Das Gewandhausorchester ist das älteste bürgerliche Sinfonieorchester der Welt. Keimzelle des Orchesters war die 1743 von 16 Adligen und Bürgern gegründete Konzertgesellschaft »Das Große Concert«. Mit dem Umzug in die Gewerbehalle der Tuchmacher im Jahre 1781 erhielt das Ensemble seinen ersten hochwertigen Konzertsaal und den Namen »Gewandhausorchester«.
Berühmt ist das Orchester vor allem für seinen unverwechselbaren warmen und dunklen Klang, der es von vielen anderen großen Orchestern deutlich abhebt. Diese singuläre Klangfarbe und die breite Repertoire-Vielfalt kultiviert das Orchester bei nahezu 300 Auftritten jährlich in seinen drei Leipziger Spielstätten: Es ist das Konzertorchester des Gewandhauses, das Orchester der Oper Leipzig und das Ensemble, das wöchentlich in der Thomaskirche die Bach-Kantaten gemeinsam mit dem Thomanerchor gestaltet.
Kontakt
Gewandhausorchester
Gewandhaus zu Leipzig Augustusplatz 8 D-04109Leipzig
Gewandhausorchester
David Robertson, Dirigent
Christian Tetzlaff, Violine
Ludwig van Beethoven: Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61
John Adams: Harmonielehre
HARMONIEFÜLLE
Wirklich verheißungsvoll klingt der Werktitel nicht. Wer benennt schon ein Kunstwerk nach der verhassten andwerklichen Seite, die eher im Verborgenen wirken soll? Bei John Adams drängt sie in den Vordergrund. Die tönende Harmonielehre des regelmäßig Begeisterungsstürme entfachenden Amerikaners stellt dem einflussreichen Lehrbuch des Kollegen Arnold Schönberg, für dessen Zwölftontechnik Adams wenig übrighatte, ein Bekenntnis zur Tonalität entgegen. Das 1985 uraufgeführte dreiteilige Orchesterwerk fusioniert spätromantische Harmonik mit Verfahren der Minimal Music.
TÖNENDE TRAUMBILDER
Das Experiment liefert wunderbare Kantilenen, lustvoll gehüllt in Wohlklang und umrahmt von wuchtigen Anfangs- und Schlussakkorden. Nach Aussage des Komponisten ist die Musik von surrealen Traumbildern inspiriert. Der elegische Mittelsatz Die Wunde des Amfortas resultiert aus Adams’ Beschäftigung mit Schriften C. G. Jungs zu mittelalterlichen Mythologien und zum Charakter von Amfortas. Dessen Auftritt im musikalischen Gewand Richard Wagners hallt nach in Adams’ traditionsverwurzelter Musik, an der auch Mahler und Sibelius nicht spurlos vorübergegangen sind.
Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck
Termine
Do, 16.2.2023, 20:00
Fr, 17.2.2023, 20:00
Ort
Gewandhaus zu Leipzig
Großer Saal Augustusplatz 8
D-04109 Leipzig
Gewandhausorchester / Andris Nelsons / MDR-Rundfunkchor
Gewandhausorchester
Andris Nelsons, Dirigent
MDR-Rundfunkchor
Julia Kleiter, Sopran
Wiebke Lehmkuhl, Alt
Werner Güra, Tenor
Christian Gerhaher, Bariton
Felix Mendelssohn Bartholdy: Oratorium "Paulus" op. 36 MWV A 14
PAULUSJAHRE
Unter den Zeitgenossen herrschte einhellige Begeisterung: Selten ist ein musikalisches Werk überall mit so allgemeinem Enthusiasmus begrüsst worden, als der »Paulus« Mendelssohn-Bartholdy’s. Noch seltner hat ein Werk die Kenner mit gleicher Hochachtung vor der tiefen Kenntniss des Technischen, die Künstler mit gleicher Verehrung der grossen Gewandtheit und Leichtigkeit der Form, die Dilettanten mit gleicher Bewunderung der Würde und Erhabenheit, die Laien mit gleichem Staunen über den wunderbaren und unerklärlichen Eindruck dieser Musik erfüllt. Der umjubelten Uraufführung folgte ein internationaler Siegeszug, die Erfolgswelle schwappte bis nach Russland und in die USA. Mendelssohns früher Biograph Wilhelm Adolf Lampadius resümierte: Übrigens hat kein Kunstwerk in so kurzer Zeit wie der Paulus allerwärts Eingang gefunden. Man könnte die beiden Jahre 1837 und 1838 in der Geschichte der Musik geradezu die Paulusjahre nennen.
WERK DES FRIEDENS UND DER L IEBE
Der Theologe und Jugendfreund Julius Schubring, der als Pastor in Dessau tätig war, und der Orientalist Julius Fürst unterstützten Mendelssohn bei der Arbeit am Libretto und halfen bei der Auswahl der Choräle und Bibelstellen. Die endgültige Textfassung entstand in Verbindung mit der Musik. Mendelssohn hatte beim Komponieren stets die Bibel zur Hand. Für die Uraufführung zur Eröffnung des Niederrheinischen Musikfests 1836 wurden 172 Orchestermusiker verpflichtet; unter den 24 Violoncelli strich Felix’ Bruder Paul mit, als Konzertmeister war Ferdinand David vom Gewandhausorchester angereist. 356 Chorsänger – insbesondere 108 Bässe – sorgten für vokale Klangfülle. Im Alt sang Felix’ Schwester Fanny, die das neue Oratorium bereits für ihre Sonntagsmusiken in Berlin einstudierte. Die Besucher strömten in Massen, Kenner kamen von weither. In Mendelssohns Oratorium wirst Du zum Glauben und zur Hoffnung gestimmt und lernst deine Menschen wieder lieben, befand Robert Schumann. Es ist der Paulus ein Werk der reinsten Art, eines des Friedens und der Liebe.
Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck
Termine
Do, 23.2.2023, 20:00
Fr, 24.2.2023, 20:00
So, 26.2.2023, 11:00
Ort
Gewandhaus zu Leipzig
Großer Saal Augustusplatz 8
D-04109 Leipzig
Sofia Gubaidulina: Der Zorn Gottes
Anton Bruckner: 7. Sinfonie E-Dur WAB 107
DER ALTE ZORN
Es schien, als laste ein Fluch auf dem jüngsten Orchesterwerk der Gewandhauskomponistin Sofia Gubaidulina. Darf man ungestraft »Der Zorn Gottes« über ein Musikstück schreiben? Und es dann auch noch »dem großen Beethoven« widmen? Ein ums andere Mal mussten Uraufführungstermine verschoben werden, weil die streng gläubige, gewissenhafte Künstlerin noch mit den Tönen rang und Pandemiewellen über die Menschheit hereinbrachen. Die Premiere fand schließlich – ohne Publikum – in Wien statt. Mittlerweile hat das Gewandhausorchester den Zorn Gottes auf Tonträger gebannt. Doch was wird geschehen, wenn diese gewaltige Musik uns live heimsucht, wenn der Zorn Gottes ohne mäßigenden Lautstärkeregler wütet ...?
DER NEUE BUND
In Anton Bruckner findet Gubaidulina einen vorzeitigen Geistesgenossen, einen gottesfürchtigen Mystiker mit Sinn für erhabene Momente, für heilige Handlungen, für ausgeklügelte Zahlenordnungen, für leises Raunen am Rande des Nichts, für atemberaubende Steigerungen und allgewaltige Klangorgien. Seine Siebte, vom Gewandhausorchester unter Nikisch uraufgeführt und seitdem unverzichtbar auf unserem Spielplan, wird wirken wie nie. Neue Bedeutung wird dem beliebten Werk zuwachsen. Nachdem sich Gottes Zorn entladen hat, sendet sie tönende Zeichen der Versöhnung.
Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck
Termine
Do, 2.3.2023, 20:00
Fr, 3.3.2023, 20:00
Ort
Gewandhaus zu Leipzig
Großer Saal Augustusplatz 8
D-04109 Leipzig
Gewandhausorchester / Andris Nelsons / Chor des Bayerischen Rundfunks
Gewandhausorchester
Andris Nelsons, Dirigent
Chor des Bayerischen Rundfunks
Julia Kleiter, Sopran
Christian Gerhaher, Bariton
Johannes Brahms: Ein deutsches Requiem op. 45
ZEITLICH
In vollständiger Gestalt erlebte Brahms’ Deutsches Requiem am 18. Februar 1869 in Leipzig unter Carl Reinecke mit dem neu begründeten Gewandhauschor seine Uraufführung. Das Publikum rang sich am Ende des musikalischen Marathons mit Werken von Gade, Bruch und Mozart nur matten Applaus ab. Max Bruch berichtete dem abwesenden Kollegen Brahms: Der Chor war nicht sehr stark, aber präzis und schlagfertig, das Orchester wie immer vortrefflich. Spätere Erfolge des Werks hatten zur Konsequenz, dass man Brahms zum Thomaskantor berufen wollte (trotz einiger Bedenken aufgrund seines profanen Freuden nicht abholden Lebenswandels). Doch darauf ließ sich Brahms, der mittlerweile feste Anstellungen mied, nicht ein.
EWIG
Unzählige Komponisten haben die lateinische Totenmesse in Musik gesetzt. Brahms übernimmt aus dieser Tradition nur den Titel »Requiem« – sonst nichts. Der lateinische Introitus, der im Titel anklingt, kommt nicht vor. In der Auswahl deutscher Bibelworte aus altem und neuem Testament nimmt Brahms eine außergewöhnliche Ausrichtung vor: Sein Deutsches Requiem ist ein Werk der Verheißung und Verwandlung. Es verheißt die Zukunft des Herrn; es handelt von der Verwandlung des Zeitlichen ins Ewige. In allen sieben Sätzen wandelt sich Leid, Tod und Vergänglichkeit in Trost, Leben und Ewigkeit.
TÄGLICH
Bereits 1884 warf das Deutsche Requiem Fragen auf, die heute relevanter sind denn je: Ist die Kunst ein Ding des Luxus? Die Kunst, die uns mit einer höheren Welt in Verbindung bringt? ist solche Musik nur für sogenannte »Musikalische«? Nein, und abermals nein! Die Kunst sei jedermanns Sache; sie soll dem Menschen das Notwendigste nach dem täglichen Brote, nach Erfüllung seiner häuslichen und öffentlichen Pflichten sein. Sie kann nicht seine Religion, aber die Schwester seiner Religion sein.
Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck
Termine
Do, 9.3.2023, 20:00
Fr, 10.3.2023, 20:00
Ort
Gewandhaus zu Leipzig
Großer Saal Augustusplatz 8
D-04109 Leipzig
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Konzert
Gewandhausorchester / Andris Nelsons / Gautier Capuçon
Gewandhausorchester
Andris Nelsons, Dirigent
Gautier Capuçon, Violoncello
Johann Sebastian Bach: 3. Orchestersuite D-Dur BWV 1068 (Bearbeitung von Felix Mendelssohn Bartholdy)
Thierry Escaich: Les Chants de l'Aube für Violoncello und Orchester
(Uraufführung, Auftragswerk des Gewandhausorchesters und des Boston Symphony Orchestra)
Robert Schumann: 2. Sinfonie C-Dur op. 61
ILLUMINIERT
Johann Sebastian Bachs solenne Music, unter Trompeten und Paucken eröffnete mit hoher Wahrscheinlichkeit eines der jährlichen Leipziger Feste zum Namenstag Augusts des Starken im Gartenlokal des Cafétiers Gottfried Zimmermann – bey einer Illumination, wie berichtet wird. Felix Mendelssohn Bartholdy gehörte zu den ersten, die das Werk im 19. Jahrhundert »konzertsaalfähig« machten. Er kannte die Orchestersuite von klein auf – eine Handschrift befand sich in Familienbesitz – und spielte sie genau 100 Jahre nach Bachs Leipziger Aufführung 1830 für Goethe am Klavier. Zur Aufführung im Abonnement-Concert zu Leipzig den 15ten Februar 1838 vereinfachte Mendelssohn die hohen Trompetenpartien, weil dieselben meist für die Aufführung zu schwer, ja unspielbar waren und ergänzte zwei Klarinetten.
ENTHÜLLT
Am 23. April 1843 konnte man Bachs 3. Orchestersuite noch einmal mit dem Gewandhausorchester unter Mendelssohns Leitung erleben. Der ganze Tag stand im Zeichen Bachs, dem in Leipzig auf Initiative Mendelssohns der erste Denkstein weltweit enthüllt wurde. Ein weiteres Mal erklang Bachs Suite am 18. Februar 1847 im letzten Konzert, das Mendelssohn im Gewandhaus zu Leipzig dirigierte.
EINGERÜHRT
Mendelssohns Bach-Begeisterung beflügelte auch sein Umfeld. Schumanns 2. Sinfonie ergeht sich in Kontrapunkt, Zitaten und B-a-c-h-Anspielungen. Mendelssohn, der bereits Schumanns 1. Sinfonie aus der Taufe gehoben hatte, brachte die Zweite 1846 im Gewandhaus zur Uraufführung und fand darin auch manches Versatzstück eigener Kompositionen wieder. Im Umfeld der Premiere kam es zu Verstimmungen zwischen den beiden: Schumann, der die Noten erst wenige Tage vor dem Konzert fertigstellte, gab Mendelssohn die Schuld am mäßigen Erfolg. Der wiederum ärgerte sich über die »hässliche Geschichte« eines gegen ihn gerichteten antisemitischen Zeitungsartikels, die ihm Schumann »eingerührt« habe. Die Bewunderung für Bach ist über alle Differenzen und Dissonanzen erhaben, und erfasst unvermindert Komponisten unserer Tage wie den begnadeten Pariser Orgelvirtuosen Thierry Escaich.
Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck
Termine
Do, 16.3.2023, 20:00
Fr, 17.3.2023, 20:00
Ort
Gewandhaus zu Leipzig
Großer Saal Augustusplatz 8
D-04109 Leipzig
ZUM ERSTEN, ZUM ZWEITEN, UND ... ?
Mahlers sinfonischste Sinfonie beginnt voller Tatendrang, birgt Inseln des Wohlklangs und der Kantabilität. Doch der Beiname Die Tragische lenkt die Aufmerksamkeit auf den erschütternden Schluss: Im letzten Satz beschreibt er sich und seinen Untergang oder, wie er später sagte, den seines Helden. »Der Held, der drei Schicksalsschläge bekommt, von denen ihn der dritte fällt, wie ein Baum.« Dies Mahlers Worte. Behauptet Alma. Doch der dritte Schlag – in der Uraufführung noch vollstreckt – bleibt in der Druckfassung aus. Und birgt nicht jeder Hieb in seiner zerstörerischen Wucht auch das Potenzial zum Befreiungsschlag?
KENNT KUNST DIE ZUKUNFT?
Ahnt der sensible Künstler Zukünftiges? Nein. Prophetisch sind Töne nur im Rückblick. Musik weiß zwar immer mehr als der Komponist, mehr als jeder Interpret oder Forscher. Doch Zukunft lässt sich aus Noten so wenig ablesen wie aus Vogelflug, Kaffeesatz oder Sternen. Nach dem
Ersten Weltkrieg wurde das Werk als Vorahnung dieser Menschheitskatastrophe verstanden – zur Entstehungszeit wäre keiner darauf gekommen. Mahler hatte als Direktor und Kapellmeister der Wiener Hofoper eine der bedeutendsten Stellungen des Musiklebens inne und genoss sein Glück als Familienvater: Damals aber war er heiter, seines großen Werkes bewusst und seine Zweige grünten und blühten.
FINALE MIT DURCHSCHLAGSKRAFT
Helle, hoffnungsfrohe Momente scheinen auch im Finale auf. Die musikalischen Gedanken Mahlers, des stupenden Repertoire-Kenners, schweifen zu Mendelssohn, Schubert und Bruckner, flüchtig zieht Herdenglockengeläut vorüber. Dann braut sich ein Crescendo zusammen, die Musik gewinnt rasend schnell an Intensität und verdichtet sich zum schicksalshaft übermächtigen Schlag. Kein Musikinstrument markiert den Höhe- und Wendepunkt – einen Hammer verlangt Mahler, mit kurzem, mächtig, aber dumpf hallendem Schlag von nicht metallischem Charakter. Später ergänzte er, die Brutalität des akustischen und optischen Effekts noch steigernd: wie ein Axthieb. Mahler fordert das erschreckend Unmusikalische, absolut Außerordentliche und Sinnbildliche. Wenn er könnte, hätte er an dieser Stelle ein Erdbeben verlangt.
Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck
Termine
Do, 20.4.2023, 20:00
Fr, 21.4.2023, 20:00
Ort
Gewandhaus zu Leipzig
Großer Saal Augustusplatz 8
D-04109 Leipzig
Franz Schubert: 6. Sinfonie C-Dur D 589
Franz Berwald: 2. Sinfonie D-Dur ("Capricieuse")
KLEIN UND GEMEIN
Freunde boshaft-spitzzüngiger Rezensionen wird Berwalds Resonanz in der Musikpresse seiner Zeit beglücken. Der faszinierende Abwechslungsreichtum seiner Musik erweckte den Eindruck, sich bald in der Kirche zu befinden, bald im Tanzsaal, bald in Arkadien unter Schafen und Hirtinnen. Demselben Kritiker schien es, als hätte Herr Berwald, nach Originalität jagend und nur bestrebt, mit großen Effekten zu imponieren, absichtlich alles Melodiöse aus seinen Kompositionen verbannt. Ein anderer Beckmesser bedenkt Berwalds Musik mit dem zweifelhaften Lob, sie könne zumindest den Satz unter Beweis stellen, dass alle Arbeit vergebens ist, wo der Geist fehlt. Und Mendelssohn, dessen Musik derjenigen Berwalds nicht unähnlich ist und der Schuberts Sinfonien zum Durchbruch im Konzertsaal verhalf, bedauerte brieflich, dass Berwald nichts Eigenes schafft, sondern stückeweise geborgte Gedanken vorbringt, und sie durch allerlei Seltsamkeiten neu zu machen sucht.
GROSS UND FAMOS
Und der Komponist selbst? Berwald blieb unverbesserlich originell und empfahl angehenden Kollegen, sich bei neuen Werken stets zu fragen: Liegt ein eigentümlicher Hauch darin? Ist das melodische Element selbständiger Art? Hat vielleicht der Rhythmus irgendein eigentümliches Gepräge? Nein? Dann nimm das ganze Produkt und wirf es in das alles verschlingende Meer der Vergessenheit. Wie strikt sich Berwald selbst an diese Maxime hielt, demonstriert die 2. Sinfonie Capricieuse vom energischen Auftakt bis zum rauschenden Schluss. Die Sinfonien seines früh verstorbenen Zeitgenossen Franz Schubert kenterten ebenfalls unverschuldet im Meer der Vergessenheit – bis Mendelssohn mutig den Schatz der Großen C-Dur-Sinfonie hob. Schubert selbst hatte den Titel Große Sinfonie in C an eine frühere Sinfonie derselben Tonart vergeben, die mit augenzwinkerndem Witz die posthume Unterschätzung als vermeintlich Kleine lustvoll widerlegt.
Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck
Termine
Do, 27.4.2023, 20:00
Fr, 28.4.2023, 20:00
So, 30.4.2023, 11:00
Ort
Gewandhaus zu Leipzig
Großer Saal Augustusplatz 8
D-04109 Leipzig
Das Gewandhausorchester ist das älteste bürgerliche Sinfonieorchester der Welt. Keimzelle des Orchesters war die 1743 von 16 Adligen und Bürgern gegründete Konzertgesellschaft »Das Große Concert«. Mit dem Umzug in die Gewerbehalle der Tuchmacher im Jahre 1781 erhielt das Ensemble seinen ersten hochwertigen Konzertsaal und den Namen »Gewandhausorchester«.
Berühmt ist das Orchester vor allem für seinen unverwechselbaren warmen und dunklen Klang, der es von vielen anderen großen Orchestern deutlich abhebt. Diese singuläre Klangfarbe und die breite Repertoire-Vielfalt kultiviert das Orchester bei nahezu 300 Auftritten jährlich in seinen drei Leipziger Spielstätten: Es ist das Konzertorchester des Gewandhauses, das Orchester der Oper Leipzig und das Ensemble, das wöchentlich in der Thomaskirche die Bach-Kantaten gemeinsam mit dem Thomanerchor gestaltet.
Kontakt
Gewandhaus zu Leipzig
Augustusplatz 8
D-04109 Leipzig