Theatermuseum
Als sich um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert die theatergeschichtliche Forschung zu einer neuen wissenschaftlichen Disziplin, der Theaterwissenschaft, erweiterte, hatte sich Wien bereits eine führende Stellung im theatralisch-musikalischen Ausstellungswesen erobert. Daher wurde 1921 der Beschluss zur Gründung einer eigenen Theatersammlung im Rahmen der Nationalbibliothek gefasst und der Bibliothekar, Theater- und Musikwissenschaftler Joseph Gregor (1888-1960) beauftragt, die Vorarbeiten dafür zu leisten. In der Folge richtete Gregor im Frühjahr 1922 die Ausstellung Komödie im Prunksaal ein, in der er die Theatralia-Bestände der Nationalbibliothek zeigte. Diese Veranstaltung gab letztlich den Ausschlag dafür, dass die größte damals existierende private Theatralia-Sammlung, die des Burgschauspielers und Burgtheaterdirektors Hugo Thimig (1854-1944), erworben werden konnte.
Am 7. Juni 1922 wurde der Kaufvertrag abgeschlossen, ein Jahr später bestätigte das Bundesministerium für Unterricht die Gründung der Sammlung und die Bezeichnung „Theatersammlung". Diese sollte sich nicht nur auf literarisches und archivarisches Sammelgut beschränken, sondern das Theater in seiner ganzen Vielfalt erfassen. Bald wurde auch der rasch fortschreitenden Entwicklung des Films Rechnung getragen und im Rahmen der Theatersammlung 1929 ein „Archiv für Filmkunde" eingerichtet.
Mit der Theatersammlung untrennbar verbunden blieb für Jahrzehnte der Plan zur Gründung eines Theatermuseums. 1931 gelang es der Sammlung, einige Räume im Burgtheater für ein „Bundestheatermuseum" zur Verfügung gestellt zu bekommen. Doch bereits 1938 war es damit wieder vorbei. Erst 1975 wurde ein „Österreichisches Theatermuseum" ins Leben gerufen. Seine vorrangige Aufgabe war es, Ausstellungen mit den Materialien der Österreichischen Nationalbibliothek zu organisieren. Seine räumliche Situierung in der Hanuschgasse gleich neben der Wiener Staatsoper erwies sich bald als zu beengt: Die Republik Österreich kaufte das in unmittelbarer Nähe gelegene Palais Lobkowitz und ließ es von Grund auf renovieren.
Mit der Eröffnung des Haupthauses des Österreichischen Theatermuseums im Palais Lobkowitz am 26. Oktober 1991 fand auch die Vereinigung der bisherigen Theatersammlung der Österreichischen Nationalbibliothek mit den Beständen des Theatermuseums statt: Damit entstand eine der größten und bedeutendsten Sammlungen im Bereich des Theaters und die Möglichkeit ihrer Präsentation in erlesenen Schauräumen. Mit Beginn des Jahres 2001 wurde das Österreichische Theatermuseum Teil des Kunsthistorischen Museums.