Mit der Gründung des Sinfonieorchesters am 15. September 1919 war ein wichtiger Grundstein für die Entwicklung des Musiklebens im Münsterland gelegt. Unter seinem ersten Generalmusikdirektor, dem Dirigenten, Komponisten und Musikwissenschaftler Fritz Volbach, erlangte der neugegründete Klangkörper schnell überregionale Bedeutung. Bereits im Jahr 1921 konnte mit Hans Pfitzner einer der führenden Komponisten der Zeit als Gastdirigent verpflichtet werden. 1924 dirigierte Richard Strauss seine Tondichtung "Ein Heldenleben" in Münster.
Einen besonders hohen Leistungsstand entwickelte das Orchester vor allem unter dem Generalmusikdirektor Hans Rosbaud, 1937 bis 1941. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete zunächst Heinz Dressel die Geschicke, dann Robert Wagner. 1955/56 folgte Paul Hindemith einer Einladung und dirigierte ein Konzert mit eigenen Werken.
5. Sinfoniekonzert - Markus Frank / Nils Mönkemeyer
Markus Frank, Musikalische Leitung
Nils Mönkemeyer, Viola
Sinfonieorchester Münster
JOHANN CHRISTIAN BACH (1735–1782): Sinfonie g-Moll op. 6/6
WILLIAM WALTON (1902-1983): Konzert für Viola und Orchester (1929/61)
EDWARD ELGAR (1857–1934): Enigma-Variationen op. 36 (1898)
Der jüngste Bach-Sohn Johann Christian wird der Unterscheidung wegen gerne auch als „Londoner Bach“ bezeichnet, da er dort sein letztes Lebensdrittel verbrachte und seine bedeutendsten Werke komponierte – Musik, die auch auf die reisende Familie Mozart großen Eindruck machte.
William Waltons Violakonzert ist eines der bedeutendsten der insgesamt viel zu wenigen Solowerke für die Bratsche, deren warmen Klang der Brite aufs Herrlichste in Szene setzt, wobei er allerdings dem Spieler auch außerordentliche Virtuosität und Ausdauer abverlangt. Nils Mönkemeyer ist einer der herausragenden Viola-Virtuosen unserer Zeit – ein Vollblutkünstler, den die Ernsthaftigkeit ebenso antreibt wie die pure Lust an der Musik und dessen Enthusiasmus unwiderstehlich in seinen Bann zieht.
Die Idee zu seinen Enigma Variationen kam dem Spätromantiker Edward Elgar beim Improvisieren am Klavier.
„Die Variationen haben mir Spaß gemacht, weil ich sie mit den Spitznamen einiger besonderer Freunde überschrieben habe“, berichtete er. „Es ist ein netter Einfall, und das Ergebnis wird die hinter den Kulissen amüsieren, den Hörer, der davon nichts weiß, aber auch nicht stören.“ Ein grandioses Understatement – machte das Werk Elgar doch weltbekannt!
LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770–1827): Klaviertrio op.11 B-Dur „Gassenhauer-Trio“
ANTON ARENSKY (1861–1906): Klaviertrio Nr. 1 d-Moll op. 32
LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770–1827): Kreutzer Sonate op. 47 (Bearbeitung für Streichquintett)
Antonín Dvořák: Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 Aus der neuen Welt
Großer Beliebtheit erfreuen sich nun schon in der vierten Saison unsere Gesprächskonzerte, die längst unverzichtbarer Bestandteil der Konzertsaison des Sinfonieorchester Münster geworden sind. Der jeweilige Dirigent der Sinfoniekonzerte lädt Sie zu ausgewählten Terminen für eine kompakte Stunde in die Martinikirche ein, wo einzelne Werke des Konzertprogramms aus ganz persönlicher Perspektive erklärt und eingeordnet werden und wo das Publikum Interessantes und Wissenswertes im Detail erfährt.
Was etwa passiert, wenn ein Organist sich an die hehre Gattung „Sinfonie“ wagt? Was ist „amerikanisch“ an Dvořáks 9. Sinfonie – und warum eigentlich? Und was kommt klingend heraus, wenn ein Komponist sich ein Gemälde zur Vorlage für ein sinfonisches Werk nimmt?
Diese und viele weitere Fragen werden in der Reihe „Gesprächskonzerte“ beantwortet und natürlich auch musikalisch belegt. Das Sinfonieorchester Münster spielt die Musik dazu natürlich live, so dass interessierte Klassik-Neulinge ebenso auf ihre Kosten kommen wie passionierte Konzertbesucher*innen. Die einen erhalten einen leichten und lustmachenden Einstieg in die spannende Welt der Orchestermusik, den anderen öffnen sich garantiert auch ganz neue Perspektiven und Klangeindrücke jenseits bekannter Pfade.
Bernhard Brechtold, Tenor
Johannes Hinterholzer, Wiener Horn
Annette Seiler, Fortepiano
JOSEF NETZER (1808–1864): Lebensbild
FRANZ LACHNER (1803–1890): aus den 3 Liedern op. 30
FRANZ SCHUBERT (1797–1828): aus dem Schwanengesang D 935
JOSEF NETZER: An Emma (Friedrich Schiller)
CONRADIN KREUTZER (1780–1849): Das Mühlrad (Ludwig Uhland)
Johann W. Kalliwoda (1801-1866): Heimweh
OTTO NICOLAI (1810–1849): Die Thräne op. 30 (Ignaz Franz Castelli)
FRANZ SCHUBERT: Adagio aus „Fünf Klavierstücke“ D 459a
FRANZ SCHUBERT: Auf dem Strom D 943 (Ludwig Rellstab)
Boris Blacher (1903–1975): Concertante Musik op.10 (1937)
HUGO DISTLER (1908–1942): Konzert für Cembalo und Streichorchester op. 14 (1936)
ANTONÍN DVOŘÁK (1841–1904): Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 Aus der neuen Welt (1893)
Mit der Uraufführung seiner Concertanten Musik erlebte Boris Blacher 1937 in Berlin seinen Durchbruch als Komponist. Das Werk beginnt höchst außergewöhnlich mit einem jazzigen Fagott-Solo und schlägt auch in der Folge so manchen Haken. Erstaunlich genug, dass es trotz seiner Eigenarten als eines der wenigen Werke modernen Zuschnitts im nationalsozialistischen Deutschland gespielt werden durfte.
Weniger Glück hatte der fünf Jahre jüngere Hugo Distler mit seinem Cembalokonzert, das er selbst als „wütend“ bezeichnete und dessen spürbare Doppelbödigkeit – bei aller Programmferne absoluter Konzertmusik – auf vehemente Ablehnung der Nazipresse stieß. Interpretiert wird das Werk von dem jungen Cembalisten Vital Julian Frey, der neben dem typischen Repertoire-Schwerpunkt zwischen Frühbarock und Klassik mit Vorliebe auch moderne Cembalo-Musik oder Flamenco spielt. Ein „altes“ Instrument, mit neuen Ohren gehört!
Antonín Dvořáks berühmte 9. Sinfonie entstand im Rahmen seines Aufenthalts in der „Neuen Welt“, wo er dem amerikanischen Komponistennachwuchs das authentisch-nationale Komponieren beibringen sollte. Lokale Einflüsse melodischer und rhythmischer Art wirkten dabei andersherum auf seine eigene Musik zurück, die nicht zuletzt von der Lebensfreude des US-amerikanischen „Anything goes“ profitiert.
Termine
Sa, 25.2.2023, 11:30 | Ticket
Di, 28.2.2023, 19:30 | Ticket
Mi, 1.3.2023, 19:30 | Ticketund weitere Termine
Golo Berg, Musikalische Leitung
Anna Vinnitskaya, Klavier
Sinfonieorchester Münster
SERGEI RACHMANINOW (1873–1943): Die Toteninsel op. 29 (1909)
SERGEJ RACHMANINOW: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 g-Moll op. 40 (1926/41)
MAX REGER (1873–1916): Vier Tondichtungen nach Arnold Böcklin op. 128 (1913)
Rachmaninow interessierte an Arnold Böcklins Gemälde Die Toteninsel insbesondere die Düsterkeit der Stimmung, die er aus der gewaltigen, abweisenden Form des Insel-Kolosses zog. Wuchtige Klänge und stereotype, unentrinnbar bedrohlich wirkende Bewegungsmuster prägen auch die kompositorische Umsetzung, deren enorme innere Spannung von der ersten Note an spürbar ist.
Rachmaninows 4. und letztes Klavierkonzert wirkt zerrissen zwischen Tradition und Moderne, zwischen russischer Heimat und amerikanischem Exil. Wuchtige Klavierkaskaden und Akkordballungen schlagen als Markenzeichen seiner Klavierkunst dennoch die Brücke.
Anna Vinnitskaya, ein echter Star der jungen Pianistengeneration, ist für diese Musik wie geboren: eine Interpretin, die höchste Virtuosität mit poetischer Tiefe vereint und die ebenso spektakuläre Feuerwerke zu entzünden wie prachtvolle Tongemälde zu malen versteht.
Max Reger wurde im Rahmen seines späten „Ausflugs in die Programmmusik“ zur Komposition der vier Böcklin-Tondichtungen angeregt. Neben der Prämisse, auch bei der Vertonung außermusikalischer Aspekte maximale kompositorische Bravour walten zu lassen, schildert er durchaus en detail so manchen Bildinhalt. Maler und Komponist teilen dabei eine Vorliebe für satte, schwere Farben, die in den Tondichtungen unüberhörbar ist.
Termine
Sa, 25.3.2023, 11:30
Di, 28.3.2023, 19:30
Mi, 29.3.2023, 19:30und weitere Termine
Vive la Bagatelle! – „Von einem kleinen Mann ist alles interessant, und die Kleinigkeiten desselben sind es nicht am wenigsten.“ (Jean Paul)
LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770–1827): Rondo C-Dur op. 51 Nr. 1
LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770–1827): Sieben Bagatellen op. 33
FRANZ SCHUBERT (1797–1828):
Impromptu c-Moll op. 90, 1
Impromptu Es-Dur op. 90, 2
Impromptu Ges-Dur op. 90, 3
Impromptu As-Dur op. 90, 4
LUDWIG VAN BEETHOVEN: Sechs Bagatellen op. 126
LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770–1827): Rondo a capriccio G-Dur op. 129
Attilio Cremonesi, Musikalische Leitung
Anton Tremmel, Choreinstudierung
Wioletta Hebrowska, Alt
Martina Gedeck, Sprecherin
Opernchor des Theater Münster
Sinfonieorchester Münster
ANTONIO VIVALDI (1678–1741): Juditha triumphans (Ausschnitte) für Alt, Chor und Orchester RV 644 (1716)
GEORG ANTON BENDA (1722–1795): Medea – Melodram für Sprecherin und Orchester (1775)
Nicht wenige Komponisten und Dichter haben sich bereits in der Epoche des Barock weiblichen Lichtgestalten der Sagenwelt und der Historie verschrieben. Vivaldi komponierte sein einziges erhaltenes Oratorium Juditha triumphans über die biblische Gestalt der „über die Barbarei des Holofernes triumphierenden Judith“. Keineswegs ein beliebig ausgewählter Stoff übrigens, sondern gedacht und seinerzeit auch verstanden als Allegorie auf den Sieg der Venezianer über die Türken im Rahmen der Schlacht von Korfu.
Eine echte Rarität ist die Medea Georg Anton Bendas, die 1775 am Gothaer Ekhof-Theater entstand. Das Werk ist eines der ersten Melodramen der Musikgeschichte – ein kunstvolles Gebilde, in dem sich gesprochener Text und Musik ergänzen, überlagern und wechselseitig aufpeitschen. Die Sprache muss hier der Musik mit ähnlich extremen Gestaltungsmitteln Paroli bieten, was höchste Dramatik und Pathos bewirkt. Mit Martina Gedeck als Sprecherin bietet zudem eine starke Frau der Musik Paroli – eine Charakterdarstellerin, die zerrissene Figuren auf der Filmleinwand bevorzugt und die sich auch selbst in keine Schublade stecken lässt. Eine Frau für Gänsehautmomente!
Termine
Di, 25.4.2023, 19:30
Mi, 26.4.2023, 19:30
Ort
Theater Münster
Großes Haus Neubrückenstraße 63
D-48143 Münster
GYÖRGY LIGETI (1923–2006): Concert Românesc (1951)
FRÉDÉRIC CHOPIN (1810–1849): Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 f-Moll op. 21 (1830)
SERGEJ RACHMANINOW (1873–1943): Sinfonische Tänze op. 45 (1940)
Anlässlich seines 100. Geburtstags erklingt György Ligetis frühes Concert Românesc, in dem er folkloristische Materialien kunstvoll reflektiert. Heute unvorstellbar, wurde das Werk im ungarischen Sozialismus als nonkonform verboten.
Chopins offiziell zweites, chronologisch jedoch zuerst entstandenes Klavierkonzert komponierte er im Alter von neunzehn Jahren zum eigenen Gebrauch – und das, obwohl die große Konzertbühne ihm entsetzliches Lampenfieber verursachte. Chopin gelang hier ein romantisches Klavierkonzert ganz neuer Art, das neben brillanter Virtuosität auch mit bis dato unbekannten Klangwirkungen fasziniert. Shagajegh Nosrati, 1989 in Bochum geboren, gestaltet den Solopart – eine ausgesprochen vielseitige Pianistin, die international für den feinsinnigen Nuancenreichtum ihres Spiels ebenso wie für ihr musikantisches Temperament gefeiert wird.
Rachmaninows Sinfonische Tänze strafen trotz der scheinbar leichtgewichtigen Form das Zerrbild des russischen „Salonromantikers“ Lügen. Entstanden als sein letztes Werk in der amerikanischen Emigration, reflektieren sie wie durch einen Schleier die wehmütigen Erinnerungen an seine Heimat – Klänge, für die die kraftstrotzenden USA auf der Suche nach Helden nur wenig Verständnis aufbrachten.
Termine
Di, 16.5.2023, 19:30
Mi, 17.5.2023, 19:30
So, 21.5.2023, 18:00
Golo Berg, Musikalische Leitung
Anton Tremmel, Choreinstudierung
Opernchor des Theater Münster
Sinfonieorchester Münster
ARVO PÄRT (*1935): Te Deum für drei Chöre, Klavier, Streichorchester und Tonband (1985)
ANTON BRUCKNER (1824–1896): Sinfonie Nr. 3 d-Moll WAB 103 (1873)
„Das Te Deum war die Suche nach etwas ständig Entgleitendem, nach etwas, was längst verloren ist oder noch nicht gefunden, die Suche nach etwas vermeintlich nicht Bestehendem und dennoch real Seienden in uns selbst und auch außerhalb unserer Existenzen“, schreibt der estnische Komponist Arvo Pärt über seine 1985 entstandene Komposition. Ein Werk, das sich dem Lob an Bedeutsames, vielleicht Absolutes hingibt – an etwas, das dennoch un(be)greifbar bleibt.
Bruckners 3. Sinfonie war selbst für den ständig an sich und seinen Werken zweifelnden Komponisten ein echtes Schmerzenskind. Dem hochverehrten Richard Wagner gewidmet, war die erste Fassung noch voller Zitate – Stellen, die in der Überarbeitung jedoch eliminiert und geglättet wurden, bevor die dritte Version das Werk erneut komprimierte. Auch wenn die Uraufführung ein Fiasko war: In der „Dritten“ hat Bruckner zu einem echten Personalstil gefunden, der das Beste aus dem Schaffen der Vorgänger aufgreift und der zu jener großformatigen Bogenarchitektur findet, für die Buckner noch heute steht.
Termin
Sa, 27.5.2023, 18:30
Ort
Mutterhauskirche der Franziskanerinnen
Sankt-Mauritz-Freiheit 44
D-48145 Münster
Mit der Gründung des Sinfonieorchesters am 15. September 1919 war ein wichtiger Grundstein für die Entwicklung des Musiklebens im Münsterland gelegt. Unter seinem ersten Generalmusikdirektor, dem Dirigenten, Komponisten und Musikwissenschaftler Fritz Volbach, erlangte der neugegründete Klangkörper schnell überregionale Bedeutung. Bereits im Jahr 1921 konnte mit Hans Pfitzner einer der führenden Komponisten der Zeit als Gastdirigent verpflichtet werden. 1924 dirigierte Richard Strauss seine Tondichtung "Ein Heldenleben" in Münster.
Einen besonders hohen Leistungsstand entwickelte das Orchester vor allem unter dem Generalmusikdirektor Hans Rosbaud, 1937 bis 1941. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete zunächst Heinz Dressel die Geschicke, dann Robert Wagner. 1955/56 folgte Paul Hindemith einer Einladung und dirigierte ein Konzert mit eigenen Werken. Theaterkasse
dienstags bis freitags 10:00 -19:30 Uhr
samstags 10:00 -14:00 Uhr
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