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Internationales Musikfest Hamburg

1.5. bis 5.6.2025

Programmatische Höhepunkte zum Saisonfinale: Die großen Hamburger Orchester und hochkarätige Gäste widmen sich bei dieser Ausgabe mehr als fünf Wochen dem Motto »Zukunft«.

Wo steht die klassische Musik heute? Und wohin steuert sie? Schon 1992 sprach der US-amerikanische Avantgarde-Komponist John Cage von einem Flussdelta, an dem der Fluss namens Musikgeschichte angekommen sei. Was er damit meinte: inzwischen macht jeder sein eigenes Ding – die Musik kennt keine Grenzen mehr. Spannend sind diese Fragen dennoch. Und so wirft das Internationale Musikfest Hamburg in dieser Saison seinen Blick in die »Zukunft« und die menschliche Fähigkeit, überhaupt über Zukunft nachzudenken.

Zum Ende der Saison 2024/25 widmet sich das Internationale Musikfest Hamburg aber nicht nur einem Motto, sondern bündelt auch die musikschaffenden Kräfte der Stadt: Gäste von nah und fern sind eingeladen, die die übers Jahr ohnehin schon dichte Taktung großartiger Konzertereignisse noch einmal toppen.

So lockt das Musikfest auch in diesem Jahr wieder einige der weltbesten Orchester nach Hamburg. Freuen darf man sich etwa auf das Chicago Symphony Orchestra und das London Symphony Orchestra, die mit je zwei Gastspielen vertreten sind, sowie auf das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Sir Simon Rattle. Und mit Lisa Batiashvili, Janine Jansen, Christian Tetzlaff, Joshua Bell, Sol Gabetta, Igor Levit, Daniil Trifonov, Mitsuko Uchida, Leif Ove Andsnes, Sir András Schiff und vielen mehr sind einige der größten Klassik-Stars der Gegenwart (und sicher auch der nahen Zukunft) zu erleben.

Der Komponisten-Schwerpunkt ist dieses Mal Pierre Boulez gewidmet. Der streitbare Franzose, der 2025 seinen 100. Geburtstags gefeiert hätte, nahm ganz explizit für sich in Anspruch, die Zukunft zu gestalten. Erstklassige Interpretinnen und Interpreten wie Sir Antonio Pappano und das London Symphony Orchestra, die Cellogruppe der Wiener Philharmoniker, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Sir Simon Rattle, ein Solistenensemble um die Mezzosopranistin Ema Nikolovska, die unerschrockene Klaviervirtuosin Tamara Stefanovich und, gleich zur Eröffnung, das Philharmonische Staatsorchester Hamburg unter Kent Nagano widmen sich unterschiedlichen Aspekten seines Schaffens.

Kontakt

Internationales Musikfest Hamburg
Elbphilharmonie
Platz der Deutschen Einheit 4
D-20457 Hamburg

Telefon: +49 40 357 666 0
Fax: +49 40 357 666 43
E-Mail: mail@elbphilharmonie.de

Bewertungschronik

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Konzert

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg / Kent Nagano

Eröffnung Internationales Musikfest Hamburg

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Dirigent: Kent Nagano
IRCAM: Live-Elektronik


Pierre Boulez: Répons für sechs Solisten, Ensemble und Live-Elektronik
Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 »Pastorale«

Pierre Boulez’ »Répons« war 2015 einer der bemerkenswerten Höhepunkte von Kent Naganos »Philharmonischer Akademie« in St. Michaelis zu Beginn seiner Amtszeit als Generalmusikdirektor in Hamburg. Kunstvoll setzte er die »Wechselrede« zwischen Kammerensemble und Solist:innen ebenso wie zwischen elektronisch verfremdeten und unverfremdeten Klängen in den heiligen Hallen des Michels in Szene. Das Großprojekt »Elbphilharmonie« war damals noch Baustelle. Zehn Jahre später greift Nagano dieses Ausnahmewerk des Komponisten, Dirigenten und Gründers des Pariser IRCAM-Instituts erneut auf und trägt es in den mittlerweile fest etablierten Konzertsaal an der Elbe.

Mit Ludwig van Beethovens »Pastorale« steht der Moderne von Pierre Boulez einer der großen Klassiker des sinfonischen Repertoires gegenüber. »Wer auch nur je eine Idee vom Landleben erhalten, kann sich ohne viele Überschriften selbst denken, was der Autor will«, lässt uns der Komponist über seine Sechste Sinfonie wissen. Inmitten der Hansestadt werden Bachläufe, Landleute und Hirtengesänge hörbar – oder schlicht: die revolutionäre Kraft des Einfachen.

Einführung mit Michael Sangkuhl
19:00 Uhr / Elbphilharmonie, Großer Saal

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Konzertante Aufführung

Gluck: Iphigénie en Tauride / Thomas Hengelbrock

Balthasar-Neumann-Chor und -Orchester
Gaëlle Arquez, Iphigénie
Armando Noguera, Thoas
Domen Križaj, Orest
Paolo Fanale Pylades
Marianne Croux, Diana
Dirigent: Thomas Hengelbrock


Christoph Willibald Gluck´: Iphigénie en Tauride / Tragédie in vier Akten

Konzertante Aufführung in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Rache und Vergebung

Christoph Willibald Gluck wollte sich in seinen Opern ganz auf die packende Darstellung der Handlung konzentrieren und revolutionierte damit die überlangen, ausschweifenden barocken Vorbilder. Den antiken Stoff von »Iphigénie en Tauride« – eine blutrünstige Familientragödie – vertonte er mit fein gezeichneten Charakterstudien, die die inneren Konflikte der Figuren packend in Szene und in wunderschöne Arien setzen.

Eine ideale Vorlage für Thomas Hengelbrock und seine Ensembles, die mit einer Synthese aus historisch informierten Interpretationen und hochenergetischem Musizieren seit Langem eine feste Größe im europäischen Musikleben sind. Als Besetzung für die Titelrolle dieses konzertanten Opernabends hat er eine der berührendsten Sopranstimmen der Gegenwart nach Hamburg eingeladen: Gaëlle Arquez, die zuletzt als Carmen in der Elbphilharmonie brillierte.

Ihr und den anderen Sängerinnen und Sängern bietet die Handlung viele Möglichkeiten, die ganze Bandbreite an Emotionen zu zeigen: König Agamemnon war einst bereit, seine Tochter Iphigénie der Göttin Diana für den Sieg im Krieg gegen Troja zu opfern. Dafür bringt ihn seine Frau Klytemnästra nach der Rückkehr um; der gemeinsame Sohn Orest rächt den Vater, indem er seine Mutter tötet. Iphigénie allerdings war Agamemnon gar nicht zum Opfer gefallen, Diana hatte sie im letzten Moment gerettet und sie als ihre Priesterin auf die Insel Tauris gebracht. Hierhin kommt Orest auf der Flucht vor ihn quälenden Rachegöttinen. Iphigénie, die eigentlich alle Fremden auf der Insel Diana opfern soll, erkennt ihren Bruder und setzt voller Vergebung der Gewaltspirale ein Ende.

Einführung: 19:00 Uhr / Elbphilharmonie, Großer Saal

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Performance

Futur X – wann ist morgen?

Abschlussperformance des Community-Projekts

Community Ensemble
Liv Solveig Wagner, Violine, Gitarre
Jakob Nierenz, Violoncello
Shabnam Parvaresh, Klarinette, Bassklarinette
Hauke Renken, Vibrafon
Gammon, Modular Synthesizer
Musikalische Leitung: Kian Jazdi
Patricia Carolin Mai, Marlene Schleicher, Regie, Choreografie
Zoe Leutnant, Bühne, Kostüm
Charlotte Beinhauer, Dramaturgie
Anne Kersting, Dramaturgische Beratung Tanz
Britta Lübke, Assistenz Tanz


Eine musikalische Performance mit Texten, Choreografien und Kompositionen des Community Ensembles

Zusammen Musik machen, tanzen, singen, schauspielern oder Choreografien erarbeiten: das geht im Community-Projekt »Futur X – wann ist morgen?«. Neugierige Menschen ab 16 Jahren sind aufgerufen, mitzumachen und sich in verschiedenen Proben und Workshops ab November 2024 kreativ auszutoben.

In Workshops zu Musik und Songwriting, Bewegung und Tanz, Soundgestaltung mit Modular Synthesizern sowie zum Schreiben von Texten entsteht ein eigenes, gemeinsames Projekt, das sich mit dem großen Thema »Zukunft« beschäftigt. Die Abschlussperformance ist Teil des Internationalen Musikfests Hamburg – das ebenfalls unter dem Motto »Zukunft« steht.

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Konzert

Ensemble Resonanz / Nils Mönkemeyer / William Youn / Riccardo Minasi

»mmmmmozart«

Ensemble Resonanz
Nils Mönkemeyer, Viola
William Youn, Klavier
Dirigent: Riccardo Minasi


Marianna von Martines: Ouvertüre C-Dur
Manfred Trojahn: Trame lunari für Viola, Klavier und Kammerorchester (Uraufführung) / Kompositionsauftrag von Elbphilharmonie Hamburg und Mozartfest Würzburg
Wolfgang Amadeus Mozart / Isabel Mundry: Fragmente aus KV 404, 396 und 372 mit »Zwischenmomenten« von Isabel Mundry
Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonie D-Dur KV 385 »Haffner«

»Dieser Mozart ist Rock ’n’ Roll«, befand der NDR über die Einspielung der letzten drei Mozart-Sinfonien durch das Ensemble Resonanz unter seinem Principal Guest Conductor Riccardo Minasi. Auf diesem Energielevel steht nun die Sinfonie Nr. 35 »Haffner« auf dem Programm.

Zudem erkunden Nils Mönkemeyer an der Viola und William Youn am Klavier Fragmente aus Mozarts Feder. Bevor am Ende Mozarts Sinfonie in ihrer ganzen Eleganz erklingt, sortiert zuvor Isabel Mundry seine Gedanken als Skizzen und Fragmente: Melodien zum Mitpfeifen, ein charmantes Menuett, ein Presto mit Elan und schwärmerischer Geste. Dem Feingeist voraus lädt die lässige Ouvertüre seiner Zeitgenossin Marianna von Martines in den Salon des 18. Jahrhunderts. Manfred Trojahn destilliert in einem neuen Kammerkonzert, das hier seine Uraufführung feiert, den gedämpften Klang stumm gewordener Gärten.

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Liederabend

Camilla Nylund / Helmut Deutsch

Liederabend

Camilla Nylund, Sopran
Helmut Deutsch, Klavier


Erich Wolfgang Korngold: Einfache Lieder für eine Singstimme und Klavier op. 9 (Auswahl)
Alexander von Zemlinsky: Waldgespräch
Edvard Armas Järnefelt
Leivo (Lerche)
Solsken (Sonnenschein)
Toivoni (Meine Hoffnung)
Alban Berg: Sieben frühe Lieder
Gustav Mahler: Rückert-Lieder
Richard Strauss: Vier Lieder für mittlere Singstimme und Klavier op. 27

Voll schillernder Zärtlichkeit

Camilla Nylunds dramatischer Sopran hat alles Zeug für die großen Opern von Richard Wagner oder Richard Strauss. Aber die Finnin, die in der Elbphilharmonie jüngst für ihr »American Songbook«-Projekt bejubelt wurde, kann auch den ganz intimen Liederabend. Besonders spannend wird das, wenn mit Helmut Deutsch einer der begehrtesten Liedbegleiter überhaupt am Klavier sitzt. Auf dem Programm: Ein Panorama der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert – Lieder, die diese Zeit der Umbrüche mal fragil und mal dramatisch in Szene setzen.

Alban Bergs »Sieben frühe Lieder« sind echte Schmuckstücke und klingen auf ganz eigene Art romantisch und ungemein sensitiv – Gänsehaut pur, wenn in Theodor Storms »Nachtigall« die Rosen aufspringen. Unüberhörbar klingt Gustav Mahler durch, dessen »Rückert-Lieder« Camilla Nylund ebenfalls singt. Richard Strauss’ »Vier letzte Lieder« sind zwar erst 1948 komponiert, in ihnen blickt der damals 80-Jährige jedoch musikalisch zurück auf sein langes Leben und scheint von diesem Abschied zu nehmen.

Edvard Armas Järnefelt war einer der ersten Komponisten, der Lieder in seiner finnischen Muttersprache vertonte – die man aber nicht können muss, um sich von ihnen mitnehmen zu lassen. Mit Erich Wolfgang Korngold und Alexander von Zemlinsky vervollständigen Camilla Nylund und Delmut Deutsch den Abend um zwei Komponisten, die heute wohl viel bekannter wären, hätten die Nationalsozialisten sie nicht ins Exil gezwungen und ihre Musik aus dem Konzert verbannt. Die frühen Kompositionen dieses Abends atmen noch ganz den Geist der Spätromantik.

Einführung mit Klaus Wiegmann
18:45 Uhr / Elbphilharmonie, Kleiner Saal

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Konzert

Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia / Joshua Bell / Daniel Harding

Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia
Joshua Bell, Violine
Dirigent: Daniel Harding


Antonín Dvořák: Konzert für Violine und Orchester a-Moll op. 53
Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 1 D-Dur »Titan«

Gipfeltreffen

»Ich bin verliebt in Dvořáks Violinkonzert und sehe auch nicht, dass sich das in absehbarer Zeit ändert.« Mit dieser Liebeserklärung nimmt Stargeiger Joshua Bell all jenen den Wind aus den Segeln, die meinen, man müsste nur das – unbestritten ganz wunderschöne – Cellokonzert des böhmischen Komponisten kennen. Denn in der Tat bietet das Violinkonzert alles, was man sich für einen großartigen Abend in der Elbphilharmonie nur wünschen kann: schmelzende Melodien, hochvirtuosen Glanz, mitreißende Tänze. Zur Seite stellt das Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia dem zauberhaften Werk Gustav Mahlers Erste Sinfonie – ein absolutes Gipfeltreffen der Klassik-Giganten!

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Konzert

Stefanovich & SDLW

Tamara Stefanovich, Klavier
Christopher Dell, Vibrafon
Christian Lillinger, Schlagzeug
Jonas Westergaard, Kontrabass


Dmitri Schostakowitsch: Sonate für Klavier Nr. 1 D-Dur op. 12
Pierre Boulez: Sonate für Klavier Nr. 2
SDLW – Stefanovich-Dell-Lillinger-Westergaard: Neue Ko-Kompositionen

Für die »furchtlose Ausnahme-Pianistin« (The Guardian) Tamara Stefanovich ist kein Stil zu fern und kein Stück zu schwer, gerade in der zeitgenössischen Musik. Das beweist sie einmal mehr bei ihremKonzert im Internationalen Musikfest Hamburg mit der stürmischen Ersten Klaviersonate des 19-jährigen Dmitri Schostakowitsch und der vermeintlich unspielbaren Zweiten von Pierre Boulez, die dessen Credo erlebbar macht, Musik sei »kollektive Hysterie«. Im zweiten Teil des Abend spielt sie gemeinsam mit ihrem Ensemble SDLW neue Ko-Kompositionen von Stefanovich-Dell-Lillinger-Westergaard – ein spannender Brückenschlag zwischen Freiheit und Struktur, zwischen offener und geschlossener Form, zwischen Echtzeit und Vergangenheit.

Als eine »Sonate für Metronom mit Klavierbegleitung« bezeichnete Schostakowitschs ehemaliger Klavierlehrer dessen erste Klaviersonate. Experimentell, hart und dissonant, vermittelt das virtuose Werk ein Gefühl ständiger Bewegung und setzt sich gleichzeitig mit der russischen und westlichen Avantgarde auseinander. Es war ein Lieblingsstück des damals 20-Jährigen, der es immer wieder selbst im Konzert gespielt hat.

Auch die Zweite Klaviersonate von Pierre Boulez passt zum Motto des Internationalen Musikfests »Zukunft«: Sie ist nicht nur extrem anspruchsvoll, sondern bezieht auch die Aleatorik – das Komponieren mit dem Zufall – ein. Damit entfernt sich Boulez für immer von der traditionellen Form, denn er sollte ab diesem Werk in seinen Kompositionen nie wieder Bezug auf Musikformen der Vergangenheit nehmen.

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Konzert

NDR Elbphilharmonie Orchester / Leif Ove Andsnes / Alan Gilbert

NDR Elbphilharmonie Orchester
Leif Ove Andsnes, Klavier
Dirigent: Alan Gilbert


Claude Debussy: Fantaisie für Klavier und Orchester
César Franck: Variations symphoniques für Klavier und Orchester fis-Moll FWV 46
Henri Dutilleux: Sinfonie Nr. 2 »Le Double«

Französische Raffinesse?

Ist es bloß ein Klischee, wenn man der französischen Musik eine besondere Raffinesse unterstellt? Oder steckt da doch mehr als nur ein Körnchen Wahrheit drin? Eine spannende Frage. Die begleitet Alan Gilbert und das NDR Elbphilharmonie Orchester, wenn sie zusammen mit Leif Ove Andsnes im Rahmen des Internationalen Musikfests Hamburg einen Ausflug nach Frankreich unternehmen. Mit drei visionären Werken, die nur selten den Weg in den Konzertsaal finden und das Musikfest-Motto »Zukunft« auf individuelle Weise beleuchten.

Claude Debussys Fantasie für Klavier und Orchester, entstanden in den Jahren 1889/90, ist ein wenig bekanntes Stück, das einerseits noch in der klassisch-romantischen Tradition des Solokonzerts wurzelt, andererseits aber schon den ganz eigenen zukünftigen Duft Debussys verströmt. Gleich der erste Auftritt des Klaviers vereint romantische Schwärmerei mit dem für Debussy so typischen Farbsinn; die Arpeggien im Flügel beschwören ein Bild von rauschendem Wasser. Im langsamen Satz inszeniert der Komponist eine Art Nachtstimmung und verschleiert die Konturen kunstvoll, indem er verschiedene Rhythmen überlagert. Ja, das klingt sehr raffiniert. Sicher auch unter den Händen des norwegischen Pianisten Leif Ove Andsnes, der in vielen Stilen zuhause ist.

César Franck gibt sich in seinen formal originellen »Variations symphoniques« kantiger, er konfrontiert punktierte Unisoni der Streicher mit einem verträumten Gesang des Klaviers. Das erinnert teilweise an die Kontrastlust im Schaffen von Beethoven, da sind wir eher in Wien oder Bonn als in Paris. Aber mit Henri Dutilleux‘ Zweiter Sinfonie kehrt das Programm wieder zur französischen Sinnlichkeit zurück. Kaum ein anderer Komponist des 20. Jahrhunderts hat so lange und so langwierig an den Sounds und Farben getüftelt wie der 1916 geborene und 2013 verstorbene Henri Dutilleux. In seiner Zweiten Sinfonie mischt er diese Farben mit zwei Klangkörpern, weshalb das Stück auch den Beinamen »Le Double« trägt: Das groß besetzte Hauptorchester trifft auf ein zwölfköpfiges Ensemble, das im Halbrund vor dem Dirigentenpult positioniert ist. Diese beiden Formationen reagieren aufeinander, sie tauschen sich aus, spielen sich Echos zu. Ganz schön raffiniert, dieser Klangzauber. Und sehr französisch.

Einführung:
8./9.5.: 19:00 Uhr / Elbphilharmonie, Großer Saal
11.5.: 10:00 Uhr / Elbphilharmonie, Großer Saal

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Konzert

John Cage: Music and Dance

»CAGE²«

Bertrand Chamayou, Klavier
Elodie Sicard, Tanz, Choreografie
Anna Paolina Hasslacher, Klavierpräparierung
Philippe Gladieux, Lichtdesign


Cage im Quadrat

John Cage war ein Freigeist, ein Pionier und Revolutionär, der das Musikverständnis seiner Zeit gehörig auf den Kopf stellte. Bei humorvollen Happenings und zahlreichen Auftritten in beliebten Fernseh-Shows überraschte er das Publikum mit Alltagsgegenständen und baute Quietsche-Entchen, Gießkannen oder Dampfkochtöpfe in seine Werke ein. Ein völlig neuer Ansatz! Sein bekanntestes Stück »4’33’’« kommt sogar ganz ohne einen einzigen Ton aus: 4 Minuten und 33 Sekunden lang herrscht gespannte Stille – auch das, so Cage, ist Musik. Im Internationalen Musikfest Hamburg bringt der gefeierte Pianist Bertrand Chamayou mit »Cage²« legendäre Cage-Stücke mit Tanz auf die Bühne.

Ende der 1930er Jahre experimentierte der gelernte Pianist Cage mit den Ausdrucksmöglichkeiten seines eigenen Instruments und präparierte sein Klavier mit Schrauben und Radiergummis, die er zwischen die Saiten steckte. Den so gewonnenen schlagzeugartigen Klang verwendete Cage prompt, als die Tänzerin Syvilla Fort 1940 eine Begleitmusik für ihre Choreografien bei ihm in Auftrag gab, bei welcher der Rhythmus eine große Rolle spielen sollte. Die außergewöhnliche Kombination aus präpariertem Klavier und Tanz war so erfolgreich, dass weitere Aufträge anderer Tänzer:innen folgten.

Für »Cage²« setzt Bertrand Chamayou genau diese Musik wieder in Szene. Schon das gleichnamige Album, das im Mai 2024 erschienen ist, erntete Lob von allen Seiten. »Tadellos«, resümierte das Gramophone-Magazin, und der Guardian führte aus: »Chamayous Interpretation der Stücke ist beispielhaft, jeder komplexe Rhythmus messerscharf, jede Phrase perfekt artikuliert. Eine fabelhafte CD, eine wahre Offenbarung.« Umso mehr darf man sich freuen, wenn zur genialen Musik nun auch noch die Choreografien auf die Bühne kommen.

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Konzert

John Luther Adams: Become Ocean

Basel Sinfonietta
Andreas Haefliger, Klavier
Dirigent: Titus Engel


Dieter Ammann: The Piano Concerto »Gran Toccata«
John Luther Adams: Become Ocean

Was birgt die Zukunft?

»Das Leben auf unserem Planeten entwickelte sich im Wasser. Wenn nun die Polkappen schmelzen und der Meeresspiegel steigt, endet es auch wieder im Wasser.« Auf Basis dieser ebenso simplen wie erschütternden Prognose zur Zukunft der Menschheit schuf der in Alaska lebende Komponist und Umweltaktivist John Luther Adams sein opulentes Orchesterstück »Become Ocean«, das einen Pulitzer-Preis und einen Grammy gewann. Kaum ein Werk könnte besser zum Motto des Internationalen Musikfests Hamburg »Zukunft« passen – gespielt wird es von einem der besten Orchester für Neue Musik, der Basel Sinfonietta unter ihrem Chefdirigenten Titus Engel.

Ihm vorangestellt ist eines der fetzigsten Klavierkonzerte des 21. Jahrhunderts, uraufgeführt bei den Londoner Proms 2019. Einmal mehr zeigt sich der Schweizer Dieter Ammann als versierter Komponist, der seine Vergangenheit in Funk- und Jazz-Bands ebenso lustvoll einbezieht wie Einflüsseaus der frühen musikalischen Moderne. Am Klavier: Andreas Haeflinger, der das Werk 2019 in Boston aus der Taufe hob und hier wie auch bei einer Folgeaufführung in Luzern als »Elementarereignis« bejubelt wurde.

Einführung mit Verena Mogl
19:00 Uhr / Elbphilharmonie, Großer Saal

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Kammerkonzert

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen / Janine Jansen / Paavo Järvi

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Janine Jansen, Violine
Dirigent: Paavo Järvi


Ludwig van Beethoven: Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61
Franz Schubert: Sinfonie Nr. 4 c-Moll D 417 »Tragische«

Monumentalität und Tragik

Ein bewährtes Dreamteam: Paavo Järvi und »seine« Deutsche Kammerphilharmonie Bremen verbindet seit langem eine intensive künstlerische Zusammenarbeit. Ganz besonders zu Hause sind sie an der Schnittstelle zwischen Klassik und Romantik mit der Musik Ludwig van Beethovens und seiner Nachfolger. Im Internationalen Musikfest Hamburg widmen sie sich nun ganz exklusiv dieser Klangwelt. Gemeinsam mit Stargeigerin Janine Jansen tauchen sie ein in Beethovens monumentales Violinkonzert und stellen es neben eine ebenso richtungsweisende Sinfonie von Franz Schubert.

Als Gegenentwurf zu reinen Virtuosenstücken ohne Akrobatik oder schmalzige Melodien konzipierte Beethoven sein Violinkonzert. Mit epischen Dimensionen von knapp einer Dreiviertelstunde und einer Aura philosophischer Tiefgründigkeit fasziniert das Werk bis heute und stellt Geiger:innen dabei vor höchste Gestaltungsansprüche. Im Ausdruck stößt die Musik schon weit in die Intensität romantischer Gefühlswelten vor und bildet so eine Brücke zu der Musik von Franz Schubert. Schuberts »Tragische« spart nicht an dramatischen Momenten, ringt sich im hitzigen Finale schließlich aber zu einem heiteren Schluss durch.

Einführung mit Dominik Bach
19:00 Uhr / Elbphilharmonie, Großer Saal

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Konzert

Vivaldi: Die Vier Jahreszeiten

Le Consort
Théotime Langlois de Swarte, Barockvioline und Leitung


Antonio Vivaldi: Le quattro stagioni (Die vier Jahreszeiten) op. 8
Claudio Monteverdi: Adoramus te / Motette
Antonio Vivaldi: Concerto für Streicher und Basso continuo d-Moll RV 129 »Madrigalesco«
Marco Uccellini: Aria sopra »La Bergamasca« / aus: Sonate arie e correnti op. 3
Antonio Vivaldi: Concerto für Violine, Streicher und Basso continuo d-Moll RV 813
Francesco Geminiani: Concerto grosso d-Moll »La Follia«

Jahreszeiten in neuem Gewand

So viel lässt sich festhalten: Die sogenannte Alte Musik liegt längst nicht mehr nur in den Händen einer alten Garde, die wichtige Pionierarbeit geleistet hat. Immer mehr junge, in spezialisierten Studiengängen ausgebildete Künstlerinnen und Künstler strömen auf die Bühnen dieser Welt, um die Musik der vergangenen Jahrhunderte in frischen Interpretationen neu zu beleben. Zu den aktuellen Shooting-Stars der Szene gehört auch der französische Barockgeiger Théotime Langlois de Swarte, der nun – nach seinem Auftritt im Juni 2024 in der Elbphilharmonie-Reihe »FAST LANE« – mit seinem eigenen Ensemble Le Consort zu erleben ist.

Auf dem Programm steht ein Werk, das man nicht mehr vorstellen muss: Antonio Vivaldis »Vier Jahreszeiten«. Die Sammlung aus vier die Jahreszeiten porträtierenden Violinkonzerten gehören zu den frühesten und berühmtesten Beispielen der Programmmusik – und sicher zu den beliebtesten Werken der Musikgeschichte überhaupt. De Swarte verquickt sie in seinem Programm nun geschickt mit weiteren Konzerten und Ouvertüren von Vivaldi und dessen Zeitgenossen – und lässt die Jahreszeiten so in neuem Gewand erscheinen.

Einführung mit Esther Dubke
19:00 Uhr / Laeiszhalle, Großer Saal

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Konzert

Ensemble NIGHT

»Eine musikalische Reise durch den Himalaya« – Klassik der Welt

Ensemble NIGHT
Jason Kunwar, Sarangi, Bambusflöten, Piwancha, Gesang
Niraj Shakya, Tungna, Murchunga
Sudhir Acharya, Maadal, Dhime, Nagara, Tyamko, Chatkauli
Shiva Kumar Khatri, Paluwa Blätter, Gesang
Sugama Gautam, Gesang


Nepal – ein unentdeckter Kosmos

Von tropischen Ebenen bis zu den eisig-erhabenen Gipfeln des Himalayas breitet sich die Landschaft Nepals aus. Eine ähnlich aufregende Vielfalt besitzt seine Musik. Das Ensemble NIGHT bringt diese verborgenen Schätze zwischen ländlicher Folklore, indischen Anklängen und spiritueller Färbung zum Vorschein.

2006 gründete sich das Quintett in der Hauptstadt Katmandu um den Sänger und Multiinstrumentalisten Jason Kunwar. Nach einer Anfangsphase als Metal-Band beschlossen die Musikerinnen und Musiker, den kulturellen Kosmos mit den über 100 Ethnien und Sprachen des Landes zu ergründen und zu bewahren. Begleitet durch intensive Feldforschungsreisen in entlegene Dörfer haben sie ein Repertoire entwickelt, in dem alte Lieder und fast verlorene Instrumente wieder zum Vorschein kommen. Zu ihnen zählen die aus frischen Blättern gefertigte Paluwa-Flöte, das dreisaitige, mit Schafshaut bespannte Streichinstrument Sarangi und das Saiteninstrument Tungna aus der Ethnie der Tamang.

Aus dem tiefen Verständnis der traditionellen Musik schreibt das Ensemble auch neue Songs. Dieser »New School Folk« erzählt von Spiritualität genauso wie vom mühsamen Leben auf dem Land. Das Ensemble dokumentiert seine Arbeit auch filmisch – und eröffnet Nepal so eine Chance, sein spannendes Erbe zu nachfolgenden Generationen und in die Welt hinauszutragen.

Einführung mit Christian Koehn
18:30 Uhr / Elbphilharmonie, Kleiner Saal

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Filmkonzert

Philip Glass: Koyaanisqatsi

Philip Glass Ensemble
Michael Riesman, Keyboard und Leitung
Andrew Sterman, Flöte, Piccoloflöte, Sopransaxofon
Sam Sadigursky, Flöte, Sopransaxofon
Peter Hess, Altsaxofon, Tenorsaxofon
Lisa Bielawa, Keyboard, Gesang
Mick Rossi, Keyboard
Ryan Kelly, Sound-Design
Dan Bora, Sound-Design
Feico Deutekom, Keyboard
Pascal Meyer, Keyboard


Film mit Originalmusik von Philip Glass
Koyaanisqatsi (Regie: Godfrey Reggio, USA 1982)

Minimal apokalyptisch

Kinostimmung im Großen Saal der Elbphilharmonie: Das Philip Glass Ensemble spielt live den Soundtrack seines Gründers und Namensgebers zum Kultfilm »Koyaanisqatsi« aus dem Jahr 1982. Aus der Sprache der amerikanischen Hopi übersetzt, bedeutet der Filmtitel »Leben aus dem Gleichgewicht« – die damalige Kritik am oftmals hektischen Leben des modernen Menschen ist bis heute aktuell.

Prominente Fans wie die Produzenten Francis Ford Coppola (Der Pate) und George Lucas (Star Wars) trugen dazu bei, den visionären Film bekannt zu machen. Völlig neu und bahnbrechend waren 1982 die erzählerischen Mittel des Films: Ohne Handlung und Dialoge hetzen Menschen im Zeitraffer durch die moderne, maschinengeprägte Welt – eine apokalyptische Vision der Kollision von Mensch und Natur, Technologie und Umwelt.

Der Soundtrack von Minimal-Music-Legende Philip Glass verstärkt die hypnotische Wirkung des Films zu einem audio-visuellen Gesamtkunstwerk. Je schneller sich die Maschinen drehen und die Fließbänder laufen, je gestresster die Menschen daran arbeiten, desto mehr steigert Glass auch das Tempo seiner sich wiederholenden Pattern. Auch wenn der Komponist selbst mittlerweile nicht mehr auftritt, trägt sein Ensemble den Geist seiner Musik originalgetreu weiter.

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Klavierkonzert

Seong-Jin Cho / Klavierabend

Seong-Jin Cho, Klavier

Alle Werke für Klavier solo von Maurice Ravel

In allen Farben des Klangs

Wenn es perlt und schimmert, wenn es transparent wird und zugleich in allen Farben strahlt, dann ist schnell klar, wer am Klavier sitzt: Seong-Jin Cho, der Klangzauberer, der 2015 schlagartig berühmt wurde, als er den prestigeträchtigen Chopin-Wettbewerb für sich entschied – eine Verpflichtung als Exklusivkünstler bei der Deutschen Grammophon folgte auf dem Fuße. In seiner Heimat Südkorea galt er da bereits als Popstar. Ein Ruhm, den er selbst nur mit einem Lächeln quittiert. Denn was ihn wirklich begeistert, sind die Klangwelten eines jeden Komponisten, in die er mit jedem neuen Programm ganz tief eintaucht: Auf Chopin folgte Debussy, auf Mozart Schubert und Händel. Irgendwie klar, dass er sich nun im Ravel-Jahr 2025 aufmacht, den farbenprächtigen Kosmos des französischen Tonmalers zu erkunden.

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Jazz

Art Ensemble of Chicago

»Great Black Music – Ancient to the Future«

Art Ensemble of Chicago
Roscoe Mitchell, saxophone
Famoudou Don Moye, drums, congas, percussion
Yuniya Edi Kwon, violin
Simon Sieger, piano, trombone, tuba
Junius Paul, double bass, electric bass
Dudu Kouaté, african percussion, flute, vocals


»The Sixth Decade«
A Tribute to Lester Bowie, Joseph Jarman, Malachi Favors Maghostut and Their Lasting Contributions to »Great Black Music – Ancient to the Future«

Great Black Music

Das Art Ensemble of Chicago genießt Legendenstatus: 1967 in der namensgebenden Stadt gegründet, siedelte die Band kurz darauf nach Paris über. Von dort startete sie ihre Weltkarriere mit »Great Black Music« – einem einzigartigen Avantgarde-Jazz, der afrikanische, aber auch asiatische oder lateinamerikanische Traditionen einschließt. Im sechsten Jahrzehnt des Bestehens sind noch zwei Altmeister der ersten Generation dabei: Saxofonist Roscoe Mitchell und Drummer Famoudou Don Moye.

Ergänzt um fantastische jüngere Musikerinnen und Musiker, erschafft das Kollektiv eine gewohnt ungewöhnliche Hommage an seine Gründungsmitglieder, treu den Wurzeln und doch am Puls der Zeit. »From Ancient to the Future« lautete das Band-Motto schon zu Beginn und spricht Bände über die musikalische Verortung nicht nur im aktuellen Jazz, sondern auch in alten Musiktraditionen und in der Neuen Musik.

Das Album »The Sixth Decade – from Paris to Paris« wurde 2020 beim Pariser Festival »Sons d’Hiver« aufgenommen und markiert damit auch eine Hommage an den Ort, an dem alles begann. Der Guardian schreibt über das Zusammenspiel von alter und neuer Garde: »Es ist herzerwärmend zu hören, dass das Art Ensemble of Chicago solch treue Erben hat, die so entschlossen sind, die Geschichte fortzuschreiben.«

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Konzertante Aufführung

Händel: Solomon

NDR Vokalensemble
FestspielOrchester Göttingen
Lena Sutor-Wernich, Solomon
James Way, Zadok
Isaak Lee, Attendant
Armin Kolarczyk, Levit
Francesca Lombardi Mazzulli, Queens & 1st Harlet
Carlotta Colombo, 2nd Harlet
Leitung: George Petrou


Georg Friedrich Händel: Solomon / Oratorium in drei Akten

Aufführung in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Machtvolle Doppelchöre

Schon bevor Georg Friedrich Händel sein Oratorium »Solomon« begann, wusste er anscheinend, dass ihm bei der Uraufführung mehr Musiker als gewöhnlich zur Verfügung stehen würden. Und so nahm sich Händel bei seiner Komposition jede Freiheit, er schrieb für eine große Bläserbesetzung, zusätzliche Streicher und machtvolle Doppelchöre. Das Sujet ist für sagenhaften (Klang-)Reichtum wie gemacht: Händel stellt den biblischen König Salomon ins Zentrum des Geschehens und damit die wichtigsten Etappen im Leben des weisen Herrschers – Gleich den ersten Akt eröffnen grandiose Freudenchöre zum Tempelbau in Jerusalem. Voller Dramatik folgt der zweite Akt, in dem König Salomon zwischen zwei Frauen entscheiden muss, die um ein Kind streiten. In einer anrührenden Arie verrät der Komponist die entsagungsvolle Liebe der echten Mutter. Und zum Finale erscheint niemand Geringeres als die Königin von Saba, um mit König Salomon über die Macht der Musik zu philosophieren.

Das Treffen des jüdischen Herrschers und der arabischen Fürstin erscheint nicht nur heutzutage wie ein Friedensgebet. Eine mögliche Lesweise ist, dass Händel sein Oratorium über den weisen König Salomo insgeheim an König Georg II. adressierte. Großbritannien hatte sich in jenen Jahren in zahlreichen Kriegen aufgerieben, und nicht wenige der Untertanen wünschten sich ein beschauliches Leben zurück. Mit der Interpretation der Werke Händels ist das FestspielOrchester Göttingen mehr als vertraut: Seit 2006 versammeln sich alljährlich Musikerinnen und Musiker aus aller Welt, um den renommierten Festival-Klangkörper der Internationalen Händel-Festspiele Göttingen zu bilden.

Einführung mit Christian Münch-Cordellier
19:00 Uhr / Elbphilharmonie, Großer Saal

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Neue Musik

Zubin Kanga

»Cyborg Pianist« – ePhil

Zubin Kanga, piano, synthesizers, live electronics

»Cyborg Pianist«
Zubin Kanga: Hypnagogia (after Bach)
Tansy Davies: Star-way
Alex Groves: DANCE SUITE
Alexander Schubert: Steady State

Zukunftsmusik

Wie klingt die Zukunft des Klaviers? Dieser Frage geht der australische Pianist und Komponist Zubin Kanga nach. Dafür ergänzt und verkabelt er den klassischen Konzertflügel mit vielen Tech-Gadgets oder spielt auf gleich mehreren Synthesizern gleichzeitig. Seine Konzerte gleichen einem Happening, das Musik mit Performing Arts verbindet und ein einzigartiges Erlebnis verspricht: einen Cyborg am Klavier.

Sensor-Handschuhe und ein Helm, der aussieht wie eine Discokugel, dabei aber Hirnströme misst, machen Alexander Schuberts »Steady State« zu einem multimedialen Experiment. Zubin Kangas Gedanken und feinste Bewegungen seiner Hände verwandeln sich in ein Kunstwerk aus Klang, Licht und Video.

Zubin Kangas eigene Komposition »Hypnagogia (after Bach)« erzählt vom Halbschlaf eines Langstreckenflugs, in dem sich Bach mit dem Rauschen der Turbinen vermischt. »Star-way« blickt mit Wellen von pulsierenden und funkelnden Synthie-Klängen ins nächtliche Himmelsgewölbe. Alex Groves fragmentiert in seiner »Dance Suite« die Tanzfläche eines Clubs – ein Fiebertraum aus Gesangssamples, Drumkicks, verschwitzten Körpern und verschütteten Drinks.

Elbphilharmonie PLUS – Zusatzangebote zu diesem Konzert: Podiumsdikussion mit Brigitta Muntendorf, Eva Reiter und Alexander Schubert und Talk mit Zubin Kanga über seine Arbeit am 17. Mai

Rahmenprogramm: Sa, 17.5.2025 14:30 Uhr
Der Cyborg-Pianist, Elbphilharmonie, Kaistudio 1

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Neue Musik

Brigitta Muntendorf: Orbit

Weltraum-Oratorium für KI-Sprachklone und 3D-Sound

Brigitta Muntendorf: Orbit – A War Series / Weltraum-Oratorium für KI-Sprachklone und 3D-Sound

Unsterbliche Kämpferinnen, techno-futuristisch

Ein Konzert ohne Bühne und sichtbare Musiker:innen: Das Publikum sitzt bei »Orbit – A War Series« im Raum verteilt, der Sound scheint von überall herzukommen. Als »imposantes Gesamtkunstwerk« beschreibt das Magazin Groove die Uraufführung bei der Biennale in Venedig 2023 – und das dreht sich um ein gewichtiges Thema. Im Zentrum: unsterbliche Kämpferinnen in einem posthumanen, techno-futuristischen Chor.

Kostenloses Zusatzangebot: Podiumsdikussion mit Brigitta Muntendorf, Eva Reiter und Alexander Schubert, direkt vor dem Konzert.

Über elektronische Musik zwischen Techno und sphärischem Flächenklang setzt Komponistin Brigitta Muntendorf mit KI geklonte, verfremdete Stimmen. Sie erzählen von struktureller sexualisierter Gewalt gegen Frauen als Kriegswaffe. Durch die Verfremdung losgelöst vom Einzelschicksal und von jeder Körperlichkeit, umkreisen die Stimmen das Publikum mit eindringlichen Zeugnissen der Kriege und Machtkämpfe, wie sie seit Jahrtausenden gegen den weiblichen Körper geführt werden.

»Ich wollte einen Raum schaffen, in dem wir uns diesen Themen annähern und sie ›umarmen‹ können, in dem die Gewalt nicht an das Publikum weitergetragen oder im Konzertsaal reproduziert wird«, sagt die Komponistin. Raum ist hier wörtlich als »Klang-Raum« gemeint. Der Sound kommt aus Lautsprechern, die rund um das Publikum angeordnet ist, mal scheint er wie ein Hubschrauber zu kreisen, dann aus einer bestimmten Richtung zu kommen oder von überall. Möglich macht das modernste 3D-Soundtechnik, die seit Kurzem im Kleinen Saal der Elbphilharmonie verbaut ist.

Rahmenprogramm: Sa, 17.5.2025 17 Uhr
KI in der Musik, Elbphilharmonie, Kaistudio 1

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Konzert

Chicago Symphony Orchestra / Jaap van Zweden

Chicago Symphony Orchestra
Dirigent: Jaap van Zweden


Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 6 a-Moll

Klingender Zukunftsroman

Finale auf Weltniveau: Unter dem Motto »Zukunft« versammelt das Internationale Musikfest zum Saisonabschluss die Global Players der Klassik mit spannenden Programmen. Mit dabei ist eines der traditionsreichsten und prestigeträchtigsten Orchester der USA: das Chicago Symphony Orchestra. Unter der Führung von Stardirigent Jaap van Zweden füllen sie den Großen Saal der Elbphilharmonie mit der visionären Musik von Gustav Mahler.

Nur wenige Komponist:innen haben der Orchestermusik so viel Zukunft beschert wie Mahler. Selbst ein gefragter Dirigent mit internationaler Karriere, wusste er beim Komponieren ganz genau um die Grenzen des Orchesters, konnte sie ausreizen und immer wieder verschieben. In seiner grandiosen und düsteren Sechsten Sinfonie ist das offensichtlichste Zeichen von Mahlers Innovationsgabe ein neuartiger Schlagzeugeffekt: Der berühmte Hammerschlag, der im tragischen letzten Satz die Apokalypse heraufbeschwört und damit zum Symbol des ganzen Werks wurde. Das ist aber etwas verkürzt, denn der Rest der Sinfonie ist nicht weniger emotional, mitreißend und genial. Ein riesiger Roman in Tönen, fesselnd von der ersten bis zur letzten Sekunde!

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Neue Musik

Decoder Ensemble

»Future Recognition«

Decoder Ensemble
Carola Schaal, Klarinette
Sonja Lena Schmid, Violoncello
Leopold Hurt, Zither
Andrej Koroliov, Klavier, Keyboard
Jonathan Shapiro, Schlagzeug
Alexander Schubert, Live-Elektronik


»Future Recognition«
Alexander Schubert: Holo_Acid.MOV (CRYPT-File)
Michael Brailey: Neues Werk
Sina Fani Sani: Neues Werk
Denis Połeć: Neues Werk
Monika Dalach: Neues Werk

Die Zukunft des Komponierens?

Das Decoder Ensemble bewegt sich stets am Puls der Zeit – oder ist ihm ein Stück voraus. Als »Band für Neue Musik« sind die sechs Musikerinnen und Musiker mit unterschiedlichsten Projekten Stammgäste in der Elbphilharmonie. »Future Recognition« erkundet im Rahmen des Internationalen Musikfests Hamburg, das 2025 unter dem Motto »Zukunft« stattfindet, die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz in Musik und Kunst.

Kostenloses Zusatzangebot: Podiumsdikussion mit Brigitta Muntendorf, Eva Reiter und Alexander Schubert am 17. Mai

Alle Werke des Abends experimentieren mit KI und sind größtenteils Uraufführungen von internationalen jungen Komponistinnen und Komponisten, für die das Arbeiten mit KI fast schon selbstverständlich ist. Kreatives Potenzial oder Gefahr für den Menschen und seine Identität?

Alexander Schubert ist sowohl Ensemblemitglied als auch Komponist. Mit seinem Stück »Holo_Acid.MOV (CRYPT-File)« wirft er weitere zentrale Fragen auf: Texte, Sounds und Videos des multimedialen Werks sind ausnahmslos KI-generiert. Seit der Uraufführung 2021 haben sich Produktionstechniken rasant verbessert und vereinfacht – was bedeutet diese kurze Halbwertszeit für das künstlerische Schaffen? Der Multimedia-Künstler Denis Polec ist beauftragt, den visuellen Teil der Komposition mithilfe von KI weiterzuentwickeln.

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Konzert

Chicago Symphony Orchestra / Jaap van Zweden

Chicago Symphony Orchestra
Dirigent: Jaap van Zweden


Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 7 e-Moll

Durch Nacht zum Licht

Unglaubliche 40 Jahre ist es her, dass das Chicago Symphony Orchestra zuletzt bei ProArte gastierte. Es wird also höchste Zeit, Amerikas Edelklangkörper, der zu den traditionsreichsten Orchestern der USA gehört, dem ProArte-Publikum in der Elbphilharmonie zu präsentieren. Als ausgewiesene Mahler-Spezialisten liefern die Musiker:innen aus Chicago einen substanziellen Beitrag zu unserem Saisonschwerpunkt: Mahlers 7. Sinfonie liegt laut Jaap van Zweden »genau auf der Grenze zwischen Traum und Realität« und gehöre damit zu den anspruchsvollsten Werken – für Dirigent und Orchester gleichermaßen. Durch Nacht zum Licht führt der Weg bis zum jubelnden Finale der Sinfonie, die der vielbeschäftigte Hofoperndirektor Mahler wieder einmal in seinem Sommerrefugium am Wörthersee zu Papier brachte. »Beim ersten Ruderschlag fiel mir das Thema […] der Einleitung zum ersten Satz ein.«

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Konzert

Mozart: Requiem

Dresdner Philharmonie
Dresdner Kreuzchor
Katharina Konradi, Sopran
Marie Henriette Reinhold, Mezzosopran
Patrick Grahl, Tenor
Krešimir Stražanac, Bass
Leitung: Martin Lehmann


Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem d-Moll KV 626
sowie ausgewählte Werke von Arvo Pärt

Zwischen Damals und Heute

Was wäre gewesen, hätte Wolfgang Amadeus Mozart Zeit gehabt, sein Requiem noch zu vollenden? Welche Welten hätten sich uns wohl eröffnet, wenn der damals 35-Jährige nicht 1791 vom »hitzigen Frieselfieber« dahingerafft worden wäre – einer Diagnose, die bis heute nicht eindeutig identifiziert werden konnte? Nun ist sein letztes, geheimnisvollstes und existenziellstes Werk Fragment geblieben – wenn auch kunstvoll vervollständigt von Franz Xaver Süßmayr. Konsequent eigentlich, dass der weltberühmte Dresdner Kreuzchor das Fragmentarische des Requiems als Qualität begreift und es mit Werken eines zeitgenössischen Komponisten versetzt, der wie kaum ein anderer für eine zutiefst spirituelle Haltung bekannt ist: Arvo Pärt. Kompositionen des Esten verbinden sich in der Elbphilharmonie mit den Meisterklängen Mozarts zu einem neuen Ganzen, das den Tod – und das Leben – aus einer Perspektive zwischen damals und heute beleuchtet.

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Konzert

Orchestra of the Age of Enlightenment / Sir András Schiff

Orchestra of the Age of Enlightenment
Sir András Schiff, Klavier und Leitung


Robert Schumann: Introduktion und Allegro appassionato für Klavier und Orchester G-Dur op. 92
Felix Mendelssohn Bartholdy: Ein Sommernachtstraum op. 61 (Auszüge)
Robert Schumann: Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 54

Romantische Quintessenzen

Schon über ein halbes Jahrhundert währt die Karriere von Sir András Schiff, einem der weltweit führenden Pianisten. Der ganzheitliche Musiker ist immer wieder auch als Dirigent zu erleben und kollaboriert regelmäßig mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment, mit dem ihn das Interesse an historisch informierten Interpretationen verbindet. 2021 dokumentierte das bestens aufeinander eingespielte Duo seine künstlerische Verbindung in einer gefeierten Einspielung der Brahms-Klavierkonzerte und präsentiert jetzt Werke von zwei Komponisten, die die Quintessenz deutscher Romantik verkörpern: Robert Schumann und Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Der Ruhm von Robert Schumanns Klavierkonzert ist bis heute so groß, dass kaum jemand die anderen Werke kennt, die er für Klavier und Orchester komponierte. Wer das ändern will, kann sich zu Beginn des Konzerts von Schumanns »Allegro appassionato« begeistern lassen, das von größter Zartheit bis zu düsterer Dramatik das ganze Spektrum romantischer Stimmungen ausschöpft und nebenbei ein wahres Feuerwerk pianistischer Brillanz entzündet.

Danach tauscht Sir András Schiff die Tasten gegen den Taktstock ein und dirigiert Auszüge aus Mendelssohns »Sommernachtstraum« – eine Perlenschnur perfekt gezeichneter Szenen und Charakterbilder, deren Eleganz und beiläufige Perfektion immer wieder verblüfft. Der Kreis schließt sich, wenn Schiff an den Flügel zurückkehrt, um den Abend mit Schumanns Klavierkonzert zu beschließen, das völlig zu Recht einer der beliebtesten Dauerbrenner des Konzertrepertoires ist!

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Oper

The Rise / Ictus Ensemble

Experimentelle Oper von Eva Reiter und Michiel Vandevelde

Ictus
Dirk Descheemaeker, Musiker
Hanna Kölbel, Musikerin
Michael Schmid, Musiker
Eva Reiter, Musikerin
Ruben Grandits, Erzähler
Lore Binon, Sopran
Amanda Barrio Charmelo, Tanz
Nathan Felix-Rivot, Tanz
Antoine Roux-Briffaud, Tanz
Aure Wachter, Tanz
Eva Reiter, Konzept, Regie, Bühnenbild
Michiel Vandevelde, Konzept, Regie, Choreographie, Bühnenbild und Lichtdesign


Eva Reiter: The Rise
Eine Koproduktion von Musica Festival Strasbourg, Elbphilharmonie Hamburg, Concertgebouw Brugge, IRCAM – Centre Pompidou, KWP und Perpodium

Der Klang der Geste

Was wäre, wenn die Menschheit das Tor zur Unterwelt durchschreiten und in einer anderen Sphäre noch einmal neu anfangen könnte? Eva Reiters experimentelle Oper »The Rise«, geschrieben auf Basis von Gedichten der Literaturnobelpreisträgerin Louise Glück und inszeniert vom Choreografen Michiel Vandeveldes, spielt diese Vision durch. Im Mittelpunkt agiert der gehörlose Schauspieler Ruben Grandits, dessen Gebärden über Sensoren an den Händen in berauschende Klänge umgewandelt werden. Als Zeremonienmeister steuert er mit seinen Gesten und Sounds die anderen Personen auf der Bühne.

Im Zusammenspiel von eigens dafür gebauten Instrumenten, elektronisch transformierten Klängen und der Bewegungen der Performer:innen entstehen eine neue Sprache, eine neue Gesellschaft und eine neue Musik. Die speziell entwickelten Instrumente verwandeln Bewegung sichtbar in Klänge. Musik, Tanz und Sprache vereinen sich in Bild und Ton – »The Rise« ist so für Gehörlose und Hörende gleichermaßen zugänglich.

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Konzert

Sächsische Staatskapelle Dresden / Sol Gabetta / Tugan Sokhiev

Sächsische Staatskapelle Dresden
Sol Gabetta, Violoncello
Dirigent: Tugan Sokhiev


Dmitri Schostakowitsch: Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 Es-Dur op. 107
Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 7 E-Dur

Ein Klang wie Gold

Was haben Schostakowitschs Erstes Cellokonzert und Bruckners Siebte Sinfonie gemeinsam? Richtig: Sie haben beide die Werkverzeichnisnummer 107 und – und das ist der eigentliche Punkt – am Anfang steht das Cello. Man könnte vermuten, dass die Gemeinsamkeiten hier enden. Denn während Bruckner den Fokus auf lange Melodielinien und gesangliche Bögen legt, kommt der Schostakowitsch sehr viel rhythmischer daher. Dennoch verfolgen beide Komponisten das gleiche Ziel: den Ausdruck größter und intensivster Gefühle. Damit sind sie bei Tugan Sokhiev und der Sächsischen Staatskapelle Dresden in den besten Händen. Mit seinem einzigartigen Klang – Herbert von Karajan verglich ihn mit dem »Glanz von altem Gold« – rückt der Traditionsklangkörper die beiden Klangmonumente in der Elbphilharmonie ins perfekte akustische Licht. Für die passende Tonlage am Cello sorgt Starcellistin Sol Gabetta.

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Konzert

Neojiba Orquestra Juvenil da Bahia / Guido Sant’Anna / Ricardo Castro

Neojiba Orquestra da Bahia
Guido Sant’Anna, Violine
Dirigent: Ricardo Castro


Carlos Gomes: Alvorada / aus der Oper »Lo schiavo«
Jean Sibelius: Konzert für Violine und Orchester d-Moll op. 47
Leonard Bernstein: Symphonic Dances from »West Side Story«
Aaron Copland: El salón México
Alberto Ginastera: Danzas / aus dem Ballett »Estancia« op. 8a

Südamerikanische Orchester-Party

Aus hochtalentierten Musikerinnen und Musikern zwischen 13 und 27 Jahren besteht das 2007 gegründete brasilianische Jugendorchester Neojiba. Ganz nach dem Vorbild des venezolanischen »El Sistema« ist es Teil eines Förderprogramms, das nicht nur musikalische Bildung bietet, sondern auch soziale Integration fördert. Als erstes brasilianisches Jugendorchester überhaupt trat Neojiba vor einigen Jahren in Europa auf, nun kehrt es mit einem vielfältigen nord- und südamerikanischen Programm zurück.

Zum Auftakt bringt das Orchester ein Werk seiner Heimat auf die Bühne: Carlos Gomes gilt als wichtigster brasilianischer Komponist der Romantik. Aus seiner Oper »Lo schiavo« über die Liebe einer Sklavin zum Sohn eines Großgrundbesitzers erklingt das Orchestervorspiel mit dem schönen Titel »Alvorada« – Morgenröte. Von hier aus geht es – mit einem kleinen Umweg über Finnland – nach Mexiko, Argentinien und in die USA.

So ließ sich Aaron Copland von einem Tanzsaal in Mexiko-Stadt zu seinem Orchesterwerk »El salón México« inspirieren, in dem unter anderem zwei betrunkene Fagotte ihren Auftritt haben. Argentinische Folklore und moderne Harmonik verband wiederum Alberto Ginastera – zu hören in der Suite aus seinem Ballett »Estancia«. Und auch Leonard Bernsteins »Symphonic Dances« aus der berühmten »West Side Story« sorgen für ordentlich Schwung im Großen Saal. In gänzlich andere (Klang-)Welten entführt Jean Sibelius’ berühmtes Violinkonzert, in dem der aufstrebende brasilianische 19-jährige Guido Sant’Anna als Solist zu erleben ist.

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Oper

Alban Berg: Wozzeck

NDR Elbphilharmonie Orchester
NDR Vokalensemble
Hamburger Alsterspatzen
Matthias Goerne, Wozzeck
Michael Weinius, Tambourmajor
Martin Mitterrutzner, Andres
Peter Hoare, Hauptmann
Falk Struckmann, Doktor
Christine Goerke, Marie
Stefanie Irányi, Margret
Isaak Lee, Der Narr
Fabian Kuhnen, 1. Handwerksbursch
Andreas Heinemeyer, 2. Handwerksbursch
Dávid Csizmár, Soldat
Dirigent: Alan Gilbert
Romain Gilbert, Szenische Einrichtung


Alban Berg: Wozzeck / Oper in drei Akten op. 7

Aufführung in deutscher Sprache mit Übertiteln

Musikalisches Mahnmal

Diese packende Story zwischen Drama, Mordfall und Sozialstudie lässt niemanden kalt: Mit »Wozzeck«, basierend auf Georg Büchners einflussreichem Dramenfragment, gelang Alban Berg 1925 einer der größten Erfolge der Operngeschichte. Im Rahmen des Internationalen Musikfests Hamburg erweckt eine Riege hervorragender Sänger:innen um Matthias Goerne in der Titelrolle und Alan Gilbert am Pult die Oper zu neuem Leben.

Begonnen unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs fand Alban Berg erst nach seinem Kriegsdienst in der österreichischen Armee die nötige Ruhe, um seine erste Oper zu vollenden. Vor dem Hintergrund der Kriegsjahre fühlte Berg sich seiner Hauptfigur umso näher und die Oper wurde letztendlich zu einem klingenden Mahnmal gegen den Militarismus und seine gesellschaftlichen Auswirkungen. Auf die skandalträchtige Berliner Uraufführung 1925 folgte bald eine ganze Reihe von Produktionen an Opernhäusern im deutschsprachigen Raum – bis das Stück vom NS-Regime als »entartete Kunst« verboten wurde. Den weltweiten Erfolg der Oper konnte das allerdings nicht mehr aufhalten.

Einführung:
23.5.: 19:00 Uhr / Elbphilharmonie, Großer Saal
25.5.: 17:00 Uhr / Elbphilharmonie, Großer Saal

Rahmenprogramm: Fr, 23.5.2025 17:30 Uhr
Quartett der Kritiker, Elbphilharmonie, Kleiner Saal

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Konzert

Wiener Philharmoniker / Igor Levit / Thomas Adès

Wiener Philharmoniker
Igor Levit, Klavier
Dirigent: Thomas Adès


Joseph Haydn: Sinfonie A-Dur Hob. I:64 »Tempora mutantur«
Thomas Adès: Konzert für Klavier und Orchester
György Kurtág: Hommage à Pierre Boulez
Pierre Boulez: Messagesquisse
Leoš Janáček: Taras Bulba / Rhapsodie für Orchester

Weltklasse voller Überraschungen

Die Wiener Philharmoniker, Pianist Igor Levit und Dirigent Thomas Adès: Allein jeder dieser drei Namen verspricht bereits Weltklasse. Was muss dann erst für ein Konzert herauskommen, wenn sich diese drei Interpreten zusammentun? Über das letzte Konzert des Orchesters mit Levit hieß es im Österreichischen Standard, dass »sie sich nicht nur auf einer Wellenlänge befanden, sie surften geradezu auf einer Energiewelle«. Für das Internationale Musikfest Hamburg haben sie ein Programm voller (positiver!) Überraschungen und jenseits ausgetretener Pfade zusammengestellt.

Den klassischen Auftakt bildet eine Sinfonie von Joseph Haydn, gefolgt von Thomas Adès’ Klavierkonzert, das seit seiner Uraufführung 2019 schon rund 60 Mal aufgeführt wurde – eine beachtliche Zahl für ein zeitgenössisches Werk. Angesichts des Ruhms, den das britische Multitalent als Komponist genießt, verwundert dieser Erfolg aber kaum. Über die Premiere des Konzerts schrieb ein Kritiker der New York Times: »Das Handwerk ist verblüffend, die Orchestrierung durchweg brillant. Die Tonsprache ist ganz und gar seine eigene und trägt doch die Musikgeschichte in sich. Dieses atemlose Konzert kommt spritzig und zugänglich daher und doch brodelt die Musik unter der Oberfläche. Ich kann gar nicht erwarten, es noch einmal zu hören!«

Adès, dessen Musik voller Anklänge an Musik von Barock bis Jazz ist und die keinen Dogmen folgt, setzt den Schwerpunkt der zweiten Konzerthälfte auf Leoš Janáček, dessen Klangsprache vor rund 100 Jahren ebenfalls undogmatisch war. Seine Rhapsodie »Taras Bulba« vertont die gleichnamige tragische Erzählung über einen Vater und seine zwei Söhne von Nikolaj Gogol so bildhaft, dass sich unweigerlich ein Film vor dem inneren Auge entspinnt. Als Auftakt erweisen zwei Miniaturen Pierre Boulez als Schwerpunktkomponisten des Internationalen Musikfests die Ehre.

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Konzert

Tin Men and the Telephone

»It’s About Time«

Tin Men and the Telephone
Tony Roe, piano
Pat Cleaver, bass
Jamie Peet, drums


Den Lauf der Zeit ausgetrickst

Sie lassen ihre Konzerte per App steuern und synchronisieren Politikerreden, Tennis-Matches oder Tierlaute mit Musik: Die Gruppe Tin Men and the Telephone vereint Technik, Humor und großartigen Jazz. In ihrem Programm »It’s About Time« setzt das Trio spielerisch und mit den Tricks des Kinos die Regeln der Zeit außer Kraft – in Musik und Video den Moment einfrieren, vor- und zurückspulen oder den Zeitraffer einschalten? Kein Problem!

Tin Men and the Telephone haben sich in Amsterdam gegründet und tüfteln dort an immer neuen Konzepten für ihre Konzerte. Gekonnt verbinden sie ihre genialen Improvisations-Skills mit Einflüssen aus Hip-Hop, Pop, Jazz und dem alltäglichen Wahnsinn des Internets. Mit ihren innovativen Multimedia-Shows treten sie weltweit bei den größten Jazz-Festivals wie dem North Sea Jazz Festival, dem London Jazz Festival oder dem Jazzahead auf.

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Klavierkonzert

Daniil Trifonov / Klavierabend

Daniil Trifonov, Klavier

Piotr I. Tschaikowsky: Sonate cis-Moll op. posth. 80
Samuel Barber: Sonate es-Moll op. 26
Piotr I. Tschaikowsky / Mikhail Pletnev: Suite aus »Dornröschen« für Klavier op. 66
sowie ausgewählte Walzer von Frédéric Chopin

Klangmagier auf Entdeckungsreise

Daniil Trifonovs Magie kann man sich kaum entziehen: Dass seine pianistischen Mittel nahezu grenzenlos sind – unverkennbar. Zudem überrascht er sein Publikum immer wieder mit seiner Ausdruckskraft und der Fähigkeit, Musik neu zu deuten. Somit zählt Trifonov definitiv zu den aufregendsten Pianisten der Gegenwart. Zu seinem Konzertabend im Mai 2025 bringt der Pianist ein romantisches Programm mit in die Laeiszhalle, in dem er alle Facetten seines Könnens glänzen lässt. Neben Klaviersonaten von Samuel Barber und seinem Landsmann Piotr I. Tschaikowsky nimmt er auch das Genre des Tanzes in den Blick: Zwar sind Chopins Walzer nicht wirklich tanzbar, doch Taktart und Charakter der Musik weisen unverkennbar darauf hin. Tschaikowskys Ballettmusik zu Dornröschen wiederum ist eigens für den Tanz geschrieben worden – beim Hören ziehen Ballerinas, Tänzer und Bühnenbilder vor dem inneren Auge vorbei.

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Konzert

Christian Tetzlaff / Kammerakademie Potsdam / Antonello Manacorda

Christian Tetzlaff, Violine
Kammerakademie Potsdam
Dirigent: Antonello Manacorda


Felix Mendelssohn Bartholdy: Das Märchen von der schönen Melusine / Vierte Konzertouvertüre F-Dur op. 32
Giovanni Battista Viotti: Konzert für Violine und Orchester Nr. 22 a-Moll
Antonín Dvořák: Romanze für Violine und Orchester f-Moll op. 11
Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67

Frischer Wind

»Ich glaube, sie ist keine Schicksalssinfonie, sondern Beethoven zeigt uns im Verlauf der Sinfonie den Weg zu einer besseren Welt.« Mit dieser Sicht auf die Fünfte Sinfonie Ludwig van Beethovens überraschten Antonello Manacorda und die unter seiner Leitung zu einem herausragenden Klangkörper gewachsenen Kammerakademie Potsdam bereits im vergangenen Jahr das Publikum, als ihre Einspielung in der Klassikszene für Furore sorgte. So viel frischer Wind wehte selten durch die wohl bekannteste Tonfolge der Musikgeschichte – ein »Ta-da-da-daaaa« voller Tatendrang. In Spitzengeiger Christian Tetzlaff hat die Kammerakademie Potsdam einen Bruder im Geiste gefunden: »Er ist jemand, der immer neugierig ist!« heißt es in der Klassikkolumne der Süddeutschen Zeitung. Eine zweifellos hervorragende Eigenschaft für einen Musiker, der die Kunst beherrscht, Altbekanntes immer wieder neu und unerhört klingen zu lassen.

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Konzert

Budapest Festival Orchestra / Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor / Iván Fischer

Budapest Festival Orchestra
Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg
Christiane Karg, Sopran
Anna Lucia Richter, Mezzosopran
Dirigent: Iván Fischer


Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 2 c-Moll für Sopran, Alt, Chor und Orchester »Auferstehungssinfonie«

Monumental und unbezahlbar

Sie sind ein bestens eingespieltes Team: Vor 40 Jahren gründete der ungarische Dirigent Iván Fischer in seiner Heimatstadt das Budapest Festival Orchestra und führte es über die Jahre zu Weltruhm. Ihr großes Jubiläum feiern die äußerst gern gesehenen Elbphilharmonie-Gäste im Rahmen des Internationalen Musikfests unter dem Motto »Zukunft« mit der visionären Musik von Gustav Mahler. Die Star-Besetzung setzt sich mit Christiane Karg und Anna Lucia Richter auch in den Gesangs-Soli fort.

»Aufersteh’n, ja aufersteh’n, wirst du!« Ergreifend optimistisch trägt der Chor am Ende von Mahlers Zweiter Sinfonie die religiös und philosophisch motivierte Kernbotschaft des Werks vor. Bis heute sind Aufführungen der monumentalen »Auferstehungssinfonie« ein beeindruckendes Ereignis – nicht nur in Hamburg, wo dem Komponisten im »Michel« einst die Eingebung für das Chorfinale kam. Wie passend, dass mit dem Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor ein Hamburger Klangkörper eben jenes Finale übernimmt. Das Manuskript des rund eineinhalbstündigen Werks wurde vor einigen Jahren für 5,3 Million Euro versteigert – das Live-Erlebnis ist zum Glück (un)bezahlbar.

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Klavierkonzert

Lukas Geniušas / Klavierabend

Russischer Futurismus

Lukas Geniušas, Klavier

Alexander Skrjabin: Fünf Préludes op. 74
Arthur Lourié: Eight Scenes of Russian Childhood
Alexei Stantschinski: Präludium E-mixolydisch / aus: Präludien in Kanonform
Dmitri Schostakowitsch: Sonate für Klavier Nr. 1 D-Dur op. 12
Igor Strawinsky: Grand Suite aus »L’histoire du soldat« (Auswahl)
Sergej Prokofjew: Sonate für Klavier Nr. 2 d-Moll op. 14

Neue Zeiten verlangen neue Musik!

Maschinen, Geschwindigkeit und Fortschritt versprachen Anfang des 20. Jahrhunderts eine glorreiche Zukunft. Die allgemeine Technik-Begeisterung schwappte bald auf die Kunst über, als Strömung der Futuristen. Sie erkundeten neue Inhalte und Ausdrucksformen – etwa in Russland, das auch politisch vor dem Umbruch stand. Der russisch-litauische Pianist Lukas Geniušas, der in der Elbphilharmonie zuletzt in der Reihe »Pianomania« gefeiert wurde, präsentiert wichtige Vertreter dieser kurzen, aber umso aufregenderen Phase.

Musikalischer Vorbote für die russischen Futuristen war mit seinen bahnbrechenden Klavierwerken wie den Fünf Préludes Alexander Skrjabin. Arthur Louré wurde schließlich zum musikalischen Wortführer der Bewegung und verlangte die »Selbstständigkeit von Tempi und Rhythmen«. In seinen »Eight Scenes of Russian Childhood« setzt er die Bewegungen von Kindern, Fußbällen oder zeitgenössischen Tänzen in Musik.

Welchen immensen Einfluss der Futurismus auf die russische Musik hatte, wird mit den frühen Werken von drei der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts deutlich: Sowohl Schostakowitsch als auch Prokofjew und Strawinsky begeisterten sich für den neuen Zeitgeist. Während Strawinsky schon längst in Paris lebte und mit seinen Werken das Publikum abwechselnd schockierte und begeisterte, erlebten seine zwei Kollegen wenig später ihren künstlerischen Durchbruch.

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Konzert

Rolando Villazón / lautten compagney BERLIN

»Seelenreise«

Rolando Villazón, Tenor
lautten compagney BERLIN


Musikalische Seelenreise

»Meine Seele muss sich glücklich singen«, sagt der Tenor Rolando Villazón. Er zählt zu den führenden Künstlern unserer Zeit und begeistert weltweit mit einzigartig fesselnden Auftritten voller Energie und Hingabe. Keine Stadt von Welt, die er noch nicht besungen hat, kein Festival, bei dem er nicht Stargast war. Rolando Villazón ist aber nicht nur begnadeter Welttenor, Regisseur und Leiter der Salzburger Mozartwoche, sondern auch Kulturbotschafter Mexikos, Karikaturist, Romanautor und Moderator. Das ProArte-Publikum konnte er zuletzt mit seinem lateinamerikanischen Liederabend an der Seite des Harfenisten Xavier de Maistre begeistern. Zu den »Großen Stimmen« kehrt er nun mit dem Originalklangensemble lautten compagney BERLIN zurück: Gemeinsam nehmen sie uns mit auf eine berührende musikalische Reise in die Welt Claudio Monteverdis und zu dessen feinsinnigen kompositorischen Miniaturen aus dem Venedig des 17. Jahrhunderts.

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Klavierkonzert

Mitsuko Uchida / Klavierabend

Mitsuko Uchida, Klavier

Ludwig van Beethoven: Sonate für Klavier e-Moll op. 90
Arnold Schönberg: Drei Klavierstücke op. 11
György Kurtág: Márta Ligatúrája / aus: Játékok
Franz Schubert: Sonate B-Dur D 960

Losgelöst von Raum und Zeit

Weltklasse – und zwar seit Jahrzehnten: Bekannt für ihre technische Perfektion und ihr tiefes musikalisches Gespür, ist Mitsuko Uchida eine der größten Pianist:innen unserer Zeit. Mit einem bewegenden Solo-Programm kehrt die Grand Dame des Klaviers nun in die Elbphilharmonie zurück. Hier war sie übrigens nicht nur an der Auswahl der zahlreichen Konzertflügel beteiligt, sondern gab 2017 nach der Eröffnung auch den ersten Klavierabend überhaupt im Großen Saal.

Auf dem Programm stehen mit Beethoven und Schubert zwei Komponisten, mit denen sich die Grammy-prämierte Musikerin weltweit einen Namen gemacht hat. Beethovens berühmte Sonate op. 90 besticht durch große musikalische Kontraste: Während der leidenschaftliche erste Satz geprägt ist von einer rastlosen Bewegtheit, weist der lyrische zweite Satz mit seiner teils gesanglichen Schönheit schon weit in Richtung Schubert.

Mit dessen letzter Klaviersonate bringt Mitsuko Uchida danach eines der bedeutendsten Klavierwerke überhaupt auf die Bühne. In dieser zutiefst innerlichen und berührenden Musik scheint der romantische Komponist Raum und Zeit hinter sich zu lassen – schwärmerisch und melancholisch, dramatisch und tröstlich zugleich. Repertoire-Klassiker in Top-Besetzung – ein Klavierabend wie man ihn sich nur wünschen kann.

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Konzert

NDR Elbphilharmonie Orchester / Antoine Tamestit / Pablo Heras-Casado

NDR Elbphilharmonie Orchester
Antoine Tamestit, Viola
Åsa Jäger, Sopran
Dirigent: Pablo Heras-Casado


Sofia Gubaidulina: Konzert für Viola und Orchester
Richard Wagner:
Götterdämmerung WWV 86D (Auszüge)
Siegfrieds Rheinfahrt
Trauermarsch und Schlussgesang der Brünnhilde

Tiefer gelegter Klang

Das gelingt nicht vielen Dirigenten: beim Freiburger Barockorchester ebenso gefragt zu sein wie bei den Bayreuther Festspielen oder beim San Francisco Symphony Orchestra; das richtige Händchen für Alte Musik zu haben ebenso wie für Romantik und Gegenwart, für die Konzertmusik genauso wie für die Oper. Der Spanier Pablo Heras-Casado ist ein stilistisches Multitalent und präsentiert bei seinem Comeback zum NDR Elbphilharmonie Orchester eine weitere »Eroberung« in seinem Repertoire: Auszüge aus Richard Wagners »Götterdämmerung«. Dazu interpretiert der nicht weniger vielseitige Star-Bratscher und NDR Artist in Residence 2024/25 Antoine Tamestit das fast schon zum »modernen Klassiker« gewordene Violakonzert von Sofia Gubaidulina.

Die Bratsche genoss jahrhundertelang auch unter Komponist:innen nicht den besten Ruf. Viele haben einen Bogen um die große Schwester der Violine als Soloinstrument gemacht. Auch für die seit 1992 vor den Toren Hamburgs lebende Russin Sofia Gubaidulina wirkte der besondere, matte und dunkle Klang des Instruments stets »mysteriös, verschleiert und rätselhaft« – aber gerade DAS begeisterte und reizte die Komponistin, als sie 1996 ihr Violakonzert schrieb. Und um dieses faszinierende Timbre irgendwie auch im Orchester zu spiegeln, nahm sie noch ein Streichquartett mit tiefer gestimmten Saiten in die Besetzungsliste auf. Ein Fest des »tiefer gelegten« Klanges also! Und damit ein gefundenes Fressen für Antoine Tamestit, für den Gubaidulina ihrer Solostimme 2015 eigens einen neuen Anstrich verpasste.

Einführung: 19:00 Uhr / Elbphilharmonie, Großer Saal

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Konzert

Boulez: Le marteau sans maître

Zyklus für Altstimme und Instrumentalist:innen

Ema Nikolovska, Mezzosopran
Adam Walker, Flöte
Matthew Hunt, Klarinette
Mira Benjamin, Violine
Ruth Chinyere Gibson, Viola
Colin Alexander, Violoncello
Sean Shibe, Gitarre
George Barton, Schlagwerk
Owen Gunnell, Schlagwerk
Sam Wilson, Schlagwerk
Dirigent: Alphonse Cemin


Tyshawn Sorey: Neues Werk
Cassandra Miller: Bel Canto für Mezzosopran und Ensemble
Pierre Boulez: Le marteau sans maître

Boulez & die neue Generation

Mit der Kammerkantate »Le marteau sans maître« (Der Hammer ohne Meister) katapultierte sich Pierre Boulez 1955 an die Spitze der Musik-Pioniere. Junge Top-Talente wie Ema Nikolovska und Sean Shibe, beide FAST-LANE-Künstler:innen der Elbphilharmonie, stellen ihm im Rahmen des Internationalen Musikfests Hamburg unter dem Motto »Zukunft« Werke der nächsten Generation gegenüber: ein brandneues vom Schlagzeuger und Pulitzer-Preisträger Tyshawn Sorey (auch präsent im Elbphilharmonie-Schwerpunkt »Jazz Drums«) und »Bel Canto« von Cassandra Miller, das der Operndiva Maria Callas gewidmet ist.

»Le marteau sans maître« ist eines von Boulez’ berühmten Signature Pieces. Drei surrealistische Gedichte des Franzosen René Char aus dessen gleichnamiger Sammlung machte er zum Ausgangspunkt für seine Komposition für Altstimme und sechs Instrumente. Dabei handelt es sich um keine traditionelle Textvertonung. Die Verse werden zwar gesungen, aber auch rein instrumental interpretiert – eine geradezu labyrinthische Wort-Ton-Beziehung, die zum Suchen und Entdecken einlädt.

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Konzert

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg / Maria Bengtsson / Bertrand de Billy

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Maria Bengtsson, Sopran
Dirigent: Bertrand de Billy


Richard Strauss:
Mondscheinmusik und Schlussszene aus der Oper »Capriccio« op. 85
Vier letzte Lieder TrV 296
Ein Heldenleben / Tondichtung für großes Orchester op. 40

Richard Strauss – ein gefeierter Komponist, politisch streitbarer Kulturschaffender und fraglos ein Künstler, der seiner Zeit voraus war – gilt das musikalische Porträt dieses Konzerts. Vertraute beschrieben ihn als humorvollen Menschen, dem der Ruhm nie zu Kopf gestiegen sei. Seine Liebe galt der Musik, seiner Familie und dem Kartenspiel (er soll sogar ein guter Verlierer gewesen sein). Als Sechsjähriger beginnt er zu komponieren. Einen ersten Höhepunkt seiner Instrumentationskunst erreicht er mit seiner berühmten Tondichtung »Ein Heldenleben«. Kritiker warfen ihm schamlose Selbstverherrlichung in diesem Werk vor, Strauss aber meinte: »Ich bin kein Held. Mir fehlt die nötige Kraft; ich bin nicht für die Schlacht gemacht; ich ziehe es vor, mich zurückzuziehen, Ruhe und Frieden zu genießen …« Möchte man sich auf die Suche nach autobiografischen Zügen in seinem Schaffen machen, lohnt ein Blick auf die »Vier letzten Lieder«, in denen sich seine Auseinandersetzung mit den Themen Tod und Abschied widerspiegelt – ein künstlerisches Vermächtnis; ein Abschied von dieser Welt.

Einführung mit Michael Sangkuhl
1.6.: 10:00 Uhr / Elbphilharmonie, Großer Saal
2.6.: 19:00 Uhr / Elbphilharmonie, Großer Saal

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Konzert

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks / Sir Simon Rattle

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg
Dirigent: Sir Simon Rattle


Pierre Boulez: Rituel / In memoriam Bruno Maderna
Maurice Ravel: Daphnis et Chloé / Symphonie chorégraphique

Festmahl für die Ohren

Unter den zahlreichen Spitzenorchestern, die beim Internationalen Musikfest Hamburg gastieren, ist auch das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Leitung seines Chefdirigenten Sir Simon Rattle. Gemeinsam präsentieren sie Musik zweier Franzosen, die für Forschungsgeist und Innovationsgabe berühmt geworden sind: Pierre Boulez und Maurice Ravel. Highlight des Abends ist Ravels Ballettmusik »Daphnis et Chloé«, die in luxuriöse Klangwelten entführt.

Rattle und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks machen dafür gemeinsame Sache mit dem Hamburger Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor, der eine ungewöhnliche Rolle einnimmt: Ganz ohne Text setzt Ravel, ein unerreichter Meister der Instrumentation, die menschliche Stimme hier lediglich als Klangfarbe ein. Das verstärkt noch die überwältigende Sinnlichkeit einer Musik, deren Palette förmlich explodiert vor vielfältigen Klangkombinationen – ein überbordendes Festmahl für die Ohren!

Eine rituelle Handlung in Tönen zu Ehren eines verstorbenen Freundes schaffen – das war der Kompositionsanlass für Pierre Boulez »Rituel«. Der Experimentator Boulez teilte das traditionelle Orchester dafür in acht unterschiedlich große Gruppen auf, deren Zusammensetzungen von einer solistischen Oboe bis zum großen Blechblas-Ensemble reichen.

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Konzert

Stationen: Stockhausen & Rihm

NDR das neue werk

Saerom Park, Violoncello
Adrian Heger, Klavier
Michael Pattmann, Schlagwerk
Kathinka Pasveer, Klangregie


Karlheinz Stockhausen:
Gesang der Jünglinge
Klavierstück V
Klavierstück IX
Zyklus für einen Schlagzeuger
Kontakte (Fassung für elektronische Klänge)
Wolfgang Rihm: Paraphrase für Violoncello, Schlagzeug und Klavier

Karlheinz Stockhausen – und Wolfgang Rihm? War da was? Und ob. Im Frühsommer 1972 ist Rihm fertig mit der Schule, ein Staatsexamen für Komposition und Musiktheorie hat er auch in der Tasche. Rihm ist gerade Zwanzig, das Ziel ist klar: Komposition studieren. Und dafür kommt nur Stockhausen in Köln in Frage. Der antwortet höflich, lädt ein, macht aber schriftlich gleich einmal seine Vorbehalte deutlich. Es müsse »klar sein, dass Sie wenigstens zwei Jahre nichts anderes vorhaben. Sonst gehen Sie besser woanders oder nirgendwohin. Freundlich grüßt Sie K. Stockhausen«.

Rihm geht nach Köln und kann zwei Semester beim Lehrer seiner Wünsche studieren, der den Unterricht zu Hause bei sich in Kürten abhält. Was folgt, ist eine lange sich fortschreibende Geschichte gegenseitiger Faszinationen, Anziehungen, Auf-Distanz-Haltungen – und sie wird nun Ausgangs- und Angelpunkt von zwei Konzerten in der Elbphilharmonie und im Resonanzraum Feldstraße. Zwei herausragende Werke Stockhausens geben in der Elbphilharmonie den Takt vor: die »Kontakte« für Elektronik, Klavier und Schlagzeug und die elektronische Komposition »Gesang der Jünglinge«. Beide Werke hatten Ende der 1960er Jahre bereits viel zu Stockhausens beginnendem Weltruhm beigetragen – und auch Rihm hatten sie selbstverständlich begeistert. Von ihm erklingt an diesem Abend die selten aufgeführte Komposition »Paraphrase« mit der ungewöhnlichen Besetzung Schlagzeug, Klavier, Violoncello, die unterm unmittelbaren Eindruck von Stockhausens Unterricht entstand. Rihm schrieb später, dass er »bei der Arbeit an dem Stück eigentlich erst zum Komponisten« geworden sei.

Eine von Stockhausens engsten Mitarbeiterinnen, Kathinka Pasveer, übernimmt an diesem Abend die Klangregie. Es spielen Adrian Heger am Klavier, Michael Pattmann am Schlagzeug und Saskia Ogilvie am Violoncello.

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Konzert

Iveta Apkalna, Orgel

Iveta Apkalna, Orgel

Camille Saint-Saëns: Danse macabre op. 40 / Bearbeitung für Orgel von Edwin Henry Lemare
Johann Sebastian Bach: Chaconne / aus: Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004 (Bearbeitung für Orgel von Matthias Keller)
Petr Eben: Requiem und Walpurgisnacht / aus: Faust
César Franck:
Prélude, fugue et variation h-Moll op. 18 / aus: Six Pièces d’Orgue
Grande pièce symphonique fis-Moll FWV 29

Klangvolles Heimspiel

Iveta Apkalna widmet sich zwei Meilensteinen der Orgelmusik: Johann Sebastian Bachs gigantischer Chaconne und César Francks wegweisendem »Grande pièce symphonique«, dessen Titel auf die sinfonischen Klangmöglichkeiten der Orgel anspielt und sie voll ausschöpft. Die Titularorganistin der Elbphilharmonie ergänzt ihr Soloprogramm um drei weitere Stücke, die »ihr« Instrument ebenfalls in voller Pracht präsentieren.

Johann Sebastian Bachs Chaconne wurde ursprünglich für Violine komponiert. Die kontrapunktischen Verflechtungen, die Bach darin angelegt hat, haben aber zahlreiche Komponisten gereizt, dieses Werk für Orgel zu bearbeiten. Auch der »Danse Macabre« von Camille Saint-Saëns, ursprünglich für Gesang und Klavier verfasst, ist erst in der Orchesterfassung berühmt geworden und klingt auf der Orgel ebenso ganz fantastisch unheimlich. Sein »Prélude, fugue et variation« widmete César Franck seinem Freund und Orgelkollegen Saint-Saëns; die drei Sätze scheinen ganz unterschiedlich und hängen thematisch doch zusammen.

Franck steht als einer der Väter der Orgelsinfonie am Anfang einer Entwicklung, die weitreichende Folgen für den Orgelbau und die Orgelmusik hatte: Bis heute (und damit auch in der Elbphilharmonie) sollen die tausenden Orgelpfeifen eines Instruments möglichst das gesamte Spektrum des sinfonischen Klangs abdecken. Iveta Akpalna, die als Titularorganistin die Orgel der Elbphilharmonie kennt wie kaum jemand, kann den ganzen Farbenreichtum des Instrumentes nutzen, um jedes Stück ihres Programms perfekt in Szene zu setzen.

Rahmenprogramm: Mi, 21.5.2025 19 Uhr
Insight Organ mit Thomas Cornelius, Brakula

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Konzert

London Symphony Orchestra / Sir Antonio Pappano

London Symphony Orchestra
Dirigent: Sir Antonio Pappano


Hector Berlioz: Ouverture du Corsaire op. 21
Pierre Boulez:
Livre pour cordes
Mémoriale / ... explosante-fixe ... originel
Hector Berlioz: Symphonie fantastique / Épisode de la vie d’un artiste op. 14

Powercouple in Aktion

Mit dem London Symphony Orchestra und Sir Antonio Pappano treffen beim Internationalen Musikfest Hamburg globale Champions der Klassikszene aufeinander. Das LSO sticht im überbordenden Musikleben der britischen Hauptstadt als Klangkörper mit internationalem Führungsanspruch hervor und hat in Pappano einen Chefdirigenten, dessen weltweite Karriere ihresgleichen sucht. In seinem Programm kombiniert das musikalische Powercouple zwei französische Komponisten, die in ihrer jeweiligen Zeit furchtlos Grenzen verschoben: Hector Berlioz und Pierre Boulez.

Hector Berlioz hatte ein Faible für programmatische Musik, er liebte es, Geschichten klanggewaltig mit großem Orchester in Szene zu setzen. So erzählt seine Konzertouvertüre »Le Corsaire« nach dem gleichnamigen Buch von Lord Byron packend von einem wilden Piraten auf stürmischer See. Und Berlioz legendäre »Symphonie fantastique« schickt einen jungen verliebten Musiker von der ersten glücklichen Schwärmerei über einen furiosen Ball in einen rauschhaften Höllenritt zum Jüngsten Gericht – hätte Berlioz später gelebt, so wäre er vielleicht ein begeisterter Filmmusikkomponist geworden.

Die romantische Extrovertiertheit von Berlioz rahmt ein Kontrastprogramm: zwei Werke für Ensemble von Pierre Boulez, die in intimere Klangwelten eintauchen. In »Livre pour cordes« für Streichorchester und »Mémoriale« für Soloflöte und Ensemble spinnt Boulez zarte Klangfäden durch den musikalischen Möglichkeitsraum und lädt dazu ein, lustvoll um die Ecke zu hören.

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Konzert

Stationen: Rihm & Stockhausen

NDR das neue werk

Ensemble Resonanz
Jeroen Berwaerts, Trompete
Adrian Heger, Klavier
Per Rundberg, Klavier
Michael Pattmann, Schlagwerk


Wolfgang Rihm:
Klavierstück Nr. 5 »Tombeau«
Interscriptum / Duo für Streichquartett und Klavier
Akt und Tag / Zwei Studien für Sopran und Streichquartett
Karlheinz Stockhausen:
In Freundschaft / Bearbeitung für Trompete solo
Tierkreis / Zwölf Melodien der Sternzeichen (Auszüge)

Rihms und Stockhausens erste Begegnung findet im Sommer 1972 statt. Stockhausen, der 24 Jahre Ältere, hat schon eine Menge begabter junger Menschen gesehen, ist aber von Wolfgang Rihm und seinem jugendlichen Selbstbewusstsein durchaus angetan, als der sich kaum zwanzigjährig für seine Kompositionsklasse bewirbt. Und so bricht Rihm, der schon lange professionellen Unterricht in Komposition hat, von seinem neuen Wohnort Köln nun regelmäßig ins 25 km entfernte Kürten auf, wo der Meister seinen Unterricht abhält. Selbstfindung, Selbstprüfung als Komponist sei diese Zeit für ihn gewesen, wird er später sagen.

Stockhausens Eindruck und Unterricht blieb für Rihm ein entscheidender: »Der Sinn für die Proportionen und die Dauern ist bei Stockhausen mehr als bei jedem anderen entwickelt. Auf der anderen Seite gibt es bei ihm immer ein Moment von Künstlichkeit, das Probleme auch für das Verständnis seiner Musik birgt. Wenn ich allerdings Stücke wie ›Gruppen‹ oder ›Inori‹ höre, bin ich tief berührt von der Kraft, die diese Musik hat und die, glaube ich, jeden erreicht.« An Stockhausens Musik und ihrer Komplexität haben sich viele ästhetische Reflexionen entwickelt, die später auch für Rihms eigene Kunst, die Findung seiner eigenen musikalischen Sprache bedeutsam wurden.

In einem größeren Rahmen ist Rihms und Stockhausens Musik während der letzten Jahre kaum einmal gegenübergestellt worden. Die beiden Konzerte in Elbphilharmonie und Resonanzraum holen dies nun nach. Einer vielfältigen Auswahl von Wolfgang Rihms Kammermusik aus den vergangenen beiden Jahrzehnten stehen Werke aus Stockhausens großer Zeit der Formel-Kompositionen gegenüber. Zu »Tierkreis« verspürte Rihm nach eigenem Bekenntnis immer eine besondere Nähe. Und Jeroen Berwaerts, gern gesehener Gast in Elbphilharmonie und Resonanzraum, steuert die selten zu hörende, hochvirtuose Trompetenversion von Stockhausens »In Freundschaft« bei.

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Konzert

London Symphony Orchestra / Lisa Batiashvili / Sir Antonio Pappano

London Symphony Orchestra
Lisa Batiashvili, Violine
Dirigent: Sir Antonio Pappano


Richard Strauss: Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28
Wolfgang Amadeus Mozart: Konzert für Violine und Orchester A-Dur KV 219
Richard Strauss: Ein Heldenleben / Tondichtung für großes Orchester op. 40

Genialer Dreiklang

»Sie spielt so präzis wie geradezu enthemmt lyrisch, sie wärmt, sie verzaubert«, schwärmte die Süddeutsche Zeitung 2023 nach einem Konzert mit Lisa Batiashvili. In die Elbphilharmonie bringt die Stargeigerin nun eins der wohl schönsten Werke für ihr Instrument mit: das Fünfte Violinkonzert von Mozart. Als kongenialer Partner steht ihr das London Symphony Orchestra unter Leitung von Sir Antonio Pappano zur Seite, das den Abend mit Werken des Mozart-Fans Richard Strauss eröffnet und beschließt. Mit dem schalkhaften Till Eulenspiegel und dem vielschichtigen, lebensprallen Heldenleben fügt sich Mozarts Meisterwerk zu einem genialen Konzert-Dreiklang.

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Gespräch

Der Cyborg-Pianist

Talk mit Zubin Kanga

Zubin Kanga, Gespräch
Ali Nikrang Mofrad, Gespräch


Blick hinter die KI-Kulisse

Zubin Kanga komponiert mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz und erschafft mit Klavier oder mehreren Synthesizern gleichzeitig faszinierende, surreale Klangwelten. Zu erleben ist der »Cyborg Pianist« am 16. Mai 2025 im Konzert in der Elbphilharmonie. Als perfekte Ergänzung dazu erklärt der gebürtige Australier am Folgetag im Gespräch, wie er Künstliche Intelligenz für seine Performance nutzt und welche Potenziale er in der Technologie sieht.

Bitte beachten Sie: Die Veranstaltung findet auf Englisch statt.

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Diskussion

KI in der Musik

Podiumsgespräch

Komponist:innen und Künstler:innen des Musikfests diskutieren über Chancen und Risiken von KI in der Musik

Heute schon mit einer KI geplaudert?

Kunst und Musik gelten als zutiefst menschlich, schöpferisch kreativ zu sein als die vielleicht menschlichste Eigenschaft überhaupt. Was passiert im Zeitalter von Künstlicher Intelligenz mit dieser Kreativität? Der Einsatz von KI wirft zahlreiche Fragen auf, die auf dem Podium drei Künstler:innen des Internationalen Musikfests Hamburg diskutieren.

Bittet man passend zum Thema eine KI, in diesem Fall ChatGPT, um eine Auflistung von Fragen zu ihrem Einsatz in Kunst und Musik, antwortet sie prompt. Es gehe um Authentizität, Ethik, Urheberrecht und das Verhältnis von Schöpfer:in und Assistenz – wer schafft hier was, wem gehört das Ergebnis und welche neuen Genres können hier vielleicht entstehen?

Bitte beachten Sie: Das Podiumsgespräch ist ausschließlich für Ticketinhaber:innen folgender Veranstaltungen geöffnet:

Brigitta Muntendorf: »Orbit – A War Series«, 17. Mai 2025
Zubin Kang: »Cyborg Pianist«, 16. Mai 2025
Alexander Schubert & Decoder Ensemble: »Future Recognition«, 18. Mai 2025

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Diskussion

Quartett der Kritiker

Diskussion über Alban Bergs Oper »Wozzeck«

Mit: Manuel Brug, Joachim Mischke, Regine Müller, Christian Wildhagen

Wozzeck über die Schulter geschaut

Die Musikjournalist:innen Manuel Brug (Die Welt), Joachim Mischke (Hamburger Abendblatt), Regine Müller (taz / SWR) und Christian Wildhagen (Neue Zürcher Zeitung) bilden an diesem Abend das »Quartett der Kritiker«. Dieses Expertengremium des »Preises der deutschen Schallplattenkritik« diskutiert regelmäßig über wichtige Werke der klassischen Musik und setzt sich für jede Diskussion aus anderen Mitgliedern zusammen. Im Zuge des Internationalen Musikfests Hamburg nimmt das Quartett sich Alban Bergs Oper »Wozzeck« vor, die das NDR Elbphilharmonie Orchester am 23. und 25. Mai in der Elbphilharmonie präsentiert.

Mit ihrem sensiblen und absolut ehrlichen Porträt einer vom Militarismus zersetzten Gesellschaft und den Abgründen, in die sie Menschen stößt, wurde die Oper zu einem der größten Erfolge der Weimarer Republik – ein Erfolg, der bis heute ungebrochen anhält. Das Quartett der Kritiker vergleicht verschiedene – historische und neuere – Aufnahmen und skizziert so die Relevanz dieses Meisterwerks der Moderne in einer unruhigen Gegenwart.

Im Verein »Preis der deutschen Schallplattenkritik« haben sich Musikkritikerinnen und Journalisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammengeschlossen, um regelmäßig herausragende Musik- und Wortproduktionen auszuzeichnen. Dieses Gremium aus maximal 160 Juroren legt Wert darauf, zu unabhängigen Urteilen zu finden, unbeeinflusst von den Interessen der Tonträger- und/oder Hörbuchproduzenten. Regelmäßig findet sich ein »Quartett der Kritiker« zusammen, um öffentlich über ein bestimmtes Werk zu diskutieren und Platteneinspielungen zu vergleichen.

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Internationales Musikfest Hamburg

Elbphilharmonie

1.5. bis 5.6.2025

Programmatische Höhepunkte zum Saisonfinale: Die großen Hamburger Orchester und hochkarätige Gäste widmen sich bei dieser Ausgabe mehr als fünf Wochen dem Motto »Zukunft«.

Wo steht die klassische Musik heute? Und wohin steuert sie? Schon 1992 sprach der US-amerikanische Avantgarde-Komponist John Cage von einem Flussdelta, an dem der Fluss namens Musikgeschichte angekommen sei. Was er damit meinte: inzwischen macht jeder sein eigenes Ding – die Musik kennt keine Grenzen mehr. Spannend sind diese Fragen dennoch. Und so wirft das Internationale Musikfest Hamburg in dieser Saison seinen Blick in die »Zukunft« und die menschliche Fähigkeit, überhaupt über Zukunft nachzudenken.

Zum Ende der Saison 2024/25 widmet sich das Internationale Musikfest Hamburg aber nicht nur einem Motto, sondern bündelt auch die musikschaffenden Kräfte der Stadt: Gäste von nah und fern sind eingeladen, die die übers Jahr ohnehin schon dichte Taktung großartiger Konzertereignisse noch einmal toppen.

So lockt das Musikfest auch in diesem Jahr wieder einige der weltbesten Orchester nach Hamburg. Freuen darf man sich etwa auf das Chicago Symphony Orchestra und das London Symphony Orchestra, die mit je zwei Gastspielen vertreten sind, sowie auf das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Sir Simon Rattle. Und mit Lisa Batiashvili, Janine Jansen, Christian Tetzlaff, Joshua Bell, Sol Gabetta, Igor Levit, Daniil Trifonov, Mitsuko Uchida, Leif Ove Andsnes, Sir András Schiff und vielen mehr sind einige der größten Klassik-Stars der Gegenwart (und sicher auch der nahen Zukunft) zu erleben.

Der Komponisten-Schwerpunkt ist dieses Mal Pierre Boulez gewidmet. Der streitbare Franzose, der 2025 seinen 100. Geburtstags gefeiert hätte, nahm ganz explizit für sich in Anspruch, die Zukunft zu gestalten. Erstklassige Interpretinnen und Interpreten wie Sir Antonio Pappano und das London Symphony Orchestra, die Cellogruppe der Wiener Philharmoniker, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Sir Simon Rattle, ein Solistenensemble um die Mezzosopranistin Ema Nikolovska, die unerschrockene Klaviervirtuosin Tamara Stefanovich und, gleich zur Eröffnung, das Philharmonische Staatsorchester Hamburg unter Kent Nagano widmen sich unterschiedlichen Aspekten seines Schaffens.

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Ereignisse / Festival Internationales Musikfest Hamburg 1.5. bis 11.6.2025
Ereignisse / Festival Lessingtage Hamburg Hamburg, Alstertor 1
Ereignisse / Festival ProvinzLärm 21.2. bis 23.2.2025
Ereignisse / Ausstellung Nordart im Kunstwerk Carlshütte Büdelsdorf, Vorwerksallee 3
Ereignisse / Party PubCrawl Düsseldorf / Frankfurt / Hamburg / München
Ereignisse / Tanz Kinay Entertainement
Aufführungen / Theater Thalia in der Gaußstraße Hamburg Hamburg, Gaußstraße 190
Ereignisse / Festival Schleswig-Holstein Musik Festival Lübeck, Parade 1
Ereignisse / Kulturveranstaltung Logensaal Hamburger Kammerspiele Hamburg, Hartungstraße 9-11
Ereignisse / Jazz Cotton Club Hamburg Hamburg, Alter Steinweg 10
Ereignisse / Kulturveranstaltung Museumsschiff Cap San Diego Hamburg Hamburg, Überseebrücke
Ereignisse / Festival Raritäten der Klaviermusik Husum, König-Friedrich V.-Allee
Ereignisse / Kulturveranstaltung Kultur in Neustadt in Holstein Neustadt in Holstein, Am Markt 1
Ereignisse / Messe INC art fair Hamburg Hamburg, Stockmeyerstraße 41
Ereignisse / Kulturveranstaltung Mathilde Café Hamburg, Bogenstraße 5
Ereignisse / Kulturveranstaltung Brakula Hamburg, Bramfelder Chaussee 265
Ereignisse / Kulturveranstaltung Haus Drei Hamburg, Hospitalstr. 107
Ereignisse / Festival Duckstein-Festival Hamburg, Erikastraße 67

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