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Deutsches Theater Berlin

Das Deutsche Theater in Berlin zählt zu den bedeutendsten Sprechtheaterbühnen im deutschsprachigen Raum. Hinter seiner eleganten klassizistischen Fassade beherbergt das 1849 gegründete Theater in der Schumannstraße heute drei Bühnen: Das Große Haus mit ca. 600 Plätzen, die Kammerspiele mit ca. 230 Plätzen sowie die 2006 neu eröffnete Box - eine kompakte Blackbox im Foyer der Kammerspiele mit 80 Zuschauerplätzen. Auf dem Spielplan stehen zum einen Klassiker und moderne Klassiker von Autoren wie Shakespeare, Schiller, Tschechow, Sartre, Ibsen und Goethe, zum anderen werden Stücke zeitgenössischer Autoren wie Lukas Bärfuß, Dea Loher, Wolfram Lotz, Roland Schimmelpfennig, Ferdinand Schmalz und Nis-Momme Stockmann gezeigt und zur Uraufführung gebracht. Einmal im Jahr finden am Deutschen Theater die Autorentheatertage statt, ein 14-tägiges Festival der zeitgenössischen Dramatik.

Kontakt

Deutsches Theater Berlin
Schumannstraße 13a
D-10117 Berlin

Telefon: +49 (0)30 28441-0
E-Mail: service@deutschestheater.de

Bewertungschronik

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Bewertungen & Berichte Deutsches Theater Berlin

Schauspiel

Die Insel der Perversen

Ein deutsches Singspiel von Rosa von Praunheim

Uraufführung: 4.12.2024

Rosa von Praunheim ist Filmemacher, Produzent, Schreiber und Dichter, begnadeter Maler, Aktivist und einer der großen Wegbereiter der Schwulen-Bewegung in Deutschland und weltweit. Im November wird Rosa 82 Jahre alt; aber viel Zeit zum Feiern nimmt er sich nicht. Filme, Interviews, Ausstellungen, Buchprojekte: Rosa arbeitet immer und an vielem gleichzeitig. Er bleibt ein unruhiger Geist, der unsere Gegenwart mit Polemik und Neugier, Schärfe und Witz analysiert, dauerbedichtet und dauerbesingt.

Dass Rosa seit einigen Jahren auch Theaterstücke schreibt und inszeniert, hat viel mit dem Deutschen Theater zu tun: Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht war sein erstes Stück – ein Theaterabend über sich selbst, geschrieben und uraufgeführt 2018 aus Anlass seines 75. Geburtstags. Auch sein zweites Theaterstück, Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs, kam in den Kammerspielen zur Uraufführung. Mit Die Insel der Perversen vollendet Rosa nun seine DT-Trilogie: Rosa und wichtige Mitverschworene aus den beiden Vorgänger-Abenden erfinden, schreiben, komponieren, singen, tanzen fürs DT Ein deutsches Singspiel. Anders als bei den Vorgängerabenden geht der Blick dabei in die nahe Zukunft: Was wäre wenn …? Wird alles düster oder bleibt alles rosa …?

Regie: Heiner Bomhard
Komposition: Heiner Bomhard
Bühne: Arite Löcher
Kostüme: Carlotta Weiß
Dramaturgie: Johann Otten, Bernd Isele

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Schauspiel

Der Zähmung Widerspenstigkeit

von Katja Brunner nach Motiven von William Shakespeare

Uraufführung: 19.12.2024

Ende gut, alles gut? Baptista, ein reicher Kaufmann aus Padua, stimmt einer Heirat seiner jüngeren Tochter Bianca nicht eher zu, bis seine ältere Tochter Katharina auch geheiratet hat. Doch die Widerspenstige ist gar nicht mal so leicht an den Mann zu bringen. Wegen ihrer schlagfertigen Zunge und ihrem rebellischen Wesen interessiert sich kein Mann für sie. Erst nach trickreicher List und unzähligen Verkleidungs- und Identitätswechseln ist bei Shakespeare ein romantisches Happy End für die Paare garantiert.

Katja Brunner, erfolgreichste Gegenwartsdramatikerin der Schweiz, verhandelt das alte Spiel von Liebe, Geschlecht und Identität neu. Bei ihr sind es ausschließlich Frauen, die zu Wort kommen und einen sprachmächtigen Sturmlauf gegen populäre Männerfantasien, romantische Liebeslügen und Gewalt gegen Frauen entfachen. Ein Widerspenstigmachen der Zahmen. Ein poetisches Plädoyer für ein anderes Morgen.

Regie: Pınar Karabulut
Bühne: Michela Flück
Kostüme: Claudia Irro
Musik: Daniel Murena
Video: Susanne Steinmassl
Dramaturgie: Daniel Richter

empfohlen am Klasse 10

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© Thomas Aurin
Schauspiel

Halts Maul, Kassandra!

NACH Texten von Thomas Brasch

Thomas Brasch ist Dichter, Dramatiker, Filmemacher, Übersetzer – und auf all diesen Feldern ein Unruheherd, von Anfang an. Geboren kurz vor Kriegsende als Kind einer jüdisch-kommunistischen Emigrantenfamilie in England, wächst Brasch in der jungen DDR auf. Während sein Vater stellvertretender Kulturminister wird, zerstört Thomas die ihm vorbestimmte Bilderbuchkarriere frühzeitig durch ästhetischen Eigensinn. Brasch benennt als junger Lyriker in der Tradition Bertolt Brechts und Heiner Müllers die Lebensansprüche einer in der DDR aufgewachsenen, jungen Generation so schonungslos, dass für ihn schon nach den ersten Veröffentlichungen kein Platz mehr bleibt. Als er Ende 1976 von Ost- nach West-Berlin ausreist, eckt er auch dort an, weil er sich nicht zum Dissidenten machen lässt, nicht von Ost und nicht von West. „Ich stehe für niemand anders als für mich”, ist sein erstes Spiegel-Interview überschrieben. Ein paar Tage später erscheint im Rotbuch Verlag sein Prosaband Vor den Vätern sterben die Söhne. Der Titel wird zum Sprichwort und das Buch, das in der DDR nicht erscheinen darf, ein Bestseller. Trotz dieses Erfolgs bleibt Brasch ein Unbehauster. Aus einer rauschhaften Produktivität stürzt Brasch Mitte der 80er Jahre in eine Schreibkrise, die er durch einen ruinösen Umgang mit seiner Gesundheit weiter vertieft. 2001 stirbt er im Alter von 56 Jahren, von zu viel Koks und Alkohol, von Krebs und einem Herzleiden gezeichnet. Er sei „nicht Narr, nicht Clown, nicht Trottel, nicht Idiot”, schreibt Brasch in der Vorrede zu seiner Shakespeare-Überschreibung Liebe Macht Tod. Stattdessen könne man ihn „The Fool” nennen – unübersetzt. Als solcher steht er zwischen den Zeiten, zwischen Ost und West. Sein Leben ein wüstes Stück, sein Schreiben voll anarchischem Witz: ideologiefern und unversöhnlich bis zuletzt.

Im Februar 2025 wäre Thomas Brasch 80 Jahre alt geworden. Tom Kühnel und Jürgen Kuttner, die das Profil des Deutschen Theaters seit über einem Jahrzehnt mit Arbeiten zu Brecht, Müller und vielen anderen deutsch-deutschen Berlin-Stoffen prägen, machen sich an die Wiederentdeckung und begeben sich auf die Spuren eines Autors, an dessen Schreiben und Leben ein halbes Jahrhundert Zeit- und Stadtgeschichte ablesbar wird. Ein Abend mit Worten und Liedern von und über Thomas Brasch.

Regie: Tom Kühnel, Jürgen Kuttner
Bühne: Jo Schramm
Kostüme: Daniela Selig
Musik: Matthias Trippner
Dramaturgie: Bernd Isele

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Schauspiel

Wasteland: Peter Pan

von Patty Kim Hamilton nach Peter Pan von J. M. Barrie

Im Jahr 1904 veröffentlichte J. M. Barrie sein Theaterstück Peter Pan oder Der Junge, der nicht erwachsen werden wollte . Die Kunstfigur des Peter Pan avancierte seither zum Symbol-Bild für ewige Jugend und die Sehnsucht, niemals erwachsen werden zu müssen. Captain Hook, Tinkerbell, die Lost Boys, das tickende Krokodil und die unendlichen Abenteuer sind Teil der magisch-eskapistischen Neverland-Welt. Einem Nimmerland fernab der Realität, in dem alles möglich zu sein scheint. Doch was würde geschehen, wenn wir diese Welt nicht mehr durch die Augen eines Kindes sehen könnten und die Reise nach Neverland zur Dystopie wird? Und was, wenn Peter Pan doch kein unschuldiger, abenteuerlustiger Held ist, sondern ein herrischer Tyrann?

Regisseurin Jessica Weisskirchen widmet sich gemeinsam mit der Autorin Patty Kim Hamilton der Peter Pan-Geschichte als Reise in Untiefen, die den Figuren von James Matthew Barrie genauso eingeschrieben sind, die aber selten im Vordergrund stehen. In dieser Lesart kommen Facetten von Peter, Wendy, Hook, Tinkerbell, den Lost Boys und ihre Auseinandersetzung mit dem Leben, der Zeit und ihren gegenseitigen Abhängigkeiten zum Vorschein. All dies in einer Welt, in der alle mit ihrer eigenen Endlichkeit konfrontiert sind und der Tod die letzte unberechenbare Komponente ist, das Ungewisse, das beherrschbar gemacht werden muss in der naiven Hoffnung auf Unsterblichkeit. Doch egal, wie sehr man am Leben festhält, die Zeit tickt unaufhörlich weiter und: „Sterben ist ein wirklich großes Abenteuer."

Regie: Jessica Weisskirchen
Bühne: Kathrin Frosch
Kostüm: Wanda Traub
Musik: Chiara Strickland
Choreografie: Hannes-Michael Bronczkowski
Licht: Thomas Langguth
Dramaturgie: Christopher-Fares Köhler

empfohlen ab Klasse 10

Dauer: 1 Stunde 15 Minuten, keine Pause

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Schauspiel

Das Dinner

nach dem Roman Angerichtet von Herman Koch

Was würden Sie tun, wenn Sie kurz davor sind, Premierminister des Landes zu werden und plötzlich von einem Verbrechen erfahren, welches Ihr halbwüchsiger Sohn zusammen mit seinem Cousin verübt hat? Für das es keine Zeugen zu geben scheint und das schon wieder aus dem Kurzzeitgedächtnis des Landes zu verschwinden beginnt?

Zwei Elternpaare treffen sich in einem Nobelrestaurant zum Essen und tasten sich vorsichtig zwischen Aperitif, Vorspeise und zahlreichen weiteren Gängen voran. Denn jede:r einzelne in diesem Familienquartett weiß mehr als zunächst gedacht und bewertet die Situation anders. War es kindliche Naivität, jugendliches Austesten von Grenzen oder ein kaltes Verbrechen, was ihre Söhne da begangen haben? Müssen sie ihre Kinder anzeigen, damit die Jugendlichen zur Verantwortung gezogen werden können? Oder sollte man das Ganze lieber vertuschen, um ihren Söhnen die Zukunft nicht zu ruinieren? Schließlich war es doch nur eine verwahrloste Obdachlose, die zu Tode kam und die wirklich niemand vermissen wird, und haben nicht auch die Erwachsenen etwas zu verlieren? Fakt ist: Am Ende ist ein Mensch tot. Und die Eltern müssen reden.

Das Dinner ist ein Moral-Krimi und ein Debattier-Stück voll raffinierter Wendungen und überraschender Finten. Es geht um Gewalt und wie sie unter dem dünnen Firnis der Zivilisation kraftvoll überlebt, wie der Aggressionstrieb des Menschen familiär übertragen und gesellschaftlich beschwiegen wird, wie er verdrängt, verharmlost und medikamentiert dafür sorgt, dass alles weiterhin gut funktioniert. Inszeniert wird das Stück von András Dömötör, der in den vergangenen Spielzeiten zahlreiche Stücke am Deutschen Theater realisierte: zuletzt Prima Facie von Suzie Miller in der Kammer und Verführung von Lukas Bärfuss auf der DT Bühne.

Regie: András Dömötör
Bühne: Ann-Christine Müller
Kostüme: Almut Eppinger
Musik: Tamás Matkó Video Bálint Kolozsváry
Licht: Matthias Vogel
Dramaturgie: Karla Mäder

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Schauspiel

Die Gehaltserhöhung

von Georges Perec
Aus dem Französischen von Eugen Helmlé

In Georges Perecs Stück nimmt sich ein namenloser Angestellter vor, einen besseren Lohn zu verhandeln. Doch trotz anfänglicher Entschlossenheit arbeitet er sich äußerst umständlich zu seinem Ziel vor: In unzähligen Variationen wird der Weg zum Büro des Chefs durchgespielt, werden wie in einer komplexen mathematischen Aufgabe alle Eventualitäten abgewogen, die entlang der Firmenflure das Vorhaben durchkreuzen könnten. Ist der Abteilungsleiter überhaupt in seinem Büro? Hat er Zeit? Ja? Nein? Was dann? Ist die Stimmung günstig? Hat er familiäre Sorgen? Nimmt die Sekretärin das Anliegen entgegen?

In einem schier unendlichen Anlaufversuch werden in Die Gehaltserhöhung auf aberwitzige Weise alle erdenklichen Hürden durchexerziert, die in einem starren Personal- und Hierarchiegefüge den Zugang zu einer angemessene Entlohnung verhindern: von der eigenen Angst vor der Laune des Chefs bis hin zu unüberwindlich scheinenden Verwaltungsproblemen. Und so schiebt der Angestellte sein Vorhaben lieber immer wieder auf, bis ein besserer Tag, eine glücklichere Gelegenheit kommt, um seine Bitte zu platzieren.

Der französische Schriftsteller Georges Perec war Teil der Gruppe Oulipo (kurz für L‘Ouvroir de littérature potentielle, zu Deutsch: Werkstatt für potentielle Literatur), zu der auch Autoren wie Raymond Queneau und Italo Calvino gehörten. Oulipo verfolgte in den 1960er Jahren den Ansatz, durch spielerische Formzwänge die Sprache zu erweitern. Auch Perec gab sich für seine Texte strenge Schreibregeln vor: Mit Anton Voyls Fortgang (1969) etwa verfasste er einen Roman, in dem er kein Wort verwendete, das den Buchstaben E enthält.

Die Gehaltserhöhung ist ein hochrhythmisches Stück über Arbeit und Entfremdung, über Ermüdung und das Altern. Es ist ein lustvolles, absurdes Sprachspiel, das aktuelle Fragen in einer sich stetig wandelnden Berufswelt berührt: Wie viel ist die eigene Arbeit wert? Welche Jobs sind sinnstiftend, welche überflüssig, welche unsichtbar gemacht?

Regie: Anita Vulesica
Bühne: Henrike Engel
Kostüme: Janina Brinkmann
Choreografie: Mirjam Klebel
Musik: Ingo Günther
Licht: Kristina Jedelsky
Dramaturgie: Lilly Busch

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Schauspiel

Blue Skies

nach dem Roman von T.C. Boyle

Was wäre, wenn das Ende schon näher ist, als wir es wahrhaben wollen? Und es trotzdem niemand bemerkt?

Cat und Todd führen ein angenehmes Leben, sie besitzen ein tolles Strandhaus in Florida, und als Vertreter für einen großen Rumkonzern kommt Todd gut herum und verdient mit Parties, auf denen zu Werbezwecken viel Alkohol getrunken wird, genug Geld, um Cat ein sorgloses Leben auch als wenig erfolgreiche Influencerin zu ermöglichen. Wären da nur nicht der steigende Meeresspiegel und die zunehmend häufiger vorkommenden Sturmfluten, dank denen der Tesla auf der Auffahrt ganz hässliche Rostblüten bekommt. Dass es so nicht weitergehen kann, daran wird Cat regelmäßig von ihrem Bruder Cooper ermahnt, dem als Insektenforscher in Kalifornien spürbar der Forschungsgegenstand verschwindet. An der sich anbahnenden Katastrophe haben schließlich auch zwei Königspythons in Cats Strandhaus ihren Anteil, und die zwangsläufige Apokalypse ist nicht mehr unumstößlich.

Von der Spaltung einer Gesellschaft zwischen naivem Weiterso und apokalyptischer Schockstarre erzählt T.C. Boyle anhand einer Familie, die an Ost- und Westküste Amerikas durch einen Riss geteilt ist. Alexander Eisenach überträgt den Roman auf die Bühne – allerdings und ganz bestimmt ohne lebendige Schlangen.

Regie: Alexander Eisenach
Bühne: Daniel Wollenzin
Video: Oliver Rossol
Licht: Marco Scherle
Dramaturgie: Johann Otten

Dauer: 2 Stunden 5 Minuten, keine Pause

empfohlen ab Klasse 10

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Schauspiel

Böhm

von Paulus Hochgatterer

Dirigenten sind faszinierende Menschen: Musikalisch von höchster Sensibilität, gebieten sie als gottähnliche Alleinherrscher über riesige Klangkörper. Sie müssen sowohl Empfindsamkeit als auch Führungsstärke mitbringen und sind bisweilen tyrannische, selbstherrliche Despoten, deren Seelenregungen oder Fingerzeige eine Hundertschaft in Bewegung zu setzen vermögen. So wie Karl Böhm, einer der größten Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Zwischen Geburt und Begräbnis liegen fast 87 Lebensjahre, die von einem tiefen Zwiespalt geprägt sind: Einerseits war Böhm ein großer Künstler, andererseits war er ein Mensch, der sich mit dem Nationalsozialismus gemein machte, um seine Karriere voranzutreiben.

Auf Fürsprache Hitlers wurde Böhm 1934 an die Semperoper in Dresden berufen, um Nachfolger des Dirigenten Fritz Busch zu werden, den das NS-Regime zum Rücktritt und zur Emigration genötigt hatte. 1943, mitten im Zweiten Weltkrieg, wurde Böhm Direktor der Wiener Staatsoper. 1945 entfernten ihn die alliierten Besatzungsbehörden wegen zu großer Nähe zum Nazi-Regime aus dem Amt des Direktors und belegten ihn mit einem Auftrittsverbot. Nach Ende der Besatzungszeit bis 1956 wurde er dann ein zweites Mal mit diesem Amt betraut.

Der begnadete Puppenspieler und Puppenbauer Nikolaus Habjan beschäftigt sich in Böhm erneut mit dem finstersten Kapitel europäischer Geschichte, das ihn auch in anderen Stücken umtreibt, wie z.B. in F. Zawrel – Erbbiologisch und sozial minderwertig . Böhm stammt aus der Feder des Wiener Autors Paulus Hochgatterer, der Nikolaus Habjan und dessen Puppen die Rollen auf den Leib geschrieben hat.

Regie: Nikolaus Habjan
Regiemitarbeit: Martina Gredler
Bühne: Julius Theodor Semmelmann
Kostüme: Cedric Mpaka
Dramaturgie: Karla Mäder, Elisabeth Geyer

Dauer: 1 Stunde 45 Minuten, keine Pause

voraussichtlich empfohlen ab Klasse 9

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Schauspiel

Herz aus Polyester

von Sarah Calörtscher

Die Ressourcen auf der Erde sind beinahe vollständig aufgebraucht und eine geheimnisvolle Krankheit bringt alles Leben zum Stehen: Auf den Straßen türmen sich plastifizierte Körper derer, die nicht fliehen konnten. Durch die Körper der Infizierten fließt das Blut langsamer, und die Bewegungen werden träger, wenn das Plastik, welches sich mikroskopisch klein im Körper befindet, alle Poren verschließt und den Organismus zum Stillstand bringt.

Die einzige Hoffnung liegt auf dem Mars, und um herauszufinden, welche der verbliebenen Erdlinge es verdienen, vor der Plastifizierung und der untergehenden Erde gerettet zu werden, wurde von denen, die bereits auf dem Mars leben, ein Algorithmus geschaffen. Dieser soll eine ausgewählte Gruppe Erdlinge auf ihre Eignung auf einen der wenigen Plätze auf der Marskolonie prüfen. Doch plötzlich fängt der Algorithmus an, sich sonderbar zu verhalten und eigene Überlegungen zu den Erdlingen, ihrer Not und auch seinen geheimnisvollen Erschaffer anzustellen.

Sarah Calörtscher ist Autorin, Dramaturgin und Musikerin und erhielt für ihr erstes Theaterstück Herz aus Polyester den renommierten Kleistförderpreis 2024. In ihrer Arbeit sucht sie nach musikalischen Erzählstrukturen und schafft Sprachgebilde, die zukunftsgebend für die Möglichkeiten und Ausdrucksmittel für das digitale Erzählen aus der Bühne sein können.

Regie: Daniel Foerster
Ausstattung: Robert Sievert
Musik: Jan Preißler
Dramaturgie: Jasmin Maghames

Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause

intensive Lichteffekte

empfohlen ab Klasse 10

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Schauspiel

Penthesilea: Ein Requiem / პენთესილეა. რეკვიემი

von Nino Haratischwili / Übersetzung von Maia Panjikidze

Die Griechen vor den Mauern Trojas: der Kampf der Systeme ist zum Stellungskrieg geworden, als das Volk der Amazonen vor dem Heerlager erscheint. Die Amazonen sind stolze Kämpferinnen – an ihrer Spitze: die Königin Penthesilea auf der Suche nach dem einst glänzenden Helden Achill. Sie, die das nicht darf, liebt ihn. Und er, der das nicht sagen kann, liebt sie. Beide sind des Mordens müde. Aber der Krieg ist größer als jede Heldin und jeder Held. Und so entspinnt sich ein unerbittliches Spiel aus Liebe und Tod, während die Schlachtfelder ringsum zum Leben erwachen.

Die in Georgien geborene Schriftstellerin und Regisseurin Nino Haratischwili ist eine der wichtigsten literarischen Stimmen in Deutschland. Ihre Romane Das achte Leben (Für Brilka) (2014), Die Katze und der General (2018) und Das mangelnde Licht (2022) wurden vielfach ausgezeichnet und erzählen von einem Land am Rande Europas, von einem übermächtigen Russland und vom permanenten Kriegszustand. Mit Penthesilea. Ein Requiem legt Nino Haratischwili eine Neudeutung des antiken Mythos vor und untersucht mit kriminalistischer Präzision das Aufeinandertreffen zweier Welten. Gemeinsam mit Schauspielerinnen aus Georgien und dem DT-Ensemble bringt sie den Liebesmord in Zeiten des Krieges in einer zweisprachigen Inszenierung auf die Bühne.

Regie: Nino Haratischwili
Bühne: Julia B. Nowikowa
Kostüme: Gunna Meyer
Choreografie: Wara Cajías Ponce
Video: Zaza Rusadze
Licht: Kristina Jedelsky
Dramaturgie: Bernd Isele

in georgischer und deutscher Sprache mit georgischen und deutschen Übertiteln

Dauer: 1 Stunde 50 Minuten, keine Pause

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Schauspiel

Sonne und Beton

nach dem Roman von Felix Lobrecht

Ein Sommer zwischen Plattenbauten. Hitze, Langeweile, Gewalt. Zu wenig Geld, zu wenig Platz in der Familie. Und ab und zu auch Schule. Der 16-jährige Lukas wird in einen Konflikt zwischen Dealergruppen verstrickt. Gibt der Klügere nach? Oder tritt der Klügere nach? Beides scheinen schlechte Optionen. Ein neuer Mitschüler aus Marzahn-Hellersdorf hat eine geniale Idee und in einem schwindelerregenden Moment beschließen Lukas und seine Freunde, die nagelneuen Computer zu stehlen, die der Senat seiner „Problemschule“ gestiftet hat – ohne dass die Jungs zu Ende denken, wie man sie eigentlich unauffällig zu Geld machen könnte. Ein rasanter Wettlauf gegen alle Wahrscheinlichkeiten beginnt.

Autor Felix Lobrecht ist Comedian und Host eines der erfolgreichsten deutschen Podcasts: Gemischtes Hack. Sein autobiografisch inspirierter Kult-Roman erzählt im Neuköllner Slang zugleich humorvoll, drastisch und berührend vom Aufwachsen in Berlin-Gropiusstadt. DT Jung* bringt Sonne und Beton in einer mobilen Uraufführung von Karsten Dahlem nach ganz Berlin: in die Klassenzimmer der verschiedensten Bezirke, genauso aber auch ins Jugendzentrum, in den Nachbarschaftsgarten oder die Vereinskantine. Wir packen die Inhalte und Figuren ein und bringen das Theater in alle Ecken dieser Stadt. Abgerundet wird die Aufführung mit einem anschließenden Nachgespräch vor Ort.

Regie: Karsten Dahlem
Ausstattung Justina Jaszczuk
Musik: Hajo Wiesemann
Dramaturgie: Lilly Busch
Assistenz, Theaterpädagogik: Caroline Ader
Künstlerische Vermittlung: Viola Novak

empfohlen ab Klasse 8
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Sonne und Beton kommt zu Ihnen!

Sie möchten diese Produktion von DT Jung* mit Ihrer Klasse, im Jugendclub, Stadtteilzentrum oder Nachbarschaftsgarten erleben? Theater Mobil bringt das Theater direkt zu Ihnen in die Schule und an andere Orte.

Dauer: 90 Minuten, inklusive Nachgespräch
Kosten: 6 Euro pro Schüler:in
Sollten Einzelne sich den Preis nicht leisten können, unterstützen die DT Freunde den Besuch!

Bitte beachten Sie: Die mobilen Aufführungen im Oktober sind bereits alle vergeben.

Über weitere Termine informieren wir Sie hier sowie im monatlichen DT Jung* Newsletter. Jetzt anmelden und als Erste:r von neuen Vorstellungsterminen erfahren:

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Schauspiel

Anne-Marie die Schönheit

von Yasmina Reza
Ein Abend von und mit Helmut Mooshammer

Anne-Marie Mille, eine alternde Schauspielerin, lässt ihr Leben Revue passieren. Sie berichtet von einer tristen Jugend in der französischen Provinz, von kindlicher Bewunderung der Schauspieler:innen ihrer Heimatstadt und dem Glück, selber als Schauspielerin an ein Pariser Vorstadttheater engagiert zu werden: "Auf der Bühne war ich manchmal Anne-Marie die Schönheit". Hier war sie glücklich, doch der große Erfolg blieb aus. Sie beneidet ihre verstorbene Freundin und Kollegin Gigi, die immer die größeren Rollen bekam, berühmte Liebhaber empfing, und die es sogar zum Film schaffte, während Anne-Maries Ehemann sie langweilt und der Sohn ihr auf die Nerven geht. Doch Anne-Marie hat Gigi und die meisten ihrer Weggefährt:innen überlebt, blickt reflektierend auf ihr Leben und ihre Begegnungen zurück und bewertet diese noch einmal neu.

Yasmina Reza zeichnet mit ihrem wehmütigen und skurrilen Monolog, ausdrücklich für einen Schauspieler geschrieben, das grazile Porträt einer alternden Frau. Ein Rückblick auf ein Leben zwischen Bühne und Wirklichkeit, Wunschdenken und Realität, Illusion und Depression.

Regie: Friederike Drews
Bühne: Ev-Simone Benzing
Kostüme: Henrike Huppertsberg
Dramaturgie: Adrian Linz

Hinweis: Der Spielort Raum 315 befindet sich im 3. OG und ist nicht barrierefrei erreichbar.

Dauer: 60 Minuten, keine Pause

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1 Schauspiel

Die Katze auf dem heißen Blechdach

von Tennessee Williams

Deutsch von Jörn van Dyck, Fassung des Deutschen Theaters Berlin 2023

Viele Menschen verbinden mit der Katze auf dem heißen Blechdach den Film aus dem Jahr 1958 – mit Elizabeth Taylor und Paul Newman in den Rollen von Maggie und Brick, ein Kassenschlager der 50er Jahre und ein Filmklassiker bis heute. Mit dem allerdings der Autor Tennessee Williams nicht zufrieden war, denn er fand das auf seinem Theaterstück basierende Drehbuch verharmlosend. Dennoch werden Filmfans die Geschichte wiedererkennen: Die Pollitts kommen zu Ehren ihres Vaters und Großvaters, genannt Big Daddy, zusammen. Er ist das vermögende, autoritäre Zentrum der Familie, und der Geburtstag des Silberrückens muss gefeiert werden. Der ältere Sohn Gooper, erfolgreicher Anwalt, reist mit seiner Frau Mae und großer Enkelkinderschar an. Vom jüngeren Sohn Brick und seiner Frau Maggie hingegen gibt es bisher keinen Nachwuchs, was eines der bestimmenden Themen des Festes wird. Während Maggie danach strebt, den eigenen Kinderwunsch mit einem Leben als aufgeklärte Frau und modernes Paar zu vereinen, kämpft Brick mit Depressionen, ausgelöst durch das Ende seiner Sportlerkarriere und den Tod seines Jugendfreundes Skipper. Er ertränkt sie in Alkohol, was den Vorwurf von Versagen und Impotenz nach sich zieht, zudem Mutmaßungen über eine homoerotische Beziehung zu Skipper.

Mitten in diese aufgeladene Stimmung platzt die Nachricht, dass Big Daddy unheilbar und bereits im Endstadium an Krebs erkrankt ist: Die Party wird zum Totentanz. Draußen zieht ein Sturm auf und pfercht die Familienmitglieder zusammen. Drinnen werden die Stürme zu Orkanen: Die Konflikte eskalieren. Im Beisein von Doktor Baugh und Reverend Tooker, versucht Mutter Pollitt den Laden zusammenzuhalten – wütend über den Streit ums Erbe und die vermeintliche Habgier von Gooper und Mae, verzweifelt über Bricks Alkoholsucht und Maggies Kinderlosigkeit, sowie in Trauer über den bevorstehenden Verlust ihres Partners und des gemeinsamen Konstruktes.

Tennessee Williams‘ Text von 1955 ist in seinem Geflecht aus Lieben, Lügen, Leiden ein neuzeitlicher Klassiker. Im Mikrokosmos Familie stellt er unterschiedlichste Lebensmodelle zur Diskussion, lässt individuelle Bedürfnisse, Nöte und Sehnsüchte aufeinanderprallen, erzählt von Abhängigkeiten und Dynamiken. Seine Figuren sind allesamt Opfer und Täter zugleich: nahbar in ihrer Suche nach Schutz, Verständnis und Wärme, aber ebenso brutal in ihrem Trieb nach Bestätigung, Profilierung und Vorteil. Nervöse Katzen auf einem heißen Blechdach, die den Entschluss zum Absprung so lange hinauszögern, bis die Hitze unerträglich wird. Hier schenkt sich niemand nichts – was einer gewissen Komik nicht entbehrt.

Regie: Anne Lenk
Bühne: Judith Oswald
Kostüme: Sibylle Wallum
Musik: Ingo Schröder
Licht: Cornelia Gloth
Dramaturgie: David Heiligers

Dauer: 2 Stunden, keine Pause

empfohlen ab Klasse 9

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Schauspiel

Pygmalion

von George Bernard Shaw
in einer Bearbeitung von Bastian Kraft

Eliza Doolittle steht ganz unten in der gesellschaftlichen Rangordnung: Ohne Geld und Bildung, dafür mit aller Schlagfertigkeit des rauen Straßenjargons, kämpft sie sich durch, indem sie Blumen an Passant:innen verkauft. Dann jedoch trifft sie auf den Sprachwissenschaftler Henry Higgins. Eliza sieht in dem Professor ihre Chance auf den gesellschaftlichen Aufstieg und bittet um Sprechunterricht. Nach anfänglichem Zögern lässt sich Higgins darauf ein, vielmehr noch wittert er die Möglichkeit eines Sprach- und Gesellschaftsexperiments. Er und sein Kollege Pickering gehen eine Wette ein: Higgins will mit seiner Expertise Eliza innerhalb weniger Monate in die gehobene Gesellschaft der englischen Upper-Class einführen.

George Bernard Shaw schrieb sein ironisch-satirisches Werk als vermeintliche Romanze ohne Happy End. Pygmalion basiert auf dem gleichnamigen Mythos des Ovid: Ein Bildhauer meißelt sich kurzerhand die perfekte Skulptur und verliebt sich prompt in sie. Shaws Stück wurde viele Jahre später als Liebesgeschichte adaptiert und unter dem Titel My Fair Lady zum weltweiten Broadway- und Kino-Erfolg. Bastian Kraft stellt das Sprachexperiment ins Zentrum seiner Auseinandersetzung. Gemeinsam mit den biografischen Erfahrungen der Schauspieler:innen, findet er einen persönlichen Zugang dazu, wie Sprache und Klasse miteinander verbunden sind. Was ist eigentlich „schlechtes” Sprechen? Können wir alle möglichen sozialen Rollen spielen, sobald wir uns ihre Sprache aneignen? Und wetten wir letztlich nicht jeden Tag mit uns selbst, ob die anderen uns unsere eigene Rolle abkaufen werden?

Regie: Bastian Kraft
Bühne: Peter Baur
Kostüme: Inga Timm
Musik: Björn SC Deigner
Video: Jonas Link
Coaching / Choreografie: Angélique Mimi (Iconic House of Prodigy)
Licht: Thomas Langguth
Dramaturgie: Christopher-Fares Köhler

Dauer: 1 Stunde 45 Minuten, keine Pause

empfohlen ab Klasse 8

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Schauspiel

Mein Herz dein Bunker - 290 BPM

von Paula Thielecke

Berlin-Friedrichshain 1993. Eine Gruppe von zehn Freund:innen entschließt sich, einen eigenen Club zu gründen und wählt dafür den früheren VEB Zentralvieh- und Schlachthof der ehemaligen DDR. In den Räumen, die von zehntausenden Rindern, Schweinen, Hammeln und Geflügel in ihren letzten Momenten vor der Schlachtung durchquert wurden, soll endlich der Ort gefunden werden, an dem sie ihren Sehnsüchten nachgehen können: Lieben, Leben und sich in der Ekstase fallen lassen. Und so wird das leerstehende Schlachthaus von der Gruppe besetzt und der Wursthof ausgerufen! Zu treibenden Technosounds erkunden sie die Räume, entdecken gemeinsam, was sie sich für einen guten Club wünschen, welche Werte sie gemeinschaftlich vertreten und was es bedeutet, Teil einer Gegenkultur zu sein. Der Wursthof wird so nach und nach zum Leben erweckt und die Party beginnt.

Eine Geschichte, die ihre Vorbilder im Berlin der 90iger Jahre hat, als kurz nach dem Mauerfall leerstehende Gebäude, der Vibe des Aufbruchs und der Technosound unterschiedlicher Strömungen der Grundstein für die heute so legendäre Clubkultur Berlins waren. Für diese Inszenierung kommen das DTJung*, die Kinder- und Jugendtanzcompany von Sasha Waltz & Guests, Artist:innen vom Cabuwazi Tempelhof, Mitglieder der Street UniverCity Berlin mit der Live DJ Chica Paula (Paula Schopf) an den Plattenspielern auf der Bühne zusammen.

Regie und Text: Paula Thielecke
Bühne: Demian Wohler
Kostüme: Slavna Martinovic
Choreografie: Wibke Storkan
Live-DJ und Sounddesign: Paula Schopf
Art Work und Video: Maša Stanić
Mentorin Street University Berlin: Kimmy Bährens
Dramaturgie: Jasmin Maghames, Maura Meyer

empfohlen ab Klasse 9

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Schauspiel

Männerphantasien

auf Grundlage von Klaus Theweleits gleichnamigem Buch mit neuen Texten von Svenja Viola Bungarten, Ivana Sokola und Gerhild Steinbuch

In den 1970er Jahren, als über faschistische Täterschaft in der deutschen Gesellschaft noch weitgehend geschwiegen wurde, legte der Kulturwissenschaftler Klaus Theweleit mit Männerphantasien eine bahnbrechende Analyse der Zusammenhänge von Männlichkeit und Faschismus vor: Basierend auf Freikorps-Literatur der 1920er Jahre, dachte er hellsichtig das destruktive Selbst- und Frauenbild des „soldatischen Mannes“ zusammen und stellte mit dessen Verquickung von Sexualität, Gender und Gewalt die Entstehung des Nationalsozialismus in ein neues Licht.

Etwa 45 Jahre nach der Ersterscheinung nimmt sich Regisseurin Theresa Thomasberger Theweleits Werk als Sprechtext für die Bühne vor: Die epochale Untersuchung bildet für Thomasberger und ihr Team die Grundlage für eine Befragung heutiger Ausprägungen von Fascho-Männlichkeit, der Abwertung von Frauen* in der medial geprägten Wirklichkeit bis hin zu aktuellen abgründigen Formen von Kollektivität.

Denn: Während das Ideal vom „starken Mann“ einerseits überholt scheint, bringen Kriege neue Kämpfergestalten hervor; stürmen selbstermächtigte Horden politische Institutionen und befeuern den autoritären Backlash. Auch online wird Gleichberechtigung als Unterdrückung empfunden: So glaubt die Incel-Community – unfreiwillig ohne Sex lebende Männer – sie hätte aufgrund ihres Geschlechts ein Recht auf Frauen und Sexualität; wütende Alpha-Males und frauen*feindliche Pick-Up-Master beschwören unerreichbare Männlichkeitsvorstellungen und verzweifeln zugleich an ihnen. Anstatt diese Ideale zum Problem zu erklären, wird die Angst vor feministischem Widerstand geschürt, der sich heute zeitgleich mit großer Kraft ereignet.

Wie wirken Theweleits Texte heute? Welche Anknüpfungspunkte bieten sie? Um das zu ergründen, wird die Autor:innenschaft am Deutschen Theater um drei zeitgenössische Stimmen erweitert: Die Dramatikerinnen Svenja Viola Bungarten, Ivana Sokola und Gerhild Steinbuch werden in Auseinandersetzung mit Theweleits Werk die Männerphantasien textlich ergänzen und aus heutigen, weiblichen Perspektiven weiterdenken.

Regie: Theresa Thomasberger
Bühne und Kostüme: Mirjam Schaal
Musik: Oskar Mayböck
Licht: Peter Grahn
Dramaturgie: Lilly Busch

Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause

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Schauspiel

Baracke

von Rainald Goetz

Aus einer Clique von Jugendlichen aus dem thüringischen Krölpa, die um 1977 geboren sind, geht ein Paar hervor. Bea und Ramin erfahren die Liebe, die wieder vergeht. Später verbindet sich Bea mit einem anderen Mann aus der früheren Jugendclique: Uwe ist Teil jener Bewegung, die in Opposition geht zu der Elterngeneration und sich radikalisiert. Mit Uwe bekommt Bea ein Kind, mit ihm entsteht Familie. Die Fäden der Verwandtschaft reichen bis nach Westdeutschland, wo die Drei im Kreis der Münchner Großfamilie Hochzeit feiern. Später verlässt die Familie die ärmlichen Verhältnisse in Krölpa und zieht in das Dresdner Villenviertel Weißer Hirsch. Doch die Vergangenheit wird zur Gegenwart. Die Familie scheitert. Für den Vater bleibt nur, die letzte Konsequenz zu ziehen.

Baracke ist ein Familienstück: über Familie, Gewalt und über Deutschland. Es erzählt den Lebenslauf der Liebe über gut dreißig Jahre, über eine Generation hinweg. Zur Wahrheit der Familie gehört die von Anfang an präsente Gewalt, das Geheimnis, der Horror. Über allem schwebt das Schweigen der Väter, das Aussparen der Wahrheit, die Erstarrung der Mütter – und das Weiterleben in den Körpern der Kinder, von Generation zu Generation.

Als scharfsinniger Chronist führt uns Rainald Goetz' virtuose Gedanken- und Verlinkungsmaschinerie in ein Museum des 21. Jahrhunderts. Analogien stellen sich her zum rechtsterroristischen NSU, jüngere Vergangenheit und Gegenwart verdichten sich zu einem radikalen Jetztexzess. Mit sensiblem Sprachgefühl, Menschenkenntnis und feinsinniger Beobachtungsgabe bringt Goetz das gesellschaftliche Bewusstsein zum Sprechen und zeichnet in stromartigen Gedankenkaskaden Bilder einer ambivalenten Gegenwart. So wird Baracke zu einer Revolte des Sprechens gegen das Schweigen.

Regie: Claudia Bossard
Bühne: Elisabeth Weiß
Kostüme: Andy Besuch
Sound und Video: Annalena Fröhlich
Dramaturgie: Daniel Richter

Dauer: 2 Stunden 25 Minuten, keine Pause

Mit englischen Übertiteln

Inhaltshinweis: Diese Inszenierung enthält Schilderungen und Darstellungen von Gewalt in Gesellschaft und Familie.

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Schauspiel

Prima Facie

von Suzie Miller

Aus dem Englischen von Anne Rabe

Trotz Bestnoten, Einser-Abi und ausgezeichnetem Bachelor-Abschluss: Zwei Drittel aller Studierenden der Top Law School werden ihr Studium nicht abschließen. Von denen, die es schaffen, wird nur die Hälfte als Jurist:in arbeiten. Und nur fünf davon als Anwält:in. Aber Tessa hat es geschafft. Aus dem Arbeiterkind, das sich seinen Platz hart erkämpft, wird eine erfolgreiche Strafverteidigerin, die mit Stolz ihre Rosshaarperücke trägt. Wie alle Strafrechtsanwälte glaubt Tessa an das Gesetz, an das System und an die Unschuldsvermutung, die für sie keine Floskel ist, sondern das Fundament einer zivilisierten Gesellschaft. Deshalb verteidigt auch sie die Angeklagten, sucht nach Lücken in der Anklage und prüft akribisch die Aussagen von Opfern und Zeugen. Und Tessa ist eine der Besten in ihrem Job.

Ob Drogenprozesse, Korruptionsvorwürfe oder sexuelle Übergriffe: Tessa geht es um die juristische Wahrheit und den Beweis, mithilfe dessen ihre Angeklagten vor dem Gesetz für „unschuldig“ erklärt werden. Im Kreuzverhör spielen Sympathien keine Rolle, jede und jeder muss sich den scharfen Fragen der Anwältin stellen, auch Opfer vermeintlicher sexueller Übergriffe, deren Aussagen vor Gericht analysiert und auseinandergenommen werden. Bis zu dem Tag, an dem etwas passiert, was Tessa nie für möglich gehalten hätte: Ihr Kollege, mit dem sie eine Affäre hat, wird nach einem Date sexuell übergriffig. Während ihr Leben vor ihren Augen zusammenbricht, wird Tessa von der Strafverteidigerin zur Anklägerin und erlebt die Vorgänge im Gerichtssaal von der anderen Seite.

"Prima facie" ist ein juristischer Terminus, der auf Deutsch Anscheinsbeweis heißt und so viel bedeutet wie "bis auf Widerruf" oder "solange sich keine neuen Evidenzen einstellen". Kann das System, an das Tessa so sehr geglaubt hat, sie schützen – oder lässt es sie am Ende im Stich?

Der preisgekrönte Monolog der australischen Autorin Suzie Miller wurde 2019 in Sidney uraufgeführt und hat bereits erfolgreich im Londoner Westend und jüngst am Broadway Premiere gefeiert.

Regie: András Dömötör
Bühne und Kostüme: Moïra Gilliéron
Musik: Tamás Matkó
Dramaturgie: Jasmin Maghames

Dauer: 1 Stunde 50 Minuten, keine Pause

Wir weisen darauf hin, dass dieses Theaterstück auch sexualisierte Gewalt, Vergewaltigung und Traumabewältigung thematisiert.

In diesem Stück kommen Stroboskop-Effekte zum Einsatz.

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Schauspiel

Sophie Rois fährt gegen die Wand im Deutschen Theater

nach dem Roman "Die Wand" von Marlen Haushofer

Bühnenfassung von Clemens Maria Schönborn

"Ich kann mir erlauben, die Wahrheit zu schreiben; alle, denen zuliebe ich mein Leben lang gelogen habe, sind tot."

Die Katastrophe kommt, weil wir sie träumen. Und wir träumen sie, weil wir sie fürchten und uns nach ihr sehnen. Wenn die Katastrophe eintritt, hören die peinigenden Phantasien auf. "Dass man weder empfinden noch denken darf, sondern handeln muss, ist die beste Therapie, wenn der Mensch an den Produkten des eigenen Vorstellungsvermögens irre wird." (Wolfgang Pohrt)

Regie / Bühne: Clemens Maria Schönborn
Kostüme: Tabea Braun
Musik: Max Knoth
Licht: Cornelia Gloth
Dramaturgie: Bernd Isele

Dauer: 1 Stunde 5 Minuten, keine Pause

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Schauspiel

Das Schiff der Träume [fährt einfach weiter]

nach Federico Fellinis E la nave va
Texte von Thomas Perle & Ensemble

Die Diva ist tot! Testamentarisch hat sie verfügt, dass ihre Asche auf ihrer Geburtsinsel mitten im Meer verstreut werden soll. Eine bourgeoise Trauergemeinschaft macht sich am Vorabend des Ersten Weltkriegs mit dem Luxusdampfer Gloria N. auf, der besten Opernsängerin aller Zeiten die letzte Ehre zu erweisen. An Bord ist die Crème de la Crème der Opernwelt. Die Expedition wird zur Irrfahrt durch das offene Meer mit ungewissem Ausgang. Fellinis bildstarkes Meisterwerk Das Schiff der Träume wird zur Groteske, wenn ein Sänger:innenwettstreit im glühenden Heizkeller vor der schwitzenden Arbeiterklasse stattfindet, eine blinde Prinzessin die Farben von Musik sehen kann, der Geist von Edmea Tetua aus der Totenwelt beschworen wird, ein Huhn von einem russischen Bass-Bariton in der Küche hypnotisiert und munter italienische Opernarien zur Versöhnung der Klassen und Kulturen gesungen werden. Fellinis filmische Parabel ist ein Totenoratorium für die Diva, deren Wiederkehr ersehnt wird in einer Welt, die von Kapitalismus, Globalisierung, Krieg und Werteverfall gezeichnet ist.

Regie: Anna Bergmann
Musikalische Leitung / Komposition: Peer Baierlein
Bühne: Andreas Auerbach
Kostüme: Vanessa Rust
Video-Design: Jan Speckenbach
Musikalische Einstudierung: Hubert Wild
Licht: Cornelia Gloth
Dramaturgie: Daniel Richter

Dauer: 1 Stunde 35 Minuten, keine Pause

empfohlen ab Klasse 10

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Schauspiel

Forever Yin Forever Young

Die Welt des Funny van Dannen

In den Songs und Texten von Funny van Dannen sind Sinn und Unsinn, das Politische und das Private, das Kritische und das Alltägliche bis zur Ununterscheidbarkeit miteinander verwoben. Daher rühren ihre Tiefe und ihre Nahbarkeit. Oft handeln sie, mit den Worten der Frankfurter Rundschau, „von Leuten, die aufs falsche Pferd gesetzt haben und sich anschließend fragen, ob das überhaupt ein Pferd war“. Kaum jemand ist in der Lage, deutsche Befindlichkeiten so fein zu sezieren wie der Maler, Schriftsteller und Musiker Funny van Dannen. Grund genug für Tom Kühnel und Jürgen Kuttner, aus seinem Schaffen eine musikalische Revue herauszuarbeiten, die aus dem Wahnsinn unserer Zeit etwas Vernünftiges zaubert: „Lass uns in den Park gehen / und den Hang hinunterrollen / oder hast du eine bessere Idee / wie wir dem Wahnsinn unserer Zeit begegnen sollen.“

Regie: Tom Kühnel, Jürgen Kuttner
Bühne und Video: Jo Schramm
Kostüme: Daniela Selig
Musik: Matthias Trippner
Dramaturgie: Claus Caesar

Dauer: 2 Stunden 30 Minuten, eine Pause

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Schauspiel

Im Spiegelsaal

nach der Graphic Novel von Liv Strömquist
Eine Inszenierung des Jungen DT

Aus dem Schwedischen von Katharina Erben
In einer Fassung von Katharina Bill und Christiane Lehmann

“Sich ständig selbst zu fotografieren, entspringt dem Wunsch, die Zeit zum Stillstand zu bringen. […] Es ist eine Art Protest gegen die eigene Bedeutungslosigkeit, die eigene Sterblichkeit.“ (Liv Strömquist)

Wer oder was ist eigentlich schön? Welche Bedeutung hat Schönheit für unser Leben? Warum verwenden wir so viel Kraft, Zeit und Geld, um uns Idealen anzunähern? Und auf welch tragische Art hängen die Frage nach Schönheit und Ehe, Erfolg und Vergänglichkeit zusammen?

Auf Instagram betrachten wir rund um die Uhr uns selbst und andere. Wir kommunizieren durch diese Bilder und kommen so unweigerlich an eine der existentiellsten Fragen: Bin ich liebenswert? Denn Schönheit ist eine Ressource. Schönheit ist Absicherung und Aufstiegschance zugleich. Die mediale Bilderflut macht den Vergleich noch leichter und der TikTok-Trend „Be that girl“ bringt es auf den Punkt: Streng dich an!
Auf tragische Weise haben sich so körperliche Schönheit und Erfolgsaussichten auf allen Märkten insbesondere für weiblich gelesene Personen im Laufe der Jahrtausende noch enger verknüpft. Oder ist sich selbst zu fotografieren auch ein Protest gegen die Vermarktung des Körpers?

In der Regie von Katharina Bill stehen sieben junge, weiblich gelesene Personen als Expert:innen des Themas auf der Bühne und bringen die neuste Graphic Novel der feministischen Comiczeichnerin und Politikwissenschaftlerin Liv Strömquist zur Uraufführung. Zwischen Sprachwitz und erhabenen Bildern, albernen Gesten und großen Gefühlen wird die Auseinandersetzung mit dem europäischen Schönheitsdiskurs der letzten 2000 Jahre zu einer rasanten Lectureperformance.

Das gesamte Team der Inszenierung solidarisiert sich mit allen weltweiten feministischen Bewegungen, die die Freiheit und Selbstbestimmung aller Menschen zum Ziel haben. Aufgrund der aktuellen Proteste im Iran möchten wir den Protestierenden vor Ort sagen: Wir hören Euch, wir sehen Euch, wir bewundern Euch, wir bangen um Euch, wir sind an Eurer Seite.

Regie: Katharina Bill
Ausstattung: Konstanze Grotkopp
Musik: Jakob Jokisch
Dramaturgie: Christiane Lehmann

Dauer: 1 Stunde 35 Minuten, keine Pause

empfohlen ab Klasse 10

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Schauspiel

Ismene, Schwester von

von Lot Vekemans

Dreitausend Jahre hat niemand mehr an sie gedacht, war ihr Leben vergessen ebenso wie ihr Tod: Unerlöst befindet sich Ismene in einem Zwischenreich, nach einem Dasein ohne eigenen Inhalt und einem Ableben ohne Erinnerung. Alles an ihr scheint fremdbestimmt – durch die antiken Helden ihrer Familie, den Vater Ödipus, die streitbaren Brüder Eteokles und Polyneikes, besonders aber durch ihre Schwester Antigone, die gegen die Tyrannei ihres Onkels Kreon beispielhaft aufbegehrt, ein heroischer Weg, den Insmene nicht mitgeht. – Jetzt, dreitausend Jahre später, hat die niederländische Autorin Lot Vekemans diese Figur in der Vergessenheit aufgesucht und sie aus dem Schatten treten lassen. Nach einer Ewigkeit des Schweigens stellt sich Ismene ihrer Geschichte.

Dass Susanne Wolff nach ihrer fulminanten Darstellung des Kreon in Ödipus Stadt ebenfalls in der Regie von Stephan Kimmig nun ausgerechnet diese Rolle spielt, ist mehr als nur eine Ironie des Theaterschicksals. Kreon ist der Mann, der Ismenes halbe Familie umbringt, ihren Vater Ödipus in die tödliche Verbannung schickt und Antigone zum Tod verurteilt. Nach dem großen Antigone-Drama kommt es in Lot Vekemans Fortschreibung des Mythos jedoch nicht zu einer erbitterten Auseinandersetzung zwischen Kreon und Ismene. Im Gegenteil. Beide leben in stiller Abgeschiedenheit weiter und als Kreon Jahre später schwer erkrankt, pflegt sie ihn geduldig bis zu seinem Tod, und so bilden sie, die Überlebenden des Mythos, im Geiste eine Art postapokalyptisches Paar.

Übersetzung: Eva Pieper
Regie: Stephan Kimmig
Bühne und Kostüme: Anne Ehrlich
Dramaturgie: John von Düffel

Dauer: 1 Stunde, keine Pause

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Schauspiel

Der Schimmelreiter / Hauke Haiens Tod

nach der Novelle von Theodor Storm und dem Roman von Andrea Paluch und Robert Habeck

Was, wenn wir zu Archäolog:innen unserer eigenen Zeit werden könnten? Was wäre von uns geblieben – und wie würden wir die Fundstücke interpretieren? Würden die Autos für Sarkophage gehalten und die Parkhäuser für Friedhöfe?

Wienke Haien, Tochter von Hauke Haien, wird solch eine Archäologin. Sie sucht nach der Wahrheit über den Tod ihres Vaters, dem Schimmelreiter. In Theodor Storms gleichnamiger Novelle wird er zum umhergeisternden Wiedergänger, der mit seinem Schimmel von den Fluten des Meeres verschlungen wurde. 1888 erschienen, kollidieren bei Storm weitsichtig Mensch und Natur – ein Zerrbild des Schreckens menschlicher Selbstüberschätzung, die Pranke der Natur, die den Hochmut abstraft.

Andrea Paluch und Robert Habeck überschrieben 2001 in Hauke Haiens Tod die Novelle Theodor Storms und befragen sie auf ihre Aktualität. Jan-Christoph Gockel verbindet beide Texte und untersucht sie mit den Ensemblemitgliedern des Deutschen Theaters und dem RambaZamba Theater auf ihr dämonisches Potenzial. Welche Möglichkeiten stecken in der Zuwendung zu den Dämonen der Vergangenheit, um einer unsicheren Zukunft zu begegnen?

Regie: Jan-Christoph Gockel
Bühne: Julia Kurzweg
Kostüme: Sophie du Vinage
Video: Eike Zuleeg
Licht: Robert Grauel
Puppenbau: Michael Pietsch
Musik: Anton Berman
Dramaturgie: Johann Otten, Bernd Isele

empfohlen ab Klasse 10

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Schauspiel

Wüste

von Sam Max

Aus dem Amerikanischen von Maria Milisavljević

Ein einsames Motel in der Wüste von Arizona, in dessen Nähe: ein Filmset. Während der männliche Hauptdarsteller Tom darauf wartet, dass seine nächste Szene gedreht wird, wartet seine Frau Chloe darauf, dass die Narben ihrer Schönheits-OP heilen und sie wieder ihre Augen benutzen kann, die sie hat lasern lassen, um keine Brille tragen zu müssen. Blind und bandagiert ist sie mehr denn je abhängig von ihrer jungen Assistentin Hannah, mit der sie immer wieder ihren Text durchgeht. Anders als Tom hat Chloe nur eine kleinere Rolle in dem Film bekommen und anders als er, der gutaussehende junge Star, muss sie in ihren mittleren Jahren mehr investieren: in ihr Aussehen und in ihre Kunst.

Drei Menschen, die verflochten sind in einem Dreieck aus Begierden und Abhängigkeiten rund um die leere Mitte einer Existenz, die aus Rollen besteht, die man anzieht und ausfüllt, so gut und so intensiv es geht, bis dieser Vorgang sich anfühlt wie Leben. Die Leere im Inneren der drei Menschen spiegelt sich in der äußeren Leere der Wüste, die Menschen verschluckt und wieder ausspuckt – symbolisiert durch ein Mädchen, das vom Drehort verschwindet und plötzlich im Motelzimmer wieder auftaucht.

Sam Max spielt mit typischen Versatzstücken amerikanischer Kultur und kombiniert klassische Motive wie Motel, Wüste, Hollywood mit zeitgenössischem Nachdenken über Körperbilder, Beziehungsweisen und Techniken der Selbstdarstellung. Sam Max arbeitet das erste Mal in Deutschland und inszeniert den eigenen Text mit drei Ensemblemitgliedern.

Regie: Sam Max
Bühne und Kostüme: Matthias Nebel
Komposition: Natalie Szende
Licht: Peter Grahn
Dramaturgie: Karla Mäder

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Schauspiel

Bunbury. Ernst sein is everything!

von Oscar Wilde

Deutsch von Claudia Bossard

Um ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen entfliehen und inkognito ihre geheimen Wünsche und Sehnsüchte – ihr wahres Ich? – ausleben zu können, führen die beiden Dandys Algernon und Jack ein Doppelleben. Algernon erfindet einen kränklichen Freund namens Bunbury, der regelmäßig auf dem Land besucht werden muss, während Jack vorgibt, sich um seinen leichtlebigen Bruder Ernst zu kümmern, um möglichst oft in die Stadt reisen zu können. Dort führt er als ebenjener Ernst ein ausschweifendes Leben, während er auf seinem Landsitz das moralisch unantastbare Vorbild für sein Mündel Cecily gibt. Diese wiederum hat es sich – ebenso wie Algernons Cousine Gwendolen, um die Jack bei seinen Besuchen in der Stadt wirbt – in den Kopf gesetzt, ausschließlich einen Mann namens Ernst zu heiraten. Als Algernon in der Rolle von Jacks vermeintlichem Bruder Ernst auf dem Landsitz auftaucht, nehmen die komischen Verwicklungen ihren Lauf.

Bunbury (im Original: The Importance of Being Earnest) ist Oscar Wildes berühmteste Komödie – und zugleich seine letzte: Kurz nach der Uraufführung wurde er 1895 im Zuge eines öffentlichen Prozesses wegen homosexueller Handlungen zu zwei Jahren Zuchthaus mit schwerer körperlicher Arbeit verurteilt. Gesundheitlich, finanziell und gesellschaftlich ruiniert, verstarb der Autor 1900 im Alter von 46 Jahren in Paris. Oscar Wildes eigenes Doppelleben, das im Gegensatz zu dem seiner Protagonisten kein glückliches Ende nahm, schreibt sich aus heutiger Perspektive unweigerlich in diese perfekt gebaute Komödie ein.

In der rasanten Fassung der Regisseurin Claudia Bossard wird Oscar Wildes mit Sprachwitz gespickte Komödie zum queeren Theaterspaß, der im metropolitanen Society-Talk nicht nur die Sprachgrenzen zwischen Deutsch und Englisch verflüssigt, sondern auch im spielerischen Wirbelsturm Gender- und Identitätsbilder aus ihrem viktorianischen Gesellschaftskorsett befreit.

Regie: Claudia Bossard
Bühne und Kostüme: Elisabeth Weiß
Kostümmitarbeit: Matthias Dielacher
Choreografie: Marta Navaridas
Sounddesign: Annalena Fröhlich
Dramaturgie: Elisabeth Tropper, Daniel Richter
Licht: Viktor Felligi, Kristina Jedelsky
Maske: Andreas Müller

Dauer: 2 Stunden, keine Pause

empfohlen ab Klasse 9

Mit englischen Übertiteln

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Jugendprogramm

P*RN

Konzept und Regie von Sofie Boiten, Lorenz Nolting

Im Grunde könnte es so einfach sein: Menschen unter 18 Jahren kennen keine Pornografie. Schließlich ist sie Minderjährigen verboten und jede Internetseite mit pornografischem Inhalt ist versperrt von einem Banner, hinter das nur kommt, wer seine Volljährigkeit bestätigt. Wie kann es also sein, dass fünfzehnjährige Jungs in Freibädern damit angeben, wie gut sie sich mit Pornos auskennen? Weil ein Banner zur Selbstauskunft über das eigene Alter natürlich keine unüberwindbare Hürde ist – und weil Pornografie online in einem nie zuvor dagewesenen Maße verfügbar ist. Allein das Anschauen aller Filme, die nur im Jahr 2019 auf die größte Porno-Plattform hochgeladen wurden, würde 169 Jahre dauern. Doch das Internet zu verteufeln und auf eine analoge Revolution zurück zu streng kontrollierten Videotheken zu hoffen, scheint ausweglos. Und pädagogisch nicht sinnvoll – steckt doch in der Pornografie auch ein aufklärerisches und emanzipatorisches Potenzial, wenn sie zum Anlass führt, zu reflektieren, worum es eigentlich geht: um die Entstehung von Lust, die Wahrnehmung des eigenen Körpers und die Sehnsucht nach Zärtlichkeit.

Zusammen mit sechs Jugendlichen entwickeln Sofie Boiten und Lorenz Nolting ein Stück über Pornografie, eine Sprache über die Sprachlosigkeit und einen Umgang mit all den Tabus, die lange vor der Altersabfrage auf einer Internetplattform beginnen. Das DT hat ein Schutzkonzept für die Teilnehmenden erarbeitet, in der Inszenierung wird auf die Darstellung pornografischer Inhalte verzichtet.

Regie: Sofie Boiten, Lorenz Nolting
Ausstattung: Bettina Kirmair
Licht: Heiko Thomas Noor Boiten
Dramaturgie: Johann Otten
Theaterpädagogik: Timo Staaks

empfohlen ab Klasse 10

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Schauspiel

Gift

von Lot Vekemans

Aus dem Niederländischen von Eva Pieper und Alexandra Schmiedebach

"Es ist verrückt, wie man anfängt zu hoffen, dass jemand stirbt. Aufgibt. Loslässt. Mach ruhig. Geh ruhig. Es ist gut. Wir schaffen es schon. Wir schaffen es schon ohne dich. Das war ein Irrtum."

Ein Friedhof. Zwei Menschen. Eine gemeinsame Vergangenheit, ein gemeinsamer Verlust und zehn Jahre Trennung, Schweigen. Aus Anlass einer Grabverlegung kommen "Sie" und "Er" wieder zusammen. Gift soll aus einer nahegelegenen Fabrik ausgetreten sein und die Umbettung der Toten notwendig machen. Unterdessen betrachten die Frau und der Mann ihr umgebettetes Leben, das eines Silvesterabends sang- und klanglos auseinanderging. Was ist aus ihr und ihm geworden? Was aus ihrer Trauer, ihrem Leben? Und wer hat sich was vorzuwerfen? Zwischen Abrechnung und Annäherung, Trost und Trauer, Zärtlichkeit und Härte oszillieren die Szenen dieser Wiederbegegnung: das Porträt eines Paares, dessen Schicksal schon vorbei zu sein scheint – und das dennoch noch einmal durch alles hindurchgehen muss, in der Hoffnung, in einem Leben nach ihrem Leben anzukommen.

Dagmar Manzel wurde 2014 für ihre Rolle "Sie" mit dem Deutschen Theaterpreis 'Der Faust' ausgezeichnet.

Gift von Lot Vekemans ist auch als eBook erschienen. Über die Website www.textbuehne.eu können Sie das Theaterstück in diversen Online-Shops bestellen.

Regie: Christian Schwochow
Bühne: Anne Ehrlich
Kostüme: Pauline Hüners
Dramaturgie: John von Düffel

Dauer: 1 Stunde 15 Minuten, keine Pause

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Schauspiel

Nora oder Wie man das Herrenhaus kompostiert

von Sivan Ben Yishai

In einer Übersetzung von Gerhild Steinbuch

Henrik Ibsen verfasste "Nora oder Ein Puppenheim" im Jahr 1879 als Emanzipationsgeschichte der titelgebenden Protagonistin, die sich entscheidet, ihren Mann und ihre Kinder zu verlassen, um sich aus ihrer unglücklichen Lebenssituation zu befreien. Das Werk wurde unzählige Male verhandelt, neu geschrieben und überschrieben.

"Nora oder Wie man das Herrenhaus kompostiert" jedoch ist nicht bloß eine weitere Überschreibung des modernen Klassikers. Zum ersten Mal steht nicht Nora im Fokus, sondern die Geschichte des Hauses – und die seiner Bewohner:innen: von Helene, dem Hausmädchen, des Paketboten, der auf diesen einen Auftritt wartet, und von Anne-Marie, dem Kindermädchen, das sein eigenes Leben aufgab, um für Nora zu arbeiten und deren Kinder groß zu ziehen. Sie alle besetzen dieses Haus und die Räume dieser Erzählungen.

Sivan Ben Yishai, preisgekrönte Autorin und eine der spannendsten Stimmen des zeitgenössischen Theaters, rückt die unsichtbaren Protagonist:innen des Ibsen-Klassikers in den Fokus. Sie nimmt das Herrinnenhaus der Nora Helmer auseinander, untersucht das zerfallende Konstrukt und hinterfragt Grundlegendes: Ist es möglich, die sich immer wiederholenden Narrative zu Grabe zu tragen? Kann man seiner Lebensgeschichte entkommen? Und neue Erzählungen pflanzen?

Regie: Anica Tomić
Bühne: Mila Mazić
Kostüme: Drina Krlić
Musik: Nenad Kovačić
Choreografie: Lada Petrovski Ternovšek
Licht: Thomas Langguth
Dramaturgie: Christopher-Fares Köhler, Jelena Kovačić

Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause

empfohlen ab Klasse 10

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Schauspiel

ugly duckling

von Bastian Kraft und Ensemble nach Hans Christian Andersen

"Ich träumte nie von soviel Glück, als ich noch das hässliche kleine Entlein war."

In den Märchen von Hans Christian Andersen stößt man immer wieder auf Transformationen: Die kleine Meerjungfrau verwandelt sich in einen Menschen, das hässliche Entlein in einen stolzen Schwan. Dass es sich bei diesen Verwandlungen auch um ein maskiertes Spiel mit Geschlechtlichkeit und Sexualität handelt, ist Ausgangspunkt für ein Projekt, das Andersens Märchen den Biografien von Berliner Dragqueens gegenüberstellt. Diese Protagonist_innen des urbanen Nachtlebens machen das Spiel mit Geschlechterrollen zum befreienden Spektakel. Dabei bewegen sie sich an der schillernden Grenze zwischen schamloser Selbstdarstellung und subkulturellem Sendungsbewusstsein. Die Transformation mittels Schminke und Perücken nämlich produziert nicht nur ein neues Ich, sondern damit auch ein neues Selbstbewusstsein. Die so erschaffene Kunstfigur ist der stolze Schwan, in dessen Gestalt sich das hässliche Entlein der Welt stellen kann.

Für seine Inszenierung "ugly duckling" wurde Bastian Kraft 2019 von Travestie für Deutschland mit dem Ehrenstöckel ausgezeichnet.

Alle Vorstellungen werden mit englischen Übertiteln gezeigt.

Regie: Bastian Kraft
Bühne / Video: Peter Baur
Kostüme: Jelena Miletić
Musik: Romain Frequency
Licht: Thomas Langguth
Dramaturgie: Ulrich Beck

Dauer: 1 Stunde 55 Minuten, keine Pause

In der Vorstellung wird Stroboskop-Licht eingesetzt.

Altersempfehlung: ab Klasse 9

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Schauspiel

Die kahle Sängerin

Anti-Stück von Eugène Ionesco

Aus dem Französischen von Serge Stauffer

Der Titel mag gewöhnungsbedürftig sein, der Inhalt ist es keinesfalls. Ionescos "Anti-Stück" von 1948, das alle bis dahin geltenden Regeln des Theaters ignoriert und in dem nicht nur eine Wanduhr verrücktspielt, gilt als Gründungsdokument des Absurden Theaters, das in den 50er Jahren durch Samuel Beckett und andere berühmt wurde. Entstanden als Reaktion auf die Gräuel von Nazizeit und Zweitem Weltkrieg, postuliert das Absurde Theater in Form und Inhalt die Sinnlosigkeit als einzig sinnvollen Daseinszustand. Das Ergebnis dieser zutiefst melancholischen Bestandsaufnahme ist allerdings bei Ionesco höchst vergnüglich: Skurrile Figuren in humorvollen Situationen ergeben pralles Theater, in dem sich bizarre Dialoge in ein Feuerwerk aus sinnentleerten Phrasen und Nonsens-Sätzen steigern.

Die Handlung – wenn man das, was geschieht, so nennen darf – ist rasch zusammengefasst: Mr. und Mrs. Smith, die sich nach dem Abendessen gewaltig miteinander langweilen, bekommen Besuch von einem befreundeten Ehepaar, das bei seinem Auftritt erst einmal klären muss, ob sie einander kennen. Am Ende stellen die beiden erfreut fest, dass sie im selben Bett schlafen, verheiratet sind und ein Kind haben. Die Abendunterhaltung zu viert hingegen wird immer merkwürdiger: Das Dienstmädchen Mary glaubt, es sei Sherlock Holmes, ein Feuerwehrmann sucht einen zu löschenden Brand und stiftet dabei zusätzlich Verwirrung; was es nun aber mit der "kahlen Sängerin" auf sich hat, dürfen Sie selbst herausfinden.

Übernahme der Produktion vom Schauspielhaus Graz

Regie: Anita Vulesica
Bühne: Henrike Engel
Kostüme: Janina Brinkmann
Musik: Camill Jammal
Choreografie: Mirjam Klebel
Dramaturgie: Karla Mäder

Dauer: 1 Stunde 45 Minuten, keine Pause

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Schauspiel

hildensaga. ein königinnendrama

Ferdinand Schmalz

Brünhild, Königin von Island, ist berühmt für ihre Schönheit und Stärke und gilt als unbesiegbare Herrscherin des nordischen Eismeeres. Ihr Vater, Wotan, verspricht aber ihre Hand demjenigen, der sie in einem Dreikampf besiegen kann, und so verlieren zahlreiche Freier ihr Leben. Doch dann tritt ein bekanntes Gesicht auf, dem Brünhild einst für einen kurzen Moment verfallen war, bevor sie ihn zurückwies: Siegfried, der berühmte Drachentöter und Besitzer des Nibelungenschatzes, kehrt mit einer neuen Aufgabe im Gefolge des Burgunderkönigs Gunther zurück. Sein Ziel ist es, Gunther zu helfen, Brünhild zu besiegen, damit er Gunthers Schwester Kriemhild heiraten kann. Durch eine List gelingt das scheinbar Unmögliche: Brünhild wird besiegt, und es kommt zu dem verabredeten Austausch von Frau gegen Frau. Die Hochzeitsglocken von Burgund läuten doppelt.

Während Brünhild, gegen ihren Willen von ihrer Heimat entfernt, vor den Altar gezwungen wird, verliebt sich Kriemhild gegen ihr eigenes Gelübde, den Männern abzuschwören, in Siegfried. Sie ahnt nichts von Siegfrieds kurzer Vergangenheit mit Brünhild. Doch Brünhild verweigert Gunther die Hochzeitsnacht und demütigt ihn vor dem Hof, was Siegfried erneut dazu bringt, unter der Tarnkappe einzugreifen. Als Kriemhild die Wahrheit über das Gefüge erkennt, verbündet sie sich unerwartet mit ihrer einstigen Rivalin.

In Ferdinand Schmalz' Neubearbeitung des berühmten Nibelungen-Mythos brechen die beiden Königinnen aus den Zwängen ihrer vorherbestimmten Rollen aus. Von Vätern, Brüdern und Ehemännern verschachert, betrogen und geschändet, setzen sich die Hilden gegen diese Männerwelt zur Wehr und beginnen einen Rachefeldzug auf die, die mit ihren Schicksalen spielten.

Regie: Markus Bothe
Bühne: Kathrin Frosch
Kostüme: Justina Klimczyk
Video: Fritz Gnad, Alexander Rechberg
Licht: Matthias Vogel
Dramaturgie: Jasmin Maghames

Dauer: 2 Stunden 50 Minuten, 1 Pause

empfohlen ab Klasse 9

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Schauspiel

F. Zawrel – Erbbiologisch und sozial minderwertig

von und mit Nikolaus Habjan

Gastspiel Schubert Theater Wien

Der Vater ist Alkoholiker, die Mutter nicht fähig, die Familie zu ernähren: Als Kind landet Friedrich Zawrel (1929 – 2015) erst im Heim, schließlich im Spiegelgrund, jener berüchtigten „Kinderfachabteilung“ des Deutschen Reiches in Wien, in der Euthanasiemorde an kranken und behinderten Kindern begangen wurden. Vom Anstaltsarzt Dr. Gross wird Zawrel als „erbbiologisch und sozial minderwertig“ eingestuft und mit medizinischen Experimenten gequält, doch kann er eines Tages mit der Hilfe einer Krankenschwester aus der Anstalt entkommen. Als Halbwüchsiger lebt er auf der Straße, im Nachkriegswien folgt eine Karriere als Kleinkrimineller. Diese bringt ihn wiederholt ins Gefängnis und immer wieder vor psychiatrische Gutachter, bis er eines Tages seinem ehemaligen Peiniger gegenübersitzt, der ihm einen Deal anbieten will. Doch Zawrel lässt sich nicht bestechen. Allerdings kommt es erst im Jahr 2000 kommt zu einem Gerichtsverfahren, das wegen einer angeblichen Demenz von Gross eingestellt wird. Dieser kann sich an nichts mehr erinnern …

Der Figurentheaterabend von Nikolaus Habjan und Simon Meusburger entstand auf der Basis von erlebter Geschichte: Friedrich Zawrel, dieser so liebenswerte, humorvolle und resiliente Wiener, erzählte als hochbetagter Zeitzeuge bis zu seinem Tod im Jahr 2015 vor Schulklassen und bei anderen Gelegenheiten, was ihm widerfahren ist.

Das Ergebnis ist ein dramatisches, berührendes und theatral packendes Stück Erinnerungsarbeit. Die Inszenierung erhielt den Nestroy-Preis 2012 in der Kategorie Beste Off-Produktion und wurde bislang von Nikolaus Habjan mehr als sechshundertmal gespielt: Friedrich Zawrel, er lebt weiter in der Klappmaulpuppe von Nikolaus Habjan.

Ausgezeichnet mit dem Nestroy-Preis Beste Off-Produktion.

Regie: Simon Meusburger
Puppenbau: Nikolaus Habjan
Lichtdesign: Simon Meusburger
Kostüm (Schubert Theater Wien): Lisa Zingerle
Licht: Cornelia Gloth

Dauer: 2 Stunden, keine Pause

empfohlen ab Klasse 9

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Schauspiel

Identitti Rezeptionista

nach dem Roman Identitti von Mithu Sanyal

Die Studentin Nivedita kann es nicht fassen: Ihre Professorin Saraswati – ihr Vorbild, ihr Role Model in identitätspolitischen Fragen – ist weiß!

Bis zu dieser Neuigkeit hatte sich für Nivedita, geboren mit indischem Vater in Deutschland, in den Seminaren der vermeintlichen Person of Color eine neue Welt eröffnet. Schon in der ersten Stunde verwies die Professorin weiße Studierende des Raumes, schrieb "Decolonize your soul" an die Tafel und besprach Ursprung von und Umgang mit Identitätskämpfen. Und nun soll Saraswatis Karriere auf einer großen Lüge aufgebaut sein? Es entbrennt eine komplexe und hochemotionale Debatte: Nivedita postet unter dem Pseudonym Identitti auf Twitter, und ihre Freundinnen organisieren Demos gegen diesen unglaublichen Fall von kultureller Aneignung. Währenddessen denkt Professorin Saraswati alle Argumente weiter, sodass bald niemand mehr weiß, was "Person of Color" eigentlich, wirklich bedeutet.

Identitti Rezeptionista ist ein Stück über die Rezeption des viel gelesenen, viel besprochenen und auch in vielen Theatern adaptierten Romans Identitti von Mithu Sanyal, der 2020 fragte: Wer ist wer und wer kann für wen sprechen? Eine Frage, die wir uns auch immer wieder im Theater stellen: Wer kann glaubwürdig eine weiße Professorin spielen, die sich als Person of Color ausgegeben hat? Auch der Kulturbetrieb Theater ist bisweilen ein identitätspolitisches Pulverfass, das allerdings wie dazu gemacht ist, Identitätsverhandlungen zu führen. Die Inszenierung lädt also dazu ein, sich der eigenen Widersprüche bewusst zu werden und die politischen Fragen rund um den Stoff weiter zu diskutieren.

Eine Übernahme der Produktion vom Schauspielhaus Graz.

Regie: Simone Dede Ayivi
Bühne: Lani Tran-Duc
Kostüme: Mariama Sow
Sound und Musik: Katharina Pelosi
Dramaturgie: Hannah Mey

Dauer: 1 Stunde 40 Minuten, keine Pause

empfohlen ab Klasse 11

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Schauspiel

Liebe, einfach außerirdisch

von René Pollesch

Unsere Mission wird beendet??? Nein, Wir müssen ZURÜCK??? NEIN!!!!!!! Ich kann nicht glauben, dass man uns abberuft. Glaubst du, ich werde sie nicht vermissen, die Leute, die ich hier liebgewonnen habe? Die Art, wie die Menschen ihren Blick abwenden, wenn ich auf sie zugehe? Oder die da oben im zweiten Rang, die mich sowieso nicht sehen?

Regie: René Pollesch
Bühne: Barbara Steiner
Kostüme: Tabea Braun
Video: Roman Kuskowski
Dramaturgie: Bernd Isele
Licht: Matthias Vogel

Dauer: 85 Minuten, ohne Pause

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Schauspiel

Der geflügelte Froschgott - Eine Neuberechnung der Unsterblichkeit

Ein Monolog von Ingrid Lausund

Nur mal so gefragt: Falls der Tod nicht das Ende ist, was käme danach? Geht es dort weiter, und wenn ja, in welchem Zustand? Und für wen? Und falls es so wäre: kann ich meine Chancen aufs Jenseits erhöhen und ist das sinnvoll? Und wie viele Jenseitse gibt es in etwa? Schwer zu sagen… das Ganze. Total schwer zu sagen, solange hinter jeder Frage eine neue lauert: Weiß die Hölle, dass sie eine Metapher ist? Können Dinge transzendieren, und angenommen ja, wie sieht eine transzendierte Pizza aus? Und wie schmeckt sie? Was ist das Kriterium für gut? Was ist das Kriterium für wahr? Ist der geflügelte Froschgott die Antwort? Ja, nein, vielleicht?

Die Theaterautorin Ingrid Lausund kennt sich aus mit den allerletzten Dingen: Für ihre unter dem Pseudonym Mizzi Meyer verfassten Drehbücher zur Kultserie Der Tatortreiniger erhielt sie zweimal den Grimme- und 2019 den Deutschen Fernsehpreis. Mit ihrem neusten Theatertext begibt sich Ingrid Lausund erneut auf den Weg alles Irdischen und weit darüber hinaus: dorthin, wo die Luft dünn wird, ins Zwischenreich der ungesicherten Hypothesen. In diesem Reich der Fragen steht ein Mensch (oder sind es zwei? Oder ist es die Menschheit?). In die gottverlassene Einsamkeit eines Monologs geworfen, kämpft er (oder sie) gegen einen leeren Himmel an. Was daraus entsteht, ist ein Passionswerk für eine säkularisierte Welt, ein Klagelied für Zweifler:innen, ein Psalm für Atheist:innen. Aus tiefer Not schrei ich zu Dir, der Du nicht da bist.

Der Regisseur FX Mayr macht die Bühne gemeinsam mit einer Gruppe von Spieler:innen zu einem Transitort. Hier, wo schon immer die Lebenden den Toten begegnen, lädt er das Publikum zu einer Feier ein. Trotzdem, gerade deshalb und bis der Vorhang fällt.

Regie: FX Mayr
Bühne und Kostüme: Korbinian Schmidt
Musik: Matija Schellander
Dramaturgie: Bernd Isele

Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause

Mit englischen Übertiteln

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Schauspiel

Endspiel

von Samuel Beckett
Deutsche Übertragung von Elmar Tophoven

Schon zu Beginn verkündet Clov mit tonloser Stimme dem blinden und bewegungsunfähigen Hamm: „...Ende, es ist zu Ende, es geht zu Ende, es geht vielleicht zu Ende.“ Trotzdem machen beide weiter und spielen nach genau festgelegten Regeln ihr ritualisiertes Spiel. Konkrete Erinnerungen an Vergangenes mischen sich mit aktuellen Sticheleien der in Hass und Liebe verbundenen Figuren. Sie sind gefangen in einer mythischen Ordnung, aus der es für sie kein Entrinnen gibt.
Wie also Endspiele spielen, wenn alles schon zu Ende ist? In dem 1956 geschriebenen Stück demonstriert Beckett, umgeben vom optimistischen Geist des Wiederaufbaus, die Manipulierbarkeit des geschichtlichen Diskurses, dessen unüberbrückbare Differenz zur realen Geschichte. Die Welt außerhalb scheint tot, aber solange gespielt wird auf der Bühne, im Theater und im Leben, solange muss gelebt werden - wenn man nicht so stoisch wie folgenlos das Leben selbst als Sterben bezeichnet. Beckett treibt mit Entsetzen Scherz und ist als genuiner Clown ernst zu nehmen, ohne dass die Unterscheidung von Ernst und Spaß noch alten Begriffen folgte.
Jan Bosse zeigt mit Ulrich Matthes als Hamm und Wolfram Koch als Clov Becketts ironischen Widerstand gegen die als hoffnungslos erscheinenden Verhältnisse.

Regie: Jan Bosse
Bühne: Stéphane Laimé
Kostüme: Kathrin Plath
Musik: Arno Kraehahn

Dauer: 1 Stunde 15 Minuten, keine Pause

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Schauspiel

Der Auftrag / Psyche 17

von Heiner Müller / von Elemawusi Agbédjidji

Aus dem Französischen von Annette Bühler-Dietrich

Mit einem geheimen Auftrag soll die Französische Revolution auf die Sklavenhalter-Kolonie Jamaica ausgeweitet werden. Drei Emissäre sind auf dem Weg dorthin, um Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit als "Brandfackel der Freiheit" in die Welt zu werfen. Doch der europäische Werteexport misslingt. Nicht nur, weil die Figuren ihre alten Rollen nicht überwunden haben, sondern auch, weil die gerade frisch entworfenen Werte in Europa selbst nicht reüssieren: Napoleon hat sich zum Kaiser gekrönt.

Der große ostdeutsche Autor und sprachmächtige Geschichtsmetaphoriker Heiner Müller, der in der Vergangenheit immer die Spuren seiner Gegenwart suchte, leistete 1980 mit dem Schreiben des Auftrags poetische Trauerarbeit und zeigte das Scheitern einer Utopie. Und heute? Das europäische Sendungsbewusstsein ist stark angekratzt, findet aber trotzdem – z.B. in Westafrika – kein Ende. Marshall- und Masterpläne werden nach wie vor in den europäischen Hauptstädten entworfen. Aber aus welchen Aufträgen lässt sich wirklich eine gerechte, gemeinsame Zukunft entwickeln?

Wo Heiner Müller in einer großen, metaphorischen Bankrotterklärung endet, wird Jan-Christoph Gockel, der seit vielen Jahren mit Künstler:innen vom afrikanischen Kontinent zusammenarbeitet, gemeinsam mit dem togoischen Autor Elemawusi Agbédjidji den Ansatz für eine neue Erzählung suchen. 43 Jahre nach Müller schreibt Agbédjidji einen zeitgenössischen Kommentar auf dessen Mann im Fahrstuhl, der als rätselhafter Einschub im Auftrag einen traumartigen Monolog hält. Agbédjidji stellt sich die Frage, wie der zurückgelassene Fahrstuhl, eine alte Technologie, die dazu beitrug, Hierarchien zu manifestieren, in Zukunft genutzt werden kann.

Die Skullie-Masken und -Ganzkörperanzüge wurden von Claude Bwendua für das Deutsche Theater Berlin gefertigt.
Die Skullies wurden von Andy Freer / Snuff Puppets erfunden und entwickelt.
Design und Herstellung Kostüm Otieno: Adeju Thompson

Regie: Jan-Christoph Gockel
Bühne: Julia Kurzweg
Kostüme: Sophie du Vinage
Puppenbau: Michael Pietsch
Maskenbau: Claude Bwendua
Musik: Matthias Grübel
Dramaturgie: Karla Mäder

Mit englischen Übertiteln

voraussichtlich empfohlen ab Klasse 10

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4 Schauspiel

Einsame Menschen

von Gerhart Hauptmann

Familie Vockerat lebt in einem Haus direkt am Müggelsee und eigentlich ist alles perfekt. Das Paar Johannes und Käthe hat gerade ein Kind bekommen. Johannesʼ Mutter Martha ist angereist, um ihre Schwiegertochter durchs Wochenbett zu begleiten. Doch das Glück will sich nicht richtig einstellen. Käthe versinkt im postnatalen Tief, Johannes fühlt sich verpflichtet, es allen recht zu machen und zugleich seine eigenen beruflichen Ziele zu verwirklichen. Martha beobachtet sorgenvoll, wie das Paar auseinanderdriftet. Als Johannesʼ Jugendfreundin Braun wie gewohnt zu Besuch kommt, bringt sie unerwartet einen weiteren Gast mit: Arno, der willkommene Abwechslung verspricht und alle in seinen Bann zieht. Schnell entsteht eine innige Freundschaft zwischen Johannes und Arno. Bei dem jungen Vater wird eine Sehnsucht wach, die seinen Lebensentwurf ins Wanken bringt.
Basierend auf Gerhart Hauptmanns Drama widmet sich Daniela Löffner dem fragilen Schwebezustand, der entsteht, wenn vermeintliche Gewissheiten sich auflösen und Entscheidungen noch ausstehen. Mit wem möchte ich leben und wie? Wieviel Verbindlichkeit braucht es, um nicht einsam zu sein?

Fassung: Daniela Löffner

Regie: Daniela Löffner
Bühne: Wolfgang Menardi
Kostüme: Carolin Schogs
Musik: Matthias Erhard
Dramaturgie: Sima Djabar Zadegan, Juliane Koepp
Licht: Thomas Langguth

Dauer: 3 Stunden, eine Pause
Mit englischen Übertiteln

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06.01.22, 00:31, MAX Erotik in entsprechender Arbeitskleidung

Man will hoffen, dass diese Sex-Szene nicht den einzigen Unterschied zu durchschnittlichen Stadttheaterniveau darstellt. Wobei natürlich nichts gegen Erotik in entsprechender Arbeitskleidung einzuwenden ist. Aber angesichts der zahlreichen Preise und Nominierungen der Regisseurin Daniela Löffner sollte mehr zu erwarten sein.

29.11.21, 20:28, Stagefan Explizit und intim


Im Rückblick ist es eigentlich eine Inszenierung auf durchschnittlichem Stadttheaterniveau. Wäre da nicht... ja, wäre da nicht diese explizite und intensive Nackt- und Liebesszene. Wohl die graphischste, die ich je auf einer Bühne gesehen habe. Und dann auch noch ganz diversity-konform zwischen zwei Männern. Von dieser Inszenierung wird mir vor allem im Gedächtnis bleiben, wie Kohler und Trebs nach der Pause ihre Zuneigung, Leidenschaft und Erotik füreinander aufbauen und ausleben. Löffner geht dabei an die Grenze dessen, was auf einer Bühne noch darstellbar ist. Mit Kohler und Trebs hat sie zwei mutige Schauspieler, die beim Liebesspiel ebenfalls persönliche Grenzen auszuloten scheinen, wie weit sie im Theater gehen können oder wollen. Der intimste und ehrlichste Theatermoment, den ich je auf einer Bühne gesehen habe, war der, als man beim splitternackten Enno Trebs seine aufkommende sexuelle Erregung deutlich erkennen konnte. Da hier dann wohl die Grenze des Darstellbaren auf der Bühne verläuft, zog er zwar zügig seine Unterhose an, um es zu kaschieren, aber das war für mich ein Theatermoment, der an Ehrlichkeit und Authentizität nicht zu toppen war. Hier war Theater dann keine Illusion mehr sondern Realität. Von daher Chapeau an diese beiden großartigen Darsteller für so viel Privates, Persönliches und Intimes in dieser Inszenierung.

06.01.22, 00:20, MAX:

Man will hoffen, dass diese Szene nicht den einzigen Unterschied zum durchschnittlichen Stadttheaterniveau darstellt. Wobei natürlich nichts gegen Erotik in entsprechender Arbeitskleidung einzuwenden ist. Aber angesichts der zahlreichen Preise und Nominierungen der Regisseurin Daniela Löffner sollte mehr zu erwarten sein.

2 Online

Junges DT: Die Schule

Ein interaktives Rätselgame des Jungen DT

Die 16-jährige Laura findet am letzten Schultag vor dem Lockdown eine Nachricht in ihrem Spind. Eine Mitschülerin ist in Gefahr und bittet sie um Hilfe. Aber Laura kann die Rätsel, die sie in ihren Schulheften findet, nicht lösen. Da sie an ihrer Schule niemandem mehr trauen kann, bittet sie vier Außenstehende um Hilfe…

In dem interaktiven Spiel mit Liveperformer_innen erhalten die Zuschauer_innen über Zoom, Telegram und Webseiten immer tiefere Einblicke in düstere Machenschaften der Schule. In Anlehnung an Escape Rooms und Detektivspiele entfaltet sich ein Mikrokosmos korrupter Cliquen-Anführer, illegaler Veranstaltungen und verängstigter Schüler_innen. Solidarität ist hier keine Tugend. Aber wer hat ein Motiv? Wer hat zu viel zu verlieren? Und wer hat gar keine Skrupel?

Das Spiel ist für vier Spieler_innen konzipiert. Um teilzunehmen, brauchen Sie einen PC, ein Smartphone mit der Messenger-App Telegram und eine stabile Internetverbindung.

Bitte geben Sie beim Ticketkauf unbedingt Ihre Wohnadresse, E-Mail und Telefonnummer an. Einige Materialien erhalten Sie vor Spielbeginn per Post und über Telegram. Wenn Sie mit einer oder mehreren Personen zusammenspielen wollen, geben Sie auch deren Adressen und Mobilnummern beim Ticketkauf an. Ihre Daten werden nur im Rahmen der Aufführung verwendet und nicht an Dritte weitergegeben!

Tickets: 10 / ermäßigt 5 Euro
Dauer: ca. 90 Minuten

Bei weiteren Fragen wenden Sie sich an info@jungesdt.de.
Leitung Nelly Gypkens, Lasse Scheiba Assistenz Nora Josif Mit Mina Guschke, Songül Ince, Lilly Sorgenfrey, Elias Leonard Thurow, Karolin Weber, Amon Wendel, Tessa Wyrostek

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Bewertungen & Berichte Junges DT: Die Schule

18.02.21, 09:54, Dabeisein Die Schule

Das TheaterGame des Jungen DT ist unglaublich liebevoll gemacht und bietet Rätsel auf unterschiedlichen Ebenen, die gemeinsam im Team gelöst werden können. Man bekommt z.B. einen Schulhefter nach Hause geschickt, in dem sich Hinweise verstecken, die man kombinieren muss mit denen, die die Mitspieler bei sich intdecken. Man begegnet Performen live im Chat, per Zoom und sogar am Telefon. Extrem gut ausgedacht, lebendig und engagiert gespielt, dazu noch eine gute, stimmige Geschichte. Unbedingt empfehlenswert als unterhaltsamer Abend mit Freunden und (dann) neuen Bekannten!

18.02.21, 09:53, Dabeisein Die Schule

Das TheaterGame des Jungen DT ist unglaublich liebevoll gemacht und bietet Rätsel auf unterschiedlichen Ebenen, die gemeinsam im Team gelöst werden können. Man bekommt z.B. einen Schulhefter nach Hause geschickt, in dem sich Hinweise verstecken, die man kombinieren muss mit denen, die die Mitspieler bei sich intdecken. Man begegnet Performen live im Chat, per Zoom und sogar am Telefon. Extrem gut ausgedacht, lebendig und engagiert gespielt, dazu noch eine gute, stimmige Geschichte. Unbedingt empfehlenswert als unterhaltsamer Abend mit Freunden und (dann) neuen Bekannten!

Lesung

Ulrich Matthes liest "Herkunft" zum 80. Geburtstag von Botho Strauß

Botho Strauß, einer der bedeutendsten und meistgespielten deutschen Theaterautoren der Gegenwart, wird am 2. Dezember 80 Jahre alt. 1944 in Naumburg an der Saale geboren, studierte er in Köln und München Germanistik, Theatergeschichte und Soziologie. Von 1970 bis 1975 war er Dramaturg an der Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin. Sein schriftstellerisches Werk wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet, u. a. wurde ihm 1987 der Jean-Paul-Preis und 1989 der Georg-Büchner-Preis verliehen.

In dem 2014 erschienenen Buch Herkunft erzählt Botho Strauß, wovon er noch nie erzählt hat: von seiner Kindheit und Jugend in den vierziger und fünfziger Jahren, von Naumburg und Bad Ems, den Orten, in denen er aufgewachsen ist, von seinen frühen, prägenden Erinnerungen: im Ton des Erinnerns, der Vergewisserung über die eigenen Ursprünge. Begriffe wie Zuhause und Heimat werden in neuen Dimensionen durchdacht und gestaltet: 1960 ein Erlebnis vor dem Geburtshaus des Vaters, wo dem Erzähler aufgrund seiner Jugendlichkeit die Bedeutung, die dieser Besuch für den Vater hat, noch nicht klar ist. 1971 als der Vater stirbt, ist ihm die Tragweite des Todes noch nicht bewusst, erst 1990 zum hundertsten Geburtstag des Vaters werden die Erinnerungen zum wichtigen Teil des eigenen Lebens. 1996 wird die elterliche Wohnung aufgelöst.

„Auch wenn die Gegenstände nicht mehr da sind: Zurück bleibt das Buch Herkunft, das die Wurzeln eines schreibenden Menschen aufzeigt“, schreibt Helga Arendt in ihrer Rezension des Buches auf Literaturkritik.de. „Es beleuchtet in einer unnachahmlichen Form und mit einem außergewöhnlichen sprachlichen Ausdruck, wo der Dichter Botho Strauß herkommt. Der Text beginnt am Schreibtisch des Vaters, er schlägt einen Bogen über die Erinnerungen des Autors und endet wieder beim Schreibtisch des Vaters, auf dem der Briefbeschwerer gelegen hat und noch liegt. Der Briefbeschwerer hält die Notizen zusammen, so wie das Ich die Erinnerungen bindet, die durch die Wohnung und deren Zimmer wachgerufen wurden. Im letzten Satz wird ein Blick in die Zukunft geworfen: Das Zuhause wird aufgelöst werden.“

Ulrich Matthes liest anlässlich des 80 Geburtstags des Autors aus Herkunft.

Botho Strauß, Herkunft © 2014 Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München

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Konzert

WeihnachtsSpezial: Nichtseattle

Katharina Kollmann / Solo

Wundschlaue Lieder zur Selbstbehausung in der Prekarität - mit Weihnachtsbäumen

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Bewertungen & Berichte WeihnachtsSpezial: Nichtseattle

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Deutsches Theater Berlin

Das Deutsche Theater in Berlin zählt zu den bedeutendsten Sprechtheaterbühnen im deutschsprachigen Raum. Hinter seiner eleganten klassizistischen Fassade beherbergt das 1849 gegründete Theater in der Schumannstraße heute drei Bühnen: Das Große Haus mit ca. 600 Plätzen, die Kammerspiele mit ca. 230 Plätzen sowie die 2006 neu eröffnete Box - eine kompakte Blackbox im Foyer der Kammerspiele mit 80 Zuschauerplätzen. Auf dem Spielplan stehen zum einen Klassiker und moderne Klassiker von Autoren wie Shakespeare, Schiller, Tschechow, Sartre, Ibsen und Goethe, zum anderen werden Stücke zeitgenössischer Autoren wie Lukas Bärfuß, Dea Loher, Wolfram Lotz, Roland Schimmelpfennig, Ferdinand Schmalz und Nis-Momme Stockmann gezeigt und zur Uraufführung gebracht. Einmal im Jahr finden am Deutschen Theater die Autorentheatertage statt, ein 14-tägiges Festival der zeitgenössischen Dramatik.

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Bewertungen & Berichte Deutsches Theater Berlin

Aufführungen / Oper Staatsoper Unter den Linden Berlin Berlin, Unter den Linden 7
Aufführungen / Theater Deutsches Theater Berlin Berlin, Schumannstraße 13a
Aufführungen / Show Friedrichstadt-Palast Berlin Berlin, Friedrichstraße 107
Aufführungen / Oper Komische Oper Berlin im Schillerttheater Belin
Aufführungen / Theater Die Gorillas Berlin, Cuvrystr. 20a
Aufführungen / Theater Jedermann in Weimar, Berlin & Bayreuth
Aufführungen / Kabarett SatireTheater Potsdam Kabarett Obelisk Potsdam, Charlottenstraße 31
Aufführungen / Theater Prime Time Theater Berlin, ​Müllerstraße 163
Aufführungen / Theater Uckermärkische Bühnen Schwedt Schwedt/Oder, Berliner Straße 46/48
Aufführungen / Theater Theater im Palais Berlin Berlin, Am Festungsgraben 1
Aufführungen / Theater Theater Varia Vineta Berlin Berlin Pankow, Berliner Str. 53
Aufführungen / Theater Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, Linienstr. 227
Aufführungen / Kabarett Die Wühlmäuse Berlin Berlin, Pommernallee 2-4
Familie+Kinder / Familientheater Theater an der Parkaue Berlin, Parkaue 29
Aufführungen / Theater Maxim Gorki Theater Berlin Berlin, Am Festungsgraben 2
Aufführungen / Theater HAU Hebbel am Ufer Berlin Berlin, Stresemannstr. 29
Aufführungen / Theater Sophiensaele Berlin, Sophienstr. 18
Aufführungen / Show Wintergarten Varieté Berlin Berlin, Potsdamer Str. 96
Aufführungen / Dinner-Theater Bar jeder Vernunft Berlin Berlin, Schaperstr. 24
Aufführungen / Show TIPI am Kanzleramt Berlin Berlin, Große Querallee
Aufführungen / Theater Improtheater Paternoster Berlin Berlin, Voßbergstraße 3
Aufführungen / Oper Deutsche Oper Berlin Berlin, Bismarckstr. 35
Aufführungen / Theater Constanza Macras / DorkyPark Berlin, Herzbergstr. 40-43
Aufführungen / Theater Komödie am Kurfürstendamm im Schillertheater Berlin, Bismarckstraße 110
Aufführungen / Theater Renaissance-Theater Berlin Berlin, Knesebeckstraße 100
Aufführungen / Oper Neuköllner Oper Berlin, Karl-Marx-Str. 131-133
Aufführungen / Theater Tribühne Berlin Berlin, Otto-Suhr-Allee 18
Aufführungen / Theater Berliner Kriminal Theater Berlin, Palisadenstrasse 48
Aufführungen / Theater Kulturquartier Mönchenkloster Jüterbog Jüterbog, Mönchenkirchplatz 4
Aufführungen / Theater Theater Poetenpack Potsdam Potsdam, Lennéstr. 37
Aufführungen / Theater theater DIE BOTEN Berlin, Schottstraße 6
Aufführungen / Kabarett Berliner Kabarett Klimperkasten Berlin, Thuyring 63
Aufführungen / Theater Podewil Berlin, Klosterstr. 68-70
Aufführungen / Theater Kleines Theater Berlin Berlin, Südwestkorso 64
Aufführungen / Theater Theatersport Berlin Berlin, Bürgerheimstr. 8
Aufführungen / Theater Teatr Studio am Salzufer Berlin, Salzufer 13/14
Aufführungen / Theater BühnenRausch Berlin, Erich-Weinert-Straße 27
Aufführungen / Theater "Die Gorillas" Ratibortheater Berlin, Cuvrystrasse 20
Aufführungen / Theater Theaterdiscounter Berlin, Monbijoustr. 1
Aufführungen / Theater Cafe Theater Schalotte Berlin, Behaimstraße 22
Aufführungen / Kulturveranstaltung Glaskasten Ballsaal Berlin, Prinzenallee 33
Aufführungen / Comedy QUATSCH Comedy Club Berlin, Friedrichstr. 107
Aufführungen / Theater BKA-Theater Berliner Kabarett Anstalt Berlin, Mehringdamm 34
Aufführungen / Theater Theater Morgenstern Stahnsdorf, Rotkehlchenweg 35
Aufführungen / Theater Theater o.N. (Zinnober) Berlin, Kollwitzstr. 53
Aufführungen / Theater Theater TRANSIT Berlin, Boxhagener Str. 99
Aufführungen / Theater Chamäleon Theater Berlin, Rosenthaler Str. 40/41
Aufführungen / Theater Theater Thikwa Berlin, Fidicinstr. 40
Aufführungen / Theater English Theatre Berlin Berlin, Fidicinstr. 40
Aufführungen / Musical Theater Am Potsdamer Platz Berlin, Marlene-Dietrich-Platz 1
Aufführungen / Theater Zimmertheater Steglitz Berlin, Bornstr. 17
Aufführungen / Theater Theater der Migranten Reuterkiez Theater Berlin, Bürknerstr. 5
Aufführungen / Theater Theater Adlershof Berlin, Moriz-Seeler-Str. 1

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