Das Schauspielhaus ist die Hauptspielstätte. Der Zuschauerraum des von dem berühmten Architektenpaar Hermann Helmer und Ferdinand Fellner d. J. 1899/1900 erbauten Theaters ist in Rot und Gold gehalten und gilt mit seinen neobarocken Elementen, dem Figurenschmuck und dem roten Gestühl als einer der schönsten Theaterräume Deutschlands.
Neben der großen Bühne finden auch Veranstaltungen im MarmorSaal (1. Rang) und im RangFoyer (2. Rang) sowie im Restaurant Theaterkeller statt.
Dem Deutschen SchauSpielHaus steht eine Phase umfangreicher Sanierungsarbeiten bevor: Die beiden Ränge des denkmalgeschützten Zuschauersaals müssen vollständig entkernt und statisch ertüchtigt werden.
Aufgrund der Baumaßnahmen wird der Spielbetrieb in der Kirchenallee ab 1/5/2018 unterbrochen und die Spielzeitpause verlängert. Die kommende Spielzeit 2018-19 eröffnet Ende Oktober 2018. Bereits am 13/10/2018 startet das Junge SchauSpielHaus sein Programm. Während der Sanierungsarbeiten stehen auch der MalerSaal, das RangFoyer sowie die Große ProbeBühne nicht für Vorstellungen zur Verfügung.
Während der Rangsanierung sind wir mit vielen Gastspielen unterwegs und spielen in Hamburg u.a. auf Kampnagel, im Monsun-Theater oder der Immanuelkirche auf der Veddel.
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Deutsches SchauSpielHaus Hamburg
Neue SchauSpielHaus GmbH Kirchenallee 39 D-20099Hamburg
„Jeder Mensch trägt ein Zimmer in sich. Diese Tatsache kann man sogar durch das Gehör nachprüfen“, notiert Franz Kafka 1916 „nach zweijährigem Nichtschreiben“ in ein kleines Schulheft im Oktavformat. Zwei Sätze wie gemacht für den Schweizer Theaterregisseur Thom Luz, um daraus eines seiner musikalischen Bühnenkunstwerke entstehen zu lassen. Kafkas »Die acht Oktavhefte« versammeln Tagebucheinträge, Gedankenfetzen, Briefentwürfe und Prosaskizzen, in denen schon viele Spuren seiner berühmten Erzählungen zu finden sind. Dieses Material bildet den Erzählraum eines Theaterabends, der Kafkas Werkmassiv zwischen Verfolgung und Stillstand, ständiger existentieller Bedrohung und hellem Witz der Verzweiflung überraschend neu zusammensetzt.
Thom Luz, der in dieser Spielzeit erstmals am SchauSpielHaus Hamburg inszenieren wird, „bringt sein Publikum immer wieder zum Staunen. Sein Theater ist eines der flüchtigen Phänomene, und somit eines, das die Zeit selbst erlebbar macht. Es ist von Geistern, Nebeln, Kerzenflackern und immer wieder von betörender Musik bewohnt. Ein Theater, das der schwerfälligen Bühnenmaschinerie und dem altmodischen Klavier leichtfüßigen Zauber abringt“, so die Jurybegründung des Schweizer Theaterpreises, mit dem Thom Luz 2019 geehrt wurde. Mit seinen Arbeiten war er bereits mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen.
Regie: Thom Luz
Konzeptionelle Mitarbeit: Stephan Müller
Bühne: Duri Bischoff
Kostüme und Licht: Tina Bleuler
Musikalische Leitung: Mathias Weibel
Dramaturgie: Ludwig Haugk
Termine
Fr, 24.2.2023, 19:30 | Premiere
So, 26.2.2023, 16:00
Fr, 17.3.2023, 19:30und weitere Termine
Di, 28.3.2023, 19:30
Do, 30.3.2023, 19:30
So, 23.4.2023, 19:30
Pilze verbreiten sich meist unsichtbar als unterirdisches Myzel, in komplexen Netzwerken aus fadenförmigen Strukturen. Sie leben die Ethik des radikalen Zusammenwachsens und bilden damit ein perfektes Vorbild für die Verwobenheit der Arten. Die Autorin Liz Ziemska greift diesen Gedanken auf und entwickelt in ihrer Kurzgeschichte »The Mushroom Queen« eine faszinierende Storyline zwischen Fiktion und Wissenschaft: Unglücklich und gelangweilt von ihrem Dasein trifft eine Frau eines Nachts auf die Mushroom Queen. Diese stiehlt kurzerhand ihr Leben und verstößt die Frau in die unterirdische Welt der Myzelien. Die Mushroom Queen beginnt als ihre Doppelgängerin gemeinsam mit dem Mann und den zwei Hunden den Alltag der Frau täuschend echt zu bestreiten. Angetrieben von dem Wunsch nach echter Liebe widmet sie die volle Aufmerksamkeit ihrem neuen Ehemann, der zwar eine Veränderung an seiner Frau bemerkt, diese doch nicht weiter hinterfragt. Einer der Hunde allerdings, der kleine, kluge mit der „menschlichen Seele“, der ein besonderes Verhältnis zu seinem Frauchen pflegte, kommt der Mushroom Queen eines Tages auf die Schliche: Wo ist nur seine richtige Besitzerin hin? Wird sie jemals wiederkommen? Im Garten stößt er auf mysteriöse, kleine rote Pilze, die nicht aus Zufall an die Fingernägel seines Frauchens erinnern.
Mit traumartiger Komik und zukunftsweisender Genauigkeit, die das Oszillieren des Textes zwischen Biologie und Narration am Schwingen halten, hinterfragt Liz Ziemska unser Zusammenleben im Zeitalter des Anthropozäns – ein Leben in vernetzten Beziehungen, oder eben nicht.
Marie Schleef inszeniert präzise und bildstarke Arbeiten mit einem Fokus auf Vergessenes, Verdrängtes und Unsichtbares. Dabei bilden Recherche und Dokumentation kontinuierliche Bezugspunkte, um strukturelle Vorzeichen und Bedingungen, die vergangene, gegenwärtige und zukünftige gesellschaftliche Verhältnisse bestimmen, konkretisierbar zu machen. Mit ihrer Inszenierung »NAME HER. Eine Suche nach den Frauen+« wurde sie 2021 zum Theatertreffen eingeladen. In der Spielzeit 2022-23 arbeitet sie erstmals am Deutschen SchauSpielHaus Hamburg.
Regie: Marie Schleef
Bühne: Lina O. Nguyễn
Video und Animation: Seongji Jang
Kostüme: Ji Hyung Nam
Sounddesign: Nguyễn + Transitory
Dramaturgie: Finnja Denkewitz
nach »Die Jungfrau von Orleans« von Friedrich Schiller
Hexe oder Heilige, so lauten die unversöhnlichen Urteile der Jeanne d’Arc Überlieferungen. Mit nur 17 Jahren bricht Johanna auf, um eine schon verloren geglaubte Welt wieder ins Lot zu bringen. Ihre Reise endet auf dem Scheiterhaufen, hunderte Jahre später wird sie wiederum heiliggesprochen. Seitdem wird ihr Mythos politisch aufgeladen: als Ikone eines mutigen Idealismus, als Beispiel für einen fatalen Fanatismus oder als heilbringende Heldin. Johanna ist vieles. Immer wieder dient sie dabei als Bild für all jene jungen Frauen, die scheinbar im Alleingang den Status Quo herausfordern, sei es nun den des Patriarchats, der ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse oder der Klimapolitik.
In Schillers „romantischer Tragödie“ führt Johanna das französische Heer gegen England durch ihren festen Glauben – und mit Gewalt – schließlich zum Sieg. Während bei Schiller Johanna ihr Handeln mit Gott legitimiert, sieht Leonie Böhm hinter dem Mythos Johanna einen Menschen, der sich zwischen Ohnmacht und Allmacht, Zweifel und Wunder, eigenen Visionen und fremden Projektionen ständig transformiert, immer auf der Suche nach Haltung und in der unendlichen Hoffnung auf Veränderung.
Gemeinsam mit dem Ensemble begibt Leonie Böhm sich mit »Johanna« auf die Suche nach neuen Glaubenssätzen, die uns helfen alte Systeme zu durchbrechen und über uns selbst und unsere bisherigen Gewissheiten hinauszuwachsen.
Live Musik: Fritzi Ernst
Regie: Leonie Böhm
Bühne: Zahava Rodrigo
Kostüme: Lena Schön, Helen Stein
Musikalische Leitung: Fritzi Ernst
Licht: Björn Salzer
Dramaturgie: Helena Eckert
„Wir sprechen kaum von ihnen und vergessen ihre Namen. Die Philosophie hat sie schon immer vernachlässigt, aus Geringschätzung mehr als aus Unachtsamkeit. Sie sind kosmisches Ornament, unwesentlicher Farbtupfer am Rande unseres kognitiven Feldes. Die Pflanzen sind die immer offene Wunde der metaphysischen Arroganz, die unsere Kultur definiert.“
Emmanuele Coccia, »Die Wurzeln der Welt«
Längst ist es an der Zeit, die stummen Protagonisten aus Anton Čechovs berühmtem letzten Werk in den Vordergrund zu holen. Katie Mitchell nimmt einen Perspektivwechsel vor und macht die Bäume des »Kirschgartens« zum Ausgangspunkt ihrer Inszenierung. Unsere Wahrnehmung wird sich neu ausrichten müssen auf die Bedrohung des existentiellen Ökosystems unseres Planeten. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen, dass die Generation der Kirschgartenbesitzer*innen noch nicht einmal mehr wahrnimmt, „dass sie nur auf Pump lebt, auf fremde Kosten“? Oder – falls sie es dann doch einmal tut – dass sie unfähig ist, etwas Grundlegendes dagegen zu unternehmen?
Regie: Katie Mitchell
Bühne: Alex Eales
Kostüme: Clarissa Freiberg
Musik: Paul Clark
Lichtdesign: Anthony Doran
Sounddesign: Donato Wharton
Video: Grant Gee
von Finegan Kruckemeyer / Deutsch von Thomas Kruckemeyer
Wir schreiben das Jahr 2030: Umweltkatastrophen, Lebensmittelknappheit, Unruhen, Geisterstädte; kurz: Der Klimakollaps kommt näher. Wozu ist die Menschheit bereit, um sich selbst noch zu retten? Regierungen rund um die Welt entscheiden sich kollektiv für eine vielversprechende Maßnahme: Die Menschheit soll für ein ganzes Jahr in ein künstliches Koma, eine Art Winterschlaf versetzt werden. Die Nachrichten überschlagen sich. Politiker*innen und Wissenschaftler*innen werben mit emotionalen Statements dafür, dem Planeten die überlebensnotwendige Atempause zu verschaffen ...
Der australische Autor Finegan Kruckemeyer zeichnet in »Der lange Schlaf« eine globale Dystopie. Figuren von verschiedenen Kontinenten bestreiten in drei Phasen – vor, während und nach dem Langen Schlaf – ihr Leben in Zeiten der Klimakatastrophe. Wer wird am Ende des Experiments noch am Leben sein? Ist das Leben einer 23-Jährigen mehr wert, als das eines 70-Jährigen? Wie sähe eine Welt aus, in der das Leben der Menschen stillsteht? Ist der Lange Schlaf die Rettung oder nur eine weitere technologische Allmachtsphantasie?
Regie: Philipp Stölzl
Bühne: Philipp Stölzl , Franziska Harm
Musik: Tristan Breitenbach
Kostüme: Kathi Maurer
Licht: Annette ter Meulen
Dramaturgie: Ralf Fiedler, Christian Tschirner
Termine
Mi, 1.2.2023, 19:30
So, 5.2.2023, 18:00
Fr, 17.2.2023, 19:30und weitere Termine
So, 26.3.2023, 16:00
Fr, 14.4.2023, 19:30
Do, 27.4.2023, 19:30
Lotterie wird, was bisher Schicksal war. Die 400 Milliarden Euro, die hierzulande jährlich zu erben sind, können nun gewonnen werden. Echtes Losglück statt bloße Eierstocklotterie lautet die Gesetzgebung in der neuesten Farce von Nora Abdel-Maksoud, gerade nominiert für den Mülheimer Dramatikpreis. Machte man Ernst damit, so würde mit der ungeheuren Geldmenge auch gewaltige politische und wirtschaftliche Macht neu verteilt, Ungleichheit zwar nicht abgeschafft, aber doch Gerechtigkeit hergestellt sein … Ein Stück weit. Angesiedelt wird das neue Amt für die Erbschaftslotterie gleich neben dem Jobcenter, Arme und junge Erben (ohne Erbe) sehen sich jetzt wieder. Auf dem Amt (eine Verlosungsshow ist in Vorbereitung) treffen zwei Sachbearbeiter auf zwei Frauen, bewaffnet mit einer Pistole. Sie drohen, den lang ersparten Geländewagen des gesichtsblinden Mitarbeiters in die Luft zu jagen. Die eine, Hartz-IV-Empfängerin, wurde beim Pfandflaschensammeln erwischt und will nicht einsehen, dass der Pfanderlös ihr abgezogen wird. Die andere, Tochter eines gerade Verstorbenen, möchte das Los mit „ihrem“ Erbe ausgehändigt bekommen – eigentlich ihr eigenes Geschäft, das leider auf den Namen ihres Vaters lief.
Wer reich geboren wurde, will nicht auf das Geld verzichten, und wer nur die Grundsicherung bekommt, hat nun die Chance, endlich reich zu werden. Neue, harte Verteilungskämpfe beginnen, ausgetragen wie immer bei Nora Abdel-Maksoud mit viel bitterbösem Witz. Mit »Jeeps« kratzt die Autorin am empfindlichen Bedürfnis nach sozialer Sicherheit, dem wunden Punkt einer Gesellschaft, in der Klassenunterschiede höchst wirksam selektiv sind, ständig jedoch verleugnet werden. Mit bissiger Zuspitzung und Präzision seziert Abdel-Maksoud unser Denken und Handeln auf Basis von Kontoständen, Testamentseröffnungen und gefühlten Bedrohungen.
Regie, Bühne und Kostüme: Heike M. Goetze
Dramaturgie: Ralf Fiedler, Ludwig Haugk
Musik: Thomas Seher
Termine
Di, 31.1.2023, 20:00
Do, 2.2.2023, 20:00
Fr, 3.2.2023, 19:30und weitere Termine
von Georg Büchner
in einer Fassung von Lucia Bihler und Mats Süthoff
„’s ist Zeit Marie.“ Woyzeck tötet Marie.
Unehelicher Vater. Gedemütigter Untergebener. Versuchsobjekt der Medizin. Opfer. Täter. Guter Mensch. Maries Mörder. Büchners Fragment eines Dramas geht der Frage nach, unter welchen Bedingungen Gewalt entsteht. Der Verlauf der Geschichte scheint determiniert. Getrieben, gepeinigt, gefangen in einem Albtraum. Verfolgt von seinen Dämonen, gibt es scheinbar nur einen Ausweg für Woyzeck: der Griff zum Messer.
Die strukturelle Gewalt von Männern an Frauen wiederholt sich. In Deutschland wird alle drei Tage eine Frau durch ihren Partner oder ehemaligen Partner ermordet. Maries Tod ist kein Einzelfall. Es ist ein Muster, das sich in unserer Realität fast täglich wiederholt. Lucia Bihlers Inszenierung untersucht die scheinbare Vorherbestimmung in Woyzecks Handeln in einer Versuchsanordnung: Woyzeck ist gefangen in einem Loop. Eingesperrt in einer bildgewaltigen Welt aus Schatten und Dämonen. Sinn und Moral des Lebens werden infrage gestellt. Das Gefühl von Zeit kommt abhanden. Abläufe wiederholen sich. Woyzecks Albtraum von einem Leben will immer und immer wieder erlebt werden. Entscheidet er sich dabei immer gleich? Oder schreibt er seine Geschichte um?
„Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einem, wenn man hinabsieht.“ (Georg Büchner)
Regie: Lucia Bihler
Bühne: Pia Maria Mackert
Kostüme: Belle Santos
Musik/Live-Schlagzeug: Johannes Cotta
Licht: Susanne Ressin
Dramaturgie: Mats Süthoff
Die schottische Tragödie ist eine überzeitliche Parabel über das unstillbare Verlangen des Menschen nach Macht und über die Verbrechen einer Schreckensherrschaft. Shakespeare schuf ein politisches Stück, das seine eigene, sehr bewegte Epoche mit ihren weltanschaulichen und politischen Konflikten spiegelt. Er reflektiert die englische Gesellschaft des 17. Jahrhunderts, die, bedroht von der Pest und geprägt von gewalttätigen religiösen Auseinandersetzungen, dem Glauben an Magie und Mystik nachhing. Zudem stellt er auch hier die Frage nach der Legitimität von Herrschaft und Krieg.
Als sich Macbeth die Gelegenheit bietet, greift er nach der Macht und verfolgt dabei einen mörderischen Plan, um König von Schottland zu werden. Hadert er anfangs noch mit sich und seinem Gewissen, folgt bald Mord auf Mord. Es geht um Machterhalt um jeden Preis. Shakespeare zeigt die Mechanismen, wie diese Art von Machthabern – und die jüngste Geschichte und die Gegenwart kennen viele dieser Potentaten – agieren. Er führt vor, wie sie die Welt manipulieren, ihr Land unterdrücken, Angst verbreiten und alles, was sich ihnen in den Weg stellt, auslöschen. Macbeths Herrschaft findet ein Ende durch die Gegenwehr seiner Gegner – durch einen neuen Krieg. Was kommt danach? Die Geschichte zeigt, jeder Frieden bleibt fragil.
Regie: Karin Henkel
Bühne: Katrin Brack
Kostüme: Adriana Braga Peretzki
Kostümmitarbeit: Tabea Harms
Licht: Holger Stellwag
Musik: Friederike Bernhardt, Matti Gajek
Dramaturgie: Roland Koberg
Dramaturgiemitarbeit: Finnja Denkewitz
In seinem neuen Roman erzählt David Grossman eine israelisch- jugoslawische Familiengeschichte, eng verzahnt mit der dunklen Seite der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Schauplatz sind zwei Territorien, auf denen stellvertretend Konflikte der Weltpolitik ausgekämpft wurden. Persönliche Verletzungen, die über drei Generationen hinweg die Mutter-Tochter-Verhältnisse zerrüttet haben, kommen jetzt 60 Jahre später in der emotionalen Rekonstruktion einer Enkelin zur Sprache. Zur Feier des 90. Geburtstags ihrer Großmutter, Vera, kehrt auch Nina, Veras Tochter, nach Israel zurück. Sie war aus ihrer Familiengeschichte in die Arktis geflohen, hatte Mann und Kind verlassen. Die Kälte gegenüber ihrer Tochter Gili, die alles in einem Filmprojekt dokumentiert, wirft Fragen auf. Vera wurde im damaligen Jugoslawien auf die Straflager- Insel Goli Otok deportiert, genannt auch „Titos Hawaii“ oder „Titos KZ“, die kleine Nina angeblich auf der Straße ausgesetzt. Was aber ging dem voran? Vera weigerte sich, ihren Geliebten Miloš als stalinistischen Spion zu denunzieren. Hatte sie sich damals gegen ihre Tochter entschieden? – Die Erinnerung an eine Welt, deren Koordinaten den Nachkommen bereits unbekannt sind, öffnet sich noch einmal. Nach lebenslanger Flucht scheint auch die an Alzheimer erkrankte Nina dazu bereit, eine gemeinsame Reise auf die Insel Goli Otok kann beginnen.
Historisches Vorbild der Großmutter ist Eva Panić-Nahir, durch deren Biographie die Öffentlichkeit erstmals von Titos Lager erfuhr. Inszeniert und adaptiert wird der Roman von Dušan David Pařízek, der schon David Grossmans »Eine Frau flieht vor einer Nachricht« und »Kommt ein Pferd in die Bar« zur Uraufführung gebracht hat.
Regie und Bühne: Dušan David Parízek
Kostüme: Kamila Polívková
Komposition: Peter Fasching
Licht: Björn Salzer
Dramaturgie: Ralf Fiedler
Eigentlich gibt es das Schloss gar nicht. Jedenfalls blickt K., der in dunkler Winternacht im Dorf ankommt, nur in „scheinbare Leere empor“, vom großen Schloss keine Spur. Aber er ist ja auch gar kein Landvermesser, wenngleich er schon am nächsten Tag zwei Gehilfen vorfindet, die behaupten, von alters her in seinen Diensten zu stehen. K.s Wirklichkeit hat der fremden nichts entgegenzusetzen. So bleibt ihm nurmehr übrig, beim Schlossherrn Graf Westwest eine Aufenthaltserlaubnis zu erwirken und Integration zu versuchen. Ein schwieriges Unterfangen. Denn keine Straße führt zum Schloss, „sie führte nur nahe heran, dann aber, wie absichtlich, bog sie ab, und wenn sie sich auch vom Schloss nicht entfernte, so kam sie ihm doch auch nicht näher“.
Die Deutungsmöglichkeiten dieses berühmtesten Romanfragments, das Kafka 1922 schrieb und das 1926 veröffentlicht wurde, scheinen bis heute unerschöpflich. Jede erzählerische Gewissheit wird schon auf der folgenden Seite in groteske Widersprüche verwickelt, absurd-komische Elemente mischen sich unter existenzielle Fragen, bloße Behauptungen können im nächsten Moment zur realen Bedrohung werden.
Regie: Viktor Bodo
Bühne: Zita Schnábel
Musik: Klaus von Heydenaber
Kostüme: Fruzsina Nagy
Licht: Susanne Ressin
Sounddesign: Gábor Keresztes
Dramaturgie: Sybille Meier, Anna Veress
Effi Briest - allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie
von Clemens Sienknecht und Barbara Bürk
nach Theodor Fontane
„Effi Briest schaukelt mit Elektra, Medea, Penthesilea und deren drei Schwestern Nora, Lulu und Franziska im Kirschgarten und spielt Verstecken. Ihre couragierte Mutter, Lady Macbeth, kündigt Geert von Innstetten an, der im Biberpelz und seidenen Schuhen erscheint und um Effis schmutzige Hände anhält. Geert, der unlängst eine Liebelei mit Sara Sampson hatte, zieht nach der Hochzeit mit Effi in Bernarda Albas Haus nach Damaskus oder Andorra. Effi wird schwanger, die heilige Johanna wird geboren und Fräulein Julie und Hedda Gabler werden die Zofen. Die schöne Aussicht, die Hoffnung auf Glaube und Liebe, auf glückliche Tage, endet mit zerbrochenen Krügen: Effi beginnt mit dem Revisor Crampas eine Affaire Rue de Lourcine. Was folgt, ist ein Totentanz, ein böses Frühlings Erwachen aus dem Sommernachtstraum.“ (Clemens Sienknecht)
»Effi Briest – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie« war zum Berliner Theatertreffen 2016 eingeladen.
Barbara Bürk und Clemens Sienknecht erhielten den Theaterpreis Hamburg 2016 in der Kategorie "Herausragende Inszenierung / Dramaturgie" für »Effi Briest – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie«.
Regie: Barbara Bürk, Clemens Sienknecht
Bühne und Kostüme: Anke Grot
Licht: Björn Salzer
Dramaturgie: Sybille Meier
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Bewertungen & Berichte Effi Briest - allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie
1Schauspiel
Richard the Kid & the King
nach William Shakespeare
mit Texten von Tom Lanoye
Fassung von Karin Henkel, Sybille Meier und Andrea Schwieter
Mit Texten aus »Eddy the King« aus »Schlachten!« von Tom Lanoye und Luk Perceval
Deutsch von Rainer Kersten
Koproduktion mit den Salzburger Festspielen 2021
Er war eine schwere Geburt. Die Ankunft Richards III. auf der Welt ist überschattet von seinen körperlichen Missbildungen und merkwürdigen Vorzeichen. Wäre es vielleicht besser gewesen, dieses Kind wäre nie geboren? Richards Mutter, die Herzogin von York, ahnt Böses: Von Anfang an bleibt ihr der Sohn dunkel und fremd. Kaum kann sie Liebe zu ihm entwickeln, wie er auch sonst überall auf Ablehnung stößt. Später, im jugendlichen Alter, erweist er sich in den Schlachten um die englische Krone als äußerst kaltblütig, brutal und erfolgreich. Sind Machtgier, Skrupellosigkeit und Zerstörungswut Ergebnis einer zerstörten Kindheit? Sind die Ursachen in sozialen und familiären Kontexten auszumachen, oder gibt es schlicht keine erschöpfende Erklärung für die Existenz egomaner und boshafter Machtmenschen?
Mit Richard III. betritt einer der größten Antihelden der Theaterliteratur die Bühne: schamlos, gierig, gewalttätig, schlechthin die Inkarnation des Bösen. Zugleich ist er eine Hauptattraktion des Shakespeare’schen Kosmos: hellsichtig, witzig, heuchlerisch, verführerisch. Er weiß um die Manipulierbarkeit der Menschen, ist ein großer Lügner, ein Virtuose der Instrumentalisierung anderer und der genussvollen Selbstinszenierung. Ein genialer Coup, der diese Rolle bis heute zu einer außerordentlichen schauspielerischen Aufgabe macht. Was macht die Attraktion dieses „Dreckskerls“ aus? Ist er ein pathologischer Sonderfall, ein gekränkter Outlaw oder womöglich die konsequenteste Ausprägung eines Systems? Wie ist die Zustimmung der vielen, das Einverständnis mit seiner Politik zu erklären?
Karin Henkel macht die Königsdramen »Heinrich VI.« und »Richard III.« zum Ausgangspunkt ihrer Inszenierung. In »Richard the Kid«, dem ersten Teil des Abends, richtet sie den Fokus auf die Kindheit und die Familiengeschichte Richards, die Zeit vor seiner Machtergreifung. Seit Jahren liefern sich die Häuser York und Lancaster erbitterte und blutige Schlachten um die englische Königsherrschaft in den sogenannten „Rosenkriegen“.
In »Richard the King«, dem zweiten Teil des Abends, befasst sich Karin Henkel mit dem politischen Umfeld des berühmt-berüchtigten Machthabers. Warum spielen alle mit, obwohl sie um die Lügen und das falsche Spiel Richards wissen? Empfinden seine Anhänger, die ihm die Machtergreifung ermöglichen, obwohl sie wissen, wie gefährlich er ist, die gleiche brutale Freude? Macht die eigene Gier sie blind? Was für eine Rolle spielen Ignoranz, falsche Nachsicht, Feigheit und systematisches Wegschauen der anderen? Wie gelingt Richard der zynische Spagat, die Menschen einerseits aufs Tiefste zu verabscheuen, sie andererseits aber doch für seine Zwecke zu gewinnen?
Shakespeare zeigt mit Richard III. auf eindrückliche Weise das kollektive Versagen eines ganzen Landes und die Deformation einer verunsicherten Gesellschaft, deren zunehmende Verrohung den Aufstieg des Tyrannen erst ermöglicht. Beunruhigend bleibt, was hinter unserem Vergnügen steckt, Richard III. in seinen dunkelsten Machenschaften zu folgen. Was macht auch uns zu Kollaborateuren?
REGIE: Karin Henkel
BÜHNE: Katrin Brack
KOSTÜME: Klaus Bruns
LICHT: Rainer Casper
MUSIK: Arvild J. Baud
DRAMATURGIE: Sybille Meier, Andrea Schwieter
nach dem Buch von Édouard Louis
aus dem Französischen von Hinrich Schmidt-Henkel
in einer Fassung von Falk Richter
Sie schien verschwunden. Nun ist sie zurück, die soziale Klasse. Doch bevor dieser nostalgisch anmutende Begriff auch in Deutschland wieder entstaubt wurde, entdeckten französische Intellektuelle und Soziologen wie Édouard Louis, Didier Eribon, Geoffroy de Lagasnerie das Phänomen der Klasse wieder neu. Bereits in seinem Debüt »Das Ende von Eddy« erzählt der Shootingstar der französischen Literaturszene, Édouard Louis, der im Arbeitermilieu in der französischen Provinz aufwuchs, basierend auf seiner eigenen Lebensgeschichte von alltäglicher Gewalt, sozialer Ungerechtigkeit und Ausgrenzung.
Mit seinem neuen Buch gibt Louis seiner Mutter Monique Bellegueule eine Stimme, die in prekären Verhältnissen ohne Berufsausbildung aufgewachsen ist, gefangen war in Ehen mit gewalttätigen und alkoholabhängigen Männern. Sensibel und bewegend zeichnet er ihre Lebensgeschichte bis in die Gegenwart nach. Gleichzeitig reflektiert Louis sein von frühester Kindheit an emotional distanziertes Verhältnis der Mutter gegenüber. Doch nicht nur seine Mutter vollzieht eine Metamorphose, auch er selbst, indem er sich ihr nach und nach wieder annähert. Sie verlässt schließlich ihren zweiten Mann, ihre Familie, ihr Dorf und zieht nach Paris. Der Sohn, inzwischen sozial aufgestiegen und Teil des intellektuellen Lebens in Frankreich, bewundert, dass sie die Kraft und Energie aufbringt, sich zu ändern, um endlich das selbstbestimmte Leben zu führen, nach dem sie sich lange gesehnt hat. Ob sich am Ende Monique Bellegueule und Cathérine Deneuve wirklich auf ein zwei, drei Zigaretten langes Gespräch getroffen haben, wie es die Mutter dem Sohn berichtet, wissen letztlich nur zwei Personen. Am Ende zählt der Mut, in ein anderes Leben aufzubrechen.
Regie: Falk Richter
Bühne: Katrin Hoffmann
Kostüme: Andy Besuch
Licht: Annette ter Meulen
Video: Sébastien Dupouey
Musik: Bernadette La Hengst
Dramaturgie: Beate Heine
Édouard Louis im Gespräch mit Falk Richter am 4/3/2022
Lesung und Gespräch
Nach der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel
Bearbeitet von Elisabeth Plessen
Koproduktion mit dem Lausitz Festival 2022
in Zusammenarbeit mit dem Théâtre National du Luxembourg
Wenn die Macht am größten ist, ist die Ablösung am nächsten. Was wie ein bekanntes Sprichwort klingt, ist nichts anderes als spröde Statistik; denn seit Menschengedenken steht, wer zwecks Machterhalt alles um sich herum zerstört und selbst engsten Mitstreiter*innen misstraut, bereits mit einem Fuß am Abgrund. Der endgültige Umsturz wird dann zumeist von einer besonders loyalen Person, nicht selten direkt von Mitgliedern der Familie organisiert. Und nicht nur das. Denn diejenigen, die der Macht am nächsten waren, sind fast immer die Nächsten an der Macht. So auch im Fall von Julius Caesar, dessen wichtigster Verbündeter schließlich sein Nachfolger wird. Die berühmten „Iden des März“ spielen hierbei nur eine Nebenrolle, denn umgebracht wird Caesar zwar ebenfalls von nahestehenden Figuren, der Allernächste jedoch wartet dezent im Schatten auf seinen Auftritt.
Stefan Pucher, der am Deutschen SchauSpielHaus vor einigen Jahren eine zum Berliner Theatertreffen eingeladene »Othello«- Inszenierung herausbrachte, bei der sich das Geschehen zeitweise aus dem Theater heraus auf den Vorplatz des Hauptbahnhofs verlagerte, richtet seinen Blick nunmehr in die luftdichten Hinterzimmer der Macht, in denen die Strategien des Umsturzes entwickelt werden. Was man dort in den Worten William Shakespeares zu hören bekommt, ist widersprüchlich, brutal, einleuchtend und beängstigend zugleich. Und genau das ist es, worum sich alles dreht in Puchers »Caesar« im MalerSaal: die unbegreifliche und eiskalte Rhetorik der Machtübernahme.
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Weiterhin gefördert durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus. Diese Einrichtung wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes
Regie: Stefan Pucher
Bühne: Nina Peller
Kostüme: Annabelle Witt
Musik: Christopher Uhe
Fassung und dramaturgische Mitarbeit: Malte Ubenauf
„Du kannst heute nichts mehr erfinden. Du kannst nur weiter entwickeln und neu kombinieren. Deshalb ist Coolhaze das größte Experiment aller Zeiten!“
Heinrich von Kleists Geschichte des Michael Kohlhaas, dem Rosshändler aus Brandenburg, dem widerrechtlich zwei Pferde erst gepfändet und dann zerschunden, dem der Knecht halb und die Frau ganz totgeschlagen werden und der vom ehrbaren Kaufmann zum rachsüchtigen Wutbürger mutiert, ist die perfekte Grundlage für ein größenwahnsinniges Filmprojekt. Dem selbsternannten Regie-Genie Florian von Richthofen schwebt dabei ein Action-Musical mit erotischen Horrorszenen vor, ein politisch brisantes Fantasy-Abenteuer, Blockbuster und Avantgardefilm zugleich – nicht weniger als der ultimative Genre-Mix 2020. Aus Brandenburg wird New York City, aus Pferden Motorräder, aus Kohlhaas: Coolhaze. Als dieser zwei Bikes nach New Jersey überführen will, werden sie vom korrupten Cop Coby Burner konfisziert. Binnen kürzester Zeit führt der Rechtsstreit zu einem gnadenlosen Feldzug auf den Straßen New Yorks.
Am Filmset werden keine Kosten und Mühen gescheut. Eine Jazz-Bigband peitscht im Stil der großen Actionfilm-Soundtracks die Handlung voran. Für die Hauptrolle konnte von Richthofen den beliebten Kinostar Charly Hübner gewinnen. Gedreht wird mit aufwendigster Technik und von Richthofen versucht die Beteiligten zu Höchstleistungen zu treiben. Doch die Atmosphäre am Set ist vergiftet. Die Frage ist nicht, ob es zum Showdown kommt, sondern wann. Und wo. Und zwischen wem. Und wem noch. Und wie oft.
Regie: Studio Braun
Bühne: Stéphane Laimé
Kostüme: Dorle Bahlburg
Licht: Rebekka Dahnke
Musik: Sebastian Hoffmann, Studio Braun
Musikalische Leitung: Sebastian Hoffmann
Video: Jan Speckenbach
Animation: Luis August Krawen
Dramaturgie: Bastian Lomsché
Moderation: Jason Bartsch
Team Hamburg: Liefka Würdemann, Team No Friends, Andy Strauß, Johannes Floehr, Team Berlin: Paul Weigl, Alina Sprenger, Tilman Birr, Fee
Seit Jahren diskutieren die Leute: „Ist Hamburg die Poetry Slam-Hauptstadt oder Berlin?“
Es ist Hamburg. Aber Berlin versucht immer wieder uns den Titel streitig zu machen. Und deswegen gibt es das jährlich das Poetry Slam Städtebattle, bei dem die besten Hamburger Poet*innen gegen die Kolleg*innen aus Berlin antreten um das endgültig zu klären!
Fischbrötchen gegen Gemüsekebab, Berghain gegen Uebel & Gefährlich, Astra gegen Sterni, Olaf Scholz gegen…naja, früher auch mal Olaf Scholz. Hier trifft Berliner Schnauze auf Hamburger Schnack, nordisch trockenes Storytelling auf Berliner Hipster-Lyrik.
Als Moderation und Schiedsrichter arbeiten wir mit unparteiischen Menschen weit entfernt von Volksbühne und Elbphilharmonie. Um die Wogen zu glätten, damit die Slammer*innen sich nicht gegenseitig körperlich, sondern nur verbal verletzen besänftigen wir die erhitzten Gemüter mit ein wenig fantastischer Musik.
Wenn es um diesen jahrhundertelangen Kampf geht, dann ist klar – das wird eine der Shows des Jahres. Lasst uns Geschichte schreiben und möge die bessere Stadt (also Hamburg) gewinnen!
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Bewertungen & Berichte Poetry Slam Städtebattle: Hamburg vs. Berlin
1Stream
Ab jetzt
Komödie von Alan Ayckbourn
Am 25.4. und 1.5. ab 18 Uhr als Stream für 24 Stunden online
Der Komponist Jerome arbeitet besessen an einem großen zeitgenössischen Werk zum Thema „Liebe“. Sein Arbeitsprinzip ist das Sampeln und Modulieren von Alltagsgeräuschen und Sprachfetzen. Alle Räume seiner Wohnung sind mit Mikrofonen bestückt, um ununterbrochen alle Geräusche aufzeichnen zu können. Doch Jerome hat ein Problem: Seit seine Frau und Tochter ihn – nicht zuletzt wegen seines künstlerischen Abhörwahns – verlassen haben, ist sein Schaffen in eine ernste Krise geraten. Ihm fehlt jede Inspiration. Zumindest die geliebte Tochter, so Jerome, müsse er ab und an sehen, um wieder kreativ arbeiten zu können. Bisher allerdings hegen sowohl das Jugendamt als auch seine Ex berechtigte Zweifel an der sozialen Kompetenz des Künstlers. Sie weigern sich, Besuche seiner Tochter zu bewilligen. Also mietet Jerome eine Schauspielerin, die seine neue Verlobte und eine perfekte Hausfrau spielen soll…
Zurück in die Zukunft. Alan Ayckbourns 1988, vor der digitalen Revolution, geschriebene Komödie ist Science Fiction von gestern. Gemessen an dem, was uns seither an häuslicher Technik umgibt, ist es teilweise anrührend naiv. Als theatrale Versuchsanordnung zum Thema Mensch und Maschine, erlebtem Gefühl und reproduzierbarer Geste, entfaltet sie allerdings immer noch eine kaum überbietbare Situationskomik. Höhepunkt dabei ist der immer wieder um- und fehlprogrammierte Roboter GOU 300 F. Ursprünglich zum Babysitten gedacht, später aus Sicherheitsgründen aus dem Verkehr gezogen, leidet der hochkomplexe Androide an chronischer Unterbeschäftigung, da es eben kein Kind mehr zu betreuen gibt. Die mütterliche Maschine füllt diesen Leerlauf im Beschäftigungsprogramm selbständig und irrwitzig auf, indem er/sie/es in ihren/seinen mechanisierten Sprach- und Handlungsformeln Verhaltensmuster der menschlichen Umgebung kopiert. Während Jerome also all seine Lebens-und Liebesgeräusche aufzeichnet, um daraus das perfekte Kunstwerk zu komponieren, eine Schauspielerin sich bei dem Versuch, seine perfekte Geliebte zu spielen, in ihn verliebt, wird all dies wiederum von einem dysfunktionalen Roboter kopiert und karikiert…
Regie: Karin Beier
Bühne: Thomas Dreißigacker
Kostüme: Hannah Petersen
Musik: Jörg Gollasch
Licht: Holger Stellwag
Dramaturgie: Christian Tschirner
Ort
Deutsches SchauSpielHaus
Im Stream Kirchenallee 39
D-20099 Hamburg
Im Stream
Das Schauspielhaus ist die Hauptspielstätte. Der Zuschauerraum des von dem berühmten Architektenpaar Hermann Helmer und Ferdinand Fellner d. J. 1899/1900 erbauten Theaters ist in Rot und Gold gehalten und gilt mit seinen neobarocken Elementen, dem Figurenschmuck und dem roten Gestühl als einer der schönsten Theaterräume Deutschlands.
Neben der großen Bühne finden auch Veranstaltungen im MarmorSaal (1. Rang) und im RangFoyer (2. Rang) sowie im Restaurant Theaterkeller statt.
Dem Deutschen SchauSpielHaus steht eine Phase umfangreicher Sanierungsarbeiten bevor: Die beiden Ränge des denkmalgeschützten Zuschauersaals müssen vollständig entkernt und statisch ertüchtigt werden.
Aufgrund der Baumaßnahmen wird der Spielbetrieb in der Kirchenallee ab 1/5/2018 unterbrochen und die Spielzeitpause verlängert. Die kommende Spielzeit 2018-19 eröffnet Ende Oktober 2018. Bereits am 13/10/2018 startet das Junge SchauSpielHaus sein Programm. Während der Sanierungsarbeiten stehen auch der MalerSaal, das RangFoyer sowie die Große ProbeBühne nicht für Vorstellungen zur Verfügung.
Während der Rangsanierung sind wir mit vielen Gastspielen unterwegs und spielen in Hamburg u.a. auf Kampnagel, im Monsun-Theater oder der Immanuelkirche auf der Veddel.