutz aber deutet legitime Grundrechtsausübung häufig als gefährlichen politischen Extremismus. Seit der Corona-Pandemie gilt selbst robust vorgetragene Kritik an der Regierung als Fall für den Inlandsgeheimdienst. Damit wird er zur Gefahr für eine freiheitlich-demokratische Gesellschaft. Eine grundlegende Reform oder gar Auflösung der skandalträchtigen Behörde scheint dringend geboten. Autor(en): Mathias Brodkorb.
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Literarische Matinee: »Sauermehlsuppe« und andere Grenzüberschreitungen

Lausitz Festival

Claudia Michelsen liest Erzählungen von Olga Tokarczuk Die polnische Autorin Olga Tokarczuk, Literaturnobelpreisträgerin des Jahres 2018, ist eine Meisterin im Schaffen von eigenen Welten und Universen, die das Überschreiten von Grenzen als Lebensform thematisieren. Zeitalter und Epochen durchdringen einander. In ihren Erzählungen erleiden höchst eigenwillige und dabei sehr alltägliche Held:innen ihr Schicksal oder rennen dagegen an, durch den Verlust von Heimat und Identität des Gefühls der Zugehörigkeit beraubt. Und so kann es sein, dass ein Mann einen Berg besteigt, um talwärts in das Heimatdorf seiner Kindheit zu sehen, und als Toter keine Ruhe findet. Die Visionen eines Zimmermädchens im Hotel Capital, das über Herkunft und Charakter seiner Bewohner anhand ihrer Hinterlassenschaften fabuliert, werden Geschichte. Und der Wert einer Dose Sauermehlsuppe wird in einem polnischen Grenzort höchst variabel definiert.
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»Sei gegrüßt und lebe«: Brigitte Reimann und Christa Wolf - Eine Freundschaft in Briefen 1963–1973

Lausitz Festival

Lesung: Fanny Staffa (Staatsschauspiel Dresden) Lesung: Christine Hoppe (Staatsschauspiel Dresden) Für die Bühne bearbeitet und eingerichtet: Heike Merten-Hommel »Wenn wir Beitritts-Bürger ein Kultbuch bräuchten, hier hätten wir es«, behauptete der Schriftsteller Fritz Rudolf Fries– nach dem ersten Erscheinen des Briefwechsels 1995– in der »Weltbühne«. Das Buch offenbart das Leben zweier ungewöhnlicher Frauen, die trotz ihrer unterschiedlichen Lebensauffassungen um ihr persönliches Glück ringen, aber auch um ihr Selbstverständnis als Schriftstellerinnen. Beide wollen dem Ideal von einer gerechteren Gesellschaft nicht abschwören, ungeachtet aller Dogmen und Zwänge. Sie behaupten sich mit Würde und Humor, mitunter auch verzweifelt, gegen Kritik und Anfeindungen. Sie teilen Ehe- und Alltagssorgen, kommentieren den real existierenden Literaturbetrieb und stellen sich den harten politischen Auseinandersetzungen – mit Mut und bei vollem Risiko. Auf schwesterliche Weise begleitet die ältere und etabliertere Christa ihre lebensgierige, anarchische und schließlich vom Tode gezeichnete Freundin Brigitte bis zu ihrem frühen Tod.
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Arthur Schnitzlers »Fräulein Else«: Lesung und Kommentar

Lausitz Festival

Lesung: Sonja Beißwenger Vortrag: Hanjo Kesting Arthur Schnitzler publizierte 1924 die Monolog-Novelle »Fräulein Else«, deren Protagonistin die 19-jährige Tochter eines jüdischen Rechtsanwalts ist, die in den Dolomiten ihre Ferien verbringt. Um ihren Vater vor dem Bankrott zu retten, soll sie Geld von einem Geschäftsfreund erbitten, der allerdings als Gegenleistung fordert, sie eine Viertelstunde »nur vom Sternenlicht bekleidet« sehen zu dürfen. Die Novelle ist das Protokoll von Elses Wahrnehmungen und eine psychologische Fallstudie mit gesellschaftskritischem Akzent. Sonja Beißwenger liest aus der Erzählung, die Hanjo Kesting kenntnisreich kommentiert.
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Literarische Matinee:
Melusine, Undine und andere Nixen - Aufbruch ins Ungewisse

Lausitz Festival

Vortrag: Hanjo Kesting Lesung: Sonja Beißwenger und Henning Nöhren Ob mittelalterliche Melusine oder romantische Nixe, ob die märchenhafte kleine Meerjungfrau oder Ingeborg Bachmanns erzählte Undine – die weiblichen Wasserwesen durchtauchen die Werke von unter anderem Goethe, Fouqué und Fontane bis hinein in die Gegenwart, in der kulturgeschichtlich die fischschwanzige Jungfrau im Logo von Starbucks lächelt. Hanjo Kesting kommentiert kenntnisreich ausgesuchte literarische Varianten, die durch zwei Lesende sprachlich Gestalt annehmen und sich so als Kunst-Figuren aus den Tiefen und Untiefen des feuchten Elementes sinnlich erheben werde
Literatur+Sprache | Lesung

Literarischer Abend:
Voltaires »Candide« und die beste aller möglichen Welten

Lausitz Festival

Vortrag: Hanjo Kesting Lesung: Sonja Beißwenger und Henning Nöhren Voltaires satirische Novelle »Candide oder der Optimismus« wurde 1759 unter Pseudonym publiziert und hat seitdem nicht an Aktualität und Relevanz verloren. Voll Ironie und Witz schildert Voltaire seine Charaktere, die auf der Suche nach dem Glück sind. Der großspurige Pangloss spricht am Ende wortgewandt von den bunten Ereignissen »in dieser besten aller möglichen Welten«, doch schließt die philosophische Erzählung mit den Worten: »›Gut gesagt‹,« antwortete Candide, ›aber wir müssen unseren Garten bestellen.‹« Liegt das große Glück im kleinen Garten? Die absurde Abenteuerreise kommentiert einsichtsvoll Hanjo Kesting; ihm zur Seite lesen zwei Akteure Kernpassagen des amüsanten Schlüsselwerks.
Literatur+Sprache | Lesung

»13 Monate«:
Tschaikowsky und Kästner multimodalsensorisch

Lausitz Festival

Geruchstheater: Wolfgang Georgsdorf Lesung: Hans-Jürgen Schatz Klavier: Akane Sakai Die Verzahnung des hinreißenden Gedichtzyklus »Die 13 Monate« von Erich Kästner (1955) mit Peter Tschaikowskys zwölf Charakterstücken op. 37a »Die Jahreszeiten« (1876), in denen der Komponist den einzelnen Monaten nachspürt, bildet die Grundlage für die in szenensynchronen Gerüche erströmende Duftspur des Osmodramas, komponiert von Wolfgang Georgsdorf. Der Aufführungsort ist das Osmodrom in der Stadthalle Görlitz: ein 30 m langes Zelt aus weißer Fallschirmseide, in dem das Publikum die Geruchssequenzen zusammen mit den Gedichtstrophen und Klavierstücken als Live-Aufführung erleben wird. Ein künstlerischer Aufbruch der Sinnlichkeiten!
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Aufbruch in die Neue Welt von Gestern:
Sholem Aleychem-Lesung

Lausitz Festival

Lesung: Hans-Jürgen Schatz Der 1859 bei Kiew geborene und 1916 in New York verstorbene Solomon Naumovich Rabbinowicz ist unter seinem Pseudonym Sholem Aleychem – was übersetzt »Friede sei mit euch« bedeutet – zu Weltruhm gelangt, wurden doch seine Schtetl-Geschichten vom Milchmann Tewje im preisgekrönten Musical »Aanatevka« auf die Bühne gebracht. Aber in der hier zu erlebenden, erstmalig ins Deutsche übersetzten Erzählung ist ein Aufbruch bereits vollzogen, und es kommt nach der Zerstörung Galiziens zu einer schicksalshaften Begegnung auf dem Schiff 1914 nach Amerika zwischen dem wohlhabenden Autor und einem sehr gesprächigen Juden, der in der dritten Klasse flüchtet und mit jiddischem Witz und Geist sein Schicksal teilt.
Literatur+Sprache

Uwe Tellkamp: Der Schlaf in den Uhren

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August 2015: Fabian Hoffmann, der einstige Dissident, steht als Chronist in Diensten der »Tausendundeinenachtabteilung« von Treva. Hier, in den Labyrinthen eines unterirdischen Reichs, arbeitet die »Sicherheit« an Aktivitäten, zu denen einst auch die Wiedervereinigung zweier geteilter Staaten gehörte. In diese Welt ist Fabian einem ihrer Kapitäne, Deckname »Nemo«, gefolgt, um herauszufinden, wer seine Schwester und seine Eltern verraten hat. Zugleich ist Fabian mit einer Chronik befasst, die zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung erscheinen soll. Doch es kommt anders. Fabian gerät auf eine Reise, die ihn tief in die trevische Gesellschaft und ihre Utopien hineinführt. Er analysiert Ordnungsvorstellungen und Prinzipien der Machtausübung, die Verflechtungen von Politik, Staatsapparat und Medien, beobachtet die Veränderungen im alltäglichen Leben. Immer mehr löst sich dabei seine Chronik von ihrem ursprünglich amtlichen Auftrag, streift zurück bis in das Dresden seiner Kindheit, in die stillstehende Zeit vor zwei Epochenjahren. Auf seiner Suche nach Ordnung und Sinn kämpft Fabian gegen die Windmühlen der Macht, die Fälschungen der Wirklichkeit, den Verlust aller Sicherheiten – und gibt doch den Traum von einer befreiten Zukunft nicht verloren. Roman
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Clemens J. Setz: Die Bienen und das Unsichtbare

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Georg-Büchner-Preisträger 2021 Pure meaning, pure poetry – diese Idee scheint Menschen in allen Jahrhunderten umzutreiben und anzustacheln. Sie ist der Motor für die Erfindung von Sprachen wie Esperanto, Volapük oder Blissymbolics. Den Anekdoten hinter diesen Plansprachen geht Clemens J. Setz in Die Bienen und das Unsichtbare nach, getreu dem Motto: »Erzähl die beste Geschichte, die du kennst, so wahr wie möglich.« Und diese Geschichte handelt unter anderem von Charles Bliss und seiner Symbolsprache, von Kindern mit Behinderung, die sich mit Blissymbolics zum ersten Mal ausdrücken können. Davon, wie Clemens J. Setz einen Sommer lang Volapük lernt und selbst eine eigene Sprache entwickelt. Es geht um die vermutlich einzige Volapük-Muttersprachlerin, die je gelebt hat, und die Plansprache Talossa für die gleichnamige Mikronation, die ein Teenager 1979 in seinem Schlafzimmer ausrief. Um Klingonisch und High Valyrian, eine Sprache, die für die Fernsehserie Game of Thrones geschaffen wurde. Und um Esperanto, die größte Erfolgsgeschichte in der Welt der Plansprachen, deren Sprecher unter Stalin und Hitler verfolgt wurden und durch die ein junger blinder Russe zum Dichter, Abenteurer und anarchistischen Weltgelehrten wurde. Stets ist es die eigenartige Vermengung von tiefer existenzieller Krise und Sprachenerfindung, die Setz aufspürt und die ihn in ihren Bann schlägt – und so ist dieses Buch auch die persönliche Geschichte des Sprachkünstlers Clemens J. Setz.
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Juli Zeh: Über Menschen

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Dora ist mit ihrer kleinen Hündin aufs Land gezogen. Sie brauchte dringend einen Tapetenwechsel, mehr Freiheit, Raum zum Atmen. Aber ganz so idyllisch wie gedacht ist Bracken, das kleine Dorf im brandenburgischen Nirgendwo, nicht. In Doras Haus gibt es noch keine Möbel, der Garten gleicht einer Wildnis, und die Busverbindung in die Kreisstadt ist ein Witz. Vor allem aber verbirgt sich hinter der hohen Gartenmauer ein Nachbar, der mit kahlrasiertem Kopf und rechten Sprüchen sämtlichen Vorurteilen zu entsprechen scheint. Geflohen vor dem Lockdown in der Großstadt muss Dora sich fragen, was sie in dieser anarchischen Leere sucht: Abstand von Robert, ihrem Freund, der ihr in seinem verbissenen Klimaaktivismus immer fremder wird? Zuflucht wegen der inneren Unruhe, die sie nachts nicht mehr schlafen lässt? Antwort auf die Frage, wann die Welt eigentlich so durcheinandergeraten ist? Während Dora noch versucht, die eigenen Gedanken und Dämonen in Schach zu halten, geschehen in ihrer unmittelbaren Nähe Dinge, mit denen sie nicht rechnen konnte. Ihr zeigen sich Menschen, die in kein Raster passen, ihre Vorstellungen und ihr bisheriges Leben aufs Massivste herausfordern und sie etwas erfahren lassen, von dem sie niemals gedacht hätte, dass sie es sucht. Juli Zehs neuer Roman erzählt von unserer unmittelbaren Gegenwart, von unseren Befangenheiten, Schwächen und Ängsten, und er erzählt von unseren Stärken, die zum Vorschein kommen, wenn wir uns trauen, Menschen zu sein. »Ein Buch, das einem die Augen öffnet für unsere bundesrepublikanische Wirklichkeit.« Denis Scheck / SWR Fernsehen lesenswert (25. März 2021)

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